30.06.2008 um 11:57 Uhr
Wo war La Mannschaft?
In Spanien nennt man die DFB-Elf ja gern La Mannschaft. Weil die immer so viel läuft-rennt-kratzt-beißt-kämpft und ganz-fest-zusammen-hält und nie-und-nimmer-aufgibt und immer-an-sich-glaubt und dann immer kurz-vor-schluss-noch-einen- macht und daher am-Ende-immer-gewinnt. La Mannschaft halt.
Und all das hat die Seleccion normal ja nicht zu bieten. Aber war ja nicht so viel normal bei dieser EM. War ja alles bisschen anders.
Wahrscheinlich haben sich die Spanier also auch gewundert, denn in den Trikots, auf denen La Mannschaft draufstand, war kein La Mannschaft drin. Und nur La Mannschaft hätte eine Chance gehabt. Weil: Die Spanier sind ja besser. Weiß jeder. Trotzdem kann La Mannschaft den Pott holen. Weiß auch jeder.
Aber La Mannschaft war ja nicht da.
Und da geb ich mir eine Teilschuld. Ich war zu locker. Hab das auf die leichte Schulter genommen. Im Blog, im Video, und auch sonst so. War während des Spiels nicht eine Sekunde gestresst. Hab nur locker auf der Couch rumgefläzt. Und gedacht: das läuft. Auch beim Gegentor. Kurz vor Schluss: bin ich dann endlich aufgewacht. Da dachte ich: Hoppla, das wird ja eng jetzt. Aber da wars zu spät. Denn da wars aus.
Dabei hätt ich selbst drauf kommen können, dass das nix wird diesmal. Die Zeichen: waren alle da. Sind ja lauter Sachen passiert, die sonst NIE NIE NIE passieren bei einem Turnier. Spanien plötzlich abgewichst mit Last-Minute-Tor gegen Schweden. Spanien mit Sieg gegen Italien (!) im Elfmeterschießen (!!). Spanien einziger Gruppensieger, der das Halbfinale packt. Und dann spielt vor dem Finale auch noch Enrique Iglesias.
Und der Platini hat auch so fies gegrinst die ganze Zeit.
Die ersten zehn Minuten sind die wichtigsten. Da sieht man, ob das was wird. Hat der Metzelder vorher in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gesagt. Und die ersten zehn Minuten waren okay. Also war ich entspannt. La Mannschaft leider auch. Und dann wurden die ganz, ganz böse hergespielt. Und jetzt hat also die mit Abstand beste Mannschaft am Ende auch total verdient das Turnier gewonnen. Schon komisch. Ungewohnt.
Und da schreibt natürlich Rainer Holzschuh gleich noch mal was zur EM. Mal weise was vom fußballerischen Wertewandel, mal martialisch was davon, dass die Zerstörungs-Spezialisten abgedankt hätten, dann wieder ganz verklärt was vom Fußball zum Verlieben, und das alles natürlich gepaart mit ganz viel Kompetenz und Fachwissen, und am Ende bin ich total beseelt und glücklich, dass es so gekommen ist. Also: fast.
Ganz weltmännisch natürlich auch der Kaiser. Der kolumniert in der Bild: Spanien war die beste Mannschaft, hat das Turnier dominiert, vom ersten bis zum letzten Spiel, dennoch: Glückwunsch an Joachim Löw, Zweiter ist ja auch super, außerdem: wir gehören zur Weltklasse jetzt, und, auch mal bedenken: England war gar nicht dabei, höhö, und überhaupt: neue Ziele, bald ist ja wieder WM, also Kopf nicht hängen lassen, Jungs.
Undsoweiter. Und so schreiben das ja alle jetzt.
Und die Geschichte mit Ballack. Die schreiben die jetzt auch alle. Dass der ja immer nur Zweiter wird. Die Süddeutsche machts hämisch und sagt, dass man die Worte Ballack und Finale bisher ja immer nur in zwei Varianten verwenden konnte. Entweder: Ballack im Finale gesperrt. Oder: Ballack unterliegt im Finale.
Und das bleibt jetzt halt auch erstmal so.
Die Sport Bild dagegen mit Gefühl. Aline Häger menschelt ganz doll und schreibt: "Es ist zum Heulen, zum Verzweifeln. (…) Dieser Mann kann einem und sich selbst leidtun. Aber er muss aufstehen, weitermachen, weiterkämpfen, weiter daran glauben, dass es irgendwann klappt." Und dann schreibt sie was zur WM 2010.
Und da freu ich mich auf einmal, weil ich mir überleg: Wenn das jetzt so bleibt, dass bei einem Turnier auf einmal diese echt total crazy Sachen passieren, die sonst ja NIE NIE NIE passieren, dann könnte das ja echt was werden in Südafrika mit dem Capitano und uns und dem Finale und dem Titel.
