24.08.2009 um 22:31 Uhr
Geschrieben von daywalka
Aristide Bancé - Ein Porträt
Abidjan, Elfenbeinküste. Für unzählige Ivorer ist ein Leben in Europa ein Traum, ein unerreichbarer. Politische Unruhen, wirtschaftliche Perspektivlosigkeit und illusorische Vorstellung vom Paradies Europa bewegen viele Afrikaner zur Ausreise, selbst wenn es eine lebensgefährliche Flucht in einer Nussschale von Boot sein wird. Und nicht wenige von Ihnen hoffen, dass sie als Fußballprofi Fuß fassen können. Aristide Bance ist einer von Ihnen. Doch sein Märchen wurde wahr.
Bance wuchs in der Elfenbeinküste auf. Mit gerade einmal 18 Jahren wechselte er nach Burkina Faso, zum Hauptstadtclub FC Santos Ougagoudou. Einerseits ist die Volljährigkeit ein natürlicher Einschnitt im Sportlerleben, da man die Jugendmannschaften verlässt, andererseits kam bei Bancé noch der Zerfall seines Geburtslandes Elfenbeinküste hinzu. Das ehemals durch Kakao reich gewordene Land, das jahrzehntelang Flüchtlinge aus den armen Burkina Faso aufnahm, schlitterte in einen blutigen Bürgerkrieg. Kindersoldaten aus Sierra Leone kämpften als Söldner auf beiden Seiten und ermordeten Zivilisten.
Bei Ausbruch des Krieges spielte Bance bereits in Burkina Faso und der ganzen Familie war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass eine Rückkehr ins Geburtsland für lange Jahre unmöglich sein wird. Mit diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass Aristide Bance die Staatsbürgerschaft von Burkina Faso annahm. Auch Europa bedeutet in so einem Fall mehr als eine sportliche Herausforderung. Es geht um die nackte Existenz der Familie. Scouts aus Europa, vom FC Lokeren wurde nach einem Tipp eines burkinischem Journalisten auf ihn aufmerksam. Doch zuerst hieß es ein Probetraining überstehen, er musste sich gegen einen guten Freund durchsetzen. "Er oder Du!" hieß es in Lokeren. Bancé bekam den Vertrag. Beim FC Lokeren spielte er 2einhalb Jahre, in denen er durchaus erfolgreich war und das Interesse von Hertha auf sich zog. In dieser Zeit erzielte er in 35 Spielen 19 Tore, eine sehr gute Quote für einen jungen Stürmer. Das sah Metalurg Donezk auch so, und deshalb verpflichteten sie ihn schließlich für 1,5 mio Euro.
Bancé im Trikot von Lokeren
Bancé in seiner Zeit in Lokeren (schlechte Qualität, aber man sieht schon deutlich Bancés Qualitäten)
Doch ohne auch nur ein Spiel zu absolvieren, wurde er ausgeliehen, um woanders Spielpraxis zu sammeln. Er wurde nach Antwerpen ausgeliehen, auch in Belgien, allerdings lief es dort nicht gut. Er spielte nur 10 Spiele, erzielte kein Tor und gab auch keine Vorlage. Ein verschenktes halbes Jahr, doch Jörn Andersen, damals Trainer von Offenbach, sah in ihm noch durchaus die Qualität die Offenbacher vor dem Gang in die 3. Liga zu bewahren. So lotste er Bancé im Januar 2008 nach Offenbach, wieder auf Leihe. Jener Jörn Andersen stieg 2008 doch noch mit Offenbach ab, Bancé erzielt in 10 Spielen immerhin 4 Tore, allerdings sah er nach einem brutalen Foul gegen Oliver Neuville auch einmal die rote Karte und wurde daraufhin für 5 Spiele gesperrt. Ein klares Frustfoul, erstens an der Mittelfeldlinie, außerdem verlor Offenbach das Spiel zuhause 1:7.
Trotzdem war Andersen überzeugt von Bancé, nahm ihn mit nach Mainz, wo Andersen Nachfolger von Mainz Urgestein Jürgen Klopp wurde. Im Aufstiegsjahr erzielte er 14 Tore, war bester Torschütze und maßgeblich am Aufstieg mitbeteiligt. So schoss er Mainz am letzten Spieltag gegen Oberhausen mit einem Doppelpack ins Oberhaus zurück. Doch auch im DFB-Pokal war Bancé in Bestform: Gegen Babelsberg (2-1) bereitete er beide Tore vor, gegen Schalke schoss er den Siegtreffer, gegen Köln köpfte er das 2-0 und in Freiburg schoss er uns weiter, gegen Leverkusen gelang ihm der Ausgleich, trotzdem gewann der Werksklub schließlich nach Verlängerung. Auch hier war Bancé fast allein verantwortlich dafür, das Mainz 05 bis ins Halbfinale vordring. In Mainz war er Publikumsliebling. Er wird nach jedem Tor, ach nach jeder gelungen Aktion mit "Allez Bancé, Allez Bancé, Allez Bancé" gefeiert. Bei der Aufstiegsfeier färbte er sich die Haare rot.
