11.12.2012 um 12:17 Uhr
Vitamine bestätigen die Regel 3
Bernard Tapie hingegen verklagte Eydelie und sagte im Magazin „L’Humanité" vom Oktober 1998, dass bei seiner Ankunft im Verein Mitte der 80er die Spieler „gewöhnt waren Amphetamine, also Captagon, zu nehmen". Was wirklich in den Pillen und Spritzen war, das kann man heute nur noch schwer sagen. Cascarino sagt, dass er sich an den „Hoffnungsschimmer klammert, dass es legal war, aber zu 99% war es das nicht." Über Tapie sagt er, dass dieser „regelrechte Aufnahmezeremonien feierte, wenn ein neuer Spieler seine erste Spritze bekam".
Im Moskauer Finale von 1999 auch dabei: Christophe Dugarry. Der wird kurz darauf positiv getestet. Im Körper findet man Spuren von Nandrolon, einem anabolen Steroid welches Kraft und Muskelstärke steigert.Dabei ist Tapie schon lange nicht mehr im Amt. Ein FIFA-Paper stellt zum Thema Nandrolon fest, dass bei der Feststellung eines zu hohen Nandrolon-Wertes eine Einzelfalluntersuchung durchzuführen sei, da nicht unbedingt von einem wissentlichen Missbrauch die Rede sein kann. Glück gehabt, denn wegen Verfahrensfehler wird er freigesprochen. Natürlich ist er nicht allein. Da wären noch Frank de Boer (später revidiert), Pep Guardiola (später revidiert), Edgar Davids, Fernando Couto und Jaap Stam, die so manch einer vom Namen her kennen sollte. Bis auf de Boer wurden alle Spieler in der Serie A – Couto und Stam sogar beim gleichen Verein – positiv getestet.
EPO im Fußball
Einer der prominentesten Namen zum Thema „Doping" ist der spanische Arzt Eufemiano Fuentes. Im Zuge der „Operación Puerto" wird er 2006 festgenommen, 2010 dann ein zweites Mal. Die Radsportszene erbebt, doch auf der Kundenliste sind laut eigener Aussage von Fuentes nur 30% der rund 200 Namen tatsächlich Radfahrer. Die anderen sollen zum großen Teil Leichtathleten und Fußballer sein. Im Dezember 2006 berichtet der Journalist Stéphane Mandart in der französischen Zeitung „Le Monde" von einem Treffen mit Fuentes und Einblicken in dessen Unterlagen, u.a. in Dokumente, die auf seinem Anwesen auf Gran Canaria nicht von der Polizei beschlagnahmt worden waren. Diese Unterlagen legen laut „Le Monde" den Verdacht nahe, dass u.a. Real Madrid, der FC Barcelona, Betis Sevilla und der FC Valencia zu Fuentes’ Kunden gehörten und systematisches Doping betrieben. Die Königlichen und Barcelona verklagten die Zeitung in der Folge wegen Verleumdung auf jeweils 3 Mio Euro. Schlussendlich musste das Blatt 15.000 Euro an jeden Club zahlen. Auch weil die Zeugen Fuentes und der geständige Radsportler Jesús Manzano, der vorher noch ausgesagt hatte auch Fußballer und Tennisspieler in Fuentes’ Praxis gesehen zu haben, erst gar nicht zum Prozess erschienen. Das „ARD radiofeature" zitiert ein Interview des Arztes mit dem spanischen Radiosender Cadena SER für die Sendung „Außer Kontrolle. Doping im Fußball." aus dem Jahre 2010. Da spricht Fuentes von „einigen Drohungen". Später wird er sogar von Morddrohungen erzählen. Der Journalist Mandart wird für das gleiche Feature interviewt und spricht von" medizinischen Vorbereitungsplänen für ganze Mannschaften für eine komplette Saison". An sich nichts ungewöhnliches, doch die Listen offenbaren die gleichen Codes und Symbole wie die der Radsportler.
