Alles nur ein Zufall? Die mysteriösen Krankenakten des FC Bayern München.

"Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und der FC Bayern gehen ab sofort getrennte Wege."

Diese Meldung, nur einen Tag nach dem 1:3 Debakel von Porto, schlug ein wie eine Bombe. Viele Geschichten ranken sich um den Hausarzt des deutschen Vorzeigeklubs von der Isar. "Wunderheiler mit Hang zur Esotherik" oder "Müller-Wohlfahrt hat die Syndesmose erfunden", ist zu lesen. Fakt ist, er absolviert eine Ausbildung zum Facharzt für Orthopädie am Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Berlin und ist von 1975 bis 1977 Mannschaftsarzt bei Hertha BSC, bevor ihn die Bayern abwerben. Fakt ist auch, dass er ein Genie im erkennen von Muskelverletzungen ist. Fakt ist auch, dass er viel experimentierte, insbesondere mit dem Medikament Actovegin. Actovegin ist ein Ultrafiltrat aus Kälberblutserum. "Das Medikament soll ähnlich wie Insulin den zellulären Stoffwechsel anregen, sich positiv auf den Blutkreislauf auswirken und Wundheilungsprozesse, auch nach schweren Operationen, beschleunigen und unterstützen." Fakt ist auch, dass ihm, sehr viele Sportler, Schauspieler oder andere Stars vertrauen. Quasi jeder mit Rang und Namen der ein Wehwehchen hat, begibt sich in seine heilenden Hände.

Fakt ist aber auch, dass nicht alle Kollegen immer derselben Meinung wie Müller-Wohlfahrt sind/waren. Sei es der damalige Arzt von Arjen Robben. Jeder erinnert sich noch an die Diskussion über den holländischen Wunderheiler - Van Toorn. Oder die Schlammschlacht mit dem franz. Fußballverband wegen Franck Ribery. Der französische Teamarzt Franck Le Gall beschuldigte damals Müller-Wohlfahrt, er löse die meisten Probleme nur mit Spritzen. Andere Kollegen wiederum runzeln beim Namen Müller-Wohlfahrt nur die Stirn. Viele seiner Kollegen vertreten die Meinung, dass seine Methoden inzwischen veraltet seien. Im Endeffekt wird die Wahrheit, wie meist im Leben, wohl in der goldenen Mitte liegen. Ich persönlich will und kann mir hier kein abschließendes fachmännisches Urteil bilden.

Trotzdem steht fest, es gibt viele Ungereimtheiten, was der Auslöser für Müller-Wohlfahrts plötzlichen Rücktritt war. War die Kabinenansprache von Rummenigge nach dem Port-Spiel, "Nicht die Spieler seien am Ergebnis Schuld, sondern die medizinische Abteilung," nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte? Rummenigge verweist auf das Kabinengeheimnis und Müller-Wohlfahrt schweigt nach wie vor zu diesem Thema. Welche Rolle spielt in dieser Sache Pep Guardiola? Indirekt sicher keine. Erwiesenermaßen gab es Differenzen zwischen den beiden, gerade was den Fall Thiago angeht. Guardiola allerdings räumte rückblickend seinerseits Fehler ein. Beiden respektieren sich, so wie es Angestellte in einem Verein eben tun sollten. Guardiola ist allerdings andere Arbeitsmethoden aus Spanien gewohnt. Da er abschließend verantwortlich für die Mannschaft ist, sollte man ihm hier auch gewisse Zugeständnisse machen. Von Seiten des Vereins ruderte man inzwischen etwas zurück. Rummenigge sprach von einem guten Telefonat mit Müller-Wohlfahrt und das er definitiv eine Bayern-Like-Verabschiedung bekommen wird. Auch die Tür für eine etwaige Rückkehr des Doc´s sei nicht verschlossen betonte der Vorstandsvorsitzende.

Was aber kann man rückblickend festhalten? Im Vergleich zur Saison (13/14) gab es einen dramatischen Anstieg von Verletzungen zu verzeichnen. Siehe Foto! Allerdings sollte man die Zahlen der ausländischen Vereine, bzgl. seriöser Quellen, immer mit Vorsicht genießen.

Gerade die Zahlen der muskulären Verletzungen, dem Spezialgebiet von Müller-Wohlfahrt, hat signifikant zugenommen. Alles nur Zufall? Gerade der Fall Holger Badstuber gibt einige Rätsel auf. Siehe Link! Nun kehrt ja bekanntlich Javi Martinez auch nach einem Kreuzbandriss zurück in die Mannschaft. Bleibt zu hoffen, dass ihm selbiges Schicksal erspart bleibt. Oder liegt die Misere gar an einer eher seltenen "Wunder-Methode", wie es die ARD Recherche Redaktion herausgefunden hat. Siehe Link!

Es ist erschreckend wenn man sieht, dass im Schnitt circa 6 Stammspieler pro Spieltag in der laufenden Saison ausgefallen sind. Umso höher sind die bisher erreichten Ziele einzuschätzen. Es ist fast unglaublich, dass man trotz dieser vielen Verletzten noch immer die Chance hat, um den Titel in der europäischen Königsklasse, mitzuspielen. Allerdings ist es bedauerlich, dass im anstehenden Duell mit Barcelona nicht die besten Spieler auf dem Platz zur Verfügung stehen können. Verletze Spieler pro Spieltag, siehe Foto!

Selbst von Vereinsseite aus war man sich oft uneins. Hieß es noch nach dem Ausfall von Ribery, er sei in paar Tagen wieder Einsatzbereit und werde spielen können, dies war im Februar nach dem Rückspiel gegen Donezk, so wartet man aktuell noch immer sehnsüchtig auf seine Rückkehr des franz. Flügelflitzers. Auch bei Bastian Schweinstiger hieß es anfangs nach der Grätsche von Kuba, alles halb so wild. Verpasst hatte er die nächsten 4 Spiele. Generell hat man aktuell den Eindruck, dass die tatsächlichen Ausfallzeiten länger sind als die vom Verein prognostizierten Zeiten und das ist nicht nur ein Phänomen beim FC Bayern München. Nachweislich muss der trotz alledem gut bestückte Kader des Rekordmeisters mehr Spiele absolvieren, als gewollt. Durch die vielen Verletzungen können die anderen Spieler wiederum weniger regenerieren, sprich bei diesen Spielern sind Verletzungen wegen Überbelastung vorprogrammiert. Wie kann man dem ganzen nun entgegenwirken? Aktuell kann man überhaupt nichts machen. Man kann lediglich hoffen, dass keine weiteren Verletzten hinzukommen und notfalls wie in den letzten Ligaspielen schon vorgemacht, die 2 Reihe spielen lassen.

Der FC Bayern sieht sich ja immer gerne in der Vorreiterrolle, als die Top Adresse im Fußball aber in Sachen iIn Sachen medizinischer Abteilung vertraut man nach wie vor einem 72-jährigen Doktor. Wobei das Alter nicht unbedingt ein Indiz dafür sein muss, dass er seine Arbeit nicht zur vollsten Zufriedenheit des Vereins erfüllt. Nur ich vergleiche es mal mit der Wirtschaft. Wenn ein Chef oder selbst ein Angestellter fast 40 Jahre im Betrieb ist, wird er zwangsläufig irgendwann Betriebsblind. Man verschließt sich neuem gegenüber. Andere Vereine (Leverkusen) gehen seit geraumer Zeit andere Wege, was die medizinische Abteilung angeht und das mit großem Erfolg.

Was ich im Endeffekt damit sagen will ist folgendes:

Der Verein muss sich nach dieser Saison definitiv einer Zäsur unterziehen, der Verein muss handeln. Noch so eine Saison mit so vielen Verletzten wird der Kader nicht nochmal wegstecken. So sehr ich Müller-Wohlfahrt für seine geleistete Arbeit danke aber genau jetzt wäre es an der Zeit, die Weichen auf Veränderung zu stellen. Müller-Wohlfahrt ist sicher ein Experte auf seinem Gebiet und sicher auch über jeden Zweifel erhaben. Er wird immer Teil der Bayern-Familie bleiben und für die meisten bleibt er trotz alledem der Arzt dem die Spieler vertrauen.