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23.02.2010 um 16:30 Uhr
Wege der Zukunft - Trainerteam
In den letzten Jahren hat sich das Spiel auf dem Rasen extrem verändert. Doch auch neben dem Rasen hat sich einiges getan. Früher war der Trainer für alles zuständig, dann kamen immer mehr Leute zum Team hinzu, sodass die Fußballmannschaft von Spezialisten umgeben ist. Der Aufgabenbereich des Trainers hat sich verändert, denn er muss nicht mehr alle Aufgaben rund um die Fußballmannschaft selbst erledigen, sondern kann hierbei seinen Experten vertrauen.

Trainingsarbeit
Auch die Hauptaufgabe des Trainers, die Trainingsarbeit, ist nicht mehr alleinige Chefsache. Neben speziellen Trainern zur Regeneration, Kondition und Athletik nehmen auch der/die Co-Trainer einen immer größeren Platz in der Trainingsarbeit ein. Die Cheftrainer haben meistens „eigene" Co-Trainer, loyale Vertrauenspersonen, die keinerlei Ambitionen auf den Cheftrainerposten hegen. Diese Co-Trainer sind teilweise schon heute die wahren Trainer während der Woche, welche das Training leiten. Martin Jol bspw. Ist bekannt als reiner Beobachter des Trainings, er lässt seine Co-Trainer die Übungen durchführen, dadurch hat er eine bessere Sicht auf das Training und kann die Spieler gezielter beobachten. Doch bisher zumindest ist der Cheftrainer in den meisten Fällen auch (noch) der tonangebende auf dem Trainingsplatz.

Physisches Training
Geändert hat sich allerdings das häufigere Arbeiten in Trainingsgruppen, um die Spieler positionsspezifischer zu fördern und zu fordern. Man muss z.B. bei der Dosierung des Athletiktrainings bedenken, wie häufig ein Spieler in Sprints muss, wie lang diese Sprints durchschnittlich sind und wie der sonstige Bewegungsablauf aussieht. Ein Innenverteidiger kommt meistens aus dem Stehen oder aus dem Trab, wohingegen ein Stürmer meist schon anläuft, denn er ahnt eine Lücke und geht schon mit Tempo in den Sprint. Genauso ist es bei der Kondition, der Flügelflitzer braucht eine andere Kondition als der defensive Mittelfeldspieler. Auf den Außen muss viel mit Sprints gearbeitet werden, dazwischen liegen häufig aber auch längere Erholungsphasen. Der DM dagegen läuft quasi das gesamte Spiel, allerdings nur selten in hohem Tempo, dafür bekommt er kaum Erholungsphasen.

Wer über diese Tatsachen einmal ausführlich nachgedacht hat muss zu dem Schluss kommen, dass im körperlichen Bereich viel spezieller und individueller trainiert werden sollte, um den verschiedenen Anforderungen gerecht zu werden.

Psychisches Training

Auch in diesem Bereich hat der Fußball aufgeholt. Immer häufiger spielen Psychologen in der Trainingsarbeit und außerhalb des Platzes eine Rolle. Aufgabe des Sportpsychologen auf dem Platz ist es, bestimmte Drucksituationen im Training zu üben, sodass die Spieler mit dem Druck im Spiel besser umgehen können. Zur Vorbereitung auf die WM 2006 versuchte der damalige Psychologe der deutschen Nationalmannschaft gezielt das Elfmeterschießen zu üben. Jeder Spieler, der seinen Elfmeter vergab, musste beim Abendessen Kellner spielen. So entstand eine gewisse Drucksituation, aber das Ganze auf einer spaßigen Ebene. Genauso versuchen die Trainer in Trainingsspielen die Spieler vermehrt unter Druck zu setzen, sei es durch gezielte Verunsicherung von Außen oder eine bestimmte Zeitvorgabe, welche nicht überschritten werden darf. So lernen die Spieler ganz natürlich mit dem Druck während eines Spiels umzugehen, ohne es selbst wirklich zu bemerken.

Immer mehr Profis arbeiten über das Vereinstraining hinaus mit einem Mentaltrainer zusammen. Vor allem Torhüter verbessern so ihre Konzentration für den entscheidenden Moment, denn häufig bekommen sie nur wenige Schüsse pro Spiel aufs Tor, bei diesen müssen sie aber hellwach sein.

Zukünftige Wege
Mit Sicherheit werden noch mehr Mentalcoachs und Sportpsychologen auch in der normalen Trainingsarbeit eine Rolle spielen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, das Training individueller zu gestalten. Hierbei steht der Fußball gerade auf einer Schwelle, denn die Trainingsaufzeichnung und individuelle Verbesserung der Schwächen, bekanntestes Beispiel in Deutschland ist Nuri Sahin, der durch individuelles Trainings im athletischen Bereich deutlich schneller wirkt, sowohl körperlich als auch geistig.

