08.09.2010 um 03:49 Uhr
Geschrieben von funkbarrio
Blauer Brief für den Schlächter1
Raymond Domenech wurde vom französischen Fussballverband(F.F.F) gekündigt. Die Zusammenarbeit mit ihm als Nationaltrainer war bereits vor der WM 2010 in Südafrika zum 31. Juli aufgelöst worden. Nun wurde auch die Zusammenarbeit als Technischer Berater aufgelöst. Ein Grund für einen Rückblick auf die kontroverse Karriere des Rekordnationaltrainers Domenech.
Wir schreiben das Jahr 2004. Frankreich ist als Mitfavorit der Europameisterschaft, bereits im Viertelfinale am späteren Europameister Griechenland gescheitert. Die "goldene Generation" um Zidane enttäuscht nach der katastrophalen WM in Japan und Südkorea zum zweiten Mal hintereinander. Der Verband, getrieben von den technischen Beratern Aimé Jaquet und Gerard Houiller, entscheidet sich für einen völligen Umbruch. Aus dem großen Pool an talentierten Spielern soll eine neue Mannschaft, ja ein neuer Zidane, geformt werden. Namen werden gehandelt. Klangvolle Namen wie Laurent Blanc und Jean Tigana. Am Ende setzt sich ein gewisser Raymond Domenech durch und wird am 12. Juli 2004 der 17. Nationaltrainer. Nicht wenige Franzosen fragen sich: Wer ist dieser Domenech?
Am Anfang war die Grätsche
Seine Profikarriere startet 1970 in Lyon. Schnell bekommt er den Spitznamen "Le boucher", der Schlächter. In stolzen 536 Spielen untermauert er durch rustikale Abwehraktionen diesen Spitznamen und gewinnt in 16 Profijahren einmal die Meisterschaft und zweimal den nationalen Pokal.
Domenech in seinem Element
Auch als Trainer halten sich seine Erfolge im überschaubaren Rahmen. Nach Stationen bei Mulhouse und Lyon, erhält Domenech ab 1993 einen Platz im technischen Stab der F.F.F und trainiert den französischen Nachwuchs. Bis auf die Vize-Europameisterschaft 2002 und Siegen beim berühmten Nachwuchsturnier von Toulon stellen sich trotz vielversprechender Spieler keine größeren Erfolge ein. So verwundert auf den ersten Blick seine Berufung zum französischen Nationaltrainer.
Auf den zweiten Blick wird aber schnell einiges klarer. Gerard Houiller, seines Zeichen Direktor der einflussreichen technischen Kommission des franz. Verbandes, und der unumstrittene Aimé Jaquet, technischer Direktor der Nationalmannschaft und langjähriger Wegbegleiter Domenechs, setzen sich vehement für einen Kandidaten außerhalb der "goldenen Generation" ein. Besser gesagt, sie setzen sich für ihren Kandidaten ein und finden beim alternden und wenig kompetenten Verbandspräsidenten Jean-Pierre Escalettes offene Ohren. Für beide gilt die Devise, die Weltmeister von ’98 von jedweder Machtposition innerhalb des Verbandes zu halten. Hinzu kommt, dass man sich durch einen "außenstehenden" Kandidaten einen möglichst raschen und unvoreingenommenen Umbruch erhofft. Die Aufgabe ist klar, der Kandidat steht, die Wahl kann beginnen.
Planierraupe Raymond räumt auf
Nach der verpatzten EM sind die französischen Spieler, damals noch Zweiter der FIFA-Weltrangliste, am Boden zerstört. Die älteren Spieler um Zidane spielen mit dem Gedanken, das blaue Trikot an den Nagel zu hängen. Domenech weiß dies und es spielt im in die Karten. Der Auftrag scheint schon erfüllt. Um diesen noch ein wenig zu forcieren wird kurzerhand der Trainer- und Betreuerstab, allen voran der Mannschaftsarzt, welcher gleichzeitig Zidanes persönlicher Arzt und seine Vertrauensperson ist, in den ersten Tagen gefeuert. An und für sich nichts ungewöhnliches, wenn es nicht von den Medien als klarer Indiz für eine Provokation in Richtung Zidane gedeutet wird. Ganze drei Wochen spricht der neue Nationaltrainer nicht mit seinem hadernden Spielmacher, nebenbei der beste Spieler der Welt. Bei ihrem ersten Gespräch, das auf Bitten des Spielers stattfindet, teilt Zidane dem Trainer mit, dass er sich zum Rücktritt entschlossen hat. Mit ihm treten auch Lilian Thuram, Bixente Lizarazu und Claude Makélélé zurück. Domenech und seine Verbündeten können sich zurücklehnen. Der erste Schritt ist vollbracht, ohne dass man die Legende selbst zum Abtritt drängen musste. Man hält ihm sogar die Tür offen für ein Comeback. Bleibt allerdings ein Problem: die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Nach katastrophalem Start und mit dem Rücken zur Wand wird Zidane gebeten zurückzukommen. Nach einer nächtlichen Diskussion mit einer ominösen Stimme - später stellt sich heraus, es war die seines Bruders – akzeptiert dieser und bringt Thuram und Makélélé mit zurück. Dank der Treffer Zidanes qualifiziert man sich schlussendlich im letzten Spiel für das Turnier.
