Im Bergisch Gladbacher Brauhaus Am Bock stieß der Geräuschpegel um 18:12 Uhr in Tinnitus-fördernde Bereiche. Thomas Müller hatte beim WM-Auftaktspiel gegen Portugal einen Andreas-Brehme-Gedächtnis Elfmeter verwandelt (die identische Ecke wie 1990 im Endspiel gegen Argentinien) und der picke-packe volle Public-Viewing Bereich ging herrlich steil. Die deutsche Elf und ihre Zuschauer und damit ein ganzes Land waren bei der WM in Brasilien nun endgültig angekommen (siehe Video).
Die vor Ort befindlichen Experten wie Hannes Linßen, Ex-Sportdirektor 1.FC Köln sowie Willi Breuer, Cheftrainer der Damenteams des 1.FC Köln sowie Förderer des Nationalspielers Lukas Podolski seit der C-Jugend, staunten nicht schlecht, wie sehr die DFB-Auswahl den Portugiesen mit Weltstar Christiano Ronaldo einheizten. Mit 4:0 endete das Spiel, die Experten suchten nach Erklärungen für diese Sause.
"Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet" bekannte der zuvor eher skeptische Hannes Linßen und lobte im gleichen Atemzug die Taktik des Bundestrainers Jogi Löw. "Die Taktik, mit vier Innenverteidigern zu spielen hat für Sicherheit und Stabilität gesorgt." Auch Mesut Özil hatte es dem Ex-Profi (423 Einsätze als Spieler in erster und zweiter Liga) angetan. "Das Festhalten an Özil hat sich bezahlt gemacht, den fand ich richtig gut."
Auch Mario Götze kam beim langjährigen Trainer weg, wenn auch mit Einschränkungen. "Für seine Verhältnisse hat er eher ein durchschnittliches Spiel gemacht, aber an der spielentscheidenden Szene war er beteiligt. Wenn er mit dem Ball am Fuß in den Strafraum geht, ist er kaum vom Ball zu trennen, er wurde klar gefoult, Elfmeter, drin und ab da war Deutschland die bessere Mannschaft."
Willi Breuer wies zusätzlich noch auf die Maßnahme der von Löw aufgestellten drei Mittelfeldspieler hin. "Das hat die Räume zugemacht, es gab ein entsprechend schnelles Umschaltspiel nach vorne, die Torchancen wurden konsequent genutzt. Das alles hat die Portugiesen sehr überrascht." Letztlich konstatierte Breuer, dass die Mannschaft sich selbst, aber auch nach außen ein deutliches Zeichen gesetzt habe. "Mit der deutschen Mannschaft wird bei dieser WM zu rechnen sein" äußerte er zufrieden.
In Hinsicht auf das Ghana-Spiel ist Linßen optimistisch, das die deutsche Elf nun viel Zuversicht mitnimmt. Aufgefallen war ihm, das viele Spieler mit dem Klima zu kämpfen hatten, aber "das Wissen aus dem Portugal Spiel wird ihnen helfen, damit umzugehen." Willi Breuer erwartet eher einen defensiv agierenden Gegner aus Ghana, die er die Mannschaft mit der besten Qualität vom afrikanischen Kontinent bezeichnete. "Vielleicht bringt Jogi Löw sogar noch den ein- oder anderen neuen Spieler, die aber alle in der Lage sein sollten, die Leistung aus dem Portugal Spiel zu wiederholen. Dann sieht es gut aus für die Gruppe."
Im Brauhaus Am Bock wurde noch lange gefeiert. Die nächsten WM-Spiele können kommen. Gegen Ghana wird es sicher wieder voll uns es kommt ein Experte, der selbst ein WM-Finale auf der Bank erlebte. Erich Rutemöller gehörte 2002 zum DFB-Trainerstab. Der langjährige Chef-Trainerausbilder des DFB kann seine Erfahrungen einbringen. Vielleicht lautet seine Empfehlung für das Spiel gegen die Afrikaner ja: "Mach et, Deutschland!"
In diesem Video sind die Aussagen in einer längeren Version zu verfolgen: