12.06.2012 um 08:36 Uhr
Ultra Interview 2-1
Wie ist denn euer Verhältnis zur Polizei?
Manni: Naja, die Polizei als solches gibt es ja nicht. Da muss man auch differenzieren. Es gibt die BFE-Einheiten, die nur für Repression zuständig sind und auch kein Interesse an einem Dialog haben. Dann gibt es noch die SKB, aber bei denen fehlt irgendwie der Sinn. Die sollen zwar für die Kommunikation mit uns da sein, aber wenn man zu einem hingeht erzählt der einem, dass dies nicht sein Zuständigkeitsbereich ist und er nichts machen könne.
Norman: Bei Auswärtsspielen. Bei Heimspielen funktioniert das bei uns ganz gut. Aber auch noch verbesserungswürdig. In Hannover gibt es beispielsweise Konfliktteams, die gezielt den Dialog mit uns suchen und die restliche Polizei hält sich erstmal zurück. Das wirkt gleich offener und deeskalierender. In anderen Städten kann man nichtmal ohne Polizei was zu trinken holen.
Also ist das polizeiliche Vorgehen Teil des Problems?
Andi: Mir fehlt einfach das Augenmaß beim polizeilichen Vorgehen. Es gibt meist nur ganz oder gar nicht. Da darf man auch nicht sagen, dass es solche und solche gibt, denn das darf es eigentlich nicht gegeben. Diese Leute werden ausgebildet und mental geschult, damit sie nach Recht und Gesetz handeln und damit sie in einer gewissen Drucksituation auch damit umgehen können. Und das ist leider oft nicht der Fall.
Norman: Ein großer Punkt ist auch die Kennzeichnungspflicht für Polizisten. Wenn heute einer von denen sich daneben benimmt, dann ist er für uns nicht identifizierbar. Andersrum schon. Es muss ja nicht der Name auf der Uniform stehen, es reicht ja auch eine einmalig vergebene Nummer, die dann zugeordnet werden kann. Das wäre auch eine vertrauensbildende Maßnahme.
Manni: Auf jeden Fall trägt auch das Verhalten der Polizei uns gegenüber dazu bei, dass manche sich zunehmend radikalisieren. Man wird in eine Ecke gedrängt und irgendwann fehlt einem der Ausweg.
Norman: Ja, es ist ein gewissen Ohnmachtsgefühl gegenüber der Polizei. Von uns geht keiner mit dem Ziel ins Stadion, dort Randale zu machen. Aber das ist der Polizei eigentlich egal, das interessiert die gar nicht was wir eigentlich machen oder was wir wollen. Die sind auf Krawall eingestellt, also muss es auch dazu kommen. Dialog: Fehlanzeige. Man ist nur noch Gefahrenpotential und kein Mensch mehr.
Ihr habt also den Eindruck, die Polizei weiß gar nicht, mit was sie es zu tun hat?
Norman: In gewisser Weise ja. Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft sprach in einem Interview z.B. von „sogenannten Fanprojekten", hatte also erkennbar keine Ahnung, was wir sind, was ein Fanprojekt ist und so weiter. Das zeigt ja schon, dass die Bereitschaft der Polizei sich da auch auf uns einzulassen recht gering ist.
Andi: Die Polizei hat aber auch kein Interesse daran etwas zu ändern. Schon beim Fankongress jetzt in Berlin war die Polizei eingeladen, hat es aber nicht geschafft auch nur einen Vertreter zu schicken. Nur zur Abschlussveranstaltung, da haben sie eine Einsatzhundertschaft geschickt. Warum weiß keiner.
Norman: Dafür kommt dann im Polizeispiegel wieder ein Artikel über das Gefahrenpotential.
Manni: Teilweise werden dort auch einfach Lügen verbreitet. Muss man leider so drastisch sagen. Es gibt einem Artikel aus der GdP-Zeitung von Olaf Kühl, in dem der Autor ein Punktesystem beschreibt, nachdem wir unsere Mitglieder aufnehmen würden. Also wer einen Polizisten zusammenschlägt bekommt soundsoviele Punkte. Das ist reine Fantasie! Das ist nicht nur Unwissenheit, das ist einfach erfunden!
Norman: Letztens kam auch der Vergleich, dass Ultras wie radikale Muslime seinen.
Manni: Die Vorbeter wie einen Imam hätten und so weiter. Das ist doch verrückt. Nicht nur, dass er keine Ahnung hat wie wir funktionieren, er benutzt auch noch ein rassistisches Muslimbild um uns zu diffamieren.
Andi: Wobei man auch sagen muss, dass sich das seit dem Fankongress auch im Hinblick auf die Polizei etwas geändert hat oder im Moment ändert, dass auch die Polizei jetzt mal kritisch gesehen wird. Aber um da nachhaltig etwas zu verändern reicht das im Moment wohl eher nicht aus.
