11.01.2012 um 20:10 Uhr
Vom Schatten in die Sonne
Von Henning Klefisch
Millionen handballbegeisterte deutsche Augenpaare werden sich in den nächsten Wochen Richtung Serbien bewegen. Dort findet die Handball-EM der Männer statt, in der es für das deutsche Team um alles geht.
Für den neuen Bundestrainer Martin Heuberger ist es ein ungewohntes Gefühl das DHB-Team als Cheftrainer auf die Platte zu führen. Auch er steht nach seiner Rolle als Schattenmann von der „Lichtgestalt" Heiner Brand zum ersten Mal allein in der Verantwortung.
Es scheint Heuberger sogar recht zu sein, im Schatten von Brand zu stehen: „Mir ist das ganz recht, wenn der Fokus noch auf Heiner liegt. Da habe ich meine Ruhe."
Die Hoffnungen sind groß, die Verantwortung genauso, denn nach dem Scheitern der anderen Mannschaftssporten wie der Frauen-Handballnationalmannschaft sowie den beiden Fußball- und Basketballteams liegt eine schwere Bürde auf den breiten Schultern der germanischen Handballer. Sie wollen nach Olympia. Die Frage wird nur sein, ob sich das etwas in die Jahre gekommene deutsche Team eines der zwei Tickets für die Olympia-Qualifikationsturniere sichern können.
Dass sein Team und vor allem er im Mittelpunkt stehen, missfällt ihm sehr: „Ich brauche diese Öffentlichkeit nicht, diesen ganzen Medienrummel. Aber ich weiß, das gehört zum Geschäft dazu und man lernt ja auch," so der 23-malige Nationalspieler.
Bedenken sind angebracht, denn die Zuversicht strömt bei vielen Beteiligten nach den Niederlagen im Supercup gegen Spanien, Schweden und Dänemark nicht gerade in Strömen. Man muss dem sich im Findungsprozess befindlichen Team aber auch zugute halten, dass diese drei Gegner derzeit zur absoluten Handballweltspitze gehören.
Weswegen Heuberger auch richtig feststellte: „Wir sind nicht mehr in der absoluten Weltspitze."
Die Losfee hatte mit den arg gebeutelten Handballern zumindest ein Einsehen und bescherte mit dem WM-Vierten Schweden, Tschechien und Mazedonien eine machbare Gruppe.
Wenn die Hauptrunde erreicht werden sollte, geht man überdies Schwergewichten wie Weltmeister und Olympiasieger Frankreich sowie den Mitfavoriten Kroatien und Spanien aus dem Weg. Ein Zustand, der für Erleichterung bei den arg unter Druck stehenden DHB-Ballwerfern gesorgt hat
Nach Rang zehn bei der EM 2010 und Platz elf bei der WM 2011 ist die Erwartungshaltung auf den großen Befreiungsschlag bei den deutschen Handballfans riesig. Zumal Handball nach „König Fußball" die Lieblingsmannschaftssportart der Deutschen ist.
Das der 47-jährige Heuberger nervös sein könnte, interessiert ihn keineswegs: „Das interessiert mich nicht, wenn ich etwas mache, möchte ich das mit 100 Prozent Leidenschaft und Emotion machen und Erfolg haben."
Das Handballgeschäft ist kein Neuland für den langjährigen Co-Trainer von Heiner Brand.
Der frühere Kreisläufer ist seit 2002 als Bundestrainer bei den Junioren aktiv. Seine Erfolge sind beachtlich, denn bei neun Welt- und Europameisterschaften konnte er je zweimal den WM (2009, 2011) und EM-Titel (2004, 2006) holen. Auch je einmal WM- und EM-Silber konnte er mit seinen Youngstern verbuchen. Erfolge, die den Titelhunger auch bei den Senioren wachsen lassen, auch wenn dies derzeit eher Traum als Realität ist.
Um ein erfolgreiches Ergebnis zu erreichen, baut Heuberger ausnahmslos auf Spieler aus der stärksten Handballliga der Welt, der HBL.
Sein Spielmacher Michael Kraus wird allerdings schmerzlich vermisst.
Nach den Folgen seines Autounfalls sagte der 28-jährige in Absprache mit dem Bundestrainer ab.
Der Ausfall des wichtigen Führungsspielers Kraus schmerzt sehr, denn an eben diesen mangelt es im deutschen Team gewaltig.
