05.02.2010 um 15:35 Uhr
Und nochn Kommentar...
Lame Duck - Lahme Ente.
Erst vor kurzem hab ich diese Redewendung in diesem Blog gebraucht, um Markus Babbels Rolle beim VfB Stuttgart zu beschreiben.
Der Zufall, wenn man denn daran glauben möge, führt nun dazu, dass es schon wieder einen Trainer gibt, der sich selbst zu eben einer solchen lame duck, lahmen Ente gemacht hat.
Nur ist dieses Mal nicht die Rede von einem der 18 Bundesligatrainer, es ist auch nicht die Rede von Louis van Gaal, auch wenn man ob der Medienaufmerksamkeit auf den Gedanken kommen könnte.
Nein, es ist die Rede vom in diesem Jahr wichtigsten Trainer von Deutschland.
Von unserm Bundestrainer.
Vom Bundesjogi.
Von Joachim Löw.
Dessen Vertrag war vor einigen Wochen verlängert worden.
Hieß es zumindest aus dem Mund von DFB-Präsident Zwanziger.
Ein Mann, der es also wissen sollte.
Und um dem ganzen die Krone der Aufrichtigkeit zu verleihen geschah das auch noch per Handschlag.
Soweit kam es erst gar nicht. Vertragsunterzeichnung.
Doch jetzt die Überraschung. Das Team um Löw und Bierhoff stellte ein paar Zusatzforderungen und prompt ist alles geplatzt.
Jetzt.
Im Jahr einer Weltmeisterschaft.
In seinem Kommentar bezeichnet SPOX-Redakteur Stefan Rommel diesen Abbruch als "faulen Kompromiss".
Aber es ist viel mehr als das.
Es ist ein Zeichen, dass am Ende einer mitunter fatalen Entwicklung steht.
Einer Entwicklung, die schon unter Jürgen Klinsmann und der versuchten Installation von Bernhard Peters als DFB-Sportdirektor ihren Anfang genommen hat und die Verantwortlichen der Nationalmannschaft und des Verbandes immer weiter voneinander entfernt hat.
Diese war damals ebenfalls gescheitert, weil man dem Bundestrainer seine Grenzen aufzeigen wollte und musste.
Sportdirektor wurde daraufhin der vom DFB favorisierte Matthias Sammer.
Das war damals im übrigen zum selben Zeitpunkt, ein halbes Jahr vor einer Weltmeisterschaft.
Betrachtet man sich den Grund für das Scheitern, dann erkennt man schnell, dass Löw, Bierhoff, Flick und Köpke nicht nur die Verantwortung für die U21-Nationalmannschaft übernehmen wollten, nein, sie wollten durch ihre alleinigen Mitspracherechte die Nationalmannschaft als eine Art Staat im Staate aufbauen.
Einen Staat also, in dem der DFB-Präsident und der DFB-Sportdirektor nichts mehr in Bezug auf das Hauptprodukt zu sagen haben.
Zudem forderte Oliver Bierhoff noch ein Veto-Recht bei der Besetzung des Bundestrainerpostens.
Dies allein damit zu erklären, er habe im Falle eines Trainerwechselns die Befürchtung, die Hotels könne der Neue allein buchen und Oli Pocher möge er auch nicht, scheint nur die halbe Wahrheit zu sein.
Vieles spricht dafür, dass die Beteiligten ihre jeweiligen Positionen schlicht und ergreifend falsch eingeschätzt haben.
Zu groß scheint auf Seiten des DFB das Misstrauen gegenüber Oliver Bierhoff zu sein, welcher ja schon im Zuge der Sponsorenverhandlungen mit Nike keine allzu gute Figur abgab, zu groß war wohl die Befürchtung, eine Entourage von 4 Männern könne die Nationalmannschaft als Flaggschiff des deutschen Fußballs zu weit vom Heimathafen wegsteuern, aber auch zu große Befürchtungen, der eventuelle Glanz könnte nicht genug auf die oft so abfällig als "Funktionäre" verschrienen Leute abfärben?
Und auch auf Seiten des Löw Teams: Zu groß war der Zweifel am Vertrauen der Verbandsführung in ihre Arbeit, zu groß die Befürchtungen hineingeredet zu bekommen.
Das Verhalten von Löw und Bierhoff sieht für einen Unbeteiligten sehr stark danach aus, dass Claims abgesteckt werden sollen bevor der große Run losgeht.
Dass die Posten bombensicher gemacht werden sollen bevor der Krieg beginnt.
