15.06.2010 um 23:18 Uhr
Verschwenderisches Argentinien
Hallo Leute!
In loser Abfolge werde ich im Verlauf dieser WM taktische Analysen einiger interessanter Partien erstellen. Heute geht es los und zwar mit dem Spiel:
ARGENTINIEN – NIGERIA
Formationen:
Argentinien startete in der erwarteten 4-3-3 Formation. Im Tor Romero, davor von links nach rechts Heinze, Samuel, Demichelis und überraschenderweise Gutierrez, der eigentlich ein offensiver Flügelspieler ist. Mascherano war der Sechser vor der Abwehr, davor verteilte Veron die Bälle aus einer tiefer liegenden Position hinter Messi auf der Zehn. Den Dreiersturm bildeten von links nach rechts Di Maria, Higuain und Tevez.
Nigeria begann überraschend in einem klaren 4-4-2. Im Tor Enyeama, davor von links nach rechts Taiwo, Yobo, Shittu und Odiah. Die beiden Sechser waren Etuhu und Haruna, die sich im Lauf des Spiels links und rechts vor der Abwehr abwechselten. Die offensiven Mittelfeldspieler waren links Obasi und rechts Kaita, im Sturm spielte Yakubu neben Obinna.
Defensive:
Argentinien attackierte zu Beginn schon in der gegnerischen Hälfte und kam so zu vielen Ballgewinnen. Anfangs waren Di Maria, Tevez und Messi im Rückwärtsgang einigermaßen diszipliniert, weil Nigeria aber weitgehend harmlos blieb, vernachlässigten sie im Lauf des Spiels ihre Defensivaufgaben immer öfter. Gutierrez auf der rechten Abwehrseite war ein Schwachpunkt, weil er oft falsch stand und ungeschickt in den Zweikämpfen war. Ansonsten hatte die argentinische Abwehr kaum Probleme.
Nigeria spielte ganz klassisch mit zwei Viererketten und davor zwei Stürmern, die als einzige schon in der gegnerischen Hälfte attackierten. Argentinien hatte allerdings zu Beginn viel zu viel Platz und nutzte diesen weidlich. Erst im Lauf der ersten Halbzeit gelang es Nigeria, defensiv solider zu stehen, weil man den Gegner in der eigenen Hälfte konsequenter unter Druck setzte.
Offensive:
üblicherweise nehmen die argentinischen Außenverteidiger kaum am Offensivspiel teil, ganz wie es Trainer Maradona fordert. Das galt auch in dieser Partie für Heinze, während sein Pendant Gutierrez sich mehr einschaltete. Was Wunder, gehört er doch eigentlich ins Mittelfeld. Vorne klebte Di Maria konsequent an der linken Seitenlinie, und nahm sich damit praktisch selbst aus dem Spiel. Sein Gegenspieler Odiah hatte leichtes Spiel mit ihm. Mehr Probleme hatte Nigeria auf der linken Abwehrseite, wo Obasi und dahinter Taiwo viel mehr Arbeit hatten, da neben Gutierrez und dem rechten Außenstürmer Tevez auch immer wieder Messi und Higuain auf diese Seite auswichen. Dadurch war das argentinische Spiel stark rechtslastig.
Nigeria war dagegen über links deutlich agiler, weil Obasi Gutierrez mehrfach vor Rätsel stellte und Yakubu sich immer wieder halblinks anbot. Im rechten Mittelfeld spielte mit Kaita ein Linksfuß, der wesentlich mehr in die Mitte zog. Von den Außenverteidigern ging keine Gefahr aus. Das große Problem der Nigerianer war allerdings, dass auf der Sechserposition weder Haruna noch Etuhu die Offensive unterstützen konnten. Hinter den Stürmern klaffte ein Riesenloch und es gelang den beiden nicht einmal, ihre Flügelspieler in Szene zu setzen.
Standards:
Auch wenn Nigeria insgesamt deutlich unterlegen war, so war es doch konsequent, dass Heinzes Treffer nach einer Ecke fiel. Immer wieder konnten die Südamerikaner sich nämlich nach Standards Kopfballchancen erarbeiten. Beim Gegentor verteidigte Nigeria auf der Fünfmeterlinie im Raum, hatte sich aber an der Strafraumgrenze auch auf zwei Mann gegen Mann-Duelle eingelassen. Und als Obinna im Tiefschlaf Heinze gewähren ließ, fiel prompt das 1:0.
Wechsel:
Nigeria hielt trotz Rückstand bei allen drei Wechseln an seiner 4-4-2 Formation fest. Odemwingie machte Gutierrez allerdings eher noch mehr Probleme als Obasi und Martins wirkte gefährlicher als Obinna.
Argentinien geriet zwischenzeitlich durch die Einwechselung von Maxi Rodriguez für Veron defensiv aus den Fugen. Nachdem die Defensivdisziplin im Lauf der Partie ohnehin immer mehr nachließ, stand plötzlich Mascherano alleine vor der Abwehr da. In der 82. Minute wurden diese Nachlässigkeiten beinahe bestraft, als Uche Nigerias beste Chance vergab. Anschließend griff Maradona sofort korrigierend ein und brachte mit Burdisso für Di Maria wieder einen Defensivmann.
Fazit:
Mit Argentinien gewann die deutlich überlegene Mannschaft. Der Sieg hätte aufgrund einer Vielzahl an Torgelegenheiten deutlicher ausfallen müssen. Symptomatisch war eine Szene in der 65. Minute, als die Gauchos nach einer abgewehrten nigerianischen Ecke plötzlich einen 4 gegen 2 Konter fuhren. Nur um auch noch diese Riesenchance zu vergeigen. Vor allem Messi war viel zu verschwenderisch vor dem gegnerischen Tor. Nigeria brachte es im gesamten Spiel nur auf zwei ernstzunehmende Chancen und kam auch nur durch den argentinischen Defensiv-Leichtsinn zu seinen Gelegenheiten. Ein Punktgewinn für die Afrikaner wäre ungerecht gewesen.
Bis bald,
Andreas
Aufrufe: 1760 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 6 | Erstellt:15.06.2010
ø 6.2
KOMMENTARE
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16.06.2010 | 09:52 Uhr
-1
Josh9 :
hmm, entweder ich hab da mal einen Nostradamus-Traum gehabt, oderden Blog gabs schon mal. ;))
3
16.06.2010 | 13:42 Uhr
0
und von wem ??
von dir !!!
1 punkt.
4
16.06.2010 | 13:57 Uhr
0
AndreasRenner : @alle
Den gab es nicht schon einmal. Ist einfach immer noch der Gleiche, nur neu abgespeichert. Sorry!
4
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Statistik
Zum Blog, ja klasse, die Rückwärtsbewegung, teilweise sehr Gut. Fehlt noch die Effizienz in der Chancenauswertung.