Fuentes
„Nach Angaben der Polizei stehen die Symbole für Anabolika, EPO, Blutaustausch, Insulin und Wachstumshormone" so Mandart weiter. Also doch ein wenig außergewöhnlicher. Fuentes erklärt es selbst im Radio-Interview: „Es geht um eine Gesamtplanung der Saison. Und die hängt ganz unmittelbar mit der physischen Vorbereitung zusammen. Ein Fußballer kann nicht von Anfang September bis Ende Mai durchgehend in Hochform sein. Also muss man Schwerpunkte setzen. Genau das habe ich im Radrennsport eingeführt: Periodisierungen, Leistungsmomente. [...] Und dann sagt man okay, um im Februar oder März in Topform zu sein, müssen wir im November die Vorbereitung intensivieren. Und diese Intensivierung des Trainings, die im Grunde eine Überbeanspruchung ist, um einen gewissen Formvorteil zu erreichen, die setzt eine Reihe von Veränderungen im November voraus. Also steigert man die Zahl der medizinischen Kontrollen und ergänzt all das, was auf Grund der Verausgabung fehlt, damit es nicht zu Verletzungen oder Trainingsüberlastungen kommt.”
Neben Kokain und Cannabis, den am häufigsten vorkommenden Dopingmittel im Fußball wenn es nach offiziellen Dopingfällen und Sepp geht, und den legalen Mitteln wie Kreatin, scheinen also aus dem Radsport bekannte Substanzen auch für Fußballer interessant zu sein. Der Dopingexperte Perikles Simon erklärt im „ARD"-Feature den Nutzen von EPO in sehr einfachen Worten: "Jetzt stellen wir uns mal vor, wir kommen auf die Idee, die alle mit EPO zu dopen. Was würde da passieren? Dann steigt die Ausdauerleistungsgrenze so etwa um 10 bis 15% mindestens. Diese 10% Steigerung ist nichts weiter als ein Feldspieler mehr an Laufleistung. Umgerechnet. D.h. da spielen jetzt auf einmal 12 gegen 11. Und nicht mehr 11 gegen 11. Das bedeutet natürlich auch, dass Sie komplett andere Taktik fahren können als Trainer.” Fuentes spricht von individuellen Plänen, die er je nach Mangelerscheinungen anpassen muss, u.a. kann das auch EPO sein. „Aber erst mal denkt man nicht an EPO, wenn man die Gesundheit des Sportlers schützen will. Ich bin Arzt. Für mich steht die Gesundheit des Sportlers an erster Stelle. Aber der Hochleistungssport schadet der Gesundheit. Und wenn dann der Sportler in das rutscht, was man ganz richtig Anämie des Sportlers nennt, dann muss man mit Medikamenten entgegensteuern. Und EPO ist eines davon.” Der arme, ethische Dr. Fuentes. EPO ist besonders aus dem Radsport bekannt und dient dazu, den Sauerstoffgehalt des Bluts zu vergrößern um die Ausdauer zu verbessern. Ein Bewusstsein für Doping? Für die Gefahr? Fehlanzeige! Mit reinem Herz putscht man sich jenseits der Leistungsgrenze.
Teil 4: Das Herz, die WADA, die Gründe
Im Moskauer Finale von 1999 auch dabei: Christophe Dugarry. Der wird kurz darauf positiv getestet. Im Körper findet man Spuren von Nandrolon, einem anabolen Steroid welches Kraft und Muskelstärke steigert.Dabei ist Tapie schon lange nicht mehr im Amt. Ein FIFA-Paper stellt zum Thema Nandrolon fest, dass bei der Feststellung eines zu hohen Nandrolon-Wertes eine Einzelfalluntersuchung durchzuführen sei, da nicht unbedingt von einem wissentlichen Missbrauch die Rede sein kann. Glück gehabt, denn wegen Verfahrensfehler wird er freigesprochen. Natürlich ist er nicht allein. Da wären noch Frank de Boer (später revidiert), Pep Guardiola (später revidiert), Edgar Davids, Fernando Couto und Jaap Stam, die so manch einer vom Namen her kennen sollte. Bis auf de Boer wurden alle Spieler in der Serie A – Couto und Stam sogar beim gleichen Verein – positiv getestet.
