Ich muss zugeben, ich bin wenig sportlich. Meine besten Tage der körperlichen Ertüchtigung sind lange vorbei und seit einigen Jahren zeigt die Waage nur noch Error an.
Auch deshalb habe ich mich durchaus gefreut, als meine Frau mir das Angebot machte, einen 2tägigen Aktivurlaub mitzumachen. In Australien!
Freitags sollte es losgehen, Samstag Sport bis zum kotzen und Sonntag dann ein Wellnesstag.
Ich bin nun nicht gleich im Kreis gesprungen, als ich von der Idee gehört habe, aber im Laufe der Zeit wuchs der Gedanke in mir durchaus. Wer weiß, vielleicht wird dies ja zum Beginn meiner sportlichen Laufbahn?
Im Geiste hatte ich Bilder von Rocky III vor mir, die mich dabei zeigten, wie ich an einem Truck Situps im Kühlergrill vollzog und mit Klimmzügen über der Fahrerkabine meine Muskeln stählte.
Aber langsam. Ganz so sollte es nicht werden.
Wir erreichten das Hotel-Resort gegen Nachmittag und waren von den Räumen durchaus begeistert.
Das Angebot wurde immer für Gruppen mit 15 Personen zusammengestellt und jeder Gruppe stand ein Animateur zur Seite. Unserer hieß Ulf, begrüßte und mit der Rhetorik eines Moderadtors im Kinderfernsehen und trug offenbar die alten Bühnenoutfits der Flippers neu auf.
"Hallo ihr Sportskanonen. Seid ihr gut angekommen? Dann lasst und gleich anfangen." Mir schwante schlimmes. Insgeheime wartete ich eigentlich nur darauf, dass der Typ jetzt gleich sagte: "Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr wenn das Licht angeht."
Wie dem auch sei, wir begannen mit Surfen! Ja, der Strand wurde direkt genutzt. Im Halbkreis stehend, hörten wir den Ausführungen des Lehrers zu.
Ich sah im Hintergrund wie gut gebaute Jünglinge mit den Brettern quasi nur so über die Wellen glitten. Heroisch und mit viel Eleganz. Das kann so schwer nicht sein, dachte ich mir.
Als es dann losging, schnappte ich mir also mein Board und rannte in die Brandung. In meinem Kopf die Melodie von Hawai Five0.
Es ist schon erstaunlich, wie sich so ein Surfbrett beim Kontakt mit Wasser plötzlich in ein Stück Seife verwandeln kann. Schwupp, flutschte es nach oben aus meinen Händen.
Was mir erst in diesem Moment richtig bewusst geworden ist, ist die Tatsache, dass das Brett beim Verleih mit einem Strick am eigenen Bein befestigt wird.
Wenn also das Brett im hohen Bogen wieder nach hinten flutscht, dann werden einem eine Sekunde später die Beine weggezogen.
Die eigentliche Gemeinheit aber sind die 3 Rasierklingen, die an der Unterseite des Brettes befestigt sind. Binnen 10 Minuten sah ich aus wie ein Emo Chick.
Als ich das Brett dann aber halbwegs halten konnte und 2 Meter ins Wasser vorgedrungen war, sah ich die erste Welle auf mich zukommen.
Das Brett hebt man bei einer Welle am besten drüber. Oder mit der Sitze nach vorn, um die Welle zu brechen. Auf keinen Fall tut man es so wie ich und hält das Brett wie eine Wand vor seinen Kopf. Mike Tyson hätte nicht besser zuschlagen können. Mit blutenden Armen und Nase stand ich da also am australischen Strand und wurde mir dessen bewusst, dass es hier Haie gibt.
Das war dann das Ende meines Surftrips.
Am nächsten Morgen sollte es locker losgehen. Yoga als Aufwärmung, dann Tennis und zum Schluss Schwimmen. Das geht, dachte ich.
Das Yoga sollte als Dehn- und Streckübung dienen.
Ich weiß nicht wie eure morgendliche Dehnroutine aussieht. Meine Beginnt mit einem kurzen Strecken im Bett, dann eine Beugeübung um die dreckige Wäsche des Vortages vorm Bett aufzuheben und endet mit einem Baseballschwinger aus dem Flur, um die dreckige Wäsche durch die offene Tür in die hinterste Badecke zu befördern.
Hier war das anders !
Dehnen bis zu Punkten, die ich nicht kannte und strecken von Muskeln, die es gar nicht geben konnte. "Und jetzt bitte die Arme gaaaanz weit vor zu den Zehen und halten .."
Habt ihr schon mal einen Schwimmreifen solange gepresst, bis er geplatzt ist?
Der Kaffee vom Frühstück tat sein übriges und fertig war der Morgenfurz des Jahrhunderts!
Schlagartig verwandelte sich der Gymnastikraum in ein Konzentrationslager. Gas überall!
Evakuationsartige Fluchtszenen spielten sich ab, gegen die die Bilder von 9/11 wie ein Shoppingbummel aussahen.
Ab dem Moment war ich der Vorführheinz des Animateurs.
Tennis! Wusstet ihr, dass so ein Aufschlag an der Wii deutlich einfacher ist, als in der Realität?
Im 20. Versuch habe ich endlich einen Ball über das Netz gebracht. Pete Sampras wäre stolz auf mich gewesen! Nur der Tennislehrer auf der anderen Seite. Der war wenig beeindruckt und schmetterte mir den Ball präzise zurück.
Ich hätte mir 100 Hände vor's Gesicht halten können. Wer Physik in der Schule hatte, weiß, dass sich der Ball mit fortlaufendem Wege senkt.
Im Dart hätte man wohl kurz "Onehoundredandeighty" gerufen, mir waren meine Kronjuwelen allerdings etwas wichtiger.
