Wie bereits angekündigt, der erste "Artikel" meiner Blogreihe "Globalplayer Fußball"


Vorbild Deutschland

Lange Zeit schien der deutsche Fußball in einem Dornröschenschlaf zu vegetieren. Die Nationalmannschaft seit dem Euromeisterschaftstitel 1996 in England in der Krise, trotz kurzzeitigen Zwischenhochs in Japan und Südkorea. Die Borussen aus Dortmund und der große FC Bayern holten zwar die Champions-League und Schalke krönte sein UEFA-Cup Märchen, doch im Vergleich zu früheren glorreichen Episoden des deutschen Fußballs waren die Internationalen Titel verhältnismäßig rar gesät. Auch deutsche Spieler schienen im aufstrebenden Ausland ihre Wertigkeit zu verlieren, die Summe der deutschen Engagements bei großen europäischen Clubs ging erkenntlich zurück. Doch seit dem schillernden Sommermärchen bei der Heim-WM 2006 scheint der deutsche Fußball im Aufwind. In der Fünf-Jahreswertung am Dauerrivalen Italien vorbei gezogen, ein Nationalteam was euphorisiert und eine 1. Bundesliga, die sportlich zusehends stärker wird und im ökonomischen Bereich die europäische Konkurrenz längst distanziert hat.

Zahlen & Fakten

Bei erstmaliger Betrachtung wirken die Zahlen im Vergleich zu den großen Konkurrenzligen aus Spanien, England und Italien äußerst ernüchternd. Die Auslandsvermarktung, lange Zeit ein Kernproblem und finanzielles Brachland, konnte zwar in den letzten 5 Jahren expansibel von 12 Mio. auf über 50 Mio. Euro gesteigert werden, doch liegt das Produkt Bundesliga immer noch weit hinter der Konkurrenz aus Italien (Serie A, ca. 90 Mio.), Spanien (Primera Division, ca. 150 Mio.) und England( Premier League, ca. 300 Mio.). Doch während die Werte aus benannten Ligen langsam die Phase der Stagnation erreichen, ist ein Ende des Wachstums für die höchste deutsche Spielklasse noch nicht in Sichtweite. Insgesamt erreicht die 1. Bundesliga nach „WELT" Informationen 208 Länder und weltweit 2,25 Milliarden Menschen.

Welche wirtschaftliche Kraft hinter dem europäischen Fußball steht, lässt sich aus der aktuellen Statistik der Jahresumsätze der „Big-Five" bilanzieren. Die Elite-Ligen aus England, Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland kumulierten in der Saison 2009/10 einen Gesamtumsatz von 8,4 Milliarden Euro, 51 % des in ganz Fußballeuropa erzielten Jahresumsatzes, was eine prozentuale Steigerung von ca. 4 % gegenüber der Vorsaison ausmachte. In dieser Statistik zog die Bundesliga bereits an der Primera Divison vorbei , mit ca. 1,64 Milliarden Umsatz im letzten Geschäftsjahr liegt sie allerdings nur 42 Millionen vor der höchsten spanischen Spielklasse. Der Abstand zur Fußballgroßmacht England (2,43 Milliarden Jahresumsatz) scheint gewaltig, doch der Vergleich zwischen dem Gesamtgewinn der Premier League und der Bundesliga relativiert den Abstand deutlich. Mit einem positiven Betriebsergebnis von 138 Millionen Euro liegt die Bundesliga sogar vor der englischen Premier League (102 Millionen).

Transfers, gut und günstig.

Dieser hierzulande allseits bewährte Werbeslogan lässt sich durchaus auch auf die Geschäfte der deutschen Bundesligisten assoziieren. Zieht man den obligatorischen Vergleich zwischen der Premier-League und der Bundesliga anhand der aktuellen Transferstatistik, sind die Ergebnisse wenig überraschend. Während die Vereine aus Deutschlands höchster Spielklasse 161.980.000 € für Transfers ausgaben, beliefen sich die Transferkosten der Premier League Klubs auf 558.695.000 €, was für ein „Transferminus" von über 200.000.000 Millionen sorgte, während bei den Bundesliga Vereinen lediglich ein Minus von 18 Millionen Euro veranschlagt wurde. Die Bundesliga ist von den „Top-Five" die sparsamste Spielklasse, jedoch auch die mit der positivsten Transferbilanz.
Die Ursachen für die Ergebnisse beziehen sich vor allem aus zwei unterschiedlichen Ebenen. Ein weitgefächertes „Scouting-System" und eine sich konsequent weiterentwickelnde Jugendarbeit sind die Basis für den sportlichen und finanziellen Erfolg. Spieler wie Robert Lewandowski, Lucas Barrios oder Mohammed Abdelloue sowie viele andere ausländische Spieler wurden für verhältnismäßig geringe Summe verpflichtet, bringen Leistung und ihre Marktwerte schlagen exponentiell in die höhe. Zudem ist durch das kalkulierbare finanzielle Risiko eine „Fehlinvestition" weniger dramatisch zu bewerten, als wenn exorbitante Summen gezahlt würden. Ein Exempel stellt zudem der Fall Edin Dzeko da. Im Sommer 2007 von Felix Magath aus Teplice verpflichtet, für ein bescheidenes Sümmchen von 4 Millionen Euro, schoss er mit zahlreichen Treffern dem Verein aus der Autostadt zur ersten deutschen Meisterschaft, bevor er im Januar 2011 die Wölfe für die Bundesliga interne Rekordsumme von 37 Millionen Euro verließ.

Auch die bereits erwähnte enorm starke und verlässliche Jugendarbeit leistete ihren Anteil zum Aufschwung. Nicht nur der U-21 Europameistertitel 2009 und die famose WM der U-17 in Mexico im diesjährigen Sommer sind hervorragende Indikatoren für die zunehmende Wertigkeit von deutschen Talenten im Weltfußball, sondern das Gesamtbild im deutschen Profifußball. Spitzenvereine wie Bayern München, Borussia Dortmund, der VFB Stuttgart oder Schalke 04 setzen vermehrt auf junge deutsche Talente aus den eigenen Reihen. Doch nicht nur die erste Garde ist lobenswert zu erwähnen, auch kleinere Vereine aus unteren Ligen wie Alemannia Aachen, Hansa Rostock oder Greuther Fürth gebührt Respekt für das ständige heranführen von jungen Talenten. Mit Mesut Özil, Sami Khedira und Nuri Sahin haben bereits drei in Deutschland ausgebildete „Jungprofis" den Weg zu Real Madrid beschritten.


Teil 2