07.09.2010 um 13:28 Uhr
Geschrieben von Voegi
Blick zurück nach vorn (II)
…Gegen Werder
Das Verhältnis zwischen dem FC Bayern und Werder Bremen ist traditionell problematisch. Schuld daran trägt nicht allein die Privatfehde zwischen Uli Hoeneß und Willi Lemke. Vieles dessen, was die bayrisch-hanseatische Rivalität noch heute ausmacht, hat seinen Ursprung in den Geschehnissen des 23. November 1985.
An jenem kühlen Herbstnachmittag war der Tabellenführer aus Bremen im Olympiastadion zu Gast und besaß die Möglichkeit, mit einem Auswärtssieg seinen Vorsprung gegenüber dem Kontrahenten aus München auf fünf Punkte auszubauen. Nach der frühen Führung durch Norbert Nachtweih agierten die Gäste zunehmend druckvoller und kamen zu einigen Konterchancen. Eine davon machte Bayern-Libero Augenthaler mit einer brutalen Grätsche gegen Rudi Völler zunichte, die – auch mit der Bayern-Brille betrachtend – zwingend Rot hätte nach sich ziehen müssen. Schiedsrichter Theobald verzichte jedoch auf den fälligen Platzverweis und schickte stattdessen Lothar Matthäus kurz vor der Pause nach einer Tätlichkeit in die Kabine.
Schlimmer als der ausgebliebene Platzverweis war für die Bremer allerdings die schwere Verletzung Rudi Völlers, der nach Augenthalers Foulspiel für ein knappes halbes Jahr pausieren musste. Der Hass der Hanseaten fokussierte sich fortan auf den Bayern-Kapitän und damit letztlich auch auf die gesamte Mannschaft des amtieren Meisters. Die große Pointe sollte allerdings ausbleiben: Zwar gab Rudi Völler ausgerechnet im Rückspiel gegen die Bayern das Comeback und holte nach seiner Einwechslung auch den vermeintlich meisterschaftsentscheidenden Elfmeter raus. Doch Michael Kutzop setze den Ball bekanntlich an den Pfosten und versäumte es so, Völler & Co. vorzeitig zum Meister zu machen. Stattdessen sollte die Schale letztlich in einem der wohl dramatischsten Meisterschaftsfernduelle an die Isar gehen. Das Spiel vom 23. November konnten die Bayern übrigens trotz personeller Unterzahl mit 3:1 für sich entscheiden.
Pannen-Olli
Es sollte einer der wenigen Bayern-Heimspielsiege gegen Werder bleiben, die mit einer unvergesslichen Dramaturgie aufwarteten. Denn zumeist waren die Siege der Bayern gegen den Rivalen aus Bremen eher unspektakulär. Sollte Werder dagegen auf fremden Platz die Oberhand behalten, war der Spielverlauf häufig unterhaltsam und mitunter auch dramatisch. So wie am 30. November 1991, dem ersten Rückrundenspieltag einer von vorne bis hinten verkorksten Bayern-Saison, an deren Ende ein vollständig enttäuschender 10. Tabellenplatz stehen sollte. Wie so oft in dieser frustrierenden Spielzeit verloren die Bayern auch diesem 20. Spieltag wieder mal ein Heimspiel. Doch von dem spektakulären 3:4 ist den meisten Fußball-Fans wohl weniger der kuriose Spielverlauf in Erinnerung geblieben als vielmehr die Entstehung des 2:3-Anschlusstreffers der Bayern.
Es war so etwas wie die Geburtsminute des Pannen-Olli. Werder-Keeper Oliver Reck eilte schon vor dem 30. November der Ruf voraus, seine großklassigen Towartleistungen gerne mit tolpatschigen Slapstick-Einlagen zu mischen. Doch was sich in der 67. Minute im Münchener Olympiastadion zutrug, hatte man so bis dahin auch von Oliver Reck noch nicht gesehen: Nach einem Eckstoß der Bayern, in dessen Zuge der Ball kreuz und quer durch den Bremer Strafraum sprang, prallte die Kugel letztlich von der Latte an die Stirn des verdutzen Oliver Reck und von da schließlich in das eigene Tor. Eine skurrile und unfreiwillig komische Einlage, wie sie Slapstick-Großmeister Didi Hallervorden sicher nicht besser hätte choreografieren können. Dem Gastgeber blieb das Lachen aber gleichwohl im Halse stecken: Nach der 3:4-Heimpleite fand man sich auf Tabellenplatz 12 wieder und hatte nur noch drei Punkte Abstand auf einen Abstiegsplatz.
