Der designierte MVP Derrick Rose trifft in Runde 2 der Playoffs auf die Falken aus Atlanta. In Runde 1 setzten sich die Bulls recht souverän gegen die Indiana Pacers durch. 4-1 hieß es am Ende der Serie, in der Chicago seinem #1-Seed jedoch nicht vollständig gerecht wurde. Die Hawks sorgten für eine kleine Überraschung indem sie die Orlando Magic aus dem Rennen warfen. Sie galten nicht als Favorit in dieser Serie, schafften es aber in 6 knappen und hart umkämpften Spielen die Oberhand zu behalten.

Match-Ups:

PG: Derrick Rose vs. Kirk Hinrich (?)

Designierter MVP gegen Midseasontrade aus Washington. Die Rollen sind hier eindeutig verteilt. Allerdings ist Hinrich ein ordentlicher Verteidiger und spielte eine solide Serie gegen Orlando. In der 2. Runde wird er allerdings kaum einsatzfähig sein wegen einer Wadenverketzung. Das ist besonders schmerzhaft, da er der beste Gegenspieler für Rose ist. Vorteil: Bulls

SG: Keith Bogans vs. Joe Johnson

Ähnlich deutlich wie das obige Duell. Johnson schaffte es diesmal, seine Leistung aus der RS in die Postseason zu transportieren und traf dementsprechend viele wichtige Würfe gegen die Magic. Bogans ist kein schlechter Verteidiger und wird gemeinsam mit Ronnie Brewer versuchen ihm das Leben schwer zu machen. Vorteil: Hawks

SF: Luol Deng vs. Josh Smith

Entgegen vieler Unkenrufe erfüllte Deng seine Rolle als 2nd Option gegen die Pacers. Auch wenn seine FG-Quote dramatisch sank hatte er großen Anteil an den Siegen über Indiana. Mit Josh Smith hat er es aber mit einem der besten NBA-Verteidiger zu tun, wie schon Hedo Turkoglu und Jason Richardson schmerzlich erfahren mussten. Großer Kritikpunkt an ihm: In der ersten Runde nahm er 15 Dreier was eigentlich überhaupt nicht sein Spiel ist. Eines der interessantesten Duelle der Serie. Kleiner Vorteil: Bulls.

PF: Carlos Boozer vs. Al Horford

Zentrale Frage: Kommt Boozer aus seinem Playoffslump? Sein Einbruch in Punkten ist dramatisch und für Chicago nicht zu verkraften, wollen sie es tatsächlich in die Finals schaffen. Auch Horford hat leicht abgebaut im Vergleich, wenn auch nicht so schlimm. Besonders wichtig wird für ATL sein, dass er die Bretter kontrolliert und dadurch die Anzahl der 2nd-chance Points klein hält. Offensiv wird er seinen unauffälligen, aber soliden Job verrichten. Platzt bei Boozer nicht der Knoten: Kleiner Vorteil Hawks.

C: Joakim Noah vs. Jason Collins

Dass Superman die Hawks nicht im Alleingang zerstörte war auch ein Verdienst von Jason Collins. Gegen Chicago wird er sich in seinen wenigen Minuten vor allem um Carlos Boozer kümmern. Noah wurde seinem Ruf als Arbeitstier vollkommen gerecht. Fast 5 Offensivrebounds im Schnitt und 2,6 Blocks. Die Zone gehört ihm. Ihn in Foul Trouble zu bringen könnte für Atlanta entscheidend sein. Vorteil Bulls.

Bank: Brewer, Korver, Thomas vs. Crawford, Williams, Pachulia

Jamal Crawford hat seinem Ruf als einer der besten 6th-Mans und Clutchperformer mal wieder alle Ehre gemacht. Besonders sein unfassbarer 3er in Spiel 3 steht stellvertretend dafür. Wichtigster Bankspieler der Bulls ist Kyle Korver, der in den Playoffs bisher einen guten Touch von Downtown hatte. Die beiden anderen Reservisten ähneln sich jeweils: Ein Big Man mit Fokus auf der D und ein guter Verteidiger für den Flügel. Vorteil: Hawks.

Coach: Tom Thibodeau vs. Larry Drew

Der frisch gekürte COY sammelt hier natürlich Pluspunkte. Seine Defensivtaktiken sind überragend und werden die Hawks vor Probleme stellen. Vorteil: Bulls.

Chicago Bulls- Stärken & Schwächen:

Die größte Stärke ist natürlich D-Rose, doch auch wenn es unsinnig klingt: Chicago braucht eine bessere Leistung von ihm. In den Playoffs kommt er auf erschreckend schwache 37% aus dem Feld und 21,6% von Downtown. Er steht damit allerdings stellvertretend für die gesamte Offensive der Bulls, deren Effektivität merklich nachgelassen hat. Solange er aber in den entscheidenden Momenten stets das Ruder herumreißen kann wird das nicht so stark ins Gewicht fallen. Gegen Indiana produzierten er und seine Teammates in der Cruchtime immer Runs, die ihnen letztendlich den Sieg brachten. Trotz der schwächelnden Offensive stimmt der Einsatz, denn die Bulls landeten auf Platz 2 bei den Offensivrebounds. Damit konnten sie einen Teil ihrer Probleme kompensieren. Ebenfalls gewohnt stark war die Defense, die nur 90 Punkte pro Spiel zuließ. Eine ähnliche Leistung gegen Atlanta und die Grundlage für die Conference-Finals ist gelegt. Eine Fragezeichen steht hinter der Bewachung für Joe Johnson. In Runde 1 erzielte Danny Granger knapp 22 Punkte bei 48% aus dem Feld. Ähnliches sollte man dem Star der Hawks nicht erlauben.

Atlanta Hawks- Stärken & Schwächen:

Von Jamal Crawford werden die Magic und ihre Fans noch länger Albträume haben. Es waren immer wieder seine 3er und Big Plays, die Atlanta retteten. Das Problem an der Sache: Seine Offense ist genauso streaky wie die von Johnson. Solange sie ihre Würfe treffen sind sie konkurrenzfähig, wenn nicht in allergrößten Schwierigkeiten. Die restlichen Offensivoptionen überzeugen nicht komplett. Al Horford wird nur selten im Lowpost eingesetzt und kommt ebenfalls über den Midrange Jumper. Josh Smith verfiel in Runde 1 wieder in längst überwunden geglaubte Muster und gefiel sich als Distanzschütze. Wenn diese beiden eine gute Ergänzung zu den Perimeterstars ihres Teams darstellen wäre das ein großer Schritt nach vorn. Die Defense war bärenstark bisher. Natürlich waren die Rollenspieler der Magic ein Totalausfall, doch die D von Atlanta hat ihren gewichtigen Teil dazu beigetragen. Den gegnerischen Star können sie allerdings dieses Mal nicht so kontrollieren wie D-12 ab Spiel 3. Es fehlt der geeignete defensivstarke Guard, zumal Hinrich wohl die gesamte Serie ausfallen wird. Jeff Teague oder Jamal Crawford gegen Rose? Prost Mahlzeit.

Fazit:

Beide Teams gewannen ihre Match-Ups recht souverän, doch in Runde 2 sollte Schluss sein für die Atlanta Hawks. Es fehlt ihnen der Gegenspieler für Rose und die konstante Offensive um gegen die Bulls-D zu gewinnen. Ich tippe auf eine ziemlich eindeutige Serie:

4-2 Chicago