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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
Von: Schnumbi
07.02.2015 | 30989 Aufrufe | 22 Kommentare | 9 Bewertungen Ø 8.7
Kader und System mit vielen ???
Bayerns Zukunftsausblick
Autor des Gastblogs ist Rene Maric von Spielverlagerung.de

Unter Pep Guardiola sind die Münchner Bayern etwas Besonderes aus analytischer Perspektive. Nicht nur, dass sie mit dem Juego de Posición eine sehr komplexe Spielphilosophie besitzen und sich sehr präzise an den Gegner anpassen. Nein, bei den Bayern ist es sogar schwer einen Status Quo zu diagnostizieren. Jedes Spiel können große Teile des Systems kippen. Letzte Saison wurde mit Thiago und Lahm im Mittelfeld ein sehr kleinräumiger Fußball im 4-1-2-3 zelebriert, gegen United gab es massivst und beidseitig einrückende Außenverteidiger, mit dem Einkauf Alonsos wurde das Spiel plötzlich enorm weiträumig und in einzelnen Spielen wurde sogar ein 4-4-2 genutzt.

Zwar bleiben einzige strategische Komponenten gleich Kurzpassspiel, organisierte Bewegung des Kollektivs in Relation zu bestimmten Zonen, Ballbesitz, Pressing, hohe Abwehrlinie,...-, viele Aspekte ändern sich aber grundsätzlich und werden dann über längere Phasen in unterschiedlichsten Varianten genutzt. Es gibt kaum eine Chancen vorherzusagen, was Guardiola als nächstes machen wird. Zu kreativ ist er, zu vielfältig die Möglichkeiten und zu radikal seine Gedankengänge.

Ein Indiz gibt es aber trotzdem. Es sind die Spieler selbst. Denn alles, was Guardiola macht, soll seinen Spielern entgegenkommen. Dadurch lässt sich zumindest manchmal erahnen, was der katalanische Erfolgstrainer so im Schilde führt. Darum soll es in diesem Artikel um fünf spielerbezogene Aspekte gehen, die eine Veränderung des aktuellen Systems auch langfristig herbeiführen könnten. Bisher spielten die Münchner in dieser Rückrunde entweder im 4-3-3 (Anfangsphase gegen Wolfsburg) oder im 3-4-2-1 (alles danach). Letzteres wurde schon in der Hinrunde genutzt, unter anderem mit einer sehr offensiven Interpretation des rechten Flügelverteidigers.

Philipp Lahms Rückkehr und Robbens Umstellung

Aktuell spielt Robben trotz der Verletzung Rafinhas nicht auf der Position des rechten Flügelverteidigers. Dies hängt damit zusammen, dass es am Balancegeber im zentralen Mittelfeld fehlt. Schweinsteiger und Alonso sind eher statischere Akteure diesbezüglich. Schweinsteiger kann zwar sehr weiträumig agieren, schiebt immer wieder weit nach vorne, ist an sich aber kein absichernder Akteur in Flügelräumen. Alonso wiederum bleibt fast immer in der Mitte, agiert mit wenigen Sprints und viel Bewegung im Zentrum, um Bälle verteilen zu können.

Philipp Lahm - Fixpunkt - unter Guardiola

Robbens sehr hochgeschobene und tororientierte Rolle benötigt allerdings einen Spieler in der Mitte, der die Räume hinter ihm bei Bedarf verschließt und generell sehr unterstützend an der Seite agiert. Lahm hatte diese Aufgabe, als er fit war, und ist dafür ideal. Sollte Lahm in den nächsten Wochen zurückkehren, dann ist das 3-4-2-1 oder 3-4-1-2 mit Robben als rechtem Flügelläufer durchaus wieder eine realistische Alternative. Das 7:1 gegen den AS Rom ist nach wie vor eine positive Erinnerung an dieses asymmetrische System.

Thiagos Schlüsselrolle im Aufbauspiel

Wer Lahm im zentralen Mittelfeld unterstützt, ist ebenfalls eine Frage. Unter Guardiola haben schon viele unterschiedliche Spieler im Zentrum gespielt, doch geht man nach Guardiolas Aufstellungen und Zitaten scheint Lahm sein absoluter Lieblingsspieler auf dieser Position zu sein. Lahm ist spielintelligent, sehr passstark und offensiv wie defensiv überzeugend. Doch wer könnte Lahms Nebenmann werden? Guardiolas zweiter Lieblingssechser ist vermutlich Thiago Alcantara. Er war sein Wunschspieler (Thiago oder nix!) in seiner ersten Transferperiode als Bayerntrainer und wurde im Aufbauspiel immer fokussiert. Von Beginn an überzeugte Thiago mit seiner Mischung aus Kreativität, Dynamik und Spielintelligenz.

Dies führte dazu, dass Thiago als tiefster Sechser und als spielmachender Achter eingesetzt wurde. Eine Doppelsechs mit Lahm hinter Götze oder Ribéry in einem 3-4-1-2 mit Robben als rechtem Flügelverteidiger wäre also eine unglaublich spielstarke und Guardiolas Naturell entsprechende Spielweise, die dank Lahm keineswegs unwahrscheinlich klingt. Allerdings wäre es auch möglich, dass Lahm wegen Thiago und den anderen Optionen wieder als Rechtsverteidiger agieren könnte. Damit wäre man etwas simpler und vermutlich auch stabiler. Ein 4-3-3 mit Lahm und Bernat auf den Flügeln und Alaba (falls Bernat in der Form der Hinrunde agiert) mit Thiago und einem weiteren zentralen Mittelfeldspieler würde dann ebenfalls eine Alternative werden. Doch nicht nur im zentralen Mittelfeld kommen verletzte Spieler zurück.

Badstuber und Martinez als Luxus

Wegen der Verletzung Javi Martinez holten die Münchner Bayern letzten Sommer Medhi Benatia. Benatia, Boateng und Alaba bildeten gegen Ende der Hinrunde häufig die Abwehrlinie. Insbesondere Alaba in seiner Rolle als aufrückender Halbverteidiger war ein Highlight dieser Spielweise. Nun kehren Martinez und Badstuber aber langsam zurück, desweiteren gibt es mit Dante noch eine sechste Option.

Schafft Holger Badstuber den Sprung zurück ins Team?

Egal, ob Dreier- oder Viererkette: Es können nicht alle spielen. Alaba kann zwar auf der Sechs oder als Linksverteidiger agieren und Martinez ist theoretisch ein Sechser, zu Guardiola passen sie aber allesamt am besten in die erste Abwehrlinie. Badstuber und Martinez sind somit ein Luxus. Es ist allerdings möglich, dass Guardiola sie nutzt, um in bestimmten Spielen ohne Alaba etwas ruhiger und sicherheitsorientierter in der ersten Abwehrlinie zu agieren oder wahrscheinlicher um Alaba für mehr Dynamik im Zentrum oder anstatt Bernat auf links zu nutzen. Dante spielt spätestens dann keine Rolle mehr, wenn Badstuber und Martinez fit sind.

Jedoch könnten Martinez und Badstuber dafür noch zu lange benötigen. Ansonsten ist es durchaus möglich, dass einer der beiden den zentralen Innenverteidiger gibt und der sehr dynamische, zweikampfstarke und spielstarke Boateng eine ähnliche Rolle als rechter Halbverteidiger übernimmt wie Alaba es auf links häufig tat. In einem 3-1-4-2 wäre Martinez auch eine Option für die Sechserposition. Oder besser gesagt: Mit Martinez wäre das 3-1-4-2 eine Option für die Bayern, insbesondere mit zwei offensiven Achtern und offensiven Halbverteidigern.

Die Jungstars in ferner Zukunft

Drei weitere Namen könnten in der nächsten Saison eine Rolle spielen. Höjbjerg zeigt und wird bei Augsburg zeigen, was für Talent er besitzt. Als Halbverteidiger, Sechser, Achter oder Flügelverteidiger wird er eine Option für den FC Bayern werden. Das weiß jeder, damit rechnet jeder. Doch eine Systemumstellung wird er nicht verantworten. Ähnliches ist bei Weiser der Fall, obgleich er nicht so weit wie Höjbjerg ist und seine Zukunft unklar ist. Potenziell hat er jetzt die Chance, sich als dribbelstarker und kombinativer rechter Flügelverteidiger in die Mannschaft zu spielen. Ansonsten droht ihm auch langfristig der Bankplatz oder der Abgang.
Am interessantesten ist aber die Personalie Gaudino.

Potenziell könnte Gaudino ein etwas weniger erfolgsstabilerer, aber dribbelstärkerer Philipp Lahm im Mittelfeldzentrum werden; ich habe ihn sogar mit Iniesta verglichen. Gaudino ist enorm talentiert, sehr intelligent und sehr gut beim Unterstützen seiner Mitspieler. Als Sechser oder Achter könnte er somit sowohl in einem 4-3-3, einem 3-4-1-2, einem 3-4-2-1 oder auch in einem 4-2-3-1 und 3-1-4-2 eine Option werden und dort potenziell jede Rolle übernehmen. Eine Waffe, die womöglich sogar in dieser Saison genutzt wird, wenn die anderen Spieler nicht fit werden und/oder das Duo Schweinsteiger-Alonso nicht die richtige Balance findet.

Fazit

Blickt man sich den Kader an und die Personalien, welche eine Systemveränderung des aktuellen 3-4-2-1 mit der Doppelsechs Schweinsteiger-Alonso verantworten könnten, fallen zwei Sachen auf:
1) Es werden nie alle da sein.
2) Die größte Frage ist: Wer fällt in der Offensive raus, wenn (fast) alle da sind?
Man darf gespannt sein, wie Guardiola auf diese reagiert. Sie werden letztlich entscheiden, welche seiner Ideen Guardiola verwirklichen kann.

Mehr vom Autor unter:

@ReneMaric oder

http://spielverlagerung.de/

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