Spox ist ja seit jeher für Qualitätsjournalismus bekannt. Die zurückhaltende Berichterstattung zu den Tränen des Uli H. klingt noch nach, da wartet die Münchner Redaktion mit einem neuen Knaller auf: Einem Interview mit dem Fußballgott, der in Kutte zum Gespräch erscheint, etwas längeres Haar trägt und unausgeschlafen aussieht.

Spox: Lieber Fußballgott, gibt es Sie wirklich?

Fußballgott: Ja.

Spox: Und wie kamen Sie zu Ihrem Job?

FG: Damals, als die Engländer diese Sportart erfanden, entstand bei uns im Gottesvorstand die Idee, ein neues Ressort einzurichten. Sie wissen: Globalisierung und Marktpositionierung und so. Da ich das Model Kohler aus Mannheim entwickelt hatte, das viel, viel später einen Spross namens Jürgen ins Rennen schicken sollte, wurde ich von meinem Chef mit dieser Aufgabe betraut.

Spox: Wo Sie die Familie Kohler ansprechen: Was sagen Sie dazu, wenn Ihr Namen in den Stadien gerufen wird?

FG: Das finde ich dann schon immer etwas daneben. Denken Sie an Turek oder eben Kohler, ist das ja in Ordnung, denken Sie an Carlo Werner, dann eher weniger. Da muss ich doch schon manchmal etwas schlucken, wenn ich diese Spieler sehe und merke, dass da Verbindungen zu mir hergestellt werden. Schöne Scheiße.

Spox: Wie ist denn die Struktur bei Ihnen da oben?

FG: Nun ja. Ganz oben thront der Chef, das dürften Sie wissen. Und damit meine ich jetzt ausnahmsweise mal nicht Uli Hoeneß. Sondern Ihn, Sie wissen Bescheid? Jedenfalls: Er, also nicht Hoeneß, sondern Er, großgeschrieben, ist sozusagen unser Vereinspräsident, wenn Sie so wollen. Und darunter gibts dann Leute wie mich, die einzelne Themenfelder abdecken. Wir haben da ein ganz klassisches Organigramm. Wir haben neuerdings sogar einen Social Media-Leiter. Der nennt sich MeinGott.com für den deutschsprachigen Raum und dann hat der noch einen Kollegen für die englischsprachige Region, raten Sie mal, wie der heißt?

Spox: Ohmygod.com?

FG: Hä? Wie kommen Sie denn auf den Scheiß? Der heißt CFO. Das steht für Chief Footballgod Of Social Networks.

Spox: Sind da für die Abkürzung nicht ein S und ein N zu viel?

FG: Nein.

Spox: Aha. Und wie muss man sich als Laie Ihren Job vorstellen?

FG: Das ist sehr komplex und kaum in wenigen Sätzen zu erläutern

Spox (hakt nach): Versuchen Sie es!

FG: Ok. Also: Sie wissen vielleicht, dass ein Sport wie Fußball Emotionen weckt. Da steckt nicht nur das pure Ergebnis, das man fatalistisch-achselzuckend hinnimmt, drin, sondern viel mehr. Ehre, Glück, Schicksal, Glaube und sogar Aberglaube. Und das alles wird bei mir kanalisiert.

Spox: In welcher Form?

FG: Unterschiedlich. Denken Sie an die ganzen Spieler, die sich auf dem Platz bekreuzigen. Denken Sie an Maskottchen, denken Sie an Auf- und Abstiege. Denken Sie an Ausflüchte unterlegener Trainer. Denken Sie an talentierte Spieler.

Spox: Und haben Sie denn wirklich dann immer die Hände im Spiel?

FG: Meistens. Oft auch nicht. Da habe ich dann einfach keine Lust, Fußball zu gucken, da lasse ich den Dingen dann einfach ihren Lauf. Aber manche Sachen habe ich dann doch eingefädelt.

Spox: Zum Beispiel?

FG: Das werde ich Ihnen nicht verraten, weil das mein Betriebsgeheimnis ist. Aber damals, die Vierminutenmeisterschaft der Schalker etwa, erinnern Sie sich? Da hatten wir gerade oben eine WG-Party und ich habe, etwas angetrunken, im Schnick, Schnack, Schnuck verloren und dann den Merk den Rückpass pfeifen lassen. Einfach so. Auf den letzten Drücker. Oder letzte Saison der Abstieg der Fortuna. Da hatte ich einfach Bock auf Hoffenheim.

Spox: Wieso das?

FG: Weil ich mich für die verantwortlich fühle. Schließlich sagen die Leute oft: Wenn es wirklich einen Fußballgott gäbe, wieso gibts dann die Vereine Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim. Und das weckt dann den Punk in mir. Da will ich dann erst recht, dass die drin bleiben. Hoffenheim! Hoffenheim!

Spox: Und wie finden Sie die Bayern?

FG: Geht so.

Spox: Wieso? Wie kann man die denn geht so finden?

FG: Das geht Sie einen feuchten Scheißdreck an. Aber seien Sie sicher, dass ich denen auch schon häufiger unter die Arme gegriffen habe. Helmer. Tor. Klingelt´s? Da sind da jetzt mal zwei Stichwörter.

Spox: Wieso jetzt so einsilbig?

FG: Weil das damals ziemlichen Stress verursacht hat mit meiner Kollegin Themis, der alten Klugscheißerin. Die musste da ja unbedingt dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zuging. Aber dann wirds auf Dauer halt langweilig. Ich habe ja den absoluten Blick auf das Spielfeld, wissen Sie. Für mich ist ein solches Spiel viel langweiliger. Kein Hawk Eye, kein Vierter Mann. Alles Scheißdreck. Ich muss auch nicht Wembley diskutieren oder so was. Ich weiß ja, was passiert ist damals. Weil ich ja auch nicht unbeteiligt bin.

Spox: Von welchem Verein sind Sie denn Fan?

FG: Sollten Sie jetzt nicht lieber mal nachhaken, was damals in Wembley passiert ist?

Spox: Ah, ok. Und?

FG: Das sage ich Ihnen nicht.

Spox: Super.

FG: Sehen Sie.

Spox: Und von welchem Verein sind Sie nun Fan?

FG: Na, das werde ich Ihnen doch nicht auf die Nase binden. Dann bin ich die Kacke später wieder Schuld, wenn dann irgendwelche anderen Rumpelteams absteigen.

Spox: Und was soll das nun mit Hoffenheim, Leverkusen und Wolfsburg?

FG: Jeder Gott bestraft seine Key Accounts hin und wieder. Seien Sie doch froh, dass das meine Art ist, mich für den Schmähgesang in den Kurven zu rächen. So und jetzt muss ich zurück auf Wolke Elf. Grüßt mir die Leute da unten schön. Und seid Euch sicher: Ihr könnt Fans sein von Hannover, von Dortmund, Köln, von Stuttgart oder den Bayern. Am Ende, da entscheidet nur einer über Euer Schicksal. Und das...

Spox: Sind Sie?

FG: Wie kommen Sie denn auf diesen Kack? Nein, das entscheide nur ich.

Spox: ?

FG: So. Und nun muss ich gehen! Seid nicht zu traurig über den Ausgang der laufenden Saison. Und über die WM. Aber da muss ich noch eine verlorene Wette einlösen.

Weg war er. Aus der Ferne erklang noch ein leises, aber bestimmtes "Jür!Gen! Koh!Ler! Fuß!ball!Gott!", dann war er weg.