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05.06.2012 um 08:06 Uhr
Ultra-Interview 1-1
Wenn man in letzter Zeit, so seit ca. einem Jahr, über Fußball redet, dann kommt man an einem bestimmten Thema kaum noch vorbei: die Ultras.
Für den einen ein unverzichtbarer Teil der Stimmung im Stadion, für den anderen ziemlich überflüssig.
Selbst in die abendlichen Talkshows hat es das Thema schon geschafft. Und man kann kaum noch spucken ohne jemanden zu treffen, der sich nicht schon zu dem Thema geäußert hat.


Der Ultra wie man ihn kennt. Oder zu kennen glaubt.

Nur eine Seite ist in der Diskussion erstaunlich unterrepräsentiert. Die Ultras selbst. Also dachte ich mir, es wird Zeit, das ein wenig zu ändern.

Und so hab ich nach einiger Zeit mal wieder meinen Stift und Block eingepackt und bin raus in die Weite Welt. Und zwar, um mich mit Andi, Norman und Manni von der USM, der UltraSzene Mainz getroffen um die doch einfach mal zu fragen, was sie eigentlich so machen, was ein Ultra ist und ob Gewalt wirklich ein solches Problem in der Szene ist.

Here is what happened...

Anmerkung: Das Interview wurde vor der Rauchwand von Köln und dem Pyroregen von Düsseldorf aufgenommen und kann daher auf diese Themen nicht eingehen!

Hallo! Zunächst mal eine ganz generelle Frage. Was ist ein Ultra?

Norman: Das ist eigentlich von Region zu Region unterschiedlich. Es können Leute sein, die sich viel um die Stimmung im Block kümmern, aber auch Leute, die mehr die fanpolitischen Themen bearbeiten.

Und wie wird man bei euch Mitglied?

Manni: Da gibt es verschiedene Strukturen. Zum einen gibt es die Szene Mainz, bei der jeder Mitglied werden kann, daneben gibt es die Subciety Mainz als eine Art Jugendgruppe der USM und von dort werden dann die Leute ausgewählt, bei denen man denkt, dass sie menschlich und von der Einstellung her zu uns passen würden.

Andi: Es hat natürlich auch etwas mit dem Alter zu tun. Wir sind zum Beispiel eine recht junge Szene und müssen deswegen auch Wert darauf legen, dass die Leute, die zu uns stoßen auch richtig herangeführt werden. Wenn es jetzt aber einen gibt, der schon 25 Jahre alt ist, der wird im Zweifel diese Stufen nicht durchlaufen müssen.

Norman: Es geht ja auch um Vorbeugung, damit sich keiner groß mit dem Namen von uns profiliert und dann im Internet oder auf dem Schulhof Ansichten mit unserem Namen vertritt, die wir so eigentlich gar nicht vertreten.

Aber man kann sagen, ihr kommt auf die Leute zu?

Norman: Ja. Die Intention, in die Szene Mainz einzutreten haben die Leute selbst, aber dann zur USM oder zur Subciety zu stoßen, das wird von den Mitgliedern entschieden.

Andi: Wobei es auch genug Leute gibt, die in der Szene sind um uns eben auch finanziell zu unterstützen.

Wie seid ihr organisiert?

Norman: Als Ultragruppen gibt es einmal uns, die USM, dann die Meenzer Metzger und die Handkäsmafia. Wobei wir die größte und zentrale Ultragruppe stellen.

Manni: Und wir entwickeln uns auch personell weiter im Gegensatz zu den anderen Gruppen.

Andi: Dabei spielt natürlich auch eine Rolle, dass wir auch die attraktivste Gruppe sind, da wir direkt hinerm dem Tor stehen und sozusagen das zentrale Element bilden. Aber so eine exakte Trennung gibt es eigentlich nicht, wir arbeiten alle viel zusammen.

