02.03.2010 um 16:02 Uhr
Wege der Zukunft - Torwartspiel
Moderne Liberos
In den letzten Jahren hat sich der Fußball stark verändert. Die wichtigste Veränderung war wohl die Abschaffung des Liberos und die Umstellung von Mann- auf Raumdeckung. Durch das Wegfallen des Liberos gab es keine Absicherung mehr hinter den Abwehrleuten. Also wird jedes verlorene Laufduell gleich zu einer großen Torchance, jeder geglückte lange Ball zu einem Torschuss. Einige Torhüter spielen bei ihren Verein aus diesem Grund sehr viel offensiver, sie spielen den modernen Libero. Bei eigenem Ballbesitz rücken sie weit vor, verkürzen so den Raum hinter den Innenverteidigern, sodass lange Bälle und Pässe in die Schnittstellen viel weniger erfolgsversprechend sind.
Das prominenteste Beispiel dafür ist wohl Jens Lehmann beim FC Arsenal, er spielte bei eigenen Angriffen weit vor seinem Tor, lief viele Bälle ab und ging dabei immer viel Risiko ein. Auch Manuel Neuer vom FC Schalke interpretiert seine Rolle als Torwart sehr offensiv. So kommt er zwar immer mal wieder in brenzlige Situationen, und leistet sich auch hin und wieder mal einen Aussetzer, aber im Großen und Ganzen verhindert er wesentlich mehr Tore als er durch seine aggressive Spielweise zulässt.
Effektivere Spieleröffnung
Ein weiterer Vorzug Manuel Neuers ist seine vorbildliche Spieleröffnung. Er beherrscht Abwürfe wie kein zweiter, sie kommen (fast) immer perfekt zum Adressaten und das ganze in großem Tempo. Auf diese Weise leitet Manuel Neuer viele Konter und Gegenangriffe ein, bevor sich der Gegner richtig formiert hat. Auch versucht Neuer seine Abschläge kurz zu spielen, sodass sein Team den Ball sicher hat, und ihn sich nicht erst erkämpfen muss, wie das bei einem langen Abschlag leider der Fall ist. So ist eine geordnetere Spieleröffnung möglich, man kann ruhig hintenraus spielen. Ein weiteres Beispiel für diese Art der Spieleröffnung ist Victor Valdés vom FC Barcelona. Dort ergibt sich diese Art der Spieleröffnung fast zwangsläufig, denn im Mittelfeld spielen mit Xavi und Iniesta zwei Spieler, die nicht gerade für ihre Kopfballstärke bekannt sind. Aber anders als Manuel Neuer spielt Valdés seltener den risikoreichen Ball, stattdessen lässt er dem Gegner Zeit sich aufzustellen, sodass Barcelona ganz in Ruhe von hinten heraus sein Spiel eröffnen kann.
Manuel Neuer bei einem seiner gefürchteten Abwürfe
Gute Fußballer
Neben der Spieleröffnung zählt auch die Absicherung der Gegenspieler immer mehr zum Aufgabengebiet des Torhüters. Er ist jederzeit anspielbereit, um so seinen Mannschaftskollegen aus gefährlichen Situationen zu helfen. Die Anzahl der Ballkontakte und Pässe steigt stetig, genauso die Passgenauigkeit. In einem durchschnittlichen Bundesligaspiel hat der Torwart zwischen 30 und 40 Pässe gespielt, ca. zwei Drittel davon kommen an.
Tendenz zum kurzen Pass
Die Bodenabschläge spielen die meisten Torhüter immer noch lang, aber auch hier setzt sich gerade bei jüngeren Spielern der Trend durch, zuerst den sicheren, kurzen, Pass auf einen Innen- oder Außenverteidiger zu versuchen, bevor der lange Ball gewählt wird. Dadurch steigt die Passgenauigkeit der Schlussmänner, aber auch das Spiel verändert sich dadurch.
Früher war es normal, dass sich bei einem Abschlag beide Mannschaften dort hinstellten, wo der Ball in etwa aufschlagen würde. Dadurch war das Spielfeld sehr eng, und unsansehnlich dazu, denn es entstand kein richtiger Spielfluss. Ähnliches ist immer noch bei vielen Jugendmannschaften zu beobachten, doch auch dort geht der Trend zum kurzen Pass, vor allem bei "kleineren" Mannschaften. Ein weiterer Vorteil des kurzen Abschlags ist, dass die Mannschaften nicht mehr ihre kopfballstarken Spieler in der Mitte des Feldes haben muss, sondern ein großer Spieler in diesem Bereich reicht. So können die Spieler auf der Positionm spielen, die dort spielt er beim Spiel gegen Mannschaften mit aggressivem Pressing eine große Rolle beim Seitenwechsel.
