Es gibt Spieler, die sind einfach "sexy". Nicht im eigentlichen Sinne sexy, sondern eher im Sinne der Vermarktung.

Die eignen sich gut, um Poster zu bedrucken, Legenden zu kreieren, Sehnsüchte zu wecken.

Und es gibt Spieler, die sind einfach da. Die spielen und stehen. Vor allem stehen sie im Schatten. Im Schatten von Mitspielern, die die meiste Aufmerksamkeit auf sich lenken, die einfach besser geeignet sind, um Teenieherzen höher schlagen zu lassen.

Ich bin nicht in der Position, um entscheiden zu können, wer am besten in welcher dieser Kategorien aufgehoben wäre. Ich beobachte dennoch, dass es Akteure gibt, denen überzogen hohe Beachtung zuteil wird und welche, die es verdient hätten, stärker im Fokus zu stehen.

Normalerweise lässt sich die Attraktivität eines Spielers an dessen Präsenz im Werbefernsehen ablesen. Da gibts den süßen Schweini und den verrückten Poldi neben Logos von BiFi und Prinzenrolle zu sehen und keiner hinterfragt, wieso.

Eine Ausnahme des Kausalzusammenhangs zwischen Popularität und Werbeauftritt gibt es beim Beispiel Nutella zu bewundern. Ich weiß nicht, ob es ein geschickter Schachzug der PR-Experten des Haselnussaufstrichs ist, hier sozusagen "umgekehrte Psychologie" zu verwenden, indem man Spieler für die Spots verpflichtet, bei denen abzusehen ist, dass sie sich nicht lange halten werden, auf dem Rodeoritt des Kommerzes. Zuletzt war dieser Widerspruch jedenfalls bei Tobi Weiß zu bemerken, bei dem wahrscheinlich in spätestens drei Jahren niemand mehr wissen wird, bei welchem Verein dieser gespielt hat. Andere Schicksale von Nutella-Werbepartnern wurden auf dieser Seite bereits ausreichend thematisiert.

Es gibt jedoch einen Spieler, der ist nicht sexy und der war auch mal Nutella-Boy, den ich an dieser Stelle einmal hervorheben möchte.

Oli hat sich bereits vor längerer Zeit einmal für ihn ausgesprochen und ich möchte ihm an dieser Stelle einmal folgen:

Die Rede ist von Arne Friedrich.

Ihr fragt Euch jetzt vielleicht: "Mensch, ist der fern ab, was faselt der denn jetzt von Arne Friedrich?", aber ich kann es Euch erklären:

Es belastet mich. Ich muss es einfach rauslassen. Ich habe ein schlechtes Gewissen: Ich habe Arne Friedrich weh getan.

Jetzt hält mich vielleicht der Eine oder Andere für den Uhren-Erpresser. Da kann ich beruhigen, um ein derartiges Geständnis handelt es sich hier nicht. Ich kenne Arnes Uhr nicht und würde sie ihm nie entwenden.

Ich habe nämlich etwas viel Schlimmeres getan.

2006 war es. Alle waren Schwarz-Rot-Geil und auch ich lief zeitweise im Deutschlandshirt (54er-Look) herum. Es war arschheiß. Ich wanderte also mit meinem Kumpel Luc "Unter den Linden" in Berlin, als uns plötzlich ein Kamerateam von N24 anquatschte und ihr Mikro vor unsere unwissenden Nasen hielt. Deutschland hatte soeben das erste WM-Gruppenspiel gewonnen und dabei in der Abwehr recht schlecht ausgesehen. Also fragte mich der Reporter, was denn besser werden müsste bei den Deutschen.

Und da passierte es. Keine Ahnung, warum. Es überkam mich einfach. Ich war völlig verschwitzt und wahrscheinlich hatte ich auch schon das eine oder andere Bier intus. Jedenfalls antwortete ich in die Kamera, vor allem müsste man sich mal vom Friedrich trennen, denn der könnte ja wohl mal gar nichts.

Pause. Wir (Luc und ich) sind also weitergelatscht und haben unser Interview in unserer anschließenden Konversation beinahe vollständig vergessen (wahrscheinlich aufgrund der Kombination Sonne und Bier). Doch plötzlich, abends, überkam mich ein Gefühl, das mich bis heute nicht mehr losgelassen hat. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. So dachte ich mir, was denn wäre, wenn eben dieser Arne Friedrich ausgerechnet an diesem Tag N24 schauen und meine dahingeschwafelte Bemerkung sehen würde. Würde es ihn verletzten? Verunsichern?

Keine Ahnung, ob mein "Beitrag" jemals ausgestrahlt wurde. Dennoch bitte ich hiermit um Vergebung. Ich habe es über zwei Jahre mit mir herumgetragen und es muss einfach mal raus: Ich MAG ARNE FRIEDRICH. Mir ist dabei scheißegal, ob er bravotauglich, sexy oder einer der Nutallaboys ist.

Ich mag ihn. Arne ist nicht dumm. Er ist sympathisch. Und er ist ein guter Fußballer. Jemand, der auch mal differenziert denkt und sich dementsprechend äußert.

Anders, als ich es getan habe, im Sommer 2006.

Arne, verzeih mir!