Doch auch bei den Verantwortlichen besitzt Bancé gewisse Freiheiten: So ist er der einzige ausländische Spieler der kein Deutschkurs machen muss. Die anfänglichen Versuche, die Sprache zu lernen, seien derart grandios gescheitert, dass er schnell Angst um den Gesundheitszustand von Bancés Sprachlehrer bekommen habe, erzählt der Manager von Mainz 05, Heidel, amüsiert: "Wenn das weitergegangen wäre, hätte der einen Herzinfarkt gekriegt." Aristide Bancé und Deutsch, das passe gar nicht, so Heidel.
Bekanntermaßen wurde nach dem Aufstieg Andersen entlassen. Bancé und Andersen verbindet ein Enges Verhältnis, sie haben in Michael Ruhnau den selben Berater. Das Andersen entlassen wurde, hat Bancé nicht gefallen. Es gab Gerüchte, dass er weg will, doch Heidel betonte immer wieder, das Mainz "null Interesse habe, den Spieler abzugeben" Mainz müsste ohnehin die Ablösesumme mit dem ukrainischem Geschäftsmann Dimitri Seluk teilen, der einst Präsident von Metallurg Donezk war und Bancé verpflichtet hatte. "Wir haben jedoch immer das letzte Wort", versichert Heidel. Auch Bancés Berater Ruhnau sagt, Bancé soll sich jetzt erst einmal in der Bundesliga behaupten.
Bancé ist auf einem guten Weg, dies zu tun. In 180 Bundesliga Minuten gelangen ihm schon 2 Treffer. Einen davon gegen die Bayern.
Bancé's Tor gegen Bayern
Bance wuchs in der Elfenbeinküste auf. Mit gerade einmal 18 Jahren wechselte er nach Burkina Faso, zum Hauptstadtclub FC Santos Ougagoudou. Einerseits ist die Volljährigkeit ein natürlicher Einschnitt im Sportlerleben, da man die Jugendmannschaften verlässt, andererseits kam bei Bancé noch der Zerfall seines Geburtslandes Elfenbeinküste hinzu. Das ehemals durch Kakao reich gewordene Land, das jahrzehntelang Flüchtlinge aus den armen Burkina Faso aufnahm, schlitterte in einen blutigen Bürgerkrieg. Kindersoldaten aus Sierra Leone kämpften als Söldner auf beiden Seiten und ermordeten Zivilisten.
Bei Ausbruch des Krieges spielte Bance bereits in Burkina Faso und der ganzen Familie war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass eine Rückkehr ins Geburtsland für lange Jahre unmöglich sein wird. Mit diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass Aristide Bance die Staatsbürgerschaft von Burkina Faso annahm. Auch Europa bedeutet in so einem Fall mehr als eine sportliche Herausforderung. Es geht um die nackte Existenz der Familie. Scouts aus Europa, vom FC Lokeren wurde nach einem Tipp eines burkinischem Journalisten auf ihn aufmerksam. Doch zuerst hieß es ein Probetraining überstehen, er musste sich gegen einen guten Freund durchsetzen. "Er oder Du!" hieß es in Lokeren. Bancé bekam den Vertrag. Beim FC Lokeren spielte er 2einhalb Jahre, in denen er durchaus erfolgreich war und das Interesse von Hertha auf sich zog. In dieser Zeit erzielte er in 35 Spielen 19 Tore, eine sehr gute Quote für einen jungen Stürmer. Das sah Metalurg Donezk auch so, und deshalb verpflichteten sie ihn schließlich für 1,5 mio Euro.
Bancé im Trikot von Lokeren
Bancé in seiner Zeit in Lokeren (schlechte Qualität, aber man sieht schon deutlich Bancés Qualitäten)
Doch ohne auch nur ein Spiel zu absolvieren, wurde er ausgeliehen, um woanders Spielpraxis zu sammeln. Er wurde nach Antwerpen ausgeliehen, auch in Belgien, allerdings lief es dort nicht gut. Er spielte nur 10 Spiele, erzielte kein Tor und gab auch keine Vorlage. Ein verschenktes halbes Jahr, doch Jörn Andersen, damals Trainer von Offenbach, sah in ihm noch durchaus die Qualität die Offenbacher vor dem Gang in die 3. Liga zu bewahren. So lotste er Bancé im Januar 2008 nach Offenbach, wieder auf Leihe. Jener Jörn Andersen stieg 2008 doch noch mit Offenbach ab, Bancé erzielt in 10 Spielen immerhin 4 Tore, allerdings sah er nach einem brutalen Foul gegen Oliver Neuville auch einmal die rote Karte und wurde daraufhin für 5 Spiele gesperrt. Ein klares Frustfoul, erstens an der Mittelfeldlinie, außerdem verlor Offenbach das Spiel zuhause 1:7.
