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04.06.2012 um 21:51 Uhr
Vorsicht, Baustelle! I/III
Frankreich befindet sich im Neuaufbau. Den gab es auch sechs Jahre lang unter Ex-Trainer Raymond Domenech, was schlussendlich im übertragenen Sinne mit einem Abriss durch Sprengung enden sollte. Beim neuen Teamchef Laurent Blanc wird dieser langsam, aber solide durchgezogen. Die EM in der Ukraine und Polen ist dabei auch nur das Richtfest. Ein kleiner Meilenstein auf dem Weg zum Titel im eigenen Land. Frankreich ist noch nicht bereit, das Fundament allerdings ist gelegt und verspricht viel.

Der „Präsident" als Bauleiter

Was hatte der exzentrische „Architekt" nicht alles versprochen. Sechs Jahre lang sprach er von dem Aufbau einer großen Mannschaft mit jungen Spielern. Das Endergebnis war ein allgemeines Desinteresse seitens der Fans und die Schmach von Südafrika mitsamt Trainingsstreik, Beleidigungen, dem Einschreiten der Politik und einem sportlichen Offenbarungseid. Aus sportlicher Sicht musste Laurent Blanc einen Wiederaufbau betreiben, der dem von Städten nach einer Naturkatastrophe ähnelt. Es ging nicht nur um ein Imageproblem, sondern um Strukturwechsel innerhalb des Verbands und dem bereits erwähnten Aufbau einer Nationalmannschaft, mit der sich auch das enttäuschte Volk identifizieren konnte. Die Stunde Null begann am 26. Juni 2010. Blanc, der Weltmeister von 1998 und „Président" der damaligen Elf, übernahm den Posten und verkündete sofort, dass es sich nicht um ein schnelles Fertighaus handeln würde.

Mission: Rückeroberung der Herzen

Zwei Jahre später sind die Erwartungen der Franzosen immer noch niedrig. Im Gegensatz zum Rest von Europa glauben Sie nicht an ihr Team. Nur 2% rechnen mit einem Sieg, 12% mit einer Finalteilnahme. Die meisten sind vom Scheitern im Viertelfinale (36%) überzeugt. Ähnlich kritisch sieht das auch Michel Platini, der gerne mal seine Nachfolger abwatscht. „Zwei, drei gute Spieler, der Rest ist so lala!" Der UEFA-Präsident hatte sein Urteil bereits vor vier Monaten abgegeben. Da hatte man mit mittelmäßigen Leistungen ansehnliche Testspiel-Ergebnisse, eine am Ende glücklich-knappe Qualifikation hinter sich und stand vor dem Spiel gegen Deutschland. Das gewann man dann wider Erwarten auch noch und seither wächst man langsam in die Rolle des Mitfavoriten. Zumindest im Ausland. In Frankreich selbst gilt es eher eine Liebesbeziehung langsam aufzubauen. Dies gelingt Laurent Blanc bisher gut. Selbst Ribéry wurde bei seiner Einwechslung gegen Island freudig empfangen. Das Land des zweimaligen Europameisters ist gespalten. Die Beziehung zwischen Fans und Mannschaft vollführt selbst zwei Jahre nach der Skandal-WM einen Tanz auf dem Drahtseil. Soll man nun sein Land unterstützen und das Fiasko von Knysna vergessen? Darf man diese Spieler wieder anfeuern und die Ehre der Nation in ihre Hände legen? Oder sind da wieder Spieler auf dem Platz, denen es vermeintlich nur um das Geld, den persönlichen Erfolg geht?

Man weiß es nicht genau. Bei vielen sitzt der Schmerz wohl noch zu tief, haben die Spieler doch immer noch das Ansehen pubertierender Fußballmillionäre, die in Zeiten der Krise nur an sich zu denken scheinen. Die ausgerufene Siegprämie von 320.000 Euro hat nicht zur Beruhigung der Gemüter geführt. Andere hingegen scheinen langsam müde vom Bestreiken der eigenen Mannschaft und fangen wieder an das Team zu unterstützen. Was fehlt ist wohl ein großer Fußballmoment! Einer der Publikum und Mannschaft zusammenschweißt, ein legendäres Spiel. Warum nicht ein Spiel wie das gedrehte 2:1 gegen England bei der EM 2004?

