25.02.2011 um 16:51 Uhr
Geschrieben von possessionplay
Bayerns Defensive
Nachdem der Rekordmeister nun wieder in die Erfolgspur zurückgefunden hat, wird die fantastische Offensive um die 4 Stars Robben, Ribery, Gomez und Müller gelobt – und die Defensive gilt als großer Schwachpunkt.
ABER WORAN LIEGT DAS?
Die Fakten zeichnen das Bild nicht so schlimm, als sie die Münchener als die 2. beste Abwehr der Liga aufführen – mit 27 Gegentoren. Auch bei der Anzahl der zugelassenen Chancen schneidet man am drittbesten ab.
Es ist die Abstimmung, die viele als Hauptgrund sehen. Wirklich gut kann die Abstimmung auch nicht sein, wenn man die vielen Wechsel in der Hintermannschaft, die auch durch Verletzungen begründet waren, bedenkt.
Abgesehen von der Dauerkonstanten Philipp Lahm gab es diese Spielzeit bereits 6 IVs (van Buyten, Badstuber, Breno, Demichelis, Tymoschchuk, Gustavo) und 5 LVs (Contento, Pranjic, Gustavo, Alaba, Braafheid) sowie 7 Mittelfeldspieler vor der Abwehr.
Qualität?
Die individuellen Qualitäten mit z.B. Dortmund anhand von Statistiken ist nicht unbedingt sinnvoll, da sie von Team zu Team schwer vergleichbar sind und auch nur zu einem bestimmten Grad Auskunft geben.
Raum
Es gilt für die Defensive, den Raum zu kontrollieren – und das ist leider nicht immer gelungen. Die fehlende Abstimmung spielt hier noch mit hinein, da sich die Spieler in der Defensive aneinander orientieren müssen.
Zusätzlich müssen Kommandos gegeben werden, was üblicherweise für die Defensive die Doppel-8 und der Falsche Vierer übernehmen. Auf der Doppel-8 spielten aber bis zum Hoffenheim-Spiel Pranjic und Ottl – die sicher hier sicher nicht als Idealbesetzung gelten können.
Auch was das Absichern des Raumes angeht, lagen hier in den letzten Spielen durchaus Probleme, unter anderem bei der Niederlage in Köln, wo die Räume nicht kontrolliert werden konnten und man sich von einfachen langen Bällen (fehlende Kopfballstärke, deshalb auch Probleme bei Standards!) überrumpeln ließ
Weitergehend besteht das Problem für die Mittelfeldspieler, dass das System sehr 4-4-2/4-2-4-ähnlich ist und sie damit sehr viel Raum abzudecken haben. Beim Spiel in Mainz waren diese Räume einfach zu groß, weil die Abwehr recht tief stand und die offensiven 4 wenig nach hinten rückten.
Wenn nun auf außen ein Pressing stattfindet, attackiert der betreffende Außenverteidiger sehr hoch und wird dabei vor allem von einem sehr weit aufrückenden Mittelfeldspieler unterstützt, was den anderen mit noch mehr Raum konfrontiert. Diesen Raum zu kontrollieren ist sehr schwer, aber nichtsdestotrotz können die Folgen gravierend sein:
Lahm (gelb) und Schweinsteiger (weiß) haben gepresst, Gustavo sicherte die Zentrale ab. Mainz befreit sich und der eingerückte ballferne Halbspieler hat im Zentrum sehr viel Platz.
Vor allem bei Konterangriffen ist das Problem mit dem Raum aufgrund des Spielstils des Teams naturgemäß besonders hoch. Es verringert sich aber zu einem gewissen Grad von selbst, da das nötige Personal zurückkommt, was zu einem stärkeren Gesamtgefüge führt und dieses dämmt in Zusammenhang mit der vermehrten Defensivarbeit der Offensivspieler das Problem ein.
In diesem Zusammenhang wurde aber aufgezeigt, dass ein Mittelfeld-Paar aus Kroos und Schweinsteiger sehr viel Verständnis entwickeln muss. Kroos scheint wohl den offensiveren Part zu übernehmen, aber Schweinsteigers Drang, nach außen zu driften, kann bei Ballbesitz die Zentrale sehr offen lassen, wie man hier sieht:
Kroos nach vorne, Schweinsteiger zur Seite – und das Zentrum steht offen. Die Abwehr steht hier recht gut, trotz der interessanten Bewegungen der 05er-Stürmer
Kompensiert werden könnte das durch das Vorstoßen des Vierers, was aber ironischerweise selbst einen Teil zur mitunter unsicheren Defensive beiträgt.
Der Fluch des Falschen Vierers
Einer der beiden Innenverteidiger rückt im Vergleich zu seinem Kollegen auf. Bei Ballbesitz ist dies nicht mehr so häufig, aber oft muss er den Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld abdecken, wenn der Gegner in Ballbesitz sich befindet. van Gaal hielt lange stur an diesem Prinzip fest – um das Mittelfeld nicht zu schwächen – und auch daran, dass bei nur einem Stürmer der andere IV nicht abdeckt, sondern auf den hängenden Spieler bzw. OM geht, der tiefere IV etwas mehr zentral geht.
