12.04.2011 um 14:45 Uhr
Geschrieben von donluka
Analyse MG-Effzeh
Ausgangslage
Der Effzeh hat es zu Hause sehr schön. Das Stadion ist wundervoll, die Stimmung ebenso und am Spielfeldrand, da steht ein kleiner Geißbock und mümmelt gerne herum. Man kennt den Geruch, jeden Grashalm und schwimmt, taneu hat es trefflich beschrieben, auf der perfekten Welle. Nicht zuletzt gelangen so sieben Heimsiege in Folge, die den Effzeh letztlich auf einen scheinbar sicheren Mittelfeldplatz spülten.
Doch auswärts, da läuft das Eine oder Andere ein bisserl schief. Scoobie wies auf die klitzekleine Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsauftritten hin, die bislang verhinderte, dass der Effzeh noch mehr Punkte einheimsen und seinem eigentlich Status als Champions League-Gewinner gerecht werden konnte.
Doch nun, nun ging es nach Gladbach. Zu dem einzigen rheinischen Derby. Zum Tabellenletzten. Für diesen ging es schon um die allerletzte Chance, den Klassenerhalt zu schaffen und für uns ging es darum, die Auswärtsmisere zu durchbrechen und den Verbleib in der ersten Liga zu sichern. 35plus3 ergibt nämlich 38 und es ist sehr unwahrscheinlich, dass man mit einer solchen Ausbeute noch abrutscht, in die Liga, die nach Angstschweiß und staubigen Kabinen riecht.
Personelle Situation
Petit hats am Kiefer und fiel aus. Ansonsten konnte unser geliebter Schaefer auf seine Schäfchen zurückgreifen. Da das letzte Auswärtsspiel ein wenig in die Hose ging (midget war ja im Stadion und er erlebt in der Regel leider herbe Pleiten), versuchte es Schaefer mit einer neuen und vor allem recht defensiv ausgerichteten Taktik.
Hieß: Vor der bewährten Abwehrreihe spielten drei (!) defensive Mittelfeldspieler namens Lanig, Matu und Mato. Matu und Mato erinnert mich ein bisschen an diese tschechischen Knetfiguren aus meiner Kindheit. Die hießen ähnlich, oder? Naja, jedenfalls also mit drei DMs, dazu Poldi auf der linken Flanke (sein Pendant auf der rechten Seite war Peszko) und vorne sollte es Nova richten, der ja bekanntlich auf sein erstes Auswärtstor wartete. Warum das so war? Siehe oben.
Spielverlauf
Ohje, das ist eigentlich schnell erzählt. Also, mittlerweile. Hätte ich die Analyse direkt nach dem Spiel schreiben müssen, hätte es zwei Möglichkeiten gegeben: Ich hätte ein in übertragener Hinsicht leeres Blatt posten müssen oder aber eine Analyse geschrieben, die bezüglich Länge der Ringe-Trilogie (ich meine alle drei Teile zusammen) in nichts nachgestanden hätte.
So sehr war ich am Sonntag Abend verzweifelt, denn: Der Effzeh spielte schrecklich. Das fing damit an, dass kein Spielaufbau erkennbar war und auch das Thema Konzentration und Gegenwehr ließ mächtig zu wünschen übrig. Es war ein ängstlicher und wirrer Auftritt. Fast folgerichtig gelang es den Gastgebern, uns innerhalb von zehn Minuten (!) drei (!) schmerzliche Stiche zu verpassen. Und Gladbach musste noch nicht einmal brillieren. Nein, es reichte, zielorientiert nach vorne zu spielen und die Lücken zu suchen. Und von denen gab es viele. Vor allem die linke Seite um den sonst so großartigen Eiche im Verbund mit Mohamad bereitete mir Zahnschmerzen.
In der zweiten Hälfte stellte Schaefer um (Peszko nach links, dafür den eingewechselten Chihi nach rechts und Poldi auf die HS) und fast melancholisch konnte man bewundern, zu was der Effzeh an diesem Tag in der Lage gewesen wäre, hätte er nur zuvor das Heil in der Offensive gesucht. Angriff auf Angriff rollte auf das Tor der Fohlen zu und so gelang auch bald der Anschlusstreffer durch Nova, der damit zumindest seinen persönlichen Auswärtsfluch durchkreuzen konnte. Während ich den Treffer kloppoesk wie den Ausgleich feierte und mir sicher war, dass hier noch was gehen würde, war es aber bald schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit, denn Eichner sprang der Ball an den Arm (nach vorherigem Handspiel des Gegners) und zack! hieß es Elfmeter und 1:4 aus Kölner Sicht. Doch damit nicht genug, denn der Effzeh brach aufgrund des erneuten Drei-Tore-Rückstandes völlig in sich zusammen und erhielt auch noch den fünften Gegentreffer. Damit stand es in der Saisonwertung Gladbach 9 und Effzeh 1.
Spieler im Fokus
Ach, Freunde. Hier kann man wirklich nicht viel schreiben. Für mich "stach" Peszko noch ein wenig heraus, ansonsten war das nichts bis schrecklich.
Fazit
Es war wahrscheinlich ein Fehler von Schaefer (den er mittlerweile selbst einräumte), beim Tabellenletzten mit einer defensiven Angsthasentaktik anzutreten. Das war in meinen Augen gegenüber der eigenen und auch der gegnerischen Mannschaft das völlig falsche Signal. Aber das darf andererseits für die Spieler auch kein Alibi sein, denn: Den Weg nach vorne zu suchen, hatte ihr Trainer ihnen bestimmt nicht untersagt. Was mir Sorge bereitet: Die Jungs wirkten nicht wirklich bocklos. Vielmehr scheint es ein tieferliegendes Problem zu sein, dass eine Verkrampfung und Blockade entsteht, sobald man ein unbekanntes Stadion erblickt. Hier muss angesetzt werden, weil das so nicht weitergehen darf.