Die Alten übernehmen das Ruder
Vor dem Turnier kommt es im Vorbereitungslager zu einem Eklat als Domenech der designierten Nummer 1, Gregory Coupet, mitteilt, dass dieser seinen Platz für Fabien Barthez räumen muss. Coupet, damals auf dem Zenit seiner Karriere, war während der gesamten Qualifikation Stammtorhüter und erhält keinerlei Begründung für Domenechs Entscheidung. Gerüchten zufolge, hatte der Trainer es ihm übel genommen, dass er in der Vergangenheit mit der Sportjournalisten Estelle Denis, einen SMS-Flirt gehabt hatte. Letztere ist seit einigen Jahren die Lebensgefährtin Domenechs.
Nach einem holprigen Start in der Gruppenphase qualifiziert man sich dank eines überragenden Patrick Vieiras für die K.O-Phase. Die Medien zerreißen die Mannschaft und viele alte Weggefährten Zidanes melden sic h kritisch zu Wort. Dieser wird nach seiner zweiten gelben Karte im vermeintlich letzten Spiel seiner Karriere gegen Südkorea von Domenech ausgewechselt, was Zidane mit einem Fußtritt gegen die Kabinentür kommentiert. Im Achtelfinale gegen Spanien agiert die Mannschaft plötzlich wie ausgewechselt und wird durch einen überragenden Zidane ins Finale gebracht. Der Rest ist Geschichte. Doch auch im Endspiel versteht man nicht jeden seiner Entscheidungen, wie z.B. David Trezeguet, dem er während des Turniers jedwedes Vertrauen entzogen hatte, im Elfmeterschießen antreten zu lassen.
Es wird bereits während dem Turnier darüber spekuliert, dass Zidane und Teile der Mannschaft, die eigentliche Kontrolle übernommen hatten. Diese Spekulationen werden durch Aussagen Zidanes während der WM in Südafrika nochmals befeuert. Nichtsdestotrotz genießt Domenech seinen "Triumph" und das Verhältnis zwischen ihm und den Medien nimmt abstruse Formen an.
Teil2
Wir schreiben das Jahr 2004. Frankreich ist als Mitfavorit der Europameisterschaft, bereits im Viertelfinale am späteren Europameister Griechenland gescheitert. Die "goldene Generation" um Zidane enttäuscht nach der katastrophalen WM in Japan und Südkorea zum zweiten Mal hintereinander. Der Verband, getrieben von den technischen Beratern Aimé Jaquet und Gerard Houiller, entscheidet sich für einen völligen Umbruch. Aus dem großen Pool an talentierten Spielern soll eine neue Mannschaft, ja ein neuer Zidane, geformt werden. Namen werden gehandelt. Klangvolle Namen wie Laurent Blanc und Jean Tigana. Am Ende setzt sich ein gewisser Raymond Domenech durch und wird am 12. Juli 2004 der 17. Nationaltrainer. Nicht wenige Franzosen fragen sich: Wer ist dieser Domenech?
Am Anfang war die Grätsche
Seine Profikarriere startet 1970 in Lyon. Schnell bekommt er den Spitznamen "Le boucher", der Schlächter. In stolzen 536 Spielen untermauert er durch rustikale Abwehraktionen diesen Spitznamen und gewinnt in 16 Profijahren einmal die Meisterschaft und zweimal den nationalen Pokal.
Domenech in seinem Element
Auch als Trainer halten sich seine Erfolge im überschaubaren Rahmen. Nach Stationen bei Mulhouse und Lyon, erhält Domenech ab 1993 einen Platz im technischen Stab der F.F.F und trainiert den französischen Nachwuchs. Bis auf die Vize-Europameisterschaft 2002 und Siegen beim berühmten Nachwuchsturnier von Toulon stellen sich trotz vielversprechender Spieler keine größeren Erfolge ein. So verwundert auf den ersten Blick seine Berufung zum französischen Nationaltrainer.
Auf den zweiten Blick wird aber schnell einiges klarer. Gerard Houiller, seines Zeichen Direktor der einflussreichen technischen Kommission des franz. Verbandes, und der unumstrittene Aimé Jaquet, technischer Direktor der Nationalmannschaft und langjähriger Wegbegleiter Domenechs, setzen sich vehement für einen Kandidaten außerhalb der "goldenen Generation" ein. Besser gesagt, sie setzen sich für ihren Kandidaten ein und finden beim alternden und wenig kompetenten Verbandspräsidenten Jean-Pierre Escalettes offene Ohren. Für beide gilt die Devise, die Weltmeister von ’98 von jedweder Machtposition innerhalb des Verbandes zu halten. Hinzu kommt, dass man sich durch einen "außenstehenden" Kandidaten einen möglichst raschen und unvoreingenommenen Umbruch erhofft. Die Aufgabe ist klar, der Kandidat steht, die Wahl kann beginnen.
