27.11.2012 um 16:57 Uhr
VfB und Europa - muss das sein?
Europa ist entzückt! Dortmund führt seine Gegner in der ausgeschriebenen Hammergruppe reihenweise vor und Bayern pflügt wie ein alter Traktor durch die Gruppenphase – hier und da holpert es ein wenig, aber trotzdem kann die Ernte eingeholt werden. Daran angeschlossen zeigen auch Schalke, Leverkusen, Gladbach und selbstverständlich Hannover 96, dass ein Blick auf die Tabelle der 5-Jahreswertung zu Saisonbeginn nicht nur eine Momentaufnahme war. Deutschland ist wieder wer! Ganz Deutschland? Nicht ganz – ein kleines-großes Dorf hat es sich zur Aufgabe gemacht, die vermeintlich blütenreine Weste noch nicht zu voreilig aus der Waschmaschine zu ziehen.
Der VfB ist das einzige Team unter den deutschen Vertretern, das zum letzten Spieltag der europäischen Gruppenphase noch richtig ackern muss. Ach was heißt ackern, es ist ja nur Molde. Die haut man halt auch mit einem 5:1 aus dem Stadion raus und gut ist. Aber muss das denn wirklich sein?
Ich meine klar, auf dem Papier sieht die Sache natürlich ganz hübsch aus. Sieben von sieben weiter, die Italiener kriechen am Boden, England vor dem sportlichen Totalschaden und die Spanier, die sammeln wir zum Schluss eben im Vorbeigehen ein. Balsam auf unsere geschundene deutsche Fußballseele. Endlich ist es vergessen, dieses schreckliche Jahrzehnt, indem alle deutschen Vereine früher oder später als Spielball für Manchester, Liverpool, Milan und Barcelona herhalten mussten.
Doch ich bin nur an zweiter Stelle deutscher Fußballfan. Mein Herz schlägt primär für den Verein mit dem Brustring. Deshalb sehe ich die Sache, zumindest wenn es um ein Weiterkommen meiner Schwaben geht, etwas differenzierter.
Wir brauchen die Europa League nicht und uns braucht die Europa League schon zweimal nicht. Abgesehen von diesem schicken Spiel letzte Woche, als wir den Rumänen aber so was von eingeschenkt haben, repräsentieren wir den deutschen Fußball viel mehr unter dem Prädikat „Magerkost". Die meisten Spiele sorgen dafür, dass ich von dem ganzen Kopfschütteln am Abend, jeden Freitag mit Nackenkrause in die Uni schlürfe. Finanziell lohnt sich dieser ganze Aufwand auch nur bedingt. Aber das wurde ja auch schon zur Genüge erörtert: Champions League = Geld plus europäische Spitzenklasse plus Direktflüge an Großflughäfen, Europa-League = nicht so viel Geld plus ost-europäische Mittelklasse/Unterklasse plus mit Ryan-Air und dem Bus reisen. Blickt man obedrein über die reine Ausschüttung der UEFA-Gelder hinaus, so führt das vermeintliche Losglück final dazu, dass die Unattraktivität der Gegner keine weiteren Mehreinahmen durch Ticketverkäufe zulässt. Was aber auch teilweise dem von Europa verwöhnten VfB-Publikum zuzuschreiben ist.
Kommen wir also zu den zentralen Punkten, die mich dazu verleiten solch eine blasphemische Aussage zu treffen. Das Spiel letzten Samstag war mal wieder ein Beweis dafür, dass unser Kader einfach jegliche qualitative Breite vermissen lässt. So war es auch nicht verwunderlich, dass Bruno Labbadia gegen die Jungs aus dem Breisgau wieder die gleiche Elf brachte wie gegen Bukarest. Andere können in dem Fall vielleicht anmerken: „never change a winning team". Als Stuttgarter muss man leider sagen: „never change a team, when you have nobody on the Bank der g’nau so g’scheit spiele ko, wie oiner aus dr Schtammelf". Selbst mit personellen Nachbesserungen in der Winterpause darf man von Fredi Bobic keine Wunderdinge erwarten. Doch die bräuchte man vermutlich, um im Frühjahr weiterhin eine Rolle in Europa spielen zu können; ohne schlussendlich die Rückrunde auf einem zweistelligen Tabellenplatz abzuschließen oder im schlimmsten Fall wieder gegen den Abstieg spielen zu müssen. Klar, wir wissen wir man Rückrunde macht. Aber müssen wir das jedes Jahr auf die Probe stellen? Zumal der VfB damit genug zu tun haben dürfte und vermutlich auch im DFB-Pokal überwintern wird (nichts für ungut liebe Kölner).
