Blogpokal 2009 / 10
19.02.2010 um 11:54 Uhr
Geschrieben von eshkeeya
2030.
Ich machs kurz: Ich bin in der Zukunft. 2030!
Fragt nicht wie und wieso, dazu ist jetzt keine Zeit. Wies hier aussieht? Von mir aus, aber auch nur ganz kurz: Ausserirdisches Leben ist kein Mythos. Autos haben ausgedient, Fortbewegungsmittel ist jetzt die Flybox. Und die Sache mit der Erderwärmung…Lassen wir das, wollt ihr gar nicht wissen.
So, jetzt aber zurück zum eigentlichen Thema hier, Blogpokal bei euch in 2010. Hab ich natürlich nicht vergessen. Auch wenn ich gerade mehr damit beschäftigt bin, mich in der Welt in 20 Jahren (also von euch aus gesehen) zurechtzufinden, habe ich mir hier eben schnell etwas besorgt, was meinen Blog ersetzen wird, nämlich ein Exemplar von irgend so einer Buchreihe namens "Die Geschichte der Bundesliga - Rekorde, Titel, Skandale". Wie ihr seht, sind Bücher und unkreative Buchtitel auch in zwanzig Jahren noch nicht ausgestorben. Das Teil ist aber sehr lesenswert und ich hab ein Kapitel entdeckt, dass euch interessieren dürfte...
Am Sonntag, den 20. Februar 2010 stand die Begegnung Werder Bremen-Bayer Leverkusen an.
Was sich als gewöhnliches Bundesligaspiel anging, sollte zu einem Paukenschlag, zu einem Meilenstein und Wendepunkt der Vereinsgeschichte von Bayer 04 werden. Doch der Reihe nach:
Was Bayer Leverkusen bis zu diesem Tag in der bundesweiten Fussballwahrnehmung darstellte, lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Vizekusen. Ein Wort, an dass sich nur die Älteren erinnern werden, dass aber das ganze Dilemma des Vereins zur damaligen Zeit veranschaulicht: Jahrelang gehörte das Team zur Spitze der "Bundesliga" (heutige German Soccer League), jahrelang spielte das Team schönen Fussball, jahrelang ging man in schöner Regelmäßigkeit bei der Titelvergabe leer aus. Daher hieß es also, oft und gerne: Vizekusen.
Und auch in der Saison 2009/2010 konnte sich Bayer bis zu diesem Zeitpunkt nicht vom Vize-Geist befreien.
Denn auch wenn Bayer bis zu jenem Sonntag ungeschlagen durch die Saison gegangen war, das Gespenst war allgegenwärtig, in den Medien, in den Hohngesängen der gegnerischen Fans, in den Köpfen der Spieler. Bayer-Urgestein Gonzalo Castro (42) ließ damals verlauten: "Dieses ewige Vizekusen geht mir auf den Sack!" Heute sagt er: "Wir wussten, dass in dem Jahr vieles anders war. Viele andere anscheinend nicht. Ich wollte ein Zeichen setzen."
Und in der Tat war bei Bayer 04 anno 2010 bei genauerem Hinsehen eine zunehmende Entwicklung, ein Reifeprozess bemerkbar. Man hatte vor der Saison mit Trainer Jupp Heynckes und Abwehrchef Sami Hyypiä zwei erfahrene Haudegen geholt, die der jungen Bayer-Elf Sicherheit und Stabilität verleihten. Heynckes mit seiner ruhigen, gelassenen Art der Mannschaftsführung und Hyypiä mit seiner Erfahrung und seinem überragenden Stellungsspiel in der Verteidigung standen stellvertretend für das neue Selbstverständnis der Leverkusener, die der Konkurrenz und der Öffentlichkeit signalisierten: Schaut her, bei uns ist mehr als Jugend-Offensiv-Trullala! Wir können auch souverän!
Heute genauso souverän wie vor 20 Jahren: Ex-Bayer-Trainer Jupp Heynckes
Der erste Platz in der Tabelle und eine Null bei den Niederlagen untermauerten diese Aussage zusätzlich. Und doch war der Tenor in Fussballdeutschland auch Anfang der Rückrunde noch der Folgende: Lasst die Leverkusener mal machen da oben. Am Ende wackeln denen die Nerven und Bayern schaukelt die Schale nach Hause.
Damit war dieses Spiel mehr als nur ein Spiel. Es war die Möglichkeit, auch dem letzten Zweifler und Vize-Nörgler klarzumachen, dass Bayer es dieses Mal Ernst meinte. Bremen war hierzu der perfekte Gegner und Ort, denn ein halbes Jahr zuvor hatte Bremen Leverkusen im DFB-Pokal-Finale besiegt und somit der unendlichen Titellos-Saga ein weiteres, leeres Kapitel zugefügt. Bremen hatte gerade eben eine längere Schwächephase überwunden und brauchte dringend einen Sieg, um im Kampf ums internationale Geschäft zu bleiben. Im Hintergrund waren da auch noch die Bayern, die 12 Spiele in Folge gewonnen hatten und den Leverkusenern bis auf Punktegleichheit auf die Pelle gerückt waren.