Die Demütigung
Auch in der folgenden Bremer Meistersaison 92/93 behielten die Hanseaten mit 3:1 im Münchener Olympiastadion die Oberhand. Diesmal blieb das Geschehen aber eher unspektakulär. 1:3 war dann auch das Resultat beim Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften in der bislang letzten Meisterspielzeit der Werderaner. Der Auswärtssieg der Bremer vom 8. Mai 2004 dürfte den Werder-Fans aber wohl ewig in Erinnerung bleiben. Es war nicht nur eine furiose Darbietung der Schaaf-Elf, die bereits zur Pause nach Treffern von Klasnic, der einen schweren Kahn-Patzer zum Führungstor ausnutzte, Micoud und Ailton mit 3:0 führte. Mit dem Sieg war den Bremern die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Sie konnten im Olympiastadion vor den Augen des ärgsten Widersachers den großen Triumph feiern – für Hoeneß & Co. mehr als nur eine Demütigung.
Neun Jahre zuvor trug sich im Olympiastadion ein Meisterschaftsfinale unter ganz anderen Vorzeichen zu. Die Trapattoni-Elf hatte längst alle Hoffnungen um den Meistertitel begraben müssen, konnte aber selbst gleichwohl in die Meisterschaftsentscheidung eingreifen. Denn während der Tabellenzweite aus Dortmund zu Hause gegen den HSV antreten musste, stand für den Tabellenführer aus Bremen der schwere Gang zu den Bayern an. Ein zu schwerer Gang – Bayern siegte durch Treffer von Zickler (2) und Ziege 3:1 und verdarb dem zukünftigen Trainer Otto Rehhagel den Meistertitel.
Immer wieder 3:1
Im Jahre 2000 war es ebenfalls ein 3:1 zwischen Bayern und Bremen, das die Meisterschaft entscheiden sollte – diesmal aber zu Gunsten der Bayern. Nach früheren Treffern von Jancker (2) und Sergio führten die Münchener schnell mit 3:0 und konzentrierten sich in der Folge, auch nach Marco Bodes Anschlusstreffer, auf die Meldungen, die sie aus dem nur wenige Kilometer entfernten Sportpark aus Unterhaching erreichten. Dort trat nämlich zeitgleich Tabellenführer Bayer Leverkusen an, um die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte unter Dach und Fach zu bringen. Doch aufgrund Michael Ballacks längst legendärem Eigentor und dem späten Kopfballtreffer von Ex-Bayern-Profi Oberleitner siegten die Hachinger mit 2:0 und ließen die Bayern-Fans in ganz Deutschland jubeln.
Gegen Werder erlebten die Fans der Bayern aber auch eine der schwärzesten Heimspielstunden der Vereinsgeschichte. Am 20. September 2008 setzte es, pünktlich zum Start des Oktoberfestes, eine herbe 2:5-Klatsche. Dabei führte Werder bereits nach 67 Minuten gegen eine vollkommen orientierungslose Bayern-Abwehr mit 5:0. Auch die zwei Treffer von Tim Borowski konnten nichts daran ändern, dass man diesen Tag als Bayern-Fan gerne vergessen würde.
In der zurückliegenden Saison musste Werder bereits am 2. Spieltag nach München reisen. Am Ende stand ein eher langweiliges 1:1, an das sich schon jetzt kaum jemand mehr erinnert. Hoffen wir, dass die Partie am Samstag für mehr Gesprächsstoff sorgen wird…
Die Geburtsminute des Pannen-Olli…
Das Verhältnis zwischen dem FC Bayern und Werder Bremen ist traditionell problematisch. Schuld daran trägt nicht allein die Privatfehde zwischen Uli Hoeneß und Willi Lemke. Vieles dessen, was die bayrisch-hanseatische Rivalität noch heute ausmacht, hat seinen Ursprung in den Geschehnissen des 23. November 1985.
An jenem kühlen Herbstnachmittag war der Tabellenführer aus Bremen im Olympiastadion zu Gast und besaß die Möglichkeit, mit einem Auswärtssieg seinen Vorsprung gegenüber dem Kontrahenten aus München auf fünf Punkte auszubauen. Nach der frühen Führung durch Norbert Nachtweih agierten die Gäste zunehmend druckvoller und kamen zu einigen Konterchancen. Eine davon machte Bayern-Libero Augenthaler mit einer brutalen Grätsche gegen Rudi Völler zunichte, die – auch mit der Bayern-Brille betrachtend – zwingend Rot hätte nach sich ziehen müssen. Schiedsrichter Theobald verzichte jedoch auf den fälligen Platzverweis und schickte