Oder auch, dass die eigene Zukunft nicht mehr von anderen abhängen soll.
Oder von der eigenen Leistung.
Fakt ist: Beide Seiten haben sich gegenseitig in einem Maße beschädigt, dass die Zusammenarbeit bis und während der WM in höchstem Maße belasten wird.
Und man wird mit einem Bundestrainer ins Turnier gehen, in dessen Hand es nicht mehr liegt, ob er nach dem Turnier noch Trainer sein wird.
Es ist die denkbar schwächste Position im Fußball, die Jogi Löw nun an- und einnehmen muss.
Es bleibt einzig die Hoffnung, dass zumindest sein Einfluss auf die Spieler nicht in dem Maße gelitten hat wie man es aus verschiedenen Beispielen der Liga kennt.
Doch zurück können Löw und Bierhoff nicht ohne den Makel erneut einen Machtkampf im DFB verloren zu haben, Nummer 3 mittlerweile.
Autorität sieht anders aus.
Auf der anderen Seite steht ein brüskierter DFB-Präsident, der erst die Verlängerung verkündet hat und dann kleinlaut zurückrudern musste.
Der in dieser Sache ob seines eigenen Ansehens konsequent sein muss, will er seine Position nicht völlig untergraben.
Kurz: Beide stecken in einer Sackgasse, aus der sie nicht ohne Gesichtsverlust wieder herauskommen können und werden.
Leidtragende sind wie so oft vor allem wir Fans, die nun mit einer Führungsriege gesegnet sind, in der jeder nur den anderen belauern muss und die eine Zukunftsdiskussion heraufbeschworen hat, die nicht nur die Vorbereitung, sondern auch das gesamt Turnier überschatten wird.
Und spätestens bei einem Abschneiden unter den hohen Erwartungen wird ein offener Machtkampf ausbrechen.
Ausgang offen.
Erst vor kurzem hab ich diese Redewendung in diesem Blog gebraucht, um Markus Babbels Rolle beim VfB Stuttgart zu beschreiben.
Der Zufall, wenn man denn daran glauben möge, führt nun dazu, dass es schon wieder einen Trainer gibt, der sich selbst zu eben einer solchen lame duck, lahmen Ente gemacht hat.
Nur ist dieses Mal nicht die Rede von einem der 18 Bundesligatrainer, es ist auch nicht die Rede von Louis van Gaal, auch wenn man ob der Medienaufmerksamkeit auf den Gedanken kommen könnte.
Nein, es ist die Rede vom in diesem Jahr wichtigsten Trainer von Deutschland.
Von unserm Bundestrainer.
Vom Bundesjogi.
Von Joachim Löw.
Dessen Vertrag war vor einigen Wochen verlängert worden.
Hieß es zumindest aus dem Mund von DFB-Präsident Zwanziger.
Ein Mann, der es also wissen sollte.
Und um dem ganzen die Krone der Aufrichtigkeit zu verleihen geschah das auch noch per Handschlag.
Soweit kam es erst gar nicht. Vertragsunterzeichnung.
Doch jetzt die Überraschung. Das Team um Löw und Bierhoff stellte ein paar Zusatzforderungen und prompt ist alles geplatzt.
Jetzt.
Im Jahr einer Weltmeisterschaft.
In seinem Kommentar bezeichnet SPOX-Redakteur Stefan Rommel diesen Abbruch als "faulen Kompromiss".
Aber es ist viel mehr als das.
Es ist ein Zeichen, dass am Ende einer mitunter fatalen Entwicklung steht.
Einer Entwicklung, die schon unter Jürgen Klinsmann und der versuchten Installation von Bernhard Peters als DFB-Sportdirektor ihren Anfang genommen hat und die Verantwortlichen der Nationalmannschaft und des Verbandes immer weiter voneinander entfernt hat.
Diese war damals ebenfalls gescheitert, weil man dem Bundestrainer seine Grenzen aufzeigen wollte und musste.
Sportdirektor wurde daraufhin der vom DFB favorisierte Matthias Sammer.
Das war damals im übrigen zum selben Zeitpunkt, ein halbes Jahr vor einer Weltmeisterschaft.
Betrachtet man sich den Grund für das Scheitern, dann erkennt man schnell, dass Löw, Bierhoff, Flick und Köpke nicht nur die Verantwortung für die U21-Nationalmannschaft übernehmen wollten, nein, sie wollten durch ihre alleinigen Mitspracherechte die Nationalmannschaft als eine Art Staat im Staate aufbauen.
