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04.06.2012 um 21:52 Uhr
Vorsicht, Baustelle! III/III
Defense wins Quali

Die Verteidigung ist zwar stark, doch fällt dies zumindest unter dem Qualifikationssystem 4-2-3-1 oft zu Lasten der Offensive. Gerade der Ausfall von Eric Abidal schmerzt sehr, kann er doch wie Spielverlagerung.de in der EM-Vorschau unterstreicht Außen- wie Innenverteidiger spielen und so die Sturmläufe des rechten Verteidigers durch Einrücken zur Innenverteidigung und einer Dreierkette mit Unterstützung eines M’Vila kompensieren. Diese Fähigkeit haben Clichy und Evra nicht! Ersterer gilt als offensivere Lösung, Evra als der defensiv stärkere, ist aber von den Fans aufgrund seiner Implikation in die Vorkommnisse von 2010 unerwünscht. Blanc hat auf den starken Jérémy Mathieu verzichtet. Ähnlich sieht die Situation auf der rechten Seite aus. Mit Debuchy, der gegen Deutschland eine starke Partie machte, hat man permanente Abteilung Attacke (gerade mit einem Abidal sehr interessant gewesen). Ein Reveillère hingegen steht defensiv viel stärker. Die Einsätze werden sich wohl auch besonders nach den Spielern vor den Außenverteidigern richten um diese bestmöglich einzusetzen, die Wege kurz zu halten und Risiken zu minimieren. Hier hat Clichy gegen Serbien und im Zusammenspiel mit Ribéry Punkte sammeln können.

In der Innenverteidigung ist Adil Rami gesetzt. Er ist der Spieler mit den meisten Einsatzminuten in der Qualifikation. Mexès scheint wieder neben ihm aufzulaufen, auch wenn er nach seiner schweren Verletzung an Qualität eingebüßt hat und Laurent Koscielny in den letzten Partien auf sich aufmerksam machen konnte. Auch hier ist es eine Frage von Schnelligkeit, die Mexès etwas abhanden gekommen zu sein scheint. Dies könnte er aber durch seine Erfahrung durchaus wieder wettmachen, wenn die letzten Vorbereitungsspiele nicht eine andere Sprache gesprochen hätte. Paradoxerweise läuft es in der Offensive endlich besser und in der Abwehr schwächelt es auf einmal. Laut Blanc fehlt es denn Defensivspielern an der Kapazität über 90 Minuten konzentriert zu sein. Ein Fehler, der gerade in der Endrunde schleunigst abgestellt werden sollte.

Unruheherd Baumeister?

Der Teamchef selbst hat es geschafft, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die jung und hungrig ist. Es ist allerdings auch nur seine zweite Station nach Girondins Bordeaux und dem Meistertitel. Man könnte ihn also als genauso unerfahren wie seine Arbeiter abstempeln. Trotz seiner sehr ordentlichen Bilanz ist er in Frankreich umstritten. Das hängt vor allem mit dem Skandal über farbige Jugendspieler und das Problem mit Doppelstaatsbürgerschaften zusammen. Sein Vertrag läuft nach der EM aus, der neue Verbandspräsident Noël Le Graët weigert sich diesen vorschnell zu verlängern und träumt Gerüchten zufolge von einem Nachfolger namens Arsène Wenger. Blanc wiederum argumentiert, dass er durch die fehlende Vertragsverlängerung nicht die gleiche Autorität habe wie mit dieser Planungssicherheit. Eine Meinungsverschiedenheit, die ihren Weg in die Medien gefunden hat. Außerdem wird Blanc vorgeworfen Spieler seines eigenen Beraters einzusetzen. Blanc hingegen kokettiert mit dem Interesse verschiedener Vereine.