Trotzdem war Andersen überzeugt von Bancé, nahm ihn mit nach Mainz, wo Andersen Nachfolger von Mainz Urgestein Jürgen Klopp wurde. Im Aufstiegsjahr erzielte er 14 Tore, war bester Torschütze und maßgeblich am Aufstieg mitbeteiligt. So schoss er Mainz am letzten Spieltag gegen Oberhausen mit einem Doppelpack ins Oberhaus zurück. Doch auch im DFB-Pokal war Bancé in Bestform: Gegen Babelsberg (2-1) bereitete er beide Tore vor, gegen Schalke schoss er den Siegtreffer, gegen Köln köpfte er das 2-0 und in Freiburg schoss er uns weiter, gegen Leverkusen gelang ihm der Ausgleich, trotzdem gewann der Werksklub schließlich nach Verlängerung. Auch hier war Bancé fast allein verantwortlich dafür, das Mainz 05 bis ins Halbfinale vordring. In Mainz war er Publikumsliebling. Er wird nach jedem Tor, ach nach jeder gelungen Aktion mit "Allez Bancé, Allez Bancé, Allez Bancé" gefeiert. Bei der Aufstiegsfeier färbte er sich die Haare rot.
Doch auch bei den Verantwortlichen besitzt Bancé gewisse Freiheiten: So ist er der einzige ausländische Spieler der kein Deutschkurs machen muss. Die anfänglichen Versuche, die Sprache zu lernen, seien derart grandios gescheitert, dass er schnell Angst um den Gesundheitszustand von Bancés Sprachlehrer bekommen habe, erzählt der Manager von Mainz 05, Heidel, amüsiert: "Wenn das weitergegangen wäre, hätte der einen Herzinfarkt gekriegt." Aristide Bancé und Deutsch, das passe gar nicht, so Heidel.
Bekanntermaßen wurde nach dem Aufstieg Andersen entlassen. Bancé und Andersen verbindet ein Enges Verhältnis, sie haben in Michael Ruhnau den selben Berater. Das Andersen entlassen wurde, hat Bancé nicht gefallen. Es gab Gerüchte, dass er weg will, doch Heidel betonte immer wieder, das Mainz "null Interesse habe, den Spieler abzugeben" Mainz müsste ohnehin die Ablösesumme mit dem ukrainischem Geschäftsmann Dimitri Seluk teilen, der einst Präsident von Metallurg Donezk war und Bancé verpflichtet hatte. "Wir haben jedoch immer das letzte Wort", versichert Heidel. Auch Bancés Berater Ruhnau sagt, Bancé soll sich jetzt erst einmal in der Bundesliga behaupten.
Bancé ist auf einem guten Weg, dies zu tun. In 180 Bundesliga Minuten gelangen ihm schon 2 Treffer. Einen davon gegen die Bayern.
Bancé's Tor gegen Bayern
Aufrufe: 5008 | Kommentare: 9 | Bewertungen: 5 | Erstellt:24.08.2009
ø 6.4
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
04.10.2009 | 15:14 Uhr
-1
daywalka :
Seine Quote jetzt: 8 Spiele (6 von Beginn an) 4 Tore
0
02.09.2009 | 19:42 Uhr
-1
das er schon so eine lange internationale karriere hinter sich hat wusste ich auch nicht. er ist ja immerhin erst 24.
0
31.08.2009 | 20:07 Uhr
-1
Taktiker :
Das war gerade in der Bayern- BLog Phase -.-Vielleicht solltest du ihn in 2 Wochen nochmal posten, hab ich auch shconmal gemacht, als mein Blog untergegangen ist...das bringts!
0
31.08.2009 | 19:48 Uhr
-1
daywalka :
Schade, dass der so in der Versenkung verschwindet, der Blog..
0
25.08.2009 | 13:46 Uhr
-1
Taktiker :
Schön!Starkes Portrait, schön geschrieben. Und steht viel drin...
Ich dachte immer, Bance ist in Burkina Faso geboren, aber so kann man sich täuschen.
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik