13.04.2010 um 14:14 Uhr
Wege der Zukunft - Afrika (2)
Fortsetzung von Teil 1
Diese Fragen stellen sich mir. Erst einmal finde ich es generell schon fragwürdig Jugendspieler außerhalb des eigenen Landes zu fördern. Man stelle sich vor Manchester United baut in Berlin eine Trainingsanlage und wirbt die besten Talente ab, für mich unvorstellbar!
Viele Europäer sind anscheinend der Ansicht, die Afrikaner seien selbst nicht in der Lage die politische Situation in den meisten Ländern zu stabilisieren und die Lebensbedingungen zu verbessern. Ebenso sind viele Verantwortliche in den Vereinen der Ansicht, dass die heimischen Fußballvereine nicht in der Lage sind den ausreichend vorhandenen nachwuchs entsprechend zu fördern. Da stimme ich sogar zu, allerdings ist dies für mich kein Grund die afrikanischen Talente in jüngstem Alter auf eine Akademie zu schicken und auf den Profifußball in Europa vorzubereiten.
Für die Kinder und die Region hat diese Methode viele Vorteile, die Kinder gehen zur Schule, lernen wichtige "Tugenden", außerdem steigt durch europäische Legionäre das Ansehen der Region/des Landes und es wird weltweit eher wahrgenommen, wie z.B. die Elfenbeinküste. Allerdings halte ich es für zweifelhaft diesen Weg einzuschlagen, aber es wird so kommen.
Sinnvollere Lösungen?!
Für weitaus sinnvoller dagegen halte ich eine Kooperation mit heimischen Vereinen. So kann der europäische Verein diesem beispielsweise mit Geld oder bei der Suche nach Sponsoren behilflich sein, im Gegenzug baut der Klub eine ordentliche Jugendabteilung und ein Scouting-System für Jugendspieler auf. Gleichzeitig werden dann meinetwegen ein 3 europäische Verantwortliche in diese Jugendabteilung geholt, die die Vorgänge überwachen und neue Investitionen tätigen. Wenn die Spieler ein bestimmtes Alter erreicht haben, am besten 18 Jahre, können sie, je nach Talent, für eine gewisse Ausbildungsentschädigung nach Europa transferiert werden, dem Klub bleiben dann immer noch die Spieler die es nicht in Europa schaffen würden, was über die Jahre gesehen ein riesen Vorteil wäre.
Doch auch in Afrika gibt es Beispiele für hervorragende und beispielhafte Jugendarbeit, ohne Bevormundung durch uns Europäer. Das bekannteste ist die Académie de Sol Beni, des ivorischen Erstligisten Asec Mimosas. Die Jugendakademie lies 1990 der Präsident des Vereins errichten, auf einem fruchtbaren Spinatacker. Aus der aktuellen Nationalmannschaft der Elfenbeinküste stammen 16 von 23 Spielern aus Beni, von den Stars wurde lediglich Kapitän Didier Drogba nicht im Nordosten von Abidjans ausgebildet. Anders als an vielen anderen Orten werden die Talente behutsam aufs "Haifischbecken Europa" vorbereitet, es gibt keine hiesigen Agenten die auf das schnelle Geld aus sind.
Die Vorraussetzungen für die Akademie sind ideal, das Gebiet Abidjan bewohnen 4 Millionen Menschen, damit gehört die Stadt zu den größten Metropolen Afrikas.
In der Akademie gibt es zwei Alterstufen, die U14 und U17, insgesamt spielen 52 Kinder in der Fußballschule, ausgewählt aus Tausenden. Bislang gab es für die Schule kaum Konkurrenz, doch inzwischen gibt es sie in Form von Agenten und anderen Fußballschulen, doch immer noch eilt der Schule ihr Ruf zurecht voraus, der Dachklub bekam von der FIFA die Auszeichnung "Modellklub Afrikas", und die prominenten Ex-Schüler, deren Bilder im Speisesaal hängen, tun den Rest um die Schule über ihre Konkurrenten zu heben.
Didier Drogba inmitten der Sol Beni Schüler
Die Stärke der Jugendakademie wird in der folgenden Geschichte deutlich:
Sie spielt am 7. Februar 1999 im Stade Félix Houphouët-Boigny von Abidjan. Dort empfing im afrikanischen Supercup (CAF-Champions-Leugue-Sieger gegen Pokalsieger) Asec Abidjan den tunesischen Klub Espérance Sportive de Tunis. Doch anstatt seine erste Elf spielen zu lassen, ließ der Trainer die damalige U17 des Sol Beni antreten. Diese führte schon nach 36 Minuten gegen den Pokalsieger aus Tunesien mit 1:0, und die Kinder spielten danach Katz und Maus mit dem afrikanischen Spitzenklub. Sie variierten im Tempo und ließen den Gegner gar nicht an den Ball kommen, das ging gut bis zur 88. Minute, dann erzielte Espérance den Ausgleich per Foulelfmeter. Doch schon in der 6. Minute der Verlängerung hieß es 2:1 für Asec, kurz vor Schluss sogar 3:1. Dies war die Geburtsstunde der heutigen Nationalmannschaft, der so genannten "Goldenen Generation". Die Fachwelt war weit über Afrikas Grenzen hinaus erstaunt, und die Talente fanden beinahe alle einen Platz im europäischen Fußball und sind auch heute noch das Rückgrat der Nationalmannschaft.
Zu den berühmten Schülern gehören u.A. Kolo und Yaya Touré, Emmanuel Eboué, Salomon Kalou und Didier Zokora.
Die aktuelle Nationalmannschaft der Elfenbeinküste (die "Goldene Generation")
(i)Als Informationsquelle diente hierfür vor allem das Buch "Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer" von Christian Evers.
Fazit: Der gesamte afrikanische Kontinent besitzt im fußballerischen Bereich enormes Potenzial. Es gibt enorm viele Talente, welche bisher entweder nicht oder zu spät entdeckt werden, sodass sie nicht mehr den europäischen Fußball lernen können und Straßenfußballer bleiben werden.
Der Kontinent ist sowohl politisch als auch gesellschaftlich noch nicht für den nächsten Schritt bereit, es herrscht Unübersichtlichkeit, Vetternwirtschaft und es gibt quasi keine Bürokratie, außerdem leidet der Fußball unter der Korruption.
Es scheint sich abzuzeichnen, dass die Europäer versuchen die Talente Afrikas frühzeitig unter Vertrag zu nehmen, indem sie selber Jugendakademien bauen und so die Talente selber ausbilden und später nach Europa bringen können. Dabei ist es meiner Meinung nach nicht das Recht der Europäer den Afrikanern die Talente zu "klauen", ohne eine Ausbildungsentschädigung zu zahlen, außerdem zeigt sich dadurch das Überlegenheitsdenken und die Bevormundung durch uns Europäer, wie sie schon zu Kolonialzeiten vorlag.
Eine wesentlich bessere Alternative wäre die Kooperation europäischer Vereine mit heimischen Vereinen, man hilft diesen beim Aufbau einer Jugendakademie und stellt fähige Leute zur Hilfe bereit, im Gegenzug wird jungen Spielern die Möglichkeit gegeben für eine Ausbildungsentschädigung in angemessenen Alter nach Europa zu gelangen.
Doch auch ohne europäische Hilfe geht es, wie man am Beispiel Sol Beni sieht, dessen ehemalige Spieler nun bei Spitzenklubs in Europa spielen und mit der Nationalmannschaft der Elfenbeinküste diesen Sommer in Südafrika zum großen Schlag ausholen.
Diese Fragen stellen sich mir. Erst einmal finde ich es generell schon fragwürdig Jugendspieler außerhalb des eigenen Landes zu fördern. Man stelle sich vor Manchester United baut in Berlin eine Trainingsanlage und wirbt die besten Talente ab, für mich unvorstellbar!
Viele Europäer sind anscheinend der Ansicht, die Afrikaner seien selbst nicht in der Lage die politische Situation in den meisten Ländern zu stabilisieren und die Lebensbedingungen zu verbessern. Ebenso sind viele Verantwortliche in den Vereinen der Ansicht, dass die heimischen Fußballvereine nicht in der Lage sind den ausreichend vorhandenen nachwuchs entsprechend zu fördern. Da stimme ich sogar zu, allerdings ist dies für mich kein Grund die afrikanischen Talente in jüngstem Alter auf eine Akademie zu schicken und auf den Profifußball in Europa vorzubereiten.
Für die Kinder und die Region hat diese Methode viele Vorteile, die Kinder gehen zur Schule, lernen wichtige "Tugenden", außerdem steigt durch europäische Legionäre das Ansehen der Region/des Landes und es wird weltweit eher wahrgenommen, wie z.B. die Elfenbeinküste. Allerdings halte ich es für zweifelhaft diesen Weg einzuschlagen, aber es wird so kommen.
Sinnvollere Lösungen?!
Für weitaus sinnvoller dagegen halte ich eine Kooperation mit heimischen Vereinen. So kann der europäische Verein diesem beispielsweise mit Geld oder bei der Suche nach Sponsoren behilflich sein, im Gegenzug baut der Klub eine ordentliche Jugendabteilung und ein Scouting-System für Jugendspieler auf. Gleichzeitig werden dann meinetwegen ein 3 europäische Verantwortliche in diese Jugendabteilung geholt, die die Vorgänge überwachen und neue Investitionen tätigen. Wenn die Spieler ein bestimmtes Alter erreicht haben, am besten 18 Jahre, können sie, je nach Talent, für eine gewisse Ausbildungsentschädigung nach Europa transferiert werden, dem Klub bleiben dann immer noch die Spieler die es nicht in Europa schaffen würden, was über die Jahre gesehen ein riesen Vorteil wäre.
Doch auch in Afrika gibt es Beispiele für hervorragende und beispielhafte Jugendarbeit, ohne Bevormundung durch uns Europäer. Das bekannteste ist die Académie de Sol Beni, des ivorischen Erstligisten Asec Mimosas. Die Jugendakademie lies 1990 der Präsident des Vereins errichten, auf einem fruchtbaren Spinatacker. Aus der aktuellen Nationalmannschaft der Elfenbeinküste stammen 16 von 23 Spielern aus Beni, von den Stars wurde lediglich Kapitän Didier Drogba nicht im Nordosten von Abidjans ausgebildet. Anders als an vielen anderen Orten werden die Talente behutsam aufs "Haifischbecken Europa" vorbereitet, es gibt keine hiesigen Agenten die auf das schnelle Geld aus sind.
Die Vorraussetzungen für die Akademie sind ideal, das Gebiet Abidjan bewohnen 4 Millionen Menschen, damit gehört die Stadt zu den größten Metropolen Afrikas.
In der Akademie gibt es zwei Alterstufen, die U14 und U17, insgesamt spielen 52 Kinder in der Fußballschule, ausgewählt aus Tausenden. Bislang gab es für die Schule kaum Konkurrenz, doch inzwischen gibt es sie in Form von Agenten und anderen Fußballschulen, doch immer noch eilt der Schule ihr Ruf zurecht voraus, der Dachklub bekam von der FIFA die Auszeichnung "Modellklub Afrikas", und die prominenten Ex-Schüler, deren Bilder im Speisesaal hängen, tun den Rest um die Schule über ihre Konkurrenten zu heben.
Didier Drogba inmitten der Sol Beni Schüler
Die Stärke der Jugendakademie wird in der folgenden Geschichte deutlich:
Sie spielt am 7. Februar 1999 im Stade Félix Houphouët-Boigny von Abidjan. Dort empfing im afrikanischen Supercup (CAF-Champions-Leugue-Sieger gegen Pokalsieger) Asec Abidjan den tunesischen Klub Espérance Sportive de Tunis. Doch anstatt seine erste Elf spielen zu lassen, ließ der Trainer die damalige U17 des Sol Beni antreten. Diese führte schon nach 36 Minuten gegen den Pokalsieger aus Tunesien mit 1:0, und die Kinder spielten danach Katz und Maus mit dem afrikanischen Spitzenklub. Sie variierten im Tempo und ließen den Gegner gar nicht an den Ball kommen, das ging gut bis zur 88. Minute, dann erzielte Espérance den Ausgleich per Foulelfmeter. Doch schon in der 6. Minute der Verlängerung hieß es 2:1 für Asec, kurz vor Schluss sogar 3:1. Dies war die Geburtsstunde der heutigen Nationalmannschaft, der so genannten "Goldenen Generation". Die Fachwelt war weit über Afrikas Grenzen hinaus erstaunt, und die Talente fanden beinahe alle einen Platz im europäischen Fußball und sind auch heute noch das Rückgrat der Nationalmannschaft.