Dadurch öffnen sich aber entweder Lücken im Zentrum, die der Gegner nutzen kann, was im Zusammenhang mit dem obigen Problem auch vorkommt und dann noch schwerer wiegt, oder die Außenverteidiger rücken ein und verteidigen sehr eng, wie es meistens ist. Dann ist man aber anfällig, wenn der Ball nach außen gespielt wird, vor allem da die Winger wenig zurück tun. In den Zonen neben dem 16er, von der Grundlinie bis 25 m vor dem Tor, lässt man aus dem Spiel zu viele Flanken zu (mit die meisten in der Liga).
Manchmal geht es dann so weit, dass sich die Innenverteidiger zu sehr von den Stürmern ziehen lassen und damit ihre Position verlassen, was wiederum große Lücken reißt: Auch wenn dies zuletzt besser wurde und die IVs sich auf die Entscheidungen besannen, kommt es immer noch (zu häufig) vor – und damit auch Gefahr:
Badstuber lässt sich herausziehen, bis dahin alles in Ordnung: Tymoschchuk sichert den hochstehenden Lahm ab. Das ist aber auch ein Problem, weil die IV dann bisweilen nach außen gezwungen werden:
Breno wird in den offenen Raum gezwungen, die Abwehr muss herüberschieben und Pranjic ins Kopfballduell mit dem Stürmer.
Was in letzter Zeit ebenfalls besser wurde, war, dass – wenn der IV gezogen wurde – ein ZM in die Abwehrkette einrückte, wie hier gegen Inter, wo Eto´os intelligente Bewegungen dann nicht so gefährlich waren:
Das Unscheinbare
Zwei Zitate passen als letzter Faktor perfekt: Zum einen die abgedroschene Phrase Angriff ist die beste Verteidigung und zum anderen van Gaals Zitat: "Solange wir den Ball haben, kann der Gegner kein Tor erzielen"
Beide Zitate sind alles andere als unsinnig. Denn sie stimmen genau. Je öfter und länger man am Ball ist, desto geringer die Chance auf ein Tor des Gegners. Umgekehrt gilt: Je weniger man am Ball ist, desto höher die Chance.
Schaut man sich nun Bayerns Ballbesitz und Passquote der letzten Spiele an, sieht man, dass diese abgefallen ist:
Die Defensive stand unter mehr und häufigerem Druck, was erklärt, wieso sich die Verbesserungen noch nicht so sichtbar gezeigt haben während der Spiele.
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ABER WORAN LIEGT DAS?
Die Fakten zeichnen das Bild nicht so schlimm, als sie die Münchener als die 2. beste Abwehr der Liga aufführen – mit 27 Gegentoren. Auch bei der Anzahl der zugelassenen Chancen schneidet man am drittbesten ab.
Es ist die Abstimmung, die viele als Hauptgrund sehen. Wirklich gut kann die Abstimmung auch nicht sein, wenn man die vielen Wechsel in der Hintermannschaft, die auch durch Verletzungen begründet waren, bedenkt.
Abgesehen von der Dauerkonstanten Philipp Lahm gab es diese Spielzeit bereits 6 IVs (van Buyten, Badstuber, Breno, Demichelis, Tymoschchuk, Gustavo) und 5 LVs (Contento, Pranjic, Gustavo, Alaba, Braafheid) sowie 7 Mittelfeldspieler vor der Abwehr.
Qualität?
Die individuellen Qualitäten mit z.B. Dortmund anhand von Statistiken ist nicht unbedingt sinnvoll, da sie von Team zu Team schwer vergleichbar sind und auch nur zu einem bestimmten Grad Auskunft geben.
Raum
Es gilt für die Defensive, den Raum zu kontrollieren – und das ist leider nicht immer gelungen. Die fehlende Abstimmung spielt hier noch mit hinein, da sich die Spieler in der Defensive aneinander orientieren müssen.
Zusätzlich müssen Kommandos gegeben werden, was üblicherweise für die Defensive die Doppel-8 und der Falsche Vierer übernehmen. Auf der Doppel-8 spielten aber bis zum Hoffenheim-Spiel Pranjic und Ottl – die sicher hier sicher nicht als Idealbesetzung gelten können.
Auch was das Absichern des Raumes angeht, lagen hier in den letzten Spielen durchaus Probleme, unter anderem bei der Niederlage in Köln, wo die Räume nicht kontrolliert werden konnten und man sich von einfachen langen Bällen (fehlende Kopfballstärke, deshalb auch Probleme bei Standards!) überrumpeln ließ
Weitergehend besteht das Problem für die Mittelfeldspieler, dass das System sehr 4-4-2/4-2-4-ähnlich ist und sie damit sehr viel Raum abzudecken haben. Beim Spiel in Mainz waren diese Räume einfach zu groß, weil die Abwehr recht tief stand und die offensiven 4 wenig nach hinten rückten.
Wenn nun auf außen ein Pressing stattfindet, attackiert der betreffende Außenverteidiger sehr hoch und wird dabei vor allem von einem sehr weit aufrückenden Mittelfeldspieler unterstützt, was den anderen mit noch mehr Raum konfrontiert. Diesen Raum zu kontrollieren ist sehr schwer, aber nichtsdestotrotz können die Folgen gravierend sein:
Lahm (gelb) und Schweinsteiger (weiß) haben gepresst, Gustavo sicherte die Zentrale ab. Mainz befreit sich und der eingerückte ballferne Halbspieler hat im Zentrum sehr viel Platz.
Vor allem bei Konterangriffen ist das Problem mit dem Raum aufgrund des Spielstils des Teams naturgemäß besonders hoch. Es verringert sich aber zu einem gewissen Grad von selbst, da das nötige Personal zurückkommt, was zu einem stärkeren Gesamtgefüge führt und dieses dämmt in Zusammenhang mit der vermehrten Defensivarbeit der Offensivspieler das Problem ein.
In diesem Zusammenhang wurde aber aufgezeigt, dass ein Mittelfeld-Paar aus Kroos und Schweinsteiger sehr viel Verständnis entwickeln muss. Kroos scheint wohl den offensiveren Part zu übernehmen, aber Schweinsteigers Drang, nach außen zu driften, kann bei Ballbesitz die Zentrale sehr offen lassen, wie man hier sieht:
Kroos nach vorne, Schweinsteiger zur Seite – und das Zentrum steht offen. Die Abwehr steht hier recht gut, trotz der interessanten Bewegungen der 05er-Stürmer
Kompensiert werden könnte das durch das Vorstoßen des Vierers, was aber ironischerweise selbst einen Teil zur mitunter unsicheren Defensive beiträgt.
Der Fluch des Falschen Vierers
Einer der beiden Innenverteidiger rückt im Vergleich zu seinem Kollegen auf. Bei Ballbesitz ist dies nicht mehr so häufig, aber oft muss er den Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld abdecken, wenn der Gegner in Ballbesitz sich befindet. van Gaal hielt lange stur an diesem Prinzip fest – um das Mittelfeld nicht zu schwächen – und auch daran, dass bei nur einem Stürmer der andere IV nicht abdeckt, sondern auf den hängenden Spieler bzw. OM geht, der tiefere IV etwas mehr zentral geht.
Dadurch öffnen sich aber entweder Lücken im Zentrum, die der Gegner nutzen kann, was im Zusammenhang mit dem obigen Problem auch vorkommt und dann noch schwerer wiegt, oder die Außenverteidiger rücken ein und verteidigen sehr eng, wie es meistens ist. Dann ist man aber anfällig, wenn der Ball nach außen gespielt wird, vor allem da die Winger wenig zurück tun. In den Zonen neben dem 16er, von der Grundlinie bis 25 m vor dem Tor, lässt man aus dem Spiel zu viele Flanken zu (mit die meisten in der Liga).
Manchmal geht es dann so weit, dass sich die Innenverteidiger zu sehr von den Stürmern ziehen lassen und damit ihre Position verlassen, was wiederum große Lücken reißt: Auch wenn dies zuletzt besser wurde und die IVs sich auf die Entscheidungen besannen, kommt es immer noch (zu häufig) vor – und damit auch Gefahr:
Badstuber lässt sich herausziehen, bis dahin alles in Ordnung: Tymoschchuk sichert den hochstehenden Lahm ab. Das ist aber auch ein Problem, weil die IV dann bisweilen nach außen gezwungen werden:
Breno wird in den offenen Raum gezwungen, die Abwehr muss herüberschieben und Pranjic ins Kopfballduell mit dem Stürmer.
Was in letzter Zeit ebenfalls besser wurde, war, dass – wenn der IV gezogen wurde – ein ZM in die Abwehrkette einrückte, wie hier gegen Inter, wo Eto´os intelligente Bewegungen dann nicht so gefährlich waren:
Das Unscheinbare
Zwei Zitate passen als letzter Faktor perfekt: Zum einen die abgedroschene Phrase Angriff ist die beste Verteidigung und zum anderen van Gaals Zitat: "Solange wir den Ball haben, kann der Gegner kein Tor erzielen"
Beide Zitate sind alles andere als unsinnig. Denn sie stimmen genau. Je öfter und länger man am Ball ist, desto geringer die Chance auf ein Tor des Gegners. Umgekehrt gilt: Je weniger man am Ball ist, desto höher die Chance.
Schaut man sich nun Bayerns Ballbesitz und Passquote der letzten Spiele an, sieht man, dass diese abgefallen ist:
Die Defensive stand unter mehr und häufigerem Druck, was erklärt, wieso sich die Verbesserungen noch nicht so sichtbar gezeigt haben während der Spiele.
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Aufrufe: 3962 | Kommentare: 14 | Bewertungen: 15 | Erstellt:25.02.2011
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Nun geht es morgen gegen Dortmund, die bisher nur 13 Treffer kassierten.
Es wird interessant werden, wie gut unsere Defensive sich gegen Dortmund schlägt und auch wie die Dortmunder mit unserer Offensivpower zurechtkommen.
Ich freue mich auf ein tolles Spiel morgen - und natürlich auch über eure Kommentare, Meinungen und Anregungen