Einen Staat also, in dem der DFB-Präsident und der DFB-Sportdirektor nichts mehr in Bezug auf das Hauptprodukt zu sagen haben.
Zudem forderte Oliver Bierhoff noch ein Veto-Recht bei der Besetzung des Bundestrainerpostens.
Dies allein damit zu erklären, er habe im Falle eines Trainerwechselns die Befürchtung, die Hotels könne der Neue allein buchen und Oli Pocher möge er auch nicht, scheint nur die halbe Wahrheit zu sein.
Vieles spricht dafür, dass die Beteiligten ihre jeweiligen Positionen schlicht und ergreifend falsch eingeschätzt haben.
Zu groß scheint auf Seiten des DFB das Misstrauen gegenüber Oliver Bierhoff zu sein, welcher ja schon im Zuge der Sponsorenverhandlungen mit Nike keine allzu gute Figur abgab, zu groß war wohl die Befürchtung, eine Entourage von 4 Männern könne die Nationalmannschaft als Flaggschiff des deutschen Fußballs zu weit vom Heimathafen wegsteuern, aber auch zu große Befürchtungen, der eventuelle Glanz könnte nicht genug auf die oft so abfällig als "Funktionäre" verschrienen Leute abfärben?
Und auch auf Seiten des Löw Teams: Zu groß war der Zweifel am Vertrauen der Verbandsführung in ihre Arbeit, zu groß die Befürchtungen hineingeredet zu bekommen.
Das Verhalten von Löw und Bierhoff sieht für einen Unbeteiligten sehr stark danach aus, dass Claims abgesteckt werden sollen bevor der große Run losgeht.
Dass die Posten bombensicher gemacht werden sollen bevor der Krieg beginnt.
Oder auch, dass die eigene Zukunft nicht mehr von anderen abhängen soll.
Oder von der eigenen Leistung.
Fakt ist: Beide Seiten haben sich gegenseitig in einem Maße beschädigt, dass die Zusammenarbeit bis und während der WM in höchstem Maße belasten wird.
Und man wird mit einem Bundestrainer ins Turnier gehen, in dessen Hand es nicht mehr liegt, ob er nach dem Turnier noch Trainer sein wird.
Es ist die denkbar schwächste Position im Fußball, die Jogi Löw nun an- und einnehmen muss.
Es bleibt einzig die Hoffnung, dass zumindest sein Einfluss auf die Spieler nicht in dem Maße gelitten hat wie man es aus verschiedenen Beispielen der Liga kennt.
Doch zurück können Löw und Bierhoff nicht ohne den Makel erneut einen Machtkampf im DFB verloren zu haben, Nummer 3 mittlerweile.
Autorität sieht anders aus.
Auf der anderen Seite steht ein brüskierter DFB-Präsident, der erst die Verlängerung verkündet hat und dann kleinlaut zurückrudern musste.
Der in dieser Sache ob seines eigenen Ansehens konsequent sein muss, will er seine Position nicht völlig untergraben.
Kurz: Beide stecken in einer Sackgasse, aus der sie nicht ohne Gesichtsverlust wieder herauskommen können und werden.
Leidtragende sind wie so oft vor allem wir Fans, die nun mit einer Führungsriege gesegnet sind, in der jeder nur den anderen belauern muss und die eine Zukunftsdiskussion heraufbeschworen hat, die nicht nur die Vorbereitung, sondern auch das gesamt Turnier überschatten wird.
Und spätestens bei einem Abschneiden unter den hohen Erwartungen wird ein offener Machtkampf ausbrechen.
Ausgang offen.
Aufrufe: 2444 | Kommentare: 14 | Bewertungen: 16 | Erstellt:05.02.2010
ø 8.1
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
05.02.2010 | 16:00 Uhr
0
jasi2106 :
Eine wirklich sehr schöne Zusammenfassung der Lage im DFB.Man kann dir nur zustimmen.
Seltbstredend gibt es mal wieder 10 P
Das ist eine äußerst schwere Situation, denn wie du schreibst, kann es nur Verlierer geben. Und auch keiner hat damit gerechnet, weil die Verlängerung ja schon sicher schien.
Aber eigentlich hätte es doch Bierhoff von Anfang an klar sein, dass er nicht plötzlich die Großteil der Macht bezüglicher der Nationalmannschaft einfach mal so bekommt.