Hinzukommt dass man mit Ibisevic einen nominellen Mittelstürmer hat und auch auf den anderen Positionen besteht definitiv ein merkliches Leistungsgefälle. Aber das ist ja auch nichts Neues.
Neben dem schmalen Leistungsvermögen der Mannschaft im Allgemeinen, sorgt dies zusätzlich dafür, dass Spiele wie in Freiburg scheinbar von den Etablierten auf die leichte Schulter genommen werden. Wo keine Konkurrenz, kein Druck und wo kein Druck, keine Konzentration. Damit verschleppen sich viele Spiele im grauen Bundesligaalltag.
Warum gibt man sich nicht einfach damit zufrieden, dass man jetzt wieder ein halbes Jahr in Europa zu „bestaunen" war und konzentriert sich vorerst darauf, die Altlasten von Onkel Horst zu beseitigen? Sobald wir wieder rundum konsolidiert sind, darf man unsere Mannschaft gerne wieder auf Europa loslassen. Vielleicht widerspricht es ein wenig dem Sportgeist, wenn man sagt: „wenn ich nicht gewinne, mach ich erst gar nicht mit". Aber der Sportgeist kann mich mal. Was Luiz Adriano kann, können wir schon lange. Sollen es doch bitte die Götzes, Schweinsteigers und Husztis dieser Welt richten. Danke!
Der VfB ist das einzige Team unter den deutschen Vertretern, das zum letzten Spieltag der europäischen Gruppenphase noch richtig ackern muss. Ach was heißt ackern, es ist ja nur Molde. Die haut man halt auch mit einem 5:1 aus dem Stadion raus und gut ist. Aber muss das denn wirklich sein?
Ich meine klar, auf dem Papier sieht die Sache natürlich ganz hübsch aus. Sieben von sieben weiter, die Italiener kriechen am Boden, England vor dem sportlichen Totalschaden und die Spanier, die sammeln wir zum Schluss eben im Vorbeigehen ein. Balsam auf unsere geschundene deutsche Fußballseele. Endlich ist es vergessen, dieses schreckliche Jahrzehnt, indem alle deutschen Vereine früher oder später als Spielball für Manchester, Liverpool, Milan und Barcelona herhalten mussten.
Doch ich bin nur an zweiter Stelle deutscher Fußballfan. Mein Herz schlägt primär für den Verein mit dem Brustring. Deshalb sehe ich die Sache, zumindest wenn es um ein Weiterkommen meiner Schwaben geht, etwas differenzierter.
Wir brauchen die Europa League nicht und uns braucht die Europa League schon zweimal nicht. Abgesehen von diesem schicken Spiel letzte Woche, als wir den Rumänen aber so was von eingeschenkt haben, repräsentieren wir den deutschen Fußball viel mehr unter dem Prädikat „Magerkost". Die meisten Spiele sorgen dafür, dass ich von dem ganzen Kopfschütteln am Abend, jeden Freitag mit Nackenkrause in die Uni schlürfe. Finanziell lohnt sich dieser ganze Aufwand auch nur bedingt. Aber das wurde ja auch schon zur Genüge erörtert: Champions League = Geld plus europäische Spitzenklasse plus Direktflüge an Großflughäfen, Europa-League = nicht so viel Geld plus ost-europäische Mittelklasse/Unterklasse plus mit Ryan-Air und dem Bus reisen. Blickt man obedrein über die reine Ausschüttung der UEFA-Gelder hinaus, so führt das vermeintliche Losglück final dazu, dass die Unattraktivität der Gegner keine weiteren Mehreinahmen durch Ticketverkäufe zulässt. Was aber auch teilweise dem von Europa verwöhnten VfB-Publikum zuzuschreiben ist.
Kommen wir also zu den zentralen Punkten, die mich dazu verleiten solch eine blasphemische Aussage zu treffen. Das Spiel letzten Samstag war mal wieder ein Beweis dafür, dass unser Kader einfach jegliche qualitative Breite vermissen lässt. So war es auch nicht verwunderlich, dass Bruno Labbadia gegen die Jungs aus dem Breisgau wieder die gleiche Elf brachte wie gegen Bukarest. Andere können in dem Fall vielleicht anmerken: „never change a winning team". Als Stuttgarter muss man leider sagen: „never change a team, when you have nobody on the Bank der g’nau so g’scheit spiele ko, wie oiner aus dr Schtammelf". Selbst mit personellen Nachbesserungen in der Winterpause darf man von Fredi Bobic keine Wunderdinge erwarten. Doch die bräuchte man vermutlich, um im Frühjahr weiterhin eine Rolle in Europa spielen zu können; ohne schlussendlich die Rückrunde auf einem zweistelligen Tabellenplatz abzuschließen oder im schlimmsten Fall wieder gegen den Abstieg spielen zu müssen. Klar, wir wissen wir man Rückrunde macht. Aber müssen wir das jedes Jahr auf die Probe stellen? Zumal der VfB damit genug zu tun haben dürfte und vermutlich auch im DFB-Pokal überwintern wird (nichts für ungut liebe Kölner).
