Die Regular Season 2022 hat vergangenes Wochenende die letzten Storys geschrieben und war für die Pittsburgh Steelers nochmal eine emotionale Achterbahnfahrt. Man konnte zwar den Divisonrivalen Cleveland Browns besiegen und sich auf einen positiven Record von 9-8 stellen, allerdings wurden die Playoffs nach einer starken zweiten Saisonhälfte nicht erreicht. Wobei das ganze aus meiner Sicht grundsätzlich nicht gravierend negativ ist. Letzte Saison hatte man sich ebenfalls unerwartet irgendwie in die Postseason geschmuggelt und ging dann in Big Ben's letzter Saison in der Wildcard Runde mit einer Demontage (42:21 gegen die Chiefs) heim. Ähnliches hätte ich esgegen die Bills diese Saison auch erwartet.

Für viele war dann wohl das Erhalten von Mike Tomlins Serie, noch keine einzige Saison mit einem negativen Record beendet zu haben zufriedenstellend.
Ich muss sagen, dass die Saison nach bescheidener ersten Hälfte für mich positiv und zufriedenstellend beendet wurde und ich im großen und ganzen freudig in die Zukunft blicke, was ich auch versuchen werde, in meinen Blog darzustellen.

Natürlich wird die Postseason aus Steelerssicht noch verfolgt werden, allerdings richtet sich der Fokus nun bereits auf die Saison 2023.

1. Der Coaching Staff

Der Black-Monday der NFL und etwaige Trainerentlassungen und damit verbunden die Suche nach passenden Nachfolgern sind für 18 Teams der Startschuss in eine neue Saison. In Pittsburgh gab es bisher zum Ärgernis einger Fans noch keine derartigen Veränderungen. Von Vielen wurde seit Wochen die Entlassung des Offensive Coordinators Matt Canada gefordert. Canada ist stand jetzt weiter im Amt, Mike Tomlin wurde allerdings zu dieser Personalie bereits befragt und äußerte nur, dass die Saison und Leistung erst analysiert werden muss, bevor etwaige Schlussfolgerungen gezogen werden. Tatsächlich muss die positive Entwicklung wie beispielsweise das verbesserte Laufspiel in der zweiten Saisonhälfte oder auch das bessere QB-Spiel von Pickett zu Gunsten von Canada gewertet werden. Dennoch war die Offense diese Saison nicht immer ein Feuerwerk und war im Vergleich zu anderen Teams schon sehr enttäuschend, gerade in der Redzone wirkte man oftmals sehr einfallslos und tat sich schwer bei engen Raum in die Endzone zu kommen.

Grundsätzlich wäre es wahrscheinlich für die Entwicklung von Pickett nicht schlecht, wenn sich das Scheme nicht großartig ändert, allerdings wäre eine spannendere und erfolgreichere Offense wünschenswert. Ich bin gespannt, wie sich Mike Tomlin entscheidet und wer ggf. als Nachfolger präsentiert werden würde.

Auf der anderen Seite des Balls und definitiv die Stärke des Teams könnte womöglich ein Verlust einer wichtigen Person eintreten. Es war durchaus riskant aber sehr clever von M.Tomlin, Brian Flores als Assistand DC und Linebacker Coach nach seiner Entlassung in Miami zu installieren. Flores stand nach seiner Entlassung zwar im Mittelpunkt der Medien aufgrund seiner Klage gegen die NFL und Miami, das hat sich allerdings ziemlich schnell beruhigt und Flores ist auf der defensiven Seite sicherlich ein guter bis sehr guter Coach. Bei ihm sind erste Gerüchte im Umlauf, dass er in einer anderen Franchise als Defensive Coordinator anheuern könnte. So soll er bisher bei den Browns interviewd worden sein.
Ansonsten wird sich im Coaching Staff der Steelers nicht viel ändern. Bekanntermaßen legt man ja sehr viel Wert auf Konstanz und einem familiären Umfeld, weshalb mich größere Veränderungen oder ein Rücktritt von M.Tomlin stark überraschen würde. Ich persönlich würde aber eine Veränderung auf der OC-Position bei einem geeigneten Kandidaten befürworten. Lieber jetzt eine Änderung, als wenn man in Picketts dritter und vierten Saison plötzlich eine Änderung hat und die Offense dann zu Beginn der Saison nicht funktioniert.

2. Free Agency

Das neue Ligajahr beginnt offiziel und für mich der spannendste Teil der Offseason beginnt Anfang bis Mitte März: Die Free Agency.

Was natürlich völlig normal ist, laufen auch bei den Steelers die Verträge einiger Spieler aus. Ich werde hier nicht alle Spieler nennen, da manche keine größeren Rollen eingenommen haben und es dennoch übersichtlich bleiben sollte.

Voraussichtlich weniger Abgänge gibt es auf der Offense Seite. Die beiden prominentesten Personalien sind dabei QB Mason Rudolph und FB Derek Watt. In dieser Saison auffällig war noch TE Zach Gentry, welcher ebenfalls Free Agent wird. Grundsätzlich steht das Gerüst für die Offense und es gibt keine größeren Abgänge.

Ein anderes Bild ergibt sich allerdings auf der Defense Seite, gerade in der Secondary werden einige Personalien vertraglos. CB Cameron Sutton, S Terrell Edmunds, DE Larry Ogunjobi, ILB Devin Bush, LB Robert Spillane, DT Chris Wormley oder auch DE Tyson Alualu werden aller Voraussicht Pittsburgh verlassen. Gerade das Backfield mit Sutton und Edmunds verliert hierbei an Qualität und auch einige wichtige Rotationsspieler an der Defense Front gehen, fraglich ist wer und zu welchen Preis einen neuen Vertrag erhält. Terrel Edmunds wäre sicherlich eine wichtige Verlängerung. Das Grundgerüst der Defense mit Watt und Highsmith in vorderster Ebene, Myles Jack in der Mitte und Fitzpatrick in der Secondary ist allerdings für kommende Saison unter Vertrag und bilden womöglich die wichtigsten Personalien der Defense.

Vorzeitige Verlängerungen von Edmunds und D. Watt sind für mich durchaus realistisch, bei den anderen Personalien kann und sollte man abwarten, was sich sonst so auf dem Markt befindet und evtl. noch aufgrund Entlassungen zur Verfügung stehen könnte. Man sollte definitiv immer versuchen sich qualitativ zu verbessern und keiner der möglichen Abgänge ist in meinen Augen unersetzbar.

Allerdings setzen qualitative Signings auch ein gewisses Cap Space voraus. Nach aktuellen Stand der Dinge hat man leider nur ca. 10 Mio Dollar für kommende Saison zur Verfügung, weshalb man größere Stars wohl schwierig verpflichten wird können. Ich bin auch kein Fan nicht, aggressive Umstrukturierungen vorzunehmen, man befindet sich im zweiten Jahr des Rookievertrags von Pickett und muss zunächst seine Entwicklung abwarten und sieht dann, ob sich mit ihm auf dem günstigen Vertrag 2024 und 2025 ein Titelfenster eröffnet. Aber natürlich sollte man zur Entwicklung und Analyse ein starkes Team zur Verfügung stellen.

Um dennoch etwas Handlungsspielraum zu schaffen könnte man durch einen neuen Vertrag von Cameron Heyward, der aktuell einen Cap Hit in Höhe von 22,25 Mio hat einiges rausholen und gleichzeitig auch durch eine Entlassung von Trubisky 8 Mio sparen. Trubisky wird definitiv nicht mehr der Starter sein und für einen Backup sollte sich grundsätzlich eine günstigere und zur Hilfe von Pickett auch ein erfahrerener QB finden. Ein neuer Vertrag von CB William Jackson oder gar eine Entlassung könnte ca. 7-12 Mio an Space bringen.
Mit ein paar wenigen Moves könnte man also durchaus 25-35 Millionen an Cap Space schaffen. welche man dann auch anschließend sinnvoll investieren kann.

Wunschkandidat wäre z.B. Isaac Seumalo, Guard von den Eagles als Verstärkung für die Offensive Line.

So richtig aggressiv war man tatsächlich in der Vergangenheit nicht. Wertvollster Vertrag der vergangen beiden Jahre war für G James Daniels in Höhe von 26,5 Mio. In Vergleich zu anderen Verträgen, welche zum Teil verteilt werden ein Witz.

Etwas mehr Investitionen würde ich mir diese Offseason schon wünschen, man hat mit zwei größeren Verpflichtungen vergangene Offseason versucht die O-Line zu verstärken, allerdings gibt es hier definitiv noch Potenzial für Verbesserung und auch in der Defense müssen die oben angesprochenen Abgänge kompensiert werden.
Ich bin sehr gespannt was in der Free Agency für Veränderungen am Kader vorgenommen werden, besonders auf der defensiven Seite, hier benötigt man am meisten eine Verjüngerung. Allerdings können einige ansprechende Free Agents einfach nicht finanzierbar sein.

3. Draft

Etwas mehr als einem Monat später beginnt dann schon der Draft 2023. Eine Chance die kommenden Superstars des American Football unter Vertrag zu nehmen. Vergangenes Jahr hat man mit Pickett und Pickens in Runde 1 und 2 definitiv ein glückliches Händchen gehabt. Anschließend wurde stand heute weniger stark gedraftet. Drittrundenpick DE DeMarvin Leal konnte bisher wenig überzeugen und Viertrundenpick WR Calvin Austin fiel verletzt die ganze Saison aus, machte aber in den Camps zur Preseason eigentlich einen guten Eindruck und könnte kommende Saison sicherlich einen Impact haben. Connor Heyward wurde noch gedraftet, ansonsten gelang leider kein größerer Steal in den späten Runden, dennoch ein solider Draft 2022.
Im diesjährigen Draft hat man durch den Trade von Chase Claypool zu den Bears faktisch einen Erstrundenpick gewonnen. Man draftet statt der Bears an Stelle 32, allerdings wird dies als Zweitrundenpick gesehen und eine Fifth-year-option ist für diesen Spieler nicht möglich. Im Nachhinein ein guter Trade. Zu Beginn war ich etwas traurig über den Verlust von Claypool, allerdings hat Pickens eine größere Rolle eingenommen und mit Johnson hat man weiterhin auch noch einen starken Receiver. In der Breite ist man allerdings nicht wirklich gut aufgestellt und man hatte Glück, dass sich keiner der beiden Starter verletzt hat.
Neben den 32th Pick hat man auch noch den eigenen Erstrundenpick an 17. Stelle und den 50., 81, 120. und 237. Pick. Trotz des Trades mit den Bears insgesamt nur sechs Picks, allerdings hierfür vier in den ersten drei Runden, wodurch einige starke Spieler ausgewählt werden können.
Stöbert man durch aktuellste Mock-Drafts so würden viele "Experten" den Steelers für den 17th Pick einen OL zuordnen. Sollte an diesem Punkt noch ein starker Tackle verfügbar sein, würde ich hier definitiv zuschlagen, die Line muss verstärkt werden und auch für Pickett ist eine saubere Pocket sehr wichtig.
Interessante Spieler welche auch immer wieder genannt werden sind CB Joey Porter, Sohn des ehemaligen Steelers Porter, welcher 60 Sacks für die Steelers verzeichnete und WR Jordan Addison, welcher im College mit Pickett bei den Pittsburgh Panthers spielte. Ich bezweifle aber stark, dass Porter an 17. Stelle noch verfügbar sein wird und bei Addison bin ich mir ebenfalls unsicher, ob er noch verfügbar ist und zudem, ob der Erstrundenpick an einen WR gehen sollte. Ein Starting Tackle wäre für die Offense finde ich wichtiger als ein WR in Runde 1.

Mein persönlicher Favorit für den 17th Pick wäre allerdings DB Brian Branch von Alabama. Ein sehr spannender Safety, der sehr Variabel einsetzbar ist und sicherlich eine Verstärkung für das Backfield darstellt und vorallem eine Verjüngerung. Hier sehe ich gute Chancen, dass dieser an 17. Stelle noch verfügbar ist.

Mit Branch in der ersten Runde, einem Tackle an 32. und einen DL an 50. würden einige Baustellen mit jungen Potenzial aufgefüllt werden.

Da man grundsätzlich ja wenig Muniton im kommenden Draft hat, wäre es sicherlich eine Überlegung ein Tradeangebot von anderen Teams anzunehmen um mehr Picks zu generieren, vielleicht kann man von 17. oder der 32. ein paar Picks zurück und hierfür weitere Picks erwirtschaften. Andererseits bieten die sechs Picks derzeit ebenfalls Potenzial.

Nachdem der Draft dann vorüber ist, beginnen langsam die Trainingscamps und die neue Saison nimmt auch sportlich ihren Lauf. Ich bin sehr gespannt was bei den Steelers in den kommenden Wochen und Monaten passieren wird, blicke allerdings auch etwas pessimistisch in die Zukunft. Canada wird denke ich der OC bleiben und vor allem in der Free Agency wird versucht werden, das Team zusammenzuhalten und dann bleibt für neue Spieler wohl kein Cap Space mehr übrig, wodurch man sich nicht wirklich verstärken kann und eher andere Teams die großen Free Agents verpflichten werden. Einen oder zwei Star-Verpflichtungen würde ich dennoch begrüßen um nächstes Jahr als nächsten Step die Playoffs zu erreichen.
Positiv blicke ich den Draft entgegen, grundsätzlich draften die Steelers gut und mit den drei Picks in den ersten beiden Runde sehe ich einige potenzielle Starter für die neue Saison in Pittsburgh.