Die Bauarbeiter im Überblick

Die Mannschaft an sich hat weniger große Namen und besteht zu einem großen Teil aus Spielern der französischen Ligue1. Letzteres kann ein Problem sein, da sie nicht das Niveau anderer europäischer Ligen hat. Doch die fehlende Klasse kann durch die Homogenität der Truppe wettgemacht werden. Ein weiterer Kritikpunkt der französischen Medien ist die fehlende Erfahrung vieler Spieler, was sich allerdings etwas mit dem geforderten Neuanfang sticht. Im Angriff findet man Platinis glanzvolle Namen, in der Verteidigung den bisherigen unglamourösen Schlüssel zum Erfolg. Früh hat Blanc zu Stabilisierungszwecken der neuformierten Mannschaft sein Augenmerk auf die Defensive gelegt. Mit Erfolg wie gerade mal 11 Gegentore (davon nur 4 in der Qualifikation) in 22 Spielen zeigen.

Wer sind meine Leute da außen?

Unangefochtener Torwart und Kapitän ist mittlerweile Hugo Lloris, obwohl mit Mandanda ein fast gleichwertiger Ersatz bereitsteht. In Blancs Innenverteidigung ist von Anfang an Adil Rami von Valencia gesetzt. Um den anderen Platz kämpfen Philippe Mexès und Laurent Koscielny, der auf der Zielgeraden noch in die erste Elf rutschen könnte. Mexès wirkt ein wenig sehr stämmig und unbeweglich, ist aber von Blanc favorisiert. Auch die Außen sind Schauplatz zweier Zweikämpfe mit Reveillère und Debuchy auf der rechten Seite. Auf der linken Seite streiten sich der frischgebackene englische Meister Clichy und Evra um den Startplatz, wobei ersterer gegen Serbien eine viel beachtete Partie geliefert hat und eine seiner stärksten Saisons gespielt hat.

Die blau-weiß-rote Schaltzentrale

Das defensive Mittelfeld ist auch bei Frankreich das entscheidende Puzzle-Stück. Lange hat Blanc nach seinem richtigen Betonmischer gesucht und besonders zwei Spieler haben scheinbar die richtige Mischung und Verteidigung und Angriff zu verbinden: Yann M’Vila und Yohan Cabaye. Ersterer hat sich im Spiel gegen Serbien praktisch mit dem Anpfiff verletzt, doch seine Tränen auf der Ersatzbank waren umsonst. Es handelt sich lediglich um eine kleine Verstauchung, die er bald auskuriert haben sollte. Der Wechsel zu Arsenal scheint nur noch eine Frage der Zeit. Cabaye stellt sich zur Zeit als Entdeckung des Jahres heraus. Der Spieler von Newcastle hat einen großen Sprung gemacht und gilt als das verbindende Element zwischen Defensive und Offensive. Ähnlich wie M’Vila kann er schnell nach vorne spielen, präzise Pässe schlagen und hat darüberhinaus auch eine starke Schusstechnik. Der dritte im Bunde nach Diabys Ausfall ist Alou Diarra, der eventuell gegen England auflaufen wird. Angeschlagen, aber trotzdem dabei ist der Pariser Blaise Matuidi.

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Aufrufe: 3640 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 2 | Erstellt:04.06.2012
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mamö99
04.06.2012 | 22:08 Uhr
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mamö99 : 
04.06.2012 | 22:08 Uhr
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mamö99 : 
Funkbarrio, mit dem Teil hier hast du den 15.000 Blog auf SPOX geschrieben, herzlichen Glückwunsch! Ja ich weiß dass ich es als erstes bemerkt habe... gib mir bei Gelegenheit einfach mal einen aus!
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funkbarrio
04.06.2012 | 22:20 Uhr
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funkbarrio : 
04.06.2012 | 22:20 Uhr
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funkbarrio : 
Wahnsinn... Vielen Dank für das Aufmerksam machen!

Wenn Du in Wien bist, dann sag Bescheid!
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GNetzer
05.06.2012 | 09:43 Uhr
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GNetzer : 
05.06.2012 | 09:43 Uhr
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GNetzer : 
Nice one! Ein würdiger Blog Nr. 15.000!
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MFCEO
08.06.2012 | 13:02 Uhr
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MFCEO : 
08.06.2012 | 13:02 Uhr
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MFCEO : 
nice job!
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