14.07.2011 um 21:48 Uhr
Warum ich am Rad drehe Vol.2 (2)
Grenzwertig agieren auch andere Manager im Fußballgeschäft. Allerdings ist deren Beute nicht das Gehänge von Vereinen, sondern die Spieler selbst.
Wer träumte nicht als Kind davon, einmal im Trikot des Lieblingsvereins auflaufen zu dürfen oder das entscheidende Tor bei einer WM zu erzielen? Und genau mit diesen Träumen machen Berater ihr Geld. Sie sind immer auf der Suche nach dem neuen Pele, dem neuen Etoo und gehen dabei über Leichen. Gerade das Geschäft mit afrikanischen Fußballspielern floriert. Naiv und voller Hoffnung treten sie eine Reise in den kalten Norden an und stranden viel zu oft, fallengelassen von ihren Beratern, auf den Straßen europäischer Hauptstädte. Geld kommt nur durch Erfolg und erfüllst du diese Kriterien nicht, ist man sehr schnell ohne Wert in diesem Geschäft. Klar, es gibt auch seriöse Berater. Doch selbst die sind nicht Ohne. Die meisten dieser Geschäftemacher bekommen nur das große Geld, wenn ihr Spieler wechselt oder eben einen dicken Vertrag unterzeichnet. Zudem steuern sie immer öfters die öffentliche Wahrnehmung der jungen Kicker. So verkommen 18-Jährige zu mundtoten Marionetten und lassen sich zu falschen Entscheidungen hinreißen, verlieren Freunde und Fans. Sicher gibt es nicht nur schwarze Schafe, doch gerade Berater sorgen dafür, dass Spieler den Bezug zu jeglicher Realität verlieren und so interessant werden wie Raufasertapete. Stromlinienförmig ist jetzt angesagt, und so gleichen Interviews ("Wir müssen uns einfach auf uns selbst konzentrieren und von Spieltag zu Spieltag denken" – gääähhhn) und Spielerportraits immer den selben Mustern ("Isch würde nie Alkohol trinken, isch sitze immer nur daheim und zocke an meiner PS3"). Da soll man nicht die Nerven verlieren?
Widme ich mich abschließend einer Sache, mit der ich mir eigentlich selber ins Knie schieße. Ich prangere Missstände an, erkenne Fehlverhalten im heutigen Fußball und ziehe logischerweise auch Vergleiche mit vergangenen Fußballtagen. Doch es gibt Leute, deren Lobpreisungen auf Vergangenheit und Schwarz-Weiß-Fotos schon fast perverse Züge annehmen Ich rede von Nostalgiefanatikern. Ich bin in keiner wirklich fußballbegeisterten Familie aufgewachsen und war daher so frei, um mir eine grundlegend eigene Meinung zu Vereinen und Spielern bilden zu können. Doch ein Satz erklang selbst aus dem Munde meines autobesessenen Vaters: "Früher war alles besser!"
Jahrelang durfte ich mir anhören, was ich alles verpasst hätte. Die großen Schlachten zwischen Gladbach und Bayern, Deutschland gegen Italien und der Netzer sei ja wohl "[…] das Beste gewesen, was man an Fußball erleben konnte". Selbst diese "Kommerzgeilheit" hat es damals scheinbar nicht gegeben; dabei wurde die erste Trikotbrust schon in den 70ern verschandelt.
Eines vor weg – ich habe den tiefsten Respekt vor den Leistungen eines Johan Cruyff oder Eusebio, doch nicht nur der "neue" Fußball hat seine Schattenseiten. Auch damals gab es Bestechungen, Doping und Fußball wurde als politisches Werkzeug benutzt. Trotzdem stimmen alle Leute ab 30 in einen Chor ein, wenn vergangene Spiele, ehemalige Helden oder vergessene Triumphe ausgepackt werden. Im Gegenzug schimpft man auf den nächsten Scheich Mohammed Al-Zuviel-Geld und sieht in Lionel Messi nur einen Hobbit, der sich ab und zu die Füße rasiert. Wacht auf! Die Welt dreht sich und Pele macht inzwischen Werbung für Viagra. Ist das nicht ein Zeichen? Dass neue, hungrige Spieler in den Startlöchern – ACHTUNG Wortwitz! –"stehen". Es wird einfach Zeit die Breitners und Beckenbauers dieser Zeit, dort zu lassen wo sie hingehören – in die der Vergangenheit. Es reicht mir schon mich mit den heutigen Fußballmillionaros rumzuschlagen. Wobei wenn ich so drüber nachdenke...vielleicht packe ich heute mal wieder einen meiner Favoriten unter meinen VHS-Kassetten aus: die WM 1970...Nääähhhhh!...lieber drehe ich weiter am Rad.
Bis dann
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Wer träumte nicht als Kind davon, einmal im Trikot des Lieblingsvereins auflaufen zu dürfen oder das entscheidende Tor bei einer WM zu erzielen? Und genau mit diesen Träumen machen Berater ihr Geld. Sie sind immer auf der Suche nach dem neuen Pele, dem neuen Etoo und gehen dabei über Leichen. Gerade das Geschäft mit afrikanischen Fußballspielern floriert. Naiv und voller Hoffnung treten sie eine Reise in den kalten Norden an und stranden viel zu oft, fallengelassen von ihren Beratern, auf den Straßen europäischer Hauptstädte. Geld kommt nur durch Erfolg und erfüllst du diese Kriterien nicht, ist man sehr schnell ohne Wert in diesem Geschäft. Klar, es gibt auch seriöse Berater. Doch selbst die sind nicht Ohne. Die meisten dieser Geschäftemacher bekommen nur das große Geld, wenn ihr Spieler wechselt oder eben einen dicken Vertrag unterzeichnet. Zudem steuern sie immer öfters die öffentliche Wahrnehmung der jungen Kicker. So verkommen 18-Jährige zu mundtoten Marionetten und lassen sich zu falschen Entscheidungen hinreißen, verlieren Freunde und Fans. Sicher gibt es nicht nur schwarze Schafe, doch gerade Berater sorgen dafür, dass Spieler den Bezug zu jeglicher Realität verlieren und so interessant werden wie Raufasertapete. Stromlinienförmig ist jetzt angesagt, und so gleichen Interviews ("Wir müssen uns einfach auf uns selbst konzentrieren und von Spieltag zu Spieltag denken" – gääähhhn) und Spielerportraits immer den selben Mustern ("Isch würde nie Alkohol trinken, isch sitze immer nur daheim und zocke an meiner PS3"). Da soll man nicht die Nerven verlieren?
Widme ich mich abschließend einer Sache, mit der ich mir eigentlich selber ins Knie schieße. Ich prangere Missstände an, erkenne Fehlverhalten im heutigen Fußball und ziehe logischerweise auch Vergleiche mit vergangenen Fußballtagen. Doch es gibt Leute, deren Lobpreisungen auf Vergangenheit und Schwarz-Weiß-Fotos schon fast perverse Züge annehmen Ich rede von Nostalgiefanatikern. Ich bin in keiner wirklich fußballbegeisterten Familie aufgewachsen und war daher so frei, um mir eine grundlegend eigene Meinung zu Vereinen und Spielern bilden zu können. Doch ein Satz erklang selbst aus dem Munde meines autobesessenen Vaters: "Früher war alles besser!"
Jahrelang durfte ich mir anhören, was ich alles verpasst hätte. Die großen Schlachten zwischen Gladbach und Bayern, Deutschland gegen Italien und der Netzer sei ja wohl "[…] das Beste gewesen, was man an Fußball erleben konnte". Selbst diese "Kommerzgeilheit" hat es damals scheinbar nicht gegeben; dabei wurde die erste Trikotbrust schon in den 70ern verschandelt.
Eines vor weg – ich habe den tiefsten Respekt vor den Leistungen eines Johan Cruyff oder Eusebio, doch nicht nur der "neue" Fußball hat seine Schattenseiten. Auch damals gab es Bestechungen, Doping und Fußball wurde als politisches Werkzeug benutzt. Trotzdem stimmen alle Leute ab 30 in einen Chor ein, wenn vergangene Spiele, ehemalige Helden oder vergessene Triumphe ausgepackt werden. Im Gegenzug schimpft man auf den nächsten Scheich Mohammed Al-Zuviel-Geld und sieht in Lionel Messi nur einen Hobbit, der sich ab und zu die Füße rasiert. Wacht auf! Die Welt dreht sich und Pele macht inzwischen Werbung für Viagra. Ist das nicht ein Zeichen? Dass neue, hungrige Spieler in den Startlöchern – ACHTUNG Wortwitz! –"stehen". Es wird einfach Zeit die Breitners und Beckenbauers dieser Zeit, dort zu lassen wo sie hingehören – in die der Vergangenheit. Es reicht mir schon mich mit den heutigen Fußballmillionaros rumzuschlagen. Wobei wenn ich so drüber nachdenke...vielleicht packe ich heute mal wieder einen meiner Favoriten unter meinen VHS-Kassetten aus: die WM 1970...Nääähhhhh!...lieber drehe ich weiter am Rad.
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Aufrufe: 2813 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 8 | Erstellt:14.07.2011
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15.07.2011 | 14:56 Uhr
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15.07.2011 | 20:58 Uhr
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milan07 :
Bei der Geschichte mit den Ellenbogen nervt mich was ganz anderes. Nämlich dass jede kleinste Berührung des Gegners im Gesicht bei einem Kopfballduell oder sonstigen Zweikämpfen ein "Ellenbogencheck" und damit rot ist. Man hat die Arme beim Laufen eben oben, das gehört eben dazu, die Spieler können sich ihre Arme ja nicht an den Arsch kleben. Wenn ich an Szenen denke wie Behrami bei der WM oder Pazzini mal in nem WM-Quali-Spiel 2009 könnt ich kotzen. Da berühren sie den Gegner nur leicht im Gesicht und es gibt rot, weil der Gegner heulend zum Schiri rennt. Das hat nichts mit einer Tätlichkeit zu tun und hat nichts mit Fußball zu tun. So werden dann Spiele von Schiris entschieden. Finde generell dass bei manchen Schiedsrichtern viel zu schnell die Karten fliegen. Mir gefallen so Schiris wie Webb. Der Sinn der Karten ist es das Spielgeschehen unter Kontrolle zu halten und die Spieler bei schlimmeren Fouls zu bestrafen. Man muss aber nicht mit den Karten um sich werfen, man kann auch mit den Spielern reden und so Situationen klären ...
Rudelbildungen sollte es natürlich eigentlich nicht geben im Fußball, aber ich denke ich bin nicht der einzige wenn ich sage dass ich sowas eig immer ganz spannend finde. Ich denke wenns mal zu ein paar Rangeleien kommt ist das immer ganz unterhaltsam für den Zuschauer. Aber natürlich sollte es nicht eskalieren ...
Auch das mit den Stadionnamen stört mich eig weniger. In Deutschland wurden die meisten Stadien ja bei der WM 2006 unbenannt, ansonsten gibts das ja nicht ganz so oft. Die großen Stadien dieser Welt heißen immernoch Wembley-Stadium, Camp Nou, Santiago Bernabeu, San Siro oder Stadio Olimpico. Wenn die jetzt alle die Namen verkaufen würden und wir aufeinmal Nike-Arena, McDonalds-Stadium und Stadio Adidas als große Spielstädten im Fußball hätten wäre das dann auch nicht mehr schön, aber so weit sind wir ja zum Glück noch nicht ...
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16.07.2011 | 22:30 Uhr
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bigusZ :
Super. Finde ihn besser geschrieben als den ersten Teil. Bei den "Kritikpunkten" gehe ich auch diesmal konform mit dir.
Mit den Nostalgiefanatikern sehe ich das allerdings nicht ganz so eng. So sehr ich die Veränderung des Fußballs (Doppel-6, AV als Offensivkraft....) auch gut heiße, fehlt mir doch schon seit längerem eine "richtige Nummer 10". Das Trauern nach den Zidane's, Maradona's und Co. hält sich durch die Messi's, Rooney's und Kagawa's aber natürlich stark in Grenzen. ;)
Meine Freundin guckt seit Freddie L. aus Schweden auch nur noch ganz selten.^^
Hoffe du schreibst beim Blogpokal mit. Steigerst dich noch zum Serdar Somuncu der Blogger. Ich mag diesen überspitzten Stil. Weiter so.
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Rudelbildung: Ich glaube du unterschätzt die Wirkung von angestautem Adrenalin erheblich, ebenso wie das Gefühl der Ehre wenn man auf dem Feld steht. Wenn mir einer erzählen würde was meine Mutter für eine H*** ist um mich zu provozieren... ganz ehrlich, kann er gern haben. Wenn meine Mitspieler dann kommen, Pech gehabt. Sehe ich nicht als dramatisch an, kommt ja nun auch nicht so in der absoluten Häufigkeit vor. Außerdem ist das manchmal ganz witzig anzugucken.
Das mit den Stadionnamen... klar es sollte eigentlich nicht so sein. Aber gerade bei Stadionumbauten hilft das eben Kosten zu senken, viele Namensgebungen stammen aus dieser Zeit vor der WM 2006. Man kann nur hoffen, dass das ein vorüberziehender Trend ist. Glauben tue ich da leider nicht dran. Oft genug wissen die Fans aber ja, wie das Stadion eigentlich heißt und nennen es auch so.
Und dann Berater. Ganz ehrlich, das hast du unfassbar unreflektiert geschrieben. Richtige Berater haben einen Lizenz. Kein Lizenzberater wurde jemals beschuldigt, Afrikaner vor die Tür von irgendeinem Club gesetzt zu haben und bei Abweisung den Afrikaner auf der Straße gelassen zu haben. Das kommt vor und das sind Menschenhändler, keine Berater. Das sind die Leute, die Ausweise fälschen. Die Aussage es gibt "auch" seriöse Berater ist einfach falsch, mehr als 90% aller Berater sind überaus seriös. Und das ein Berater vor allem bei einem Wechsel verdient ist ein dummes Cliché und auch falsch. Ein Berater verdient immer am Gehalt mit. Ein Berater nimmt dabei aber Rücksicht auf die Wünsche des Spielers was den Verein angeht, tut er es nicht ist er nämlich nicht mehr lange der Berater des Spielers. Wenn also ein Neuer gesagt hätte ich will bei Schalke bleiben hätte der Berater sich garantiert nicht dagegen ausgesprochen.
Nostalgiefanatier - agreed.
6P