Lautstarke Abwehrchefs
Eine weitere Änderung im Torwartspiel ist, dass sie sich nicht mehr nur auf ihre Hauptaufgabe, das Tore verhindern, konzentrieren müssen, sondern darüber hinaus auch verantwortungsvolle Aufgaben im Mannschaftsverbund übernehmen. War früher der Libero der unangefochtene Abwehrchef, übernimmt inzwischen immer häufiger der Torwart diese Rolle. Dadurch dass beide Innenverteidiger einen direkten Gegenspieler haben können sie sich nicht mehr nur auf das Stopfen von Lücken und Organisieren der Vorderleute konzentrieren. Der Torhüter verfügt von hinten einen guten Blick auf den Platz, erkennt die Lücken und Stellungsfehler der Vorderleute frühzeitig und kann diese warnen. Sehr aktiv als Abwehrchef war z.B. Oliver Kahn, er war teilweise sogar im Fernsehen zu hören wenn er seine Anweisungen über den Platz brüllte.
IN gewohnter Pose: Oliver Kahn
Alternative Trainingsmethoden
Torhüter gelten immer ein Stück weit als Einzelgänger, meistens sind es besondere Typen die den Druck lieben und durch ihn angestachelt werden. Auch sind es Torhüter, die nun das Alternative Training für sich entdeckt haben. Beispielsweise Dennis Eilhoff, Torwart von Arminia Bielfeld, er erklärte im SPOX-Interview, dass er Übungen zur Erweiterung seines Blickfelds benutzt, und koordinative Übungen vermehrt in sein Training einfließen lässt. So trainiert(e) er mit einer Augenklappe, welche sein dominantes Auge verdeckte und so sein schwächeres Auge mehr gefordert war, sodass sich sein Sehwinkel erweiterte und er einen besseren Blick auf das Spielfeld hat.
Es gibt viele weitere Methoden, um die koordinativen und torwartspezifischen Fähigkeiten zu verbessern, aber das würde zu weit führen und ich bin wirklich kein Experte auf dem Gebiet.
Dennoch sollte man bei den ganzen zusätzlichen Aufgaben für den Torwart eines nicht vergessen:
Seine Hauptaufgabe ist und bleibt das Tore verhindern.
In den letzten Jahren hat sich der Fußball stark verändert. Die wichtigste Veränderung war wohl die Abschaffung des Liberos und die Umstellung von Mann- auf Raumdeckung. Durch das Wegfallen des Liberos gab es keine Absicherung mehr hinter den Abwehrleuten. Also wird jedes verlorene Laufduell gleich zu einer großen Torchance, jeder geglückte lange Ball zu einem Torschuss. Einige Torhüter spielen bei ihren Verein aus diesem Grund sehr viel offensiver, sie spielen den modernen Libero. Bei eigenem Ballbesitz rücken sie weit vor, verkürzen so den Raum hinter den Innenverteidigern, sodass lange Bälle und Pässe in die Schnittstellen viel weniger erfolgsversprechend sind.
Das prominenteste Beispiel dafür ist wohl Jens Lehmann beim FC Arsenal, er spielte bei eigenen Angriffen weit vor seinem Tor, lief viele Bälle ab und ging dabei immer viel Risiko ein. Auch Manuel Neuer vom FC Schalke interpretiert seine Rolle als Torwart sehr offensiv. So kommt er zwar immer mal wieder in brenzlige Situationen, und leistet sich auch hin und wieder mal einen Aussetzer, aber im Großen und Ganzen verhindert er wesentlich mehr Tore als er durch seine aggressive Spielweise zulässt.
Effektivere Spieleröffnung
Ein weiterer Vorzug Manuel Neuers ist seine vorbildliche Spieleröffnung. Er beherrscht Abwürfe wie kein zweiter, sie kommen (fast) immer perfekt zum Adressaten und das ganze in großem Tempo. Auf diese Weise leitet Manuel Neuer viele Konter und Gegenangriffe ein, bevor sich der Gegner richtig formiert hat. Auch versucht Neuer seine Abschläge kurz zu spielen, sodass sein Team den Ball sicher hat, und ihn sich nicht erst erkämpfen muss, wie das bei einem langen Abschlag leider der Fall ist. So ist eine geordnetere Spieleröffnung möglich, man kann ruhig hintenraus spielen. Ein weiteres Beispiel für diese Art der Spieleröffnung ist Victor Valdés vom FC Barcelona. Dort ergibt sich diese Art der Spieleröffnung fast zwangsläufig, denn im Mittelfeld spielen mit Xavi und Iniesta zwei Spieler, die nicht gerade für ihre Kopfballstärke bekannt sind. Aber anders als Manuel Neuer spielt Valdés seltener den risikoreichen Ball, stattdessen lässt er dem Gegner Zeit sich aufzustellen, sodass Barcelona ganz in Ruhe von hinten heraus sein Spiel eröffnen kann.