EPO im Fußball
Einer der prominentesten Namen zum Thema „Doping" ist der spanische Arzt Eufemiano Fuentes. Im Zuge der „Operación Puerto" wird er 2006 festgenommen, 2010 dann ein zweites Mal. Die Radsportszene erbebt, doch auf der Kundenliste sind laut eigener Aussage von Fuentes nur 30% der rund 200 Namen tatsächlich Radfahrer. Die anderen sollen zum großen Teil Leichtathleten und Fußballer sein. Im Dezember 2006 berichtet der Journalist Stéphane Mandart in der französischen Zeitung „Le Monde" von einem Treffen mit Fuentes und Einblicken in dessen Unterlagen, u.a. in Dokumente, die auf seinem Anwesen auf Gran Canaria nicht von der Polizei beschlagnahmt worden waren. Diese Unterlagen legen laut „Le Monde" den Verdacht nahe, dass u.a. Real Madrid, der FC Barcelona, Betis Sevilla und der FC Valencia zu Fuentes’ Kunden gehörten und systematisches Doping betrieben. Die Königlichen und Barcelona verklagten die Zeitung in der Folge wegen Verleumdung auf jeweils 3 Mio Euro. Schlussendlich musste das Blatt 15.000 Euro an jeden Club zahlen. Auch weil die Zeugen Fuentes und der geständige Radsportler Jesús Manzano, der vorher noch ausgesagt hatte auch Fußballer und Tennisspieler in Fuentes’ Praxis gesehen zu haben, erst gar nicht zum Prozess erschienen. Das „ARD radiofeature" zitiert ein Interview des Arztes mit dem spanischen Radiosender Cadena SER für die Sendung „Außer Kontrolle. Doping im Fußball." aus dem Jahre 2010. Da spricht Fuentes von „einigen Drohungen". Später wird er sogar von Morddrohungen erzählen. Der Journalist Mandart wird für das gleiche Feature interviewt und spricht von" medizinischen Vorbereitungsplänen für ganze Mannschaften für eine komplette Saison". An sich nichts ungewöhnliches, doch die Listen offenbaren die gleichen Codes und Symbole wie die der Radsportler.
Fuentes
„Nach Angaben der Polizei stehen die Symbole für Anabolika, EPO, Blutaustausch, Insulin und Wachstumshormone" so Mandart weiter. Also doch ein wenig außergewöhnlicher. Fuentes erklärt es selbst im Radio-Interview: „Es geht um eine Gesamtplanung der Saison. Und die hängt ganz unmittelbar mit der physischen Vorbereitung zusammen. Ein Fußballer kann nicht von Anfang September bis Ende Mai durchgehend in Hochform sein. Also muss man Schwerpunkte setzen. Genau das habe ich im Radrennsport eingeführt: Periodisierungen, Leistungsmomente. [...] Und dann sagt man okay, um im Februar oder März in Topform zu sein, müssen wir im November die Vorbereitung intensivieren. Und diese Intensivierung des Trainings, die im Grunde eine Überbeanspruchung ist, um einen gewissen Formvorteil zu erreichen, die setzt eine Reihe von Veränderungen im November voraus. Also steigert man die Zahl der medizinischen Kontrollen und ergänzt all das, was auf Grund der Verausgabung fehlt, damit es nicht zu Verletzungen oder Trainingsüberlastungen kommt.”
Neben Kokain und Cannabis, den am häufigsten vorkommenden Dopingmittel im Fußball wenn es nach offiziellen Dopingfällen und Sepp geht, und den legalen Mitteln wie Kreatin, scheinen also aus dem Radsport bekannte Substanzen auch für Fußballer interessant zu sein. Der Dopingexperte Perikles Simon erklärt im „ARD"-Feature den Nutzen von EPO in sehr einfachen Worten: "Jetzt stellen wir uns mal vor, wir kommen auf die Idee, die alle mit EPO zu dopen. Was würde da passieren? Dann steigt die Ausdauerleistungsgrenze so etwa um 10 bis 15% mindestens. Diese 10% Steigerung ist nichts weiter als ein Feldspieler mehr an Laufleistung. Umgerechnet. D.h. da spielen jetzt auf einmal 12 gegen 11. Und nicht mehr 11 gegen 11. Das bedeutet natürlich auch, dass Sie komplett andere Taktik fahren können als Trainer.” Fuentes spricht von individuellen Plänen, die er je nach Mangelerscheinungen anpassen muss, u.a. kann das auch EPO sein. „Aber erst mal denkt man nicht an EPO, wenn man die Gesundheit des Sportlers schützen will. Ich bin Arzt. Für mich steht die Gesundheit des Sportlers an erster Stelle. Aber der Hochleistungssport schadet der Gesundheit. Und wenn dann der Sportler in das rutscht, was man ganz richtig Anämie des Sportlers nennt, dann muss man mit Medikamenten entgegensteuern. Und EPO ist eines davon.” Der arme, ethische Dr. Fuentes. EPO ist besonders aus dem Radsport bekannt und dient dazu, den Sauerstoffgehalt des Bluts zu vergrößern um die Ausdauer zu verbessern. Ein Bewusstsein für Doping? Für die Gefahr? Fehlanzeige! Mit reinem Herz putscht man sich jenseits der Leistungsgrenze.
Teil 4: Das Herz, die WADA, die Gründe
Aufrufe: 3829 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 15 | Erstellt:11.12.2012
ø 9.9
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
16.12.2012 | 15:19 Uhr
0
LeFab :
Der Blog könnte auch eine ausführliche Zusammenfassung sein von einer Diskussion, die wir mal bei Spox (hab leider den Blog bzw. das Thema vergessen) geführt haben.Fasst wirklich sehr schön die ansich bekannten und doch sehr häufig verschwiegenen Fakten zusammen.
Verstehe ehrlich gesagt auch Leute nicht, die ernsthaft meinen, dass im Fußball nicht gedopt wird bzw. das in dieser Sportart Doping nicht so effektiv wäre.
Vereine geben hunderte von Millionen für Spieler aus, um sich dadurch einen Vorteil zu "erkaufen". Da ist es doch naheliegend, dass man auch zu gewissen Substanzen greift um besser zu sein, zumal das viel billiger ist.
0
16.12.2012 | 15:52 Uhr
0
BixagnolWillyrazu : Guter Artikel.
Meiner Meinung nach wird dieses Thema viel zu wenig beachtet.Auch wenn viele denken, dass Doping im Fußball keinen Sinn macht, denen möchte ich mal zu denken geben, wie schnell die Profis nach Verletzungen wieder fit sind.
Was mir gefehlt hat ist neben Juventus Turin die 90´er Jahre Mannschaften von Olympique Marseille. Sie gewannen als erste die neu geschaffene Championsleague in der Saison 1992/93. Rudi Völler spielte 1992–1994 dort.
Er wies die Doping Vorwürfe immer von sich ab, obwohl ihn seine Mitspieler mit belasteten.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/doping-im-fussball-schaerfer-und-hungriger-a-410794.html
0
16.12.2012 | 16:55 Uhr
0
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik
für mich einer der besten blogs ´12 auf spox. allein schon, weil du dich an ein thema getraut hast, was irgendwie immer belächelt wird. als fußballer dopen geht doch gar nicht ect... und stars wie zidane doch schonmal garnicht.
ich hab sogar den blog beendet und verdammt viel dazu gelernt... kann mich nicht dran erinnern sowas dieses jahr überhaupt bei blogs erlebt zu haben.