Zu den berühmten Schülern gehören u.A. Kolo und Yaya Touré, Emmanuel Eboué, Salomon Kalou und Didier Zokora.
Die aktuelle Nationalmannschaft der Elfenbeinküste (die "Goldene Generation")
(i)Als Informationsquelle diente hierfür vor allem das Buch "Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer" von Christian Evers.
Fazit: Der gesamte afrikanische Kontinent besitzt im fußballerischen Bereich enormes Potenzial. Es gibt enorm viele Talente, welche bisher entweder nicht oder zu spät entdeckt werden, sodass sie nicht mehr den europäischen Fußball lernen können und Straßenfußballer bleiben werden.
Der Kontinent ist sowohl politisch als auch gesellschaftlich noch nicht für den nächsten Schritt bereit, es herrscht Unübersichtlichkeit, Vetternwirtschaft und es gibt quasi keine Bürokratie, außerdem leidet der Fußball unter der Korruption.
Es scheint sich abzuzeichnen, dass die Europäer versuchen die Talente Afrikas frühzeitig unter Vertrag zu nehmen, indem sie selber Jugendakademien bauen und so die Talente selber ausbilden und später nach Europa bringen können. Dabei ist es meiner Meinung nach nicht das Recht der Europäer den Afrikanern die Talente zu "klauen", ohne eine Ausbildungsentschädigung zu zahlen, außerdem zeigt sich dadurch das Überlegenheitsdenken und die Bevormundung durch uns Europäer, wie sie schon zu Kolonialzeiten vorlag.
Eine wesentlich bessere Alternative wäre die Kooperation europäischer Vereine mit heimischen Vereinen, man hilft diesen beim Aufbau einer Jugendakademie und stellt fähige Leute zur Hilfe bereit, im Gegenzug wird jungen Spielern die Möglichkeit gegeben für eine Ausbildungsentschädigung in angemessenen Alter nach Europa zu gelangen.
Doch auch ohne europäische Hilfe geht es, wie man am Beispiel Sol Beni sieht, dessen ehemalige Spieler nun bei Spitzenklubs in Europa spielen und mit der Nationalmannschaft der Elfenbeinküste diesen Sommer in Südafrika zum großen Schlag ausholen.
Aufrufe: 12566 | Kommentare: 28 | Bewertungen: 19 | Erstellt:13.04.2010
ø 9.4
KOMMENTARE
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15.04.2010 | 15:01 Uhr
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Taktiker :
Ja das ist wohl die größte Chance, würde mich auch sehr freuen! Ich glaube da tun viele Stars auch shon etwas in ihrem Heimatland, bei mehr Stzras wird es natürlich auch noch mehr Engagement.
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15.04.2010 | 15:51 Uhr
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maximum :
konstruktive kritik: die hauptstadt heißt Yamoussoukro und nicht Abidjan;)
1
15.04.2010 | 18:42 Uhr
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knippsa :
Also fürs Thema schonmal 10 P, Meinung kommt später wenn ich Zeit hab deinen block zu bewerten.
0
15.04.2010 | 19:06 Uhr
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SilvaSan :
Erstmal sehr schöner Blog.Einfach Spitze.Großartig.
Mehr gibts nicht zu sagen, aber ich möchte dich noch auf einen kleinen Fehler hinweisen den du je nach belieben ja korrigieren kannst ;)
"es herrscht Unübersichtlichkeit, Vetternwirtschaft und Unübersichtlichkeit"
1
15.04.2010 | 22:54 Uhr
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zur situation muss man sagen das es sehr schade ist das ein kontinent mit so tollen fussballern einfach sportlich gesehen nicht auf die beine kommt.man kann afrika nur wünschen das sie irgendwann mal struktur reinbekommen und dann auch große erfolge bei weltmeisterschaften feiern. das zeug dazu haben sie!
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26.04.2010 | 19:12 Uhr
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Taktiker :
Da hst du wohl recht, ich hab das Buch gelesen. Kann auch gerne die Quelle angeben, aber da ich keine Abschnitte kopiert habe sondern das Buch lediglich als Quelle benutzt habe, wie andere Internetseiten auch, ist das wohl nicht wirklich nötig, für deinen Seelenfrieden werd ichs aber tun...
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Meine Hofnung sind wie gesagt, wirklich ehemalige Profis und das jene dann in der Heimat was aufbauen....