Das defensive Bollwerk mit Abwehrchef Oliver Roggisch und Torwart Silvio Heinevetter gehört zum Prunkstück.
Im Angriff hingegen werden richtige Führungsspieler händeringend gesucht, wie zuletzt beim desaströsen Supercup zu erkennen.
Dennoch ist Heuberger zuversichtlich: „Es waren Nuancen, durch die wir die Spiele verloren haben. Kleinigkeiten, die mich aber optimistisch stimmen."
Die zentrale Rückraumposition soll vom 25-jährigen Lemgoer Martin Strobel und Michael Haaß (28, Frisch Auf Göppingen) besetzt werden. Der Nationaltrainer nimmt die beiden ruhigen Techniker in die Pflicht: „Es geht mir bei der Führungsrolle nicht um Einzelpersonen, sondern darum, dass jeder Spieler weiß, dass er Verantwortung tragen muss."
Als echter Führungsspieler gilt Routinier Pascal Hens, der weniger als Spielmacher, sondern eher als Torschütze glänzt, der Räume für seine Nebenleute schaffen kann. Seine persönliche Motivation möchte er gewinnbringend für das Team einsetzten. Hintergrund der Geschichte ist, dass Hens verletzungsbedingt die Olympiaturniere in Athen 2004 und Peking 2008 verpassen musste. Jetzt, mit 31 Jahren und seiner vielleicht letzten Olympiachance möchte er unbedingt beim größten Sportereignis der Welt dabei sein.
Weniger durch Verbalakrobatik, als vielmehr durch Leistung auf dem Platz überzeugt Shootingstar Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen. Der Linksaußen kann das Team durch spektakuläre Tore mitreißen. Genauso wie der rechte Rückraumspieler Holger Glandorf von der SG Flensburg Handewitt.
Trotzdem ist Heuberger optimistisch: „Ich spüre diese EM-Euphorie, die Bereitschaft, alles für das große Ziel zu geben."
Auf einen echten Leader, der das Team auch in schwierigen Zeiten verbal führen kann, wie es beim WM-Erfolg 2007 der ehemalige Spielmacher Markus Baur oder Ex-Kreisläufer Christian Schwarzer gewesen sind, kann Heuberger nicht bauen.
Millionen handballbegeisterte deutsche Augenpaare werden sich in den nächsten Wochen Richtung Serbien bewegen. Dort findet die Handball-EM der Männer statt, in der es für das deutsche Team um alles geht.
Für den neuen Bundestrainer Martin Heuberger ist es ein ungewohntes Gefühl das DHB-Team als Cheftrainer auf die Platte zu führen. Auch er steht nach seiner Rolle als Schattenmann von der „Lichtgestalt" Heiner Brand zum ersten Mal allein in der Verantwortung.
Es scheint Heuberger sogar recht zu sein, im Schatten von Brand zu stehen: „Mir ist das ganz recht, wenn der Fokus noch auf Heiner liegt. Da habe ich meine Ruhe."
Die Hoffnungen sind groß, die Verantwortung genauso, denn nach dem Scheitern der anderen Mannschaftssporten wie der Frauen-Handballnationalmannschaft sowie den beiden Fußball- und Basketballteams liegt eine schwere Bürde auf den breiten Schultern der germanischen Handballer. Sie wollen nach Olympia. Die Frage wird nur sein, ob sich das etwas in die Jahre gekommene deutsche Team eines der zwei Tickets für die Olympia-Qualifikationsturniere sichern können.
Dass sein Team und vor allem er im Mittelpunkt stehen, missfällt ihm sehr: „Ich brauche diese Öffentlichkeit nicht, diesen ganzen Medienrummel. Aber ich weiß, das gehört zum Geschäft dazu und man lernt ja auch," so der 23-malige Nationalspieler.
Bedenken sind angebracht, denn die Zuversicht strömt bei vielen Beteiligten nach den Niederlagen im Supercup gegen Spanien, Schweden und Dänemark nicht gerade in Strömen. Man muss dem sich im Findungsprozess befindlichen Team aber auch zugute halten, dass diese drei Gegner derzeit zur absoluten Handballweltspitze gehören.
Weswegen Heuberger auch richtig feststellte: „Wir sind nicht mehr in der absoluten Weltspitze."
Die Losfee hatte mit den arg gebeutelten Handballern zumindest ein Einsehen und bescherte mit dem WM-Vierten Schweden, Tschechien und Mazedonien eine machbare Gruppe.
