Für den VfB Stuttgart geht es nach den furiosen Siegen zuletzt gegen die Hertha (5:0), Freiburg (4:1) und Hamburg (4:0), aber auch eher enttäuschenden Auftritten wie das 2:4 in Hannover oder das an Langeweile kaum zu überbietende 0:0 gegen Kaiserslautern um die Frage, ob die Mannschaft wirklich stark genug ist, die Europa-League-Plätze noch einmal anzugreifen oder ob es am Ende doch nur zu einem Platz im Tabellenmittelfeld einer in diesem Jahr durchschnittlichen Bundesliga reicht.

Trainer Bruno Labbadia wird bei der Beantwortung dieser Frage im Freitagabendspiel bei der TSG 1899 Hoffenheim wohl erneut der Elf vertrauen, die zwar gegen Freiburg und Hamburg überzeugen konnte, gegen nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzende Pfälzer allerdings nur wenig anschauliches Offensiv-Material zu bieten hatte. Deshalb werden wohl wieder Akteure wie Cristian Molinaro, Maza, Christian Gentner oder Cacau auf der Bank Platz nehmen müssen, was zwangsläufig zu Unruhen im Kader führen kann. Allerdings haben sich momentan im Stuttgarter Lager noch alle lieb und sehen die Punkteteilung mit Kaiserslautern nur als einen Ausrutscher an. So schreibt zum Beispiel Keeper Sven Ulreich auf seiner Facebook-Seite, dass den Offensivbemühungen der Schwaben zwar manchmal das notwendige Tempo gefehlt habe, die Einstellung aber okay gewesen sei. Ein Spiel gegen so eine tiefstehende Mannschaft wie Kaiserslautern hätte man in der Hinrunde wahrscheinlich noch verloren. Am Freitag gegen Hoffenheim erwartet Ulreich ein Spiel mit komplett anderen Vorzeichen. So ein Spiel wäre es wohl auch geworden- wäre da nicht der FC Bayern.

Die Münchener haben nämlich vergangengen Samstag die blauen Kraichgauer so sehr vermöbelt, dass der Ex-Bayer und Ex-Stuttgarter Trainer Markus Babbel wohl nicht gerade scharf darauf sein wird, gegen seinen zweiten Ex-Verein erneut eine heftige Klatsche hinnehmen zu müssen. Der VfB darf sich also wahrscheinlich auf sehr tief stehende Hoffenheimer einstellen, für die es nach der Schmach von München vor allem erst einmal darum gehen wird, in den ersten Minuten nicht gleich wieder ein Gegentor zu bekommen. Oder zwei. Oder drei.

Welche Aufstellung Babbel dabei ins Rennen schicken wird, ist momentan noch unklar. Das Exmperiment mit Isaac Vorsah als Sechser vor der Abwehr dürfte allerdings offiziell gescheitert sein, da der Ghanaer bereits während der Partie in München seinen dänischen Kollgenen Jannick Vestergaard darum bat, diesen Part, der normalerweise unter Anderem dem für 2 Spiele suspendierten Sejad Salihovic gehört, zu übernehmen. Vorsah spielte dann auf seiner gewohnten Position in der Innenverteidigung einen besseren Job als zuvor im Mittelfeld. Viel Handlungsspielraum nach unten war allerdings auch nicht mehr vorhanden.

Für Babbel wird es also vor Allem darum gehen, nach den 7 Gegentoren gegen die Bayern mit der richtigen Auf-und Einstellung der Hoffenheimer Defensivabteilung das Offensivspiel der zuletzt glänzend aufgelegten Schwaben-Bombern um Shinji Okazaki, Vedad Ibisevic und Martin Harnik zu unterbinden. In der Offensive muss sich Babbel sowieso auf Roberto Firmino oder Ryan Babel verlassen, da die beiden zusammen mit dem gegen Stuttgart noch nicht wieder begnadigten Salihovic und dem Neu-Schwabe Ibisevic zu den einzigen Hoffenheimern gehören, die bisher mehr als einen Saisontreffer erzielten konnten. Die restlichen Torschützen der TSG in dieser Saison sind übrigens Compper, Johnson, Vestergaard, Schipplock, Mlapa und Luiz Gustavo. Letzterer wird am Freitag seinen Ex-Kollegen allerdings wohl kaum erneut den Gefallen tun, ein Tor für die Kraichgauer zu erzielen, da er eigentlich seit über einem Jahr beim FC Bayern spielt. Letzten Samstag hat er diese Tatsache bei seinem wunderschönen Schuss ins Eck gegen Manuel Neuer noch ignoriert, gegen den VfB wird dies ohne eine plötzliche Änderung der Transferregel nicht möglich sein. Aber bei der FIFA weiß man ja nie.



Eine sehr interessante Laufweganalsye des Spiels Bayern-Hoffenheim. Die gelben Pfeile verdeutlichen die Hoffenheimer Defensivbemühungen.

Bei den Kraichgauern ist ebenfalls interessant, dass sie die letzten 7 Heimspiele allesamt unentschieden gespielt haben. Meistens 1:1 durch einen späten Gegentreffer nach einer Führung im ersten Durchgang. Mit erneut nur einem Punkt wird in Stuttgart nach dem Spiel gegen Lautern aber wohl niemand zufrieden sein. Die Ansprüche sind durch die starken Leistungen der vergangenen Wochen im sonst so besinnlichen Ländle mal wieder ins Unermessliche gestiegen. Dass dieser (zu) hohe Erwartungsanspruch auch gerne mal schief gehen kann, haben die Dunkelroten mit dem Brustring in den letzten Jahren oft genug eindrucksvoll nachgewiesen. Wirklich Verlass ist in dieser Saison beim VfB eigentlich nur auf Torhüter Ulreich und die Fans, die wohl auch am Freitagabend wieder alles geben werden, um im Hoffenheimer Kreisen angekündigten ,,Derby" für Stimmung zu sorgen. Im Stuttgarter Fanlager sieht man zwar wahrscheinlich sogar ein Spiel gegen Weder Bremen eher als Derby an als gegen die Kraichgauer, aber Hoffenheim und Fankultur... na ja, lassen wir das.


Werden sie auch am Freitag wieder jubeln? Martin Harnik und der Ex-Hoffenheimer Vedad Ibisevic


Die voraussichtlichen Aufstellungen
Hoffenheim: Starke- Beck, Vestergaard, Compper(Vorsah), Braafheid- Williams (Weis), Rudy- Vukcevic, Roberto Firmino, Johnson- Babel

Stuttgart: Ulreich- Boulahrouz, Tasci, Niederstrecker, Sakai- Kvist, Kuzmanovic- Harnik, Hajnal, Okazaki- Ibisevic

Mein Tipp
Hoffenheim- Stuttgart 1:2

by Marc Hauser