Schaefer kann das und wird die richtigen Knöpfe finden und sei es in der kommenden Saison. Dass diese auch in der ersten Liga stattfinden wird, davon bin ich nach wie vor felsenfest überzeugt, denn: Wir haben immer noch sieben Punkte Vorsprung auf Platz 16 und in den kommenden Wochen nehmen sich unsere Konkurrenten noch gegenseitig die Zähler ab. Wir werden das schaffen, das weiß ich. Am besten gewinnen wir schon am Samstag gegen Stuttgart, dann können wir den Rest der Spielzeit genießen und aus der entspannten Situation heraus auch alle restlichen Auswärtsspiele gewinnen.
Ich glaube daran, denn ich bin Kölner. ComeOn Effzeh!!!!
Aufrufe: 2567 | Kommentare: 23 | Bewertungen: 13 | Erstellt:12.04.2011
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KOMMENTARE
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13.04.2011 | 11:06 Uhr
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AE611 : Schöne Analyse
Sehr treffend und wie ich finde auch sachlich. Und es ist mit Sicherheit auch so, dass nicht viel passiert ist.
Schaefer die Schuld zu geben, ob von Aussen oder sich selber, ist völlig überzogen. Der Mann macht einen Riesenjob und man darf ja auch nicht vergessen, was er denn vorgefunden hat.
Ich möchte trotzdem eines noch ergänzen- die Taktik mit den 3 6ern ging nicht auf, wobei mir nicht ganz klar ist, woran das gelegen hat. Ich hatte nur den Eindruck, dass keine von den dreien wusste, wo und wie er spielen soll und für wen er zuständig ist. Das hat man besonders deutlich bei allen drei Treffern in der ersten HZ gesehen.
Und: eine weitere Lehre aus dem Spiel: für mich gehört Podolski hinter den Stoßstürmer, er braucht den Freiraum auf links und rechts ausweichen zu können- was dann möglich ist, haben wir nicht das erste Mal in den ersten 15 Minuten der zweiten HZ gesehen.
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13.04.2011 | 10:35 Uhr
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taneu :
und ich meinte Brecko und Peszko - aber nur weil die Namen sich so schön reimen. und in der Kneipe am Sonntag einer meinte: "dieser Prätschko is aber auch überall!"
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13.04.2011 | 09:55 Uhr
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donluka :
@Honk: Oh, da hab ich mich wahrscheinlich etwas missverständlich ausgedrückt. Ich meinte natürlich, dass midget in HH im Stadion war.
Und @taneu: Wir haben auch 2 Polen: Matu und Slawo. Aber ich meinte tatsächlich Friedrich und Friedrich! Danke, Doc!
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13.04.2011 | 09:08 Uhr
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taneu :
Die haben wir auch, ist zwar nur einer Pole, aber wenn beide rechts spielen kann man die auch kaum auseinanderhalten. Wobei, der eine kann Fußball spielen, der andere... naja, für den Effzeh reichts und gegen Ribery sowieso
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13.04.2011 | 08:02 Uhr
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Dr_D :
@heino
Lolek und Bolek waren aber Trickfilmfiguren, noch dazu aus Polen.
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12.04.2011 | 17:58 Uhr
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xxlhonk :
Manchmal hilft ein Tag Abstand ja.Manchmal helfen zwei Tage noch mehr.
Dir hat es sichtlich geholfen, die Contedings wieder zu finden.
Denn die war Sonntagnachmittag bestimmt völlig weg.
Aber die hast Du wieder gefunden.
Stark! nach einem solchen Disdings..
Sehr starke Analyse.
Aber verstehe ich das richtig, dass Midget in Lachbach war?
Oder habe ich das falsch verstanden?
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12.04.2011 | 17:26 Uhr
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heino63 :
@Don: Ein großartiger Blog nach dieser Klatsche, der aber zeigt, dass wir uns nicht wirklich aufregen müssen. Wir haben Alles selbst in der Hand und werden das packen.@Scooba: Stark. Ich zögere noch mit meiner Entscheidung, aber größtenteils, weil ich derzeit schon genug außerplanmäßige Zahlungen habe und der Mitgliedsbeitrag ein noch größeres Loch reißen würde.
@Dr_D: Ich glaube der Don meinte Lolek und Bolek, auch wenn ich die nich ganz so witzig fand.
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12.04.2011 | 17:09 Uhr
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Dr_D :
Sehr schöne "Analyse". Ziemlich unaufgeregt. Genau das sollte der Effzeh und seine Fans auch sein, wenn es um den Klassenerhalt geht.
Da brennt nichts mehr an. Und wenn am nächsten Wochenende gepunktet wird schon zweimal nicht.
@scoobaa und gz
Mitgliedschaften sind völlig, ihr wisst schon was
@don
Die Knetmännchen hiessen Manuel und Arne. Äh Friedrich und Friedrich und hatten nix wie Blödsinn im Kopp. Ich fand die Klasse, also die Knetmännchen.
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Statistik
das Midget in Hamburg im Stadion war, ist eher ein Gerücht.
Gesehen hat man ihn jedenfalls nicht.
Zumindest nicht lange.
Du kennst ihn doch.
Und er hat doch garantiert angerufen. Von draussen.
Während des Spiels.
Oder etwa nicht?