Norman: Das alles zeigt ja auch das Problem. Wenn an den höheren Stellen schon eine solche Einstellung herrscht, wie sollen dann die normalen Einsatzkräfte etwas anderes machen? Solange die höhere Ebene sich nicht differenziert damit auseinandersetzen will und einen Dialog auf Augenhöhe führen will kann sich da nichts ändern.
Stichwort Pyros: Warum eine Legalisierung?
Manni: (lacht) Weil wir nicht dafür bestraft werden wollen! Nein, solange es nicht legalisiert wird schadet es uns und dem Verein, deshalb setzen wir uns für eine Legalisierung ein.
Und warum Pyros?
Andi: (lacht) Weils geil ist!
Norman: Ja, das ist so die erste Antwort. Aber damit kann ja erstmal niemand was anfangen. Es sieht aber wahnsinnig gut aus, es schafft eine einmalige Stimmung und ein unglaubliches Bild und es kann Leute mitreißen. Es zieht mit.
Andi: Es übt ja auch eine richtige Faszination aus, ansonsten würde ja nicht jeder an Sylvester den Einkaufswagen voller Kracher laden.
Norman: und ich assoziiere es auch ein wenig mit Unabhängigkeit. Was auch ein Grund dafür ist, dass wir es machen obwohl es im Moment verboten ist und es Strafen dafür gibt. Wir wollen diese Strafen nicht und wir stellen uns nicht hin und machen es nur weil es verboten ist. Deshalb gibt es ja auch die Kampagne, um eben eine Legalisierung zu erreichen.
Aber ihr schadet da ja in gewisser Weise auch dem Verein, denn der muss ja die Strafen zahlen. Ist euch das egal?
Manni: Nein, egal ist es uns nicht. Deswegen haben wir ja die Kampagne gegründet um dem entgegenzuwirken. Wäre es uns egal dass der Verein die Strafen bezahlen muss würden wir nicht soviel Zeit und Energie da rein investieren, dass der Verein sie irgendwann nicht mehr zahlen muss.
Norman: Wir beschränken uns dann ja auch in gewisser Weise selbst indem es fest Plätze gibt, fest Personen usw. An die Regeln halten wir uns ja jetzt schon. Heute zündet von den Gruppen die zur Kampagne gehören keiner mehr Pyros mitten im Block und nimmt handelsübliche Seenotfackeln anstatt irgendwas zusammengebautes. Pyro ist heute schon um einiges sicherer als es vor 2 Jahren war. Böller oder Leuchtspurgeschosse sind fast komplett verschwunden.
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Manni: Naja, die Polizei als solches gibt es ja nicht. Da muss man auch differenzieren. Es gibt die BFE-Einheiten, die nur für Repression zuständig sind und auch kein Interesse an einem Dialog haben. Dann gibt es noch die SKB, aber bei denen fehlt irgendwie der Sinn. Die sollen zwar für die Kommunikation mit uns da sein, aber wenn man zu einem hingeht erzählt der einem, dass dies nicht sein Zuständigkeitsbereich ist und er nichts machen könne.
Norman: Bei Auswärtsspielen. Bei Heimspielen funktioniert das bei uns ganz gut. Aber auch noch verbesserungswürdig. In Hannover gibt es beispielsweise Konfliktteams, die gezielt den Dialog mit uns suchen und die restliche Polizei hält sich erstmal zurück. Das wirkt gleich offener und deeskalierender. In anderen Städten kann man nichtmal ohne Polizei was zu trinken holen.
Also ist das polizeiliche Vorgehen Teil des Problems?
Andi: Mir fehlt einfach das Augenmaß beim polizeilichen Vorgehen. Es gibt meist nur ganz oder gar nicht. Da darf man auch nicht sagen, dass es solche und solche gibt, denn das darf es eigentlich nicht gegeben. Diese Leute werden ausgebildet und mental geschult, damit sie nach Recht und Gesetz handeln und damit sie in einer gewissen Drucksituation auch damit umgehen können. Und das ist leider oft nicht der Fall.
Norman: Ein großer Punkt ist auch die Kennzeichnungspflicht für Polizisten. Wenn heute einer von denen sich daneben benimmt, dann ist er für uns nicht identifizierbar. Andersrum schon. Es muss ja nicht der Name auf der Uniform stehen, es reicht ja auch eine einmalig vergebene Nummer, die dann zugeordnet werden kann. Das wäre auch eine vertrauensbildende Maßnahme.
Manni: Auf jeden Fall trägt auch das Verhalten der Polizei uns gegenüber dazu bei, dass manche sich zunehmend radikalisieren. Man wird in eine Ecke gedrängt und irgendwann fehlt einem der Ausweg.
Norman: Ja, es ist ein gewissen Ohnmachtsgefühl gegenüber der Polizei. Von uns geht keiner mit dem Ziel ins Stadion, dort Randale zu machen. Aber das ist der Polizei eigentlich egal, das interessiert die gar nicht was wir eigentlich machen oder was wir wollen. Die sind auf Krawall eingestellt, also muss es auch dazu kommen. Dialog: Fehlanzeige. Man ist nur noch Gefahrenpotential und kein Mensch mehr.
Ihr habt also den Eindruck, die Polizei weiß gar nicht, mit was sie es zu tun hat?
Norman: In gewisser Weise ja. Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft sprach in einem Interview z.B. von „sogenannten Fanprojekten", hatte also erkennbar keine Ahnung, was wir sind, was ein Fanprojekt ist und so weiter. Das zeigt ja schon, dass die Bereitschaft der Polizei sich da auch auf uns einzulassen recht gering ist.
Andi: Die Polizei hat aber auch kein Interesse daran etwas zu ändern. Schon beim Fankongress jetzt in Berlin war die Polizei eingeladen, hat es aber nicht geschafft auch nur einen Vertreter zu schicken. Nur zur Abschlussveranstaltung, da haben sie eine Einsatzhundertschaft geschickt. Warum weiß keiner.
Norman: Dafür kommt dann im Polizeispiegel wieder ein Artikel über das Gefahrenpotential.
Manni: Teilweise werden dort auch einfach Lügen verbreitet. Muss man leider so drastisch sagen. Es gibt einem Artikel aus der GdP-Zeitung von Olaf Kühl, in dem der Autor ein Punktesystem beschreibt, nachdem wir unsere Mitglieder aufnehmen würden. Also wer einen Polizisten zusammenschlägt bekommt soundsoviele Punkte. Das ist reine Fantasie! Das ist nicht nur Unwissenheit, das ist einfach erfunden!
Norman: Letztens kam auch der Vergleich, dass Ultras wie radikale Muslime seinen.
Manni: Die Vorbeter wie einen Imam hätten und so weiter. Das ist doch verrückt. Nicht nur, dass er keine Ahnung hat wie wir funktionieren, er benutzt auch noch ein rassistisches Muslimbild um uns zu diffamieren.
Andi: Wobei man auch sagen muss, dass sich das seit dem Fankongress auch im Hinblick auf die Polizei etwas geändert hat oder im Moment ändert, dass auch die Polizei jetzt mal kritisch gesehen wird. Aber um da nachhaltig etwas zu verändern reicht das im Moment wohl eher nicht aus.
Norman: Das alles zeigt ja auch das Problem. Wenn an den höheren Stellen schon eine solche Einstellung herrscht, wie sollen dann die normalen Einsatzkräfte etwas anderes machen? Solange die höhere Ebene sich nicht differenziert damit auseinandersetzen will und einen Dialog auf Augenhöhe führen will kann sich da nichts ändern.
Stichwort Pyros: Warum eine Legalisierung?
Manni: (lacht) Weil wir nicht dafür bestraft werden wollen! Nein, solange es nicht legalisiert wird schadet es uns und dem Verein, deshalb setzen wir uns für eine Legalisierung ein.
Und warum Pyros?
Andi: (lacht) Weils geil ist!
Norman: Ja, das ist so die erste Antwort. Aber damit kann ja erstmal niemand was anfangen. Es sieht aber wahnsinnig gut aus, es schafft eine einmalige Stimmung und ein unglaubliches Bild und es kann Leute mitreißen. Es zieht mit.
Andi: Es übt ja auch eine richtige Faszination aus, ansonsten würde ja nicht jeder an Sylvester den Einkaufswagen voller Kracher laden.
Norman: und ich assoziiere es auch ein wenig mit Unabhängigkeit. Was auch ein Grund dafür ist, dass wir es machen obwohl es im Moment verboten ist und es Strafen dafür gibt. Wir wollen diese Strafen nicht und wir stellen uns nicht hin und machen es nur weil es verboten ist. Deshalb gibt es ja auch die Kampagne, um eben eine Legalisierung zu erreichen.
Aber ihr schadet da ja in gewisser Weise auch dem Verein, denn der muss ja die Strafen zahlen. Ist euch das egal?
Manni: Nein, egal ist es uns nicht. Deswegen haben wir ja die Kampagne gegründet um dem entgegenzuwirken. Wäre es uns egal dass der Verein die Strafen bezahlen muss würden wir nicht soviel Zeit und Energie da rein investieren, dass der Verein sie irgendwann nicht mehr zahlen muss.
Norman: Wir beschränken uns dann ja auch in gewisser Weise selbst indem es fest Plätze gibt, fest Personen usw. An die Regeln halten wir uns ja jetzt schon. Heute zündet von den Gruppen die zur Kampagne gehören keiner mehr Pyros mitten im Block und nimmt handelsübliche Seenotfackeln anstatt irgendwas zusammengebautes. Pyro ist heute schon um einiges sicherer als es vor 2 Jahren war. Böller oder Leuchtspurgeschosse sind fast komplett verschwunden.
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Aufrufe: 7066 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 9 | Erstellt:12.06.2012
ø 6.1
KOMMENTARE
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12.06.2012 | 13:53 Uhr
-1
Bailey :
Hier der oben angesprochene Artikeln von Olaf Kühl
1
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