Norman: Nein, feste Trennung gibt es wirklich nicht. Es gibt auch viele, die jetzt nicht bei uns Mitglied sind, aber trotzdem entweder bei uns mitarbeiten oder uns unterstützen. Sowohl von anderen Fanclubs als auch von Leuten, die komplett ungebunden sind. Wir sind da keine verschworene Einheit.

Andi: Der Unterschied ist nur, bei den meisten anderen wird hauptsächlich geredet, bei uns wird auch was gemacht! Das ist so der Kernpunkt.

Wie unterscheidet sich ein Ultra von einem normalen Fan?


Norman: Das ist davon abhängig, was man im Stadion macht. Wir unterstützen die Mannschaft mit Fahnen, proben wochenlang Choreos, wir leben auch unter der Woche viel in der Gruppe und machen uns permanent Gedanken, was man im Stadion machen könnte. Das macht es für mich aus.

Manni: Aber es sind nicht nur Fahnen oder Choreos, Fanpolitik gehört auch dazu wie z.B. die Pyrokampagne, in der wir wirklich lösungsorientiert arbeiten.

Norman: Und die Leidenschaft, die wir mitbringen ist eine andere. Man sieht es ja immer, da wo die Ultras stehen wird gesungen, da rasten die Leute aus und gehen richtig in der Stimmung auf.

Andi: Und wir nehmen es uns auch heraus, mal zu sagen wenn uns etwas nicht gefällt. Wir setzen uns einfach mit mehr Dingen auseinander als der „normale" Fan. Damit eckt man aber auch ab und zu an, aber das gehört ja auch dazu.

Nehmt ihr den Verein damit nicht auch manchmal in Geißelhaft?

Andi: Es geht in erster Linie darum, dass der Verein erfolgreich ist. Das hat nicht das Geringste mit Geißelhaft zu tun und ist auch nie unser Ziel!

Manni: Es ist nur, wenn uns etwas nicht passt oder wenn aus unserer Sicht etwas nicht richtig läuft, dann sehen wir uns auch in der Pflicht da etwas zu sagen und darauf hinzuweisen und aufzuklären. Das hat aber nichts mit Machtspielchen zu tun!

Andi: Beispiel Stimmungsboykott. Dabei geht es ja darum, dass die da unten begreifen sollen, dass etwas passieren muss und dass eben nicht alles toll ist. Wir wollen dem Verein damit nicht schaden, aber wenn wir so etwas nicht machen dürften, dann bräuchte man eigentlich auch keine Demonstrationen mehr machen, denn nichts anderes ist sowas an sich, eine Demonstration.

Norman: Gerade einen Boykott macht auch keine Gruppe leichtfertig. Wir hatten letzte Saison auf Schalke einen Boykott aufgrund der abnormal hohen Stehplatzpreise. Das ist uns auch echt schwer gefallen und hat uns auch weh getan. Natürlich treffen wir auch unser eigenes Team mit einem solchen entschluss da ihnen in der Fremde dann die Unterstützung fehlt und die Unterstützung ist wohl das größte Anliegen einer Ultragruppe, dennoch war es der richtige Weg.

Andi: Wir haben das damals vor dem Spiel auch der Mannschaft gesagt und Christian Wetklo hat zuerst gefragt, warum wir das denn machen würden weil es ja ein unheimlich wichtiges Spiel für den Verein und für uns war. Nachdem wir ihm den Anlass erklärt haben hatte er vollstes Verständnis dafür. Auch der Präsident Harald Strutz hat sofort auf Schalke angerufen und gefragt, was das mit den Preisen soll. Also auch der Verein hat uns bei unserem Anliegen zugestimmt und auch erst durch uns realisiert, dass es da ein Problem gibt.

Teil 2: Spielt Gewalt eine Rolle?
Aufrufe: 16634 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 8 | Erstellt:05.06.2012
ø 8.3
KOMMENTARE
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Bailey
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05.06.2012 | 08:18 Uhr
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Bailey : 
05.06.2012 | 08:18 Uhr
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Bailey : 
Kommentare bitte unter Teil 2. Danke.
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