Es sei denn, die Engländer qualifizieren sich, dann wären die natürlich dran, das ist ja klar, das wär ja noch viel logischer. Aber die treffen in ihrer Quali-Gruppe 6 ja wieder auf Kroatien. Und die werden das schon regeln.
PS: Unbedingt und dringend gegrüßt sei hier noch der Fan, der sich die falsche Schland-Flagge aus der ARD zurechtgenäht hat und damit bei der Übertragung der ARD die ganze Zeit ganz frech im Hintergrund rumgeschwenkt hat. Das sah ja schon sehr schön aus!
PPS: Ich fahr jetzt erstmal in Urlaub. Zwei Wochen. Ohne Fußball. Ohne Internet. Mal gucken, ob das geht. Bis denn dann...
Und all das hat die Seleccion normal ja nicht zu bieten. Aber war ja nicht so viel normal bei dieser EM. War ja alles bisschen anders.
Wahrscheinlich haben sich die Spanier also auch gewundert, denn in den Trikots, auf denen La Mannschaft draufstand, war kein La Mannschaft drin. Und nur La Mannschaft hätte eine Chance gehabt. Weil: Die Spanier sind ja besser. Weiß jeder. Trotzdem kann La Mannschaft den Pott holen. Weiß auch jeder.
Aber La Mannschaft war ja nicht da.
Und da geb ich mir eine Teilschuld. Ich war zu locker. Hab das auf die leichte Schulter genommen. Im Blog, im Video, und auch sonst so. War während des Spiels nicht eine Sekunde gestresst. Hab nur locker auf der Couch rumgefläzt. Und gedacht: das läuft. Auch beim Gegentor. Kurz vor Schluss: bin ich dann endlich aufgewacht. Da dachte ich: Hoppla, das wird ja eng jetzt. Aber da wars zu spät. Denn da wars aus.
Dabei hätt ich selbst drauf kommen können, dass das nix wird diesmal. Die Zeichen: waren alle da. Sind ja lauter Sachen passiert, die sonst NIE NIE NIE passieren bei einem Turnier. Spanien plötzlich abgewichst mit Last-Minute-Tor gegen Schweden. Spanien mit Sieg gegen Italien (!) im Elfmeterschießen (!!). Spanien einziger Gruppensieger, der das Halbfinale packt. Und dann spielt vor dem Finale auch noch Enrique Iglesias.
Und der Platini hat auch so fies gegrinst die ganze Zeit.
Die ersten zehn Minuten sind die wichtigsten. Da sieht man, ob das was wird. Hat der Metzelder vorher in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gesagt. Und die ersten zehn Minuten waren okay. Also war ich entspannt. La Mannschaft leider auch. Und dann wurden die ganz, ganz böse hergespielt. Und jetzt hat also die mit Abstand beste Mannschaft am Ende auch total verdient das Turnier gewonnen. Schon komisch. Ungewohnt.
Und da schreibt natürlich Rainer Holzschuh gleich noch mal was zur EM. Mal weise was vom fußballerischen Wertewandel, mal martialisch was davon, dass die Zerstörungs-Spezialisten abgedankt hätten, dann wieder ganz verklärt was vom Fußball zum Verlieben, und das alles natürlich gepaart mit ganz viel Kompetenz und Fachwissen, und am Ende bin ich total beseelt und glücklich, dass es so gekommen ist. Also: fast.
Ganz weltmännisch natürlich auch der Kaiser. Der kolumniert in der Bild: Spanien war die beste Mannschaft, hat das Turnier dominiert, vom ersten bis zum letzten Spiel, dennoch: Glückwunsch an Joachim Löw, Zweiter ist ja auch super, außerdem: wir gehören zur Weltklasse jetzt, und, auch mal bedenken: England war gar nicht dabei, höhö, und überhaupt: neue Ziele, bald ist ja wieder WM, also Kopf nicht hängen lassen, Jungs.
Undsoweiter. Und so schreiben das ja alle jetzt.
Und die Geschichte mit Ballack. Die schreiben die jetzt auch alle. Dass der ja immer nur Zweiter wird. Die Süddeutsche machts hämisch und sagt, dass man die Worte Ballack und Finale bisher ja immer nur in zwei Varianten verwenden konnte. Entweder: Ballack im Finale gesperrt. Oder: Ballack unterliegt im Finale.
Und das bleibt jetzt halt auch erstmal so.
Die Sport Bild dagegen mit Gefühl. Aline Häger menschelt ganz doll und schreibt: "Es ist zum Heulen, zum Verzweifeln. (…) Dieser Mann kann einem und sich selbst leidtun. Aber er muss aufstehen, weitermachen, weiterkämpfen, weiter daran glauben, dass es irgendwann klappt." Und dann schreibt sie was zur WM 2010.
Und da freu ich mich auf einmal, weil ich mir überleg: Wenn das jetzt so bleibt, dass bei einem Turnier auf einmal diese echt total crazy Sachen passieren, die sonst ja NIE NIE NIE passieren, dann könnte das ja echt was werden in Südafrika mit dem Capitano und uns und dem Finale und dem Titel.