Es wäre eine grobe Untertreibung, zu behaupten ich hätte in diesem Moment jede Waldorflehrerin glücklich gemacht. Zitternd und hopsend habe ich Geräusche von mir gegeben, die die Bezeichnung Ausdruckstanz auf ein ganz neues Level gehoben haben.
Ich weiß nicht ob die umstehenden Personen alle Schilder mit einer "10.0" hochgehalten haben, denn schon wenige Sekunden danach wurde mir schwarz vor Augen und ich wachte am Pool wieder auf.
Meine Frau versuchte zu kühlen, was übrig war.
Aus dem Hintergrund rief eine Stimme: "Alle bereit zum schwimmen? Dann gehts los."
Man hätte mir eventuell sagen können, dass ich bereits mehr als eine Stunde dort in der Sonne lag. Meine Haut hatte sich in Krebsrotes Leder verwandelt und quietschte bei jeder Bewegung wie ein frisch gekaufter Stiefel.
Außer meinem Rücken und der Hüfte, wo sich das neben mir stehende Wasserglas mit dem Werbeschriftzug der Firma "Granini" in meine Haut gebrannt hatte, war alles verbrannt.
Jeder Schritt zum Pool schmerzte. Nun stand ich also da wie ein Michelin Männchen am Rande des Schwimmbeckens und überlegte, wie ich am besten rein komme.
In die Hocke gehen kam nicht in Frage. Mir wäre die Haut geplatzt. Ein Kopfsprung hätte auch zumindest eine Kniebewegung vorausgesetzt.
Also einfach fallen lassen. Vielleicht hätte ich mich auf den nicht verbrannten Rücken drehen sollen. Jedenfalls wirkt Wasser ab einer gewissen Masse wie eine Betonwand.
"Wir schwimmen jetzt 10 Bahnen. Und immer wenn ich Pfeife, tauchen alle runter. Unten auf dem Beckenboden liegen 20 Münzen. Wer die meisten einsammelt, bekommt beim Abendessen eine Überraschung". sagte der Animateur, der heute im Howard Carpendale Gedächtnisoutfit auftrat.
Das kühle Wasser tat durchaus gut. Aber beim Münzen auftauchen waren wir alle unterlegen. Die ältere Dame, die zu Lande kaum geradeaus gehen konnte, machte uns alle platt.
Ihre Triple D Körbchengröße mag dabei geholfen haben. Sie schwamm einfach wie ein Schwertfisch bei der Paarung über den Boden und hatte quasi alles eingesammelt, was sich seit Jahren da unten festgesetzt hat.
Das ihre Überraschung beim Abendessen aus einem Gastauftritt eines gewissen Ralle aus Malle bestand, der alte Jürgen Drews Lieder vergewaltigte, war dann die Sahne auf der Torte.
Der letzte Tag sollte etwas behutsam losgehen. Volleyball und Kanu rudern stand an.
Am Strand war ein Volleyballnetz aufgespannt worden.
Kennt ihr die Teletubbies? So ungefähr sah das aus, wenn eine Horde Übergewichtiger versuchte hoch zu hopsen und den Ball zu fangen.
Eine Gruppe Teenager, die offenbar die Nacht durch gefeiert hatten, sahen sehr irritiert zu uns rüber und waren sich nicht sicher ob es der Hangover oder der Alkohol war, der diese Bilder verursacht hatte.
Ich muss zugeben, das Spiel war in der selben Klasse anzusiedeln, wie Rambos Sturm auf die Talibanhochburgen in Afhganistan. Jeder Hechtsprung, jede Baggerschaufel schmerzte am verbrannten Körper. Als hätte jemand mit Sandpapier meine geritzten Arme wieder auf geschmirgelt.
40 Minuten schlug mein Körper immer und immer wieder auf den Sand, so dass das Spielfeld am Ende aussah wie Dresden 1945. Wohl gemerkt, es stand nach wie vor 0:0 !
Auch der Animateur hatte hier ein Einsehen und schlu vor, direkt zum Rudern überzugehen.
Das gefiel allen und so machten wir uns auf zum Rudersteg.
Wenn man 30 Sandsäcke in ein Kanu legt, dann geht dieses bemerkenswert weit nach unten. Und mit 2cm Spielraum zwischen Wasser und Bootrand.
Es dauerte keine 10 Meter, bis unsere Schwergewichtsregatta zu einer Live-version von Schiffeversenken mutierte.
Wisst ihr, wie sich wunde Körper und Salzwasser vertragen? Kein bisschen!
Dem Herzinfarkt nahe, traten wir die Heimreise an und ich brauchte noch mal 2 Wochen Extraurlaub um mich von den 2 tagen Sporturlaub zu erholen.
Aber ich bleib dabei. Es hat Spaß gemacht :D
Nur, warum redest Du von zwei Tagen?
Es sind doch drei ...
Die Struktur (sooo viele Absätze) und die die Fragestellungen an den Leser nerven übrigens auf Dauer.
Insgesamt hatte ich mir von Dir aber mehr erhofft.
Es gab Zeiten da stand es 40:30 oder so ähnlich. Und heute? In diesem Duell steht es 3:0 für Red Bull.
Das werde ich mal ändern. Meine Stimme geht an den Rodi
habe noch ein paar technische Schwierigkeiten, aber Blog kommt!!
Wer mein Gegner ist: Aus LE
Für den Blog, der Euch besser gefällt, gebt ihr per Kommentar Eure Stimme ab. Eine Begründung für Eure Stimmvergabe wäre großartig.
Danke für den beitrag Rodnox, hat Spass gemacht zu esen. bewertung unterm Blog von ausLE , der hat mich noch ein klein wenig mehr gekickt. Hier aber trotzdem nen 10er !!