In diesem Bereich gibt es für den Profifußball noch viel Entwicklungspotenzial, es werden noch mehr Betreuer vor allem aus dem wissenschaftlich medizinischem Lager eine Rolle spielen, gezielte Analysen der eigenen Schwächen und gezielte Methoden zur Verbesserung dieser werden sich häufen. Dadurch werden die Spieler noch austrainierter, noch athletischer sein. Diese wenig eingesetzten Methoden bieten die riesige Chance, von Natur aus gedanklich und körperlich langsamere Spieler auf ein neues Level zu führen, sodass Spieler die in den letzten Jahren aufgrund ihrer physischen Veranlagung keine Chance im Profifußball erhielten wieder stärker berücksichtigt werden können.

Doch eines darf man bei all diesen Methoden nicht vergessen, die Verbesserung der körperlichen Fähigkeiten ist nur bis zu einem bestimmten Punkt möglich, denn die meisten Attribute sind genetisch bedingt und nicht bzw. nur minimal zu verbessern.

So ist z.B. 90% der Schnelligkeit angeboren, lediglich 10% kann man verbessern. Was man allerdings sehr wohl verbessern kann ist die geistige Schnelligkeit, die Handlungsschnelligkeit, sodass der Spieler zwar nicht wirklich schneller ist, aber schneller schaltet und so eher an den Ball kommt.

Eine weitere denkbare Entwicklung wäre eine Spezialisierung der Trainer, sodass dieser Bereich, der bisher unangefochten dem Cheftrainer gehörte, unter verschiedenen Experten für ihre jeweiligen Bereiche aufgeteilt würde. Denkbar wäre bspw. Ein Defensiv- und ein Angriffscoach, ähnlich wie es im Football praktiziert wird. Allerdings finde ich, dass in sportlichen Fragen jemand die absolute Autorität und macht besitzen muss, denn wie Magath es treffend formuliert hat, „Fußball ist keine Demokratie, sondern eine Diktatur". Man kann die Mannschaft durchaus in die Entscheidungen mit einbeziehen, wie es z.B. Thomas Tuchel in Mainz macht, er ließ teilweise die Spieler über das Spielsystem abstimmen. Das ist ein sehr guter Weg finde ich, aber im Zweifelsfall muss ein Trainer die absolute Macht haben wichtige Entscheidungen zu fällen, ohne sich von anderen beeinflussen zu lassen.

Allerdings muss man auch ganz klar sehen, dass die Co-Trainer von heute häufig genau die Funktion eines Spezialisten erfüllen, sprich den Trainer ergänzen oder mit dem Team Standardsituationen einüben, die Taktik im Hintergrund entwerfen oder nach dem offiziellen Training für den Stürmer noch Flanken schlagen, wie es z.B. Peter Herrmann in Leverkusen tut. Auch Joachim Löw unter Jürgen Klinsmann ist ein Beispiel dafür, wie wichtig ein Co-Trainer wirklich sein kann.


Anhang im Kommentar. Über Vorschläge für nächste Woche würde ich mich freuen, mir gehen langsam die Ideen aus!
Aufrufe: 2628 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 10 | Erstellt:23.02.2010
ø 9.0
KOMMENTARE
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Taktiker
23.02.2010 | 16:31 Uhr
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Taktiker : Anhang
23.02.2010 | 16:31 Uhr
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Taktiker : Anhang
Als letztes möchte ich noch eine schon begonnene Entwicklung betrachten, nämlich die Entwicklung des Fußballers zum Vollzeit-Profi. In immer mehr Klubs ist es normal, dass die Profis nicht nur einmal täglich zum Training vorbeikommen. Nach der ersten Trainingseinheit gibt es ein gemeinsames Mittagsessen, danach eine Mittagspause, in welcher die Profis gemeinsam Sachen unternehmen, da bieten die Klubs immer mehr Möglichkeiten wie Tischtennis oder Playstation an. Am Nachmittag gibt es teilweise noch eine zweite Trainingseinheit oder ein individuelles Trainingsprogramm, sodass die Spieler wirklich von morgens bis in den Spätnachmittag/Abend auf dem Trainingsplatz zu finden sind.

Das ist meiner Meinung nach eine durchaus wünschenswerte Entwicklung, denn für die riesigen Gehälter müssen die Profis eben etwas tun. Auch kann der Klub so die Ernährung der Spieler optimieren, und die Pausen zwischen den Trainingseinheiten für Theorie- und Taktikstunden nutzen. Auch können die Spieler die „freie" Zeit nutzen ihre Pressetermine wahrzunehmen und (noch) mehr auf die Fans und Fanvertreter einzugehen.


So das war's, ist sehr lang geworden, aber ich hoffe Euch hat's trotzdem gefallen.
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ramsey16
23.02.2010 | 16:38 Uhr
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ramsey16 : 
23.02.2010 | 16:38 Uhr
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ramsey16 : 
Einfach wieder unglaublich!