Wenn die Hauptrunde erreicht werden sollte, geht man überdies Schwergewichten wie Weltmeister und Olympiasieger Frankreich sowie den Mitfavoriten Kroatien und Spanien aus dem Weg. Ein Zustand, der für Erleichterung bei den arg unter Druck stehenden DHB-Ballwerfern gesorgt hat
Nach Rang zehn bei der EM 2010 und Platz elf bei der WM 2011 ist die Erwartungshaltung auf den großen Befreiungsschlag bei den deutschen Handballfans riesig. Zumal Handball nach „König Fußball" die Lieblingsmannschaftssportart der Deutschen ist.
Das der 47-jährige Heuberger nervös sein könnte, interessiert ihn keineswegs: „Das interessiert mich nicht, wenn ich etwas mache, möchte ich das mit 100 Prozent Leidenschaft und Emotion machen und Erfolg haben."
Das Handballgeschäft ist kein Neuland für den langjährigen Co-Trainer von Heiner Brand.
Der frühere Kreisläufer ist seit 2002 als Bundestrainer bei den Junioren aktiv. Seine Erfolge sind beachtlich, denn bei neun Welt- und Europameisterschaften konnte er je zweimal den WM (2009, 2011) und EM-Titel (2004, 2006) holen. Auch je einmal WM- und EM-Silber konnte er mit seinen Youngstern verbuchen. Erfolge, die den Titelhunger auch bei den Senioren wachsen lassen, auch wenn dies derzeit eher Traum als Realität ist.
Um ein erfolgreiches Ergebnis zu erreichen, baut Heuberger ausnahmslos auf Spieler aus der stärksten Handballliga der Welt, der HBL.
Sein Spielmacher Michael Kraus wird allerdings schmerzlich vermisst.
Nach den Folgen seines Autounfalls sagte der 28-jährige in Absprache mit dem Bundestrainer ab.
Der Ausfall des wichtigen Führungsspielers Kraus schmerzt sehr, denn an eben diesen mangelt es im deutschen Team gewaltig.
Das defensive Bollwerk mit Abwehrchef Oliver Roggisch und Torwart Silvio Heinevetter gehört zum Prunkstück.
Im Angriff hingegen werden richtige Führungsspieler händeringend gesucht, wie zuletzt beim desaströsen Supercup zu erkennen.
Dennoch ist Heuberger zuversichtlich: „Es waren Nuancen, durch die wir die Spiele verloren haben. Kleinigkeiten, die mich aber optimistisch stimmen."
Die zentrale Rückraumposition soll vom 25-jährigen Lemgoer Martin Strobel und Michael Haaß (28, Frisch Auf Göppingen) besetzt werden. Der Nationaltrainer nimmt die beiden ruhigen Techniker in die Pflicht: „Es geht mir bei der Führungsrolle nicht um Einzelpersonen, sondern darum, dass jeder Spieler weiß, dass er Verantwortung tragen muss."
Als echter Führungsspieler gilt Routinier Pascal Hens, der weniger als Spielmacher, sondern eher als Torschütze glänzt, der Räume für seine Nebenleute schaffen kann. Seine persönliche Motivation möchte er gewinnbringend für das Team einsetzten. Hintergrund der Geschichte ist, dass Hens verletzungsbedingt die Olympiaturniere in Athen 2004 und Peking 2008 verpassen musste. Jetzt, mit 31 Jahren und seiner vielleicht letzten Olympiachance möchte er unbedingt beim größten Sportereignis der Welt dabei sein.
Weniger durch Verbalakrobatik, als vielmehr durch Leistung auf dem Platz überzeugt Shootingstar Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen. Der Linksaußen kann das Team durch spektakuläre Tore mitreißen. Genauso wie der rechte Rückraumspieler Holger Glandorf von der SG Flensburg Handewitt.
Trotzdem ist Heuberger optimistisch: „Ich spüre diese EM-Euphorie, die Bereitschaft, alles für das große Ziel zu geben."
Auf einen echten Leader, der das Team auch in schwierigen Zeiten verbal führen kann, wie es beim WM-Erfolg 2007 der ehemalige Spielmacher Markus Baur oder Ex-Kreisläufer Christian Schwarzer gewesen sind, kann Heuberger nicht bauen.