Es sei denn, die Engländer qualifizieren sich, dann wären die natürlich dran, das ist ja klar, das wär ja noch viel logischer. Aber die treffen in ihrer Quali-Gruppe 6 ja wieder auf Kroatien. Und die werden das schon regeln.
PS: Unbedingt und dringend gegrüßt sei hier noch der Fan, der sich die falsche Schland-Flagge aus der ARD zurechtgenäht hat und damit bei der Übertragung der ARD die ganze Zeit ganz frech im Hintergrund rumgeschwenkt hat. Das sah ja schon sehr schön aus!
PPS: Ich fahr jetzt erstmal in Urlaub. Zwei Wochen. Ohne Fußball. Ohne Internet. Mal gucken, ob das geht. Bis denn dann...
Aufrufe: 5379 | Kommentare: 16 | Bewertungen: 8 | Erstellt:30.06.2008
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KOMMENTARE
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30.06.2008 | 19:55 Uhr
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Red_7 :
Stimmt. Deswegen kam den Spaniern das 1:0 auch sehr entgegen. Vorher habe ich da nicht so viel Kurzpassspiel gesehen.Wenn Du mehr Ballbesitz hast kannst Du meist auch deinen taktischen Marschplan dem Gegner aufdrücken.
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30.06.2008 | 19:58 Uhr
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bunsenallstar : Rarehero
"Es wird nie so sein, dass wir den guten Fußball mühelos aus den Füßen schütteln wie es die Spanier scheinbar können. Wir werden uns immer die Herrschaft über das Spiel erkämpfen müssen - und wenn wir die haben, dann können wir auch guten Fußball spielen."
naja, vielleicht lässt sich da durch gutes abkupfern ein wenig mehr spielkultur übernehmen, so dass der kampf eine untergeordnetere rolle einnehmen kann. wir müssen ja auch nicht alle gleich spielen, das ist dann irgendwie langweilig ...
bischen mehr fussball-ästhetik a la NED oder SPA würd ich mir schon wünschen und weniger kraftmeierei... auch wenn das keine arbeit von heute auf morgen wird
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30.06.2008 | 20:32 Uhr
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Rarehero :
Wir haben doch auch Fußballästhetik. Das Spiel gegen Portugal war keine Eintagsfliege. Noch vor Kurzem waren solche Spiele beinahe die Normalität. Ich meine nur, dass wir erst einmal über den Kampf ins Spiel kommen müssen. Das meine ich nicht stumpf treten, rennen und einfach nur den Körper dagegen halten sondern sich die Räume nehmen, die man braucht.
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30.06.2008 | 21:01 Uhr
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bunsenallstar : Rarehero
klar, gegen das über-den-kampf-ins-spiel hab ich nat. nichts; aber es ist dennoch klar, dass wir rückstände im technischen bereich haben (thema: gruselflanken), dass will ich ja auch nur verbessern
... im grunde will ich einfach nur eine progressive ausbildung der spieler, die vor allem auch auf die entwicklungen anderer länder baut (was nach rangnick [q: 11 freunde, alt] ja nicht wirklich der fall ist) ... ist ja nicht wirklich spektakulär
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01.07.2008 | 21:23 Uhr
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Essien : Rarehero
Es gibt halt Mannschaften die technisch nicht die besten sind, da gehört meiner Meinung Deutschland dazu, aber das müssen sie auch nicht unbedingt. Dann müssen sie halt im Kampf oder im läuferischen Bereich besser sein als der Gegner wenn das nicht klappt dann funktionierts nicht und natürlich Glück gehört auch dazu.
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Im Übrigen glaube ich, dass alles ein wenig zu locker angegangen wurde, nicht nur gestern. Von den Fans über die Medien bis hin zur Mannschaft hatte ich stets den Eindruck, dass alle glaubten, die EM wird ein Selbstläufer. Ganz selbstverständlich würde man am Sommermärchen anknüpfen. Und dann das böse Erwachen, als die böse Konkurrenz nicht mit gemacht hat. Sicher, dass Kroatienspiel war ein Weckruf, aber diese über Monate aufgebaute Konditionerung, man würde den Titel ganz selbstverständlich einfahren, steckte sicherlich irgendwo im Bewusstsein, wo man sie nicht mehr so schnell raus kriegt, auch wenn man sicherlich überzeugt etwas anderes glaubt.
Vor allen anderen Dingen muüssen die Deutschen wieder wissen, dass sie über dem Kampf zum Fußball kommen. Es wird nie so sein, dass wir den guten Fußball mühelos aus den Füßen schütteln wie es die Spanier scheinbar können. Wir werden uns immer die Herrschaft über das Spiel erkämpfen müssen - und wenn wir die haben, dann können wir auch guten Fußball spielen. Das tolle ist, dass wir das mittlerweile wieder können, spätestens seit 2006.