Wieder einmal gab es auch Stress um die Unterkunft der Spieler, da Blanc und sein Team zu luxuriös untergebracht werden wollten. Wegen Yoann Gourcuff, den Blanc trotz langer Krise in den vorläufigen Kader aufnahm und der beim Spiel gegen Island vom eigenen Publikum ausgepfiffen wurde, kam es zu Kritik seitens der Medien. Gerüchten zu folge ist auch nicht Blanc Schuld an seiner finalen Nichtnominierung, sondern Gourcuff selbst hat gebeten nach Hause geschickt zu werden. Viele Fans in Frankreich werfen Blanc darüberhinaus Charakterschwäche vor, da Evra und Ribéry nach der letzten WM wieder dabei sind. Da haben es Kollegen wie Jogi Löw eindeutig gemütlicher. Paradoxerweise könnte Blanc als öffentlicher Mahner und Ruhe in Person der Unruheherd im Team sein. Da auch sein ständiges „Schlechtreden" des Teams den französischen Medien langsam suspekt vorkommt. Doch ein Liebling der Medien war noch kein französischer Team-Chef der letzten 20 Jahre.

Pfusch am Bau oder Taj Mahal?

Geblendet von den positiven Testspielen gegen Brasilien, England und Deutschland werden die Franzosen plötzlich als Favorit gehandelt. Vergessen scheint der mühsame Weg zur EM, das glückliche Unentschieden gegen Bosnien, die schwachen Vorstellungen auch gegen Brasilien und Belgien. Daas alles zählt nicht mehr seitdem Deutschland geschlagen wurde. Zumindest in Deutschland. Spox selbst schätzt sie im umstrittenen Ranking, in bester deutscher Schwarzmalerei, sogar stärker als die deutsche Mannschaft ein. Währenddessen versucht Blanc ständig zu beschwichtigen und Erwartungen runterzuschrauben. Frankreich ist in einem kuriosen Schwebezustand. Eigentlich will man dran glauben, aber man kann, darf und sollte am besten auch gar nicht. Alles scheint plötzlich viel zu schnell zu gehen. Anders als der Berliner Flughafen scheint die französische Baustelle unter dem Zeitplan zu liegen. Und ausgerechnet dem Baumeister gefällt dies ironischerweise gar nicht.

Viel wird vom ersten Spiel gegen England abhängen. Gelingt ein Sieg, dürfte die Gruppenphase bereits überstanden sein. Die Chancen stehen nicht zuletzt wegen der Ausfälle von Rooney, Barry, Ferdinand, Lampard und Cahill gut. Probleme bereiten in der eigenen Mannschaft besonders der für Malouda auf rechts ausgewichene Nasri, der sich schon länger im Formtief befindet und momentan in der Heimat harsch kritisiert wird. Auf der anderen Seite, nämlich links hinten, wird wohl ein gewisser Evra auflaufen. Der ist seit 2010 eher "persona non grata", scheint momentan schwächer als Clichy und wird trotzdem starten. Nicht zuletzt ein Grund für die plötzlich schwächelnde Verteidigung der französischen Elf. Außerdem tut sich Frankreich allgemein schwer gegen defensive Aufstellungen Tore zu schießen. Eine solche wird von England zum Auftaktspiel erwartet.

Nur der Gruppensieg kann aber das erklärte Ziel sein, da im Viertelfinale mit großer Wahrscheinlichkeit Spanien auf den Zweitplatzierten der Gruppe D wartet. Das Halbfinale scheint in jedem Fall das höchste der Gefühle und würde auch an die EM 1996 und den folgenden Triumphen erinnern. Das primäre Ziel ist es, eine ruhige EM zu spielen und die Gruppenphase zu überstehen. Für ersteres wurden die Spieler gebeten, das twittern von Internas und Fotos zu unterlassen. Anscheinend keine Selbstverständlichkeit nach 2010. Ob es dann mit oder ohne dem Bauleiter Blanc weitergeht wird sich in circa vier Wochen entscheiden. Hauptsache das Gebäude „Équipe tricolore" ist pünktlich 2016 fertiggebaut, eingerichtet und einzugsbereit für die Coupe Henri Delaunay.

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Aufrufe: 1910 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 1 | Erstellt:04.06.2012
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MFCEO
07.06.2012 | 22:48 Uhr
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MFCEO : 
07.06.2012 | 22:48 Uhr
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MFCEO : 
bin schon gespannt auf die franzosen! wie du richtig sagst, mit einem sieg gg england und dem gruppensieg könnte einiges drin sein! vorrausgesetzt spanien und deutschland schöpfen ihr potential nicht ganz aus...wer weiss
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