Kann dir bei allem zustimmen. Der Herr Klinsmann hatte ja auch ein sehr großes Trainerteam um sich, aber die konnten halt leider kein Deutsch .
Längst ist es nicht mehr so, dass es nur den einen Trainer gibt( ManU wird auch nicht nur von Ferguson trainiert, aber was rede ich da, das hast du doch schon alles gesagt.

Ich hab vielleicht nen Vorschlag für dich: Du könntest den Fußball von Arsenal analysieren. Das schnelle Kombinations- und Passspiel! Du hattest ja, glaube ich, mal einen Blog über das Thema "Konter" und ich fände so One-Touch Football ( Beispiel Barca und Arsenal) sehr interessant!

Schade, dass die Blogs hier nur so kurz sein dürfen.

Achja 10 P natürlich!
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riesery
23.02.2010 | 16:39 Uhr
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riesery : 
23.02.2010 | 16:39 Uhr
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riesery : 
@Taktiker

Guter Blog

Ich habe ein paar Vorschläge zur Fortsetzung deiner Blogreihe.

Wege der Zukunft - Taktische Fouls
Wege der Zukunft -Doping
Wege der Zukunft - Manipulation

Da wäre doch sicher was interessantes für dich dabei.
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ramsey16
23.02.2010 | 16:41 Uhr
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ramsey16 : 
23.02.2010 | 16:41 Uhr
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ramsey16 : 
Also "Doping" und "Manipulation" als Weg der Zukunft zu sehen, find ich schon arg krass. Aber im Prinzip hast du Re!cht
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Antimadrista92
23.02.2010 | 17:30 Uhr
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23.02.2010 | 17:30 Uhr
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wiedermal ein sehr guter blog. ich kann dir eig. in jedem punkt zustimmen.
aber natürlich gibt es immer noch eine menge trainer die sehr aktiv das training gestalten und leiten, aber da ist jeder trainer anders. am ende müssen einfach die ergebnisse stimmen.

als thema für nächstes mal fände ich rieserys idee mit den taktischen fouls klasse.

10P
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Taktiker
23.02.2010 | 20:24 Uhr
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Taktiker : 
23.02.2010 | 20:24 Uhr
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Taktiker : 
@ramsey

Ja mal schaun, ich gehe auch nochmal in mich, aber wirklich viele Themen gibt es nicht mehr im sportlichen Bereich.

@riesery

ich finde die taktischen Fouls gut, das kann man dann mit Schwalben und generell einer Spielweise, die auch Fouls beinhaltet verbinden.

Doping und Manipulation würde ich erstmal weglassen, denn da gibt es noch deutlich interessantere Themen finde ich.

Gut finde ich noch Vermarktung und Kommerz im Fußball, dann vielleicht noch Breitensport, was sich da für die Trainer verändert. Vielleicht Kinderfußballtraining, weil die Kinder sich immer weniger bewegen und deshalb ein breiteres Training angeboten werden muss.

Mir fällt noch Medialer Druck und Journalismus ein. Schweift alles nen bisschen ab, fände ich aber interessant.

Ihr könnt ja weiterposten, und über die Vorschläge abstimmen was ihr gut findet und was weniger.

@riesery

Ich dachte schon BartP wäre zurück...
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Donald
23.02.2010 | 20:32 Uhr
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Donald : 
23.02.2010 | 20:32 Uhr
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Donald : 
Wie immer ein klasse Blog. Hast auch hier wieder ein paar interessante Ansätze erläutert.

10/10


ich finde rieserys Idee mit den taktischen Fouls auch gut. Interessantes Thema.
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SilvaSan
24.02.2010 | 21:21 Uhr
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SilvaSan : 
24.02.2010 | 21:21 Uhr
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SilvaSan : 
Was ist mit dem Weg des Mittelstürmers?

Früher waren vorallem die kleinen (wie z.B. Müller) Wühler erfolgreich.
Mittlerweile sind es die großen durchsetzungsfähigen mit Kopfballstärke (wie Toni, Ibrahimovic oder auch Gomez).

Vielleicht erklärst du das und sagst wie ´s weiter geht, nur so als Vorschlag ;)

Toller Blog!
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FabianPramel
24.02.2010 | 21:50 Uhr
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24.02.2010 | 21:50 Uhr
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das towartspiel ist auch mitlerweile eine ganz andere sache als vor ein paar jahren. speziell der torwart als initiator eines konters oder assist eines kontertores. aber auch die position des verkappten liberos, wie ihn lehmann bei arsenal gespielt hat wäre da sicherlich interessant.

also:
wege der zukunft - das torwartspiel
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Taktiker
25.02.2010 | 14:44 Uhr
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Taktiker : 
25.02.2010 | 14:44 Uhr
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Taktiker : 
@hirnhappen

Hat mir ein DFB-Ausbilder erklärt, als er erklärt hat wie verhältnismäßig unwichtig Schnelligkeits- und Konditionstraining im Breitensport ist.
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