Bis jetzt war sein Aufgabengebiet ja v.a. Marketing und jetzt will er sich plötzlich auch noch um Trainer kümmern und das Sagen haben. Da kann man ihn dann ja gleich Nationalmannschaftspräsident nennen. Ist doch klar, dass Zwanziger da nicht mitmacht.
Ich bin gespannt, wie er da rauskommen möchte.
Es müsste ihnen eigentl. auch bewusst sein, dass sie damit sehr viel Unruhe in die Vorbereitung und dann auch in die WM reinbringen werden. Ob das nützlich ist? Wohl eher nicht.
1
05.02.2010 | 16:02 Uhr
0
clean303 :
"Leidtragende sind wie so oft vor allem wir Fans, die nun mit einer Führungsriege gesegnet sind, in der jeder nur den anderen belauern muss und die eine Zukunftsdiskussion heraufbeschworen hat, die nicht nur die Vorbereitung, sondern auch das gesamt Turnier überschatten wird." wenn man sich als fan das selber zum problem macht, selber schuld. letztendlich kann keiner dieser fans etwas dran ändern oder hat nur annährend den durchblick, worums da eigentlich geht.
mir fehlt ein wenig der rückenwind für löw hier. mir wird bierhoff und löw derzeit eh zu arg an den pranger gestellt. die leistungen der mannschaft sind bisher gut bis sehr gut. und daran sollt man einen trainer messen... vor allem als fan. wenn die wm in die hose geht, ist immer noch genug zeit, die beiden in der luft zu zerreissen...
dennoch gut geschriebener blog... 8punkte.
1
05.02.2010 | 21:34 Uhr
0
Mutu77 :
Eigentlich kickt mich das Thema nicht so und habe den Blog auch ungelesen weggeklickt, nach deiner PM hab ich mir dann doch mal durchgelesen und ist interessant, jaaaDu kannst es besser, aber der Blog ist trotzdem gut!
1
05.02.2010 | 22:01 Uhr
0
Romni :
Erstmal klasse geschrieben, wie immer.
Dazu sagen kann ich im Grunde wenig.
Auch weiss ich nicht ob das den Deutschen bei der WM schadet oder eher Team und Spieler so ein Wir-Gefühl ausstrahlt bzw. signalisieren.
Keine Ahnung wie das da so bei euch aussieht.
Ich habe mir vorhin Loews Aussagen dazu durchgelesen und im Grunde kann man nur hoffen, das es keine mediale Schlammschlacht wird, denn ich glaube allein dadurch waere eine Schwaechung für die WM moeglich.
0
06.02.2010 | 00:19 Uhr
0
donluka :
Sehr gut analysiert. Aber genauso wie im Kommentar vom Rommel vermisse ich ein wenig das eigene Statement. Dennoch bekommst Du 10P, allein schon für die Sprache, die hier nicht alltäglich ist und dafür, dass ich dann doch eine Weihnachtskarte von Dir bekomme...
2
06.02.2010 | 00:29 Uhr
0
Bailey :
Und prompt steht donluka wieder auf meine Liste...so schnell geht das hier!Stark, oder?
2
06.02.2010 | 00:38 Uhr
0
Red_7 :
Mich wundert aber das trotz des Erfolges (den die N11 ja ohne Zweifel hat). Solche Stürme der Erregung losbrechen, bzw. was für Kämpfe da hinter den Kulissen stattfinden.Allerdings gibt es jetzt eine klare Ansage. Ziel für Löw muss das Halbfinale sein, sonst braucht er schon gute weiche Argumente für eine Vertragsverlängerung.
Das man sich da etwas unnötig selber beschädigt ist leider war...
1
06.02.2010 | 11:01 Uhr
0
Witzig, dass der Präsident eine Vertragsverlängerung verkündet, die dann später geplatzt ist.
Sehr kompetent......
Und das Ganze vor der WM, naja, bin ohnehin gespannt, ob Löw nach der WM noch Trainer sein wird.
1
COMMUNITY LOGIN
Statistik
Der Druck lastet auf Löw und Biehoff, denn die beiden Verträge wurde jetzt nicht vorzeitig verlängert. Der DFB kann jetzt in aller Ruhe die WM abwarten und dann entweder mit den beiden Herren verhandeln, oder sich nach neuem Personal umsehen.
Sollte vor der WM keine wie auch immer geartete Einigung zu erzielen sein, wird der Druck auf das Trainerteam noch einmal steigen.
Aber vielleicht fördert dieser Druck ja auch die Leistung.