Manuel Neuer bei einem seiner gefürchteten Abwürfe
Gute Fußballer
Neben der Spieleröffnung zählt auch die Absicherung der Gegenspieler immer mehr zum Aufgabengebiet des Torhüters. Er ist jederzeit anspielbereit, um so seinen Mannschaftskollegen aus gefährlichen Situationen zu helfen. Die Anzahl der Ballkontakte und Pässe steigt stetig, genauso die Passgenauigkeit. In einem durchschnittlichen Bundesligaspiel hat der Torwart zwischen 30 und 40 Pässe gespielt, ca. zwei Drittel davon kommen an.
Tendenz zum kurzen Pass
Die Bodenabschläge spielen die meisten Torhüter immer noch lang, aber auch hier setzt sich gerade bei jüngeren Spielern der Trend durch, zuerst den sicheren, kurzen, Pass auf einen Innen- oder Außenverteidiger zu versuchen, bevor der lange Ball gewählt wird. Dadurch steigt die Passgenauigkeit der Schlussmänner, aber auch das Spiel verändert sich dadurch.
Früher war es normal, dass sich bei einem Abschlag beide Mannschaften dort hinstellten, wo der Ball in etwa aufschlagen würde. Dadurch war das Spielfeld sehr eng, und unsansehnlich dazu, denn es entstand kein richtiger Spielfluss. Ähnliches ist immer noch bei vielen Jugendmannschaften zu beobachten, doch auch dort geht der Trend zum kurzen Pass, vor allem bei "kleineren" Mannschaften. Ein weiterer Vorteil des kurzen Abschlags ist, dass die Mannschaften nicht mehr ihre kopfballstarken Spieler in der Mitte des Feldes haben muss, sondern ein großer Spieler in diesem Bereich reicht. So können die Spieler auf der Positionm spielen, die dort spielt er beim Spiel gegen Mannschaften mit aggressivem Pressing eine große Rolle beim Seitenwechsel.
Lautstarke Abwehrchefs
Eine weitere Änderung im Torwartspiel ist, dass sie sich nicht mehr nur auf ihre Hauptaufgabe, das Tore verhindern, konzentrieren müssen, sondern darüber hinaus auch verantwortungsvolle Aufgaben im Mannschaftsverbund übernehmen. War früher der Libero der unangefochtene Abwehrchef, übernimmt inzwischen immer häufiger der Torwart diese Rolle. Dadurch dass beide Innenverteidiger einen direkten Gegenspieler haben können sie sich nicht mehr nur auf das Stopfen von Lücken und Organisieren der Vorderleute konzentrieren. Der Torhüter verfügt von hinten einen guten Blick auf den Platz, erkennt die Lücken und Stellungsfehler der Vorderleute frühzeitig und kann diese warnen. Sehr aktiv als Abwehrchef war z.B. Oliver Kahn, er war teilweise sogar im Fernsehen zu hören wenn er seine Anweisungen über den Platz brüllte.
IN gewohnter Pose: Oliver Kahn
Alternative Trainingsmethoden
Torhüter gelten immer ein Stück weit als Einzelgänger, meistens sind es besondere Typen die den Druck lieben und durch ihn angestachelt werden. Auch sind es Torhüter, die nun das Alternative Training für sich entdeckt haben. Beispielsweise Dennis Eilhoff, Torwart von Arminia Bielfeld, er erklärte im SPOX-Interview, dass er Übungen zur Erweiterung seines Blickfelds benutzt, und koordinative Übungen vermehrt in sein Training einfließen lässt. So trainiert(e) er mit einer Augenklappe, welche sein dominantes Auge verdeckte und so sein schwächeres Auge mehr gefordert war, sodass sich sein Sehwinkel erweiterte und er einen besseren Blick auf das Spielfeld hat.
Es gibt viele weitere Methoden, um die koordinativen und torwartspezifischen Fähigkeiten zu verbessern, aber das würde zu weit führen und ich bin wirklich kein Experte auf dem Gebiet.
Dennoch sollte man bei den ganzen zusätzlichen Aufgaben für den Torwart eines nicht vergessen:
Seine Hauptaufgabe ist und bleibt das Tore verhindern.
Aufrufe: 12205 | Kommentare: 21 | Bewertungen: 25 | Erstellt:02.03.2010
ø 9.1
KOMMENTARE
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04.03.2010 | 20:36 Uhr
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FabianPramel :
im gegensatz zum libero...
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