Bayern im Rücken, Bremen vor der Brust, Vizesache im Kopf.
Bayer war gefordert.
Und dann? Lassen wir zunächst einmal die Protagonisten von damals kurz ihre Erinnerungen schildern:
Jupp Heynckes (85): "Ich war noch nie so stolz auf eine Fussballmannschaft, wie im Moment des Abpfiffs. Ich konnte es nicht glauben."
Stefan Kießling (46), heute Assistent des Bundestrainers Michael Ballack: "Nach diesen 90 Minuten hatte ich keinen Zweifel mehr daran, dass wir die beste Mannschaft in Deutschland waren."
Toni Kroos (40), nach seiner Zeit in Deutschland später noch jahrelang Publikumsliebling bei Manchester United: "Es war wie im Traum. Das schönste Spiel meiner Karriere."
Der Grund für die durchweg positiven Erinnerungen an diesen Februarsonntag 2010 ist ganz einfach: Bayer nahm die Herausforderung an.
Ob sie es denn nun aus Wut taten, aus Rachelust oder vielleicht doch nur aus Spaß an der Freude, sie taten es einfach und spielten sich in einen Rausch, anders konnte man die Leistung der Bayer-Elf an diesem Tag nicht nennen. Von der ersten Minute an war Leverkusen der Herr im Haus. Die Tore fielen im Minutentakt, Bremen wurde überrollt. Die Tore waren alle dermaßen schön und derart überragend herausgespielt, dass es schien als wollten die Leverkusener mit jedem Treffer ein eigenes Statement setzen:
Erste Trikotnummer minus die zweite und die dritte Trikotnummer = ...
Nimmt das, ihr Möchtegern-Experten und Stammtischpropheten, die ihr uns immer noch nicht ernst nehmen wollt! Eins null, Kiessling.
Sieh her, Giovane Elber, der du eine Woche vor dem Spiel in der Bild-Zeitung gestichelt hast, dass wir Panik bekommen, abstürzen und so deine Bayern zum Meister machen würden! 2-0, Derdiyok.
Der Rest ist für euch, ihr Bremer! Ihr wisst schon, wegen der Pokalsache!
3, 4, 5, 6..Am Ende stand ein neuer Bundesligarekord auf der Anzeigentafel: 0-13.
Das Team von Jupp Heynckes hatte mit einem Sieg in Rekordhöhe drei Gegner auf einmal geschlagen.
Das übel hergeschossene Bremen, das durch ihr verlorenes Spiel abgehängte Bayern, das überwältigte und konsternierte Fussballdeutschland.
Bayer hatte die Reifeprüfung bestanden.
Die Belohnung dafür folgte einige Monate später, bei der Übergabe der Meisterschale an den Deutschen Meister des Jahres 2010:
Bayer 04 Leverkusen.
So Leute, das wars. Hab das ganze Kapitel schnell abgetippt. Irgendwie kommt mir die Schreibe bekannt vor..Naja, ich hoffe jedenfalls dass das als mein Beitrag für den Blogpokal durchgeht. Bin schließlich in die Zukunft gereist dafür! Naja, eigentlich nicht ganz dafür, aber egal, ihr wisst schon, lange Geschichte. Ich muss jetzt dann los in die Werkstatt, die Flybox macht schon wieder beim Abheben Probleme..Haut rein.
Aufrufe: 3068 | Kommentare: 29 | Bewertungen: 45 | Erstellt:19.02.2010
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KOMMENTARE
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19.02.2010 | 12:04 Uhr
-1
Dr_D :
Flashback aus der Zukunft, soso. Zeitreise, aha.
Schön geschrieben, flüssig, Idee bis zum Ende durchgezogen, aber du übertreibst beim Ergebnis etwas zu sehr. Glaubst du selbst an einen Sieg von Leverkusen?
Ich gebe dir 9 Punkte. X man bekommt 10.
0
19.02.2010 | 12:03 Uhr
-1
10P
1
19.02.2010 | 12:02 Uhr
0
eshkeeya :
Hier ist der Blog von Weinaxmann:http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Blogpokal--Heisse-Pizza-in-gruen,71901.html
Für eine Verlinkung im Blog reichen mir leider die Zeichen nicht aus, vielleicht werd ich das Ganze noch irgendwie umbauen dss es noch reinpasst...Gruß esh
1
19.02.2010 | 11:57 Uhr
-1
ramsey16 :
wie stark ist das denn?Einfach unglaublich die Idee, finde den Blog hier eindeutig besser! Beim Bild musst ich echt lachen!
10P, würde aber gerne mehr geben...
der andere Blog bekommt 9!
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Zum Einen, weil der weinaxmannsche mich jetzt nicht so derbe flasht (oder ich ihn einfach nicht komplett verstehe), zum Anderen, weil ich deinen von Idee und Ausführung gut finde. Wobei ich die Zukunftsaussichten der Spieler am Besten finde, da hätt durchaus noch mehr kommen können.
Summa summarum wären es eigentlich 10p, da ich aber den Blogpokal als Ganzes sehe und dessen Niveau und Anspruch in die Bewertung mit einfließen, sinds 9p!