Der FC-Bayern ist zurzeit das Nonplusultra in der Liga. Nicht dass für mich jetzt irgendwie Langeweile aufkommen würde. Nein, ich fiebere nach wie vor jedem Spiel entgegen, verspüre nach wie vor die gleich nervliche Anspannung. Egal ob in der Champions League, im Pokal oder eben in der Meisterschaft. Sicher als Außenstehender denkt man die Bayernfans haben doch einen Vogel, die Meisterschaft ist doch längst durch. Mag sein aber für mich ist es erst besiegelt, wenn es auch rechnerisch fix ist und Gott sei Dank sieht das die Mannschaft offenbar genauso. Anders kann ich mir den Sieg meiner Roten gegen Düsseldorf nicht erklären. Was ist passiert?



Der FC-Bayern steht für Entertainment im wahrsten Sinne des Wortes. Mal spielt man die Gegner förmlich schwindlig uns schießt sie aus der Arena, mal sind es dreckige Siege, die man gewinnen muss, wie zuletzt in Hoffenheim und mal sind es Arbeitssiege, so wie an jenem heutigen Tag. Wahrscheinlich hätte ich mehr geflucht, wenn man aus Münchner Sicht nicht einen so komfortablen Vorsprung auf die Konkurrenz hätte. Wahrscheinlich hätte ich verbal einigen Spielern heute die Leviten gelesen, wenn nicht noch das erlösende 3:2 gefallen wäre. Alles Makulatur, man hat heute gesehen, warum wir dort stehen, wo wir stehen, und zwar bis oben, an der Spitze der Bundesliga-Hierarchie.

Aber mal zur Chronologie:

Jupp Heynckes rotierte diesmal nur geringfügig. Brachte Boateng für Dante und Gustavo für Martinez in die Startelf. Ansonsten das altbewährte Spielermaterial. Gerade für Dante, der bisher alle Spiele absolvierte, war es mal wichtig eine Pause zu bekommen. Das Spiel selber lief für mich anfangs in erwarteten Bahnen. Die Fortunen igelten sich hinten ein und harten der Dinge aus, die da auf sie zukommen mögen. Sie merkten allerdings schnell, dass den Münchner etwas die Präzision abging und sie eher apathisch agierten. Genau dieses apathische agieren war für den ersten Gegentreffer der Münchner verantwortlich. Müller stört seinen Gegenspieler nicht beim Flanken, am langen Pfosten steht Kopfballungeheuer Lambertz völlig blank und kann auf Bolly ablegen und der ungehindert zum 0:1. Verwundert rieb ich mir die Augen. Trotz allen Respekts für den Gegner aber damit habe ich nicht gerechnet. Können wir überhaupt „Rückstand"? Wann lagen wir das letzte mal zurück? Muss in der Hinrunde bei der Niederlage gegen Leverkusen gewesen sein.

Der wahre FC-Bayern.

Zeigte sich dann in der Fortdauer der ersten Hälfte. Man erspielte sich nun Chance um Chance und das auf spielerischem Wege. Von den Düsseldorfern bekam man nun noch weniger zu sehen. Ihren besten Spieler hatten sie sicherlich mit Giefer im Tor, der einige Chancen großartig parierte oder eben auch das Quäntchen Glück hatte. Speziell übertrafen sich hier Müller und Mandzukic im Auslassen von hochkarätigen Torchancen. Irgendwie erinnerte mich das Spiel an frühere Zeiten. Besonders an Heimspiele gegen Frankfurt und Mainz, wo man gefühlte 100 Torschüsse hatte, aber das Tor wollte und wollte nicht fallen. Ich mache der Mannschaft hier auch überhaupt keinen Vorwurf. Sie hat alles versucht, nur war ihr Spiel diesmal nicht so effektiv, wie man es gewohnt war. So dauerte es fast bis zum Pausenpfiff, ehe Thomas Müller nach Vorarbeit von Lahm das 1:1 erzielte.

Zum Anpfiff der zweiten Hälfte war ich recht positiv gestimmt und die Mannschaft sollte mich auch nicht enttäuschen. Das Spiel lief nach wie vor in die richtige Richtung. Sicherlich war es kein Feuerwerk was Jupps Mannschaft dort auf dem satten Grün zeigte aber man spürte ganz deutlich man will unbedingt diese 3 Punkte. Hätte man sich früher mit einem Remis begnügt und sich für das Anstehende Champions League Spiel geschont, so gab man noch mal richtig Gas. Insbesondere Ribery fiel durch seine Dribblings auf und auch unser Kapitän wusste, mit dem häufigen hinter laufen von Müller, zu gefallen. Wie aus dem nichts der erneute Dämpfer. Alaba verliert ein Kopfballduell und plötzlich geht Lambertz völlig frei auf Neuer zu und verwandelt eiskalt. Wahrscheinlich wusste keiner, bis auf die Fortuna Fans, wie ihm geschah. Der gefühlte 2. Torschuss saß und die Düsseldorfer führten plötzlich mit 1:2.

Die Antwort der Münchner ließ aber nicht lange auf sich warten. Die eingewechselten Pizarro, Gomez und Shaqiri sorgten für ordentlichen Druck nach vorne und so gelang Ribery nur 2 Minuten später, mit seinem 6. Saisontor, der überfällige Ausgleich. Symptomatisch für die ganze Saison, dass die Bayern weiter nach vorne spielten und sich nun nicht auf dem Unentschieden ausruhten. Folgerichtig kurz vor Schluss der völlig verdiente 3:2-Siegtreffer durch Jerome Boateng, der seinen ersten Bundesligatreffer für die Bayern erzielte. Erwähnenswert auch hier kam die Vorarbeit von Philipp Lahm, der in dieser Saison schon seinen 9. Assist erzielte.

Die Art und Weise:

Sicherlich kann man nach dem Schlusspfiff nüchtern analysieren und sagen ein völlig normaler Sieg der Bayern. So leicht würde ich mir das aber nicht machen. Was mir imponierte, war eben die Art und Weise, wie dieser zustande kam. Zweimal lag man im heimischen Stadion zurück, dazu kein angenehmer Gegner der es verstand gut zu verteidigen. Dies taten die Düsseldorfer mit viel Engagement und Laufarbeit. Man lief 119 km im Kollektiv. Die Münchner hingegen 3 km weniger.
26:4 Torschüsse – 70 : 30 Ballbesitz – 12:1 Ecken. Das sind die nackten Zahlen, die zeigen, dass man ein völlig einseitiges Spiel am Ende völlig verdient mit 3:2 gewonnen hat. Das Schöne an diesem Spieltag war, dass die Konkurrenz erneut schwächelte. Der BVB liegt nach der Niederlage im Revierderby inzwischen mit 20 Punkten zurück. Bei noch 9 ausstehenden Spielen heißt das ganz lapidar: Noch drei weitere Siege, und der neue deutsche Meister, heißt Bayern München.