Hinzukommt dass man mit Ibisevic einen nominellen Mittelstürmer hat und auch auf den anderen Positionen besteht definitiv ein merkliches Leistungsgefälle. Aber das ist ja auch nichts Neues.
Neben dem schmalen Leistungsvermögen der Mannschaft im Allgemeinen, sorgt dies zusätzlich dafür, dass Spiele wie in Freiburg scheinbar von den Etablierten auf die leichte Schulter genommen werden. Wo keine Konkurrenz, kein Druck und wo kein Druck, keine Konzentration. Damit verschleppen sich viele Spiele im grauen Bundesligaalltag.
Warum gibt man sich nicht einfach damit zufrieden, dass man jetzt wieder ein halbes Jahr in Europa zu „bestaunen" war und konzentriert sich vorerst darauf, die Altlasten von Onkel Horst zu beseitigen? Sobald wir wieder rundum konsolidiert sind, darf man unsere Mannschaft gerne wieder auf Europa loslassen. Vielleicht widerspricht es ein wenig dem Sportgeist, wenn man sagt: „wenn ich nicht gewinne, mach ich erst gar nicht mit". Aber der Sportgeist kann mich mal. Was Luiz Adriano kann, können wir schon lange. Sollen es doch bitte die Götzes, Schweinsteigers und Husztis dieser Welt richten. Danke!
Aufrufe: 4362 | Kommentare: 17 | Bewertungen: 5 | Erstellt:27.11.2012
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KOMMENTARE
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29.11.2012 | 21:14 Uhr
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Storrek :
Man darf aber auch nicht, die Zuschauereinnahmen vergessen, die man durch die EL generieren KÖNNTE. Klar, die Prämien sind ein Witz gegenüber der Champions League, aber für mich als Gladbach Fan ist das ganz schon eine lohnende Angelegenheit.Mal abgesehen davon, dass man in den letzten Jahren nicht gerade verwöhnt war von solchen Abenden, hat Gladbach den besten Zuschauerschnitt aller EL Teilnehmer. Das spült also schon eine beachtliche Summe zusätzlich in die Kasse.
Und dass hier einige lieber im Mittelfeld der Tabelle rumdümpeln als in die Europa League zu kommen, kotzt mich echt an. Was ist denn das für eine Einstellung, da kann man wirklich nur hoffen, dass die entsprechenden Teams es gar nicht mehr in internationale Geschäft schaffen. Für mich bleibt es ein Highlight, auch wenn Gladbach es nächstes und übernächstes Jahr wieder schaffen sollte. International zu spielen muss doch einfach nur geil sein.
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29.11.2012 | 21:21 Uhr
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Karrramba : Storrek
Gladbach Fan, hab ich richtig gelesen? Na dann schau doch mal bei uns rein
Vielleicht gefällts Dir ja.
http://www.spox.com/myspox/groupdetail/Borussia-Moenchengladbach,401.html
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30.11.2012 | 11:32 Uhr
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1. Wenn die EL Stuttgart schadet, frage ich mich, warum man sich in der Liga soviel Mühe gibt, weil mehr als ein EL-Platz wird es doch nicht. Dann kann man auch gemütlich im Tabellenmittelfeld landen
2.Eure Sicht der Dinge muss nicht unbedingt die Wahrheit sein. Gerade in den kleineren "Fußballändern" wo die Topteams in der EL spielen wird die EL stark wahrgenommen.
3. Die EL ist meiner Meinung auch deshalb wichtig, weil sie noch einen Bezug hat zur Basis des europäischen Fußballs. Klar für Fans, die sich nur für die großen Clubs und Namen interessiert bleibt es der "Versagercup"
Dann gibts aber so Fights wie Gaz Metan Medias vs Mainz in so einem urigen Stadion irgendwo in den Karpaten und irgendwie ist es faszinierend, wie die Fans abgehen als wenn es das CL-Finale ist.