Planierraupe Raymond räumt auf
Nach der verpatzten EM sind die französischen Spieler, damals noch Zweiter der FIFA-Weltrangliste, am Boden zerstört. Die älteren Spieler um Zidane spielen mit dem Gedanken, das blaue Trikot an den Nagel zu hängen. Domenech weiß dies und es spielt im in die Karten. Der Auftrag scheint schon erfüllt. Um diesen noch ein wenig zu forcieren wird kurzerhand der Trainer- und Betreuerstab, allen voran der Mannschaftsarzt, welcher gleichzeitig Zidanes persönlicher Arzt und seine Vertrauensperson ist, in den ersten Tagen gefeuert. An und für sich nichts ungewöhnliches, wenn es nicht von den Medien als klarer Indiz für eine Provokation in Richtung Zidane gedeutet wird. Ganze drei Wochen spricht der neue Nationaltrainer nicht mit seinem hadernden Spielmacher, nebenbei der beste Spieler der Welt. Bei ihrem ersten Gespräch, das auf Bitten des Spielers stattfindet, teilt Zidane dem Trainer mit, dass er sich zum Rücktritt entschlossen hat. Mit ihm treten auch Lilian Thuram, Bixente Lizarazu und Claude Makélélé zurück. Domenech und seine Verbündeten können sich zurücklehnen. Der erste Schritt ist vollbracht, ohne dass man die Legende selbst zum Abtritt drängen musste. Man hält ihm sogar die Tür offen für ein Comeback. Bleibt allerdings ein Problem: die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Nach katastrophalem Start und mit dem Rücken zur Wand wird Zidane gebeten zurückzukommen. Nach einer nächtlichen Diskussion mit einer ominösen Stimme - später stellt sich heraus, es war die seines Bruders – akzeptiert dieser und bringt Thuram und Makélélé mit zurück. Dank der Treffer Zidanes qualifiziert man sich schlussendlich im letzten Spiel für das Turnier.
Die Alten übernehmen das Ruder
Vor dem Turnier kommt es im Vorbereitungslager zu einem Eklat als Domenech der designierten Nummer 1, Gregory Coupet, mitteilt, dass dieser seinen Platz für Fabien Barthez räumen muss. Coupet, damals auf dem Zenit seiner Karriere, war während der gesamten Qualifikation Stammtorhüter und erhält keinerlei Begründung für Domenechs Entscheidung. Gerüchten zufolge, hatte der Trainer es ihm übel genommen, dass er in der Vergangenheit mit der Sportjournalisten Estelle Denis, einen SMS-Flirt gehabt hatte. Letztere ist seit einigen Jahren die Lebensgefährtin Domenechs.
Nach einem holprigen Start in der Gruppenphase qualifiziert man sich dank eines überragenden Patrick Vieiras für die K.O-Phase. Die Medien zerreißen die Mannschaft und viele alte Weggefährten Zidanes melden sic h kritisch zu Wort. Dieser wird nach seiner zweiten gelben Karte im vermeintlich letzten Spiel seiner Karriere gegen Südkorea von Domenech ausgewechselt, was Zidane mit einem Fußtritt gegen die Kabinentür kommentiert. Im Achtelfinale gegen Spanien agiert die Mannschaft plötzlich wie ausgewechselt und wird durch einen überragenden Zidane ins Finale gebracht. Der Rest ist Geschichte. Doch auch im Endspiel versteht man nicht jeden seiner Entscheidungen, wie z.B. David Trezeguet, dem er während des Turniers jedwedes Vertrauen entzogen hatte, im Elfmeterschießen antreten zu lassen.
Es wird bereits während dem Turnier darüber spekuliert, dass Zidane und Teile der Mannschaft, die eigentliche Kontrolle übernommen hatten. Diese Spekulationen werden durch Aussagen Zidanes während der WM in Südafrika nochmals befeuert. Nichtsdestotrotz genießt Domenech seinen "Triumph" und das Verhältnis zwischen ihm und den Medien nimmt abstruse Formen an.
Teil2
Aufrufe: 4805 | Kommentare: 3 | Bewertungen: 6 | Erstellt:08.09.2010
ø 7.0
KOMMENTARE
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08.09.2010 | 10:20 Uhr
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funkbarrio :
Danke dir! Bitte um Nachsicht bei ein paar Fehlern. Ich habe ihn spontan gestern Nacht verfassst und teilweise merkt man es ihm an
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08.09.2010 | 03:58 Uhr
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