Aufrufe: 1042 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 1 | Erstellt:11.01.2012
ø 9.0
KOMMENTARE
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12.01.2012 | 16:16 Uhr
0
weder Haaß noch Strobel sind torgefährlich, Hens und Glandorf
sind reine Shooter und leicht auszurechnen die Außen werden
auch selten mit ins Spiel eingebunden und laufen auch selten
mit ein . Über Kaufmann möchte ich aus gesundheitlichen Gründen
erst gar nix schreiben !
Fazit das einzige was für das Team spricht ist in der Tat die
glückliche Auslosung !
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14.01.2012 | 11:31 Uhr
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Für mich steht eines fest, der deutsche Handball ist WEIT weg vom Weltklassenieveau. Ich kann wirklich nur unsere Außen ausklammern, denn ansonsten haben wir keine Spieler mit dem Format, wie es Frankreich oder die Dänen haben. Spieler für besondere Momente. Richtig ist, wie du sagst, dass unser Rückraum nicht gefährlich genug ist. Hens und Glandorf hatten beim letzten Turnier zusammen keine zehn Würfe pro Spiel, das kann es nicht sein. Den Mittelmännern geht jegliche Torgefahr, da wäre Kraus schon wichtig gewesen - auch wenn sich schon mehrfach erwiesen hat, dass er definitiv kein Führungsspieler sein kann. Als er noch im Schatten Bauers spielen konnte, warer wesentlich stärker.
Zum Thema Abwehr kann ich mich nur Büchsenmacher anschließen. Der einzige, dem ich es momentan zutraue neben Olli zu decken ist Kaufmann, doch der leistet sich auch in der Abwehr zu viele Ausfälle. da hätte ich mir einen matti Flohr gewünscht. Ich habe es an anderer Stelle schon einmal geschrieben, aber ich wiederhole mich gern - der Mann wäre Gold wert, auch menschlich. Zudem fehlt Zeitz (aber das ist eine andere Geschichte).
Um nicht gänzlich vom Blog weg zu kommen muss ich dir in einem Punkt gänzlich widersprechen: " Die Frage wird nur sein, ob sich das etwas in die Jahre gekommene deutsche Team..." meinst du das Ernst? Die Mannschaft hat eine gute Alterstruktur. Wir haben keine fünf Spieler ( schnell überschlagen), die über 30 sind und viele befinden sich im perfekten Handballeralter, bzw. sind anfang 20.
Klar ist, dass man hier nicht in Sphären wie bei den Fußballern denken kann, dafür fehlen momentan noch die Talente, die sich in der Buli bewiesen haben.Doch von " in die Jahre gekommen" kann kaum die Rede sein.
Generell denke ich, stehen die Handballer vor einem ähnlichen Problem wie der DFB zur Jahrtausendwende, von daher würde ich es begrüßen, wenn dasTurnier richtig in die Hose geht.Zeit für Zeues.
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14.01.2012 | 11:59 Uhr
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Büchsenmacher : @ Redisfaction
Wie du darauf kommst Kaufmann möglichweise in den Mittelblock zu stellen musst du mir mal genauer erklären das physische Paket
hat Kaufmann sicherlich , aber manchmal kommt er ziemlich feige
rüber in in der Abwehr .
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14.01.2012 | 12:09 Uhr
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Dennoch bleibe ich dabei, dass ich am liebsten Flohr dort gesehen hätte; ist aber nich und nun müssen Haas und/oder Smöre eben neben Roggisch verteidigen.
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14.01.2012 | 15:49 Uhr
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und den Wiencek gar nicht so schlecht im Mittelblock !
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Statistik
aber ich sehe 2 grundsätzliche Probleme in der Mannschaft
1. Die Abwehr
Zum einen ist Roggisch nicht mehr der Jüngste und war
auch nie der Überragende Abwehrspieler wie es zum Beispiel
Schwarzer oder Kervadec waren . Das er immer noch der beste
Deutsche im Mittelblock ist ,ist unbestritten spricht aber Bände !
Außerdem fehlt Heuberger dort ein passender Partner Haaß ist höchstens eine Notlösung , Wiencek bringt zwar alles mit aber ihm fehlen noch die Erfahrung auf diesem Niveau und ein paar Kilo
Muskelmasse .
Unsere anderen Rückraumspieler (Hens,Kaufmann,Pfahl,Glandorf)
sind durch die Bank maximal mittelmässige Abwehrspieler so
das die Gegner auf den Halbpositionen immer wieder über 1:1
Situationen zu Toren kommen können .