4. ICh denke der Verein und die Fans haben es selbst in der Hand, ob die EL Spaß macht oder nicht. Wenn ich hier schon lese und bei der Auslosung "Unattraktive Gruppe blablablaba" und dann spielt Stuttgart vor 50.000 in Bukarest vor lautstarken Fans. In Stuttgart selbst sind es dann unter 20.000. Und dann kann man sich berechtigt fragen, wer der "unattraktive Gegner" ist. Da hier noch einer Bate Borisov mit Steua Bukarest verglichen hat setzt die Krone auf. Steua ist ein großer europäischer Club der in den 80zigern auch mal den Vorgänger der CL gewonnen hat und nicht Stuttgart... Donetsk und Kopenhagen auf eine Attraktivitätsstufe setzen =>Donetsk hat eines der geilsten Stadien Europas, die EL 2008 gewonnen, CL-Viertelfinale 2010 und ist aktuell Tabellenführer in der Gruppe mit Chelsea und Juve
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02.12.2012 | 12:49 Uhr
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Flitzle :
EL abschenken, wegen zu unattraktiven Gegnern...gehts noch? Genau wegen der Einstellung verlieren wir spiele gegen Freiburg und Co. Wir sind der VfB Stuttgart und nicht Bayern München, wir sollten mal langsam auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. 2007 ist lang her und solange wir mit Teams wie Dortmund und Schalke nicht mithaltenkönnen, sollten wir uns über Molde, Kopenhagen und Bukarest freuen. Und der Verein sollte sich mal überlegen, ob man attraktivere Eintrittspreise am ungeliebten Donnerstagabend machen kann. Dann wird das Stadion auch wieder voll, solange die Preise auf "Wir spielen gegen Barca-Niveau" sind, kommt kein Mensch...verständlicher Weise
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02.12.2012 | 13:45 Uhr
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Was hat die Umstellung von den zwei Pokalwettbewerben zur EL gebracht?
Das Produkt sollte aufgewertet werden, mehr Konkurrenz und Zentralvermarktung der TV Rechte.
Früher gab es UEFA Cup Abende, ARD/ZDF zeigten hintereinander weg die Kicks und alle Fans der Teams waren zufrieden. Heute sieht man auf Kabel1 ein Spiel.
Die höhere Qualität der Gegner kommt erst wirklich zum Tragen in der Rückrunde bzw in den KO Spielen.
Da die UEFA - in Person Platini - mehr an Politik interessiert is als an der Qualitätssteigerung, is die Vorrunde in der EL lahm.
Zudem kommt das finanzielle. Die EL schüttet nicht wirklich viel aus um das die Big Player sich richtig reinhauen. Man schaue nur die Engländer an, die kleinen aus der PL wollen und können nicht und die Vereine mit CL Anspruch schenken es her.
Wenn man aber nun zurück auf den VfB und die EL kommt, klar sollten Sie sich auf die Liga konzentrieren, vorallem mit dem knappen Kader.
Aber ich würd es nicht herschenken in der EL, BL muss beweisen das er es geschickt hinbekommt, beide Wettbewerbe unter einem Hut zu bekommen. Man darf halt nur im VfB Umfeld keine Wunder erwarten. Irgendwann wird in der EL entweder nen mittelmässiger Gegner kommen und man muss die Stars für die Liga schonen oder aber es kommt nen Brocken a la CL Absteiger und die Qualität reicht einfach nicht mehr.
1
02.12.2012 | 14:09 Uhr
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Teilweise spielen 2-3 europäische Schwergewichte in einer Gruppe und in anderen Gruppe kommt dann Barfuss Jerusalem, irgendwas aus Aserbaidschan und noch irgendwas aus Norwegen/Finnland oder sonst nen kalter Fleck.
Einmal gefühlte Dritte Welt, einmal 3-Tage Reise in die tiefste Sowjetunion und einmal Arsch abfrieren im Schneesturm.
Dass das für EL Neulinge und für europäische Kleinen noch das Alles nen Reiz hat, is klar, aber es is für Deutsche Teams, sehr ernüchtern wenn die Auslosung schlecht läuft. H96 hatte letzte Saison europäische Festtage, weil die Gegner stimmten, der BVB das Jahr davor mit PSG, Sevilla auch ne nette Gruppe. Auch Gladbach nun hat ne gute Gruppe. Aber bitte Stuttgart fehlt einfach das Highlight in deren Gruppe. Bukarest und Kopenhagen sind gute 3. und 4. Teams in so einer Gruppe, aber für Molde dürfte es dann gerne ein Team aus der PL oder SD sein.
Aber so ne Gruppe
Stuttgart
S.Lissabon/Inter/Lyon/Lazio
Kopenhagen
Bukarest
das is ne Gruppe.
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so wie es jetzt ist, ist es einfach unbefriedigend. kann teams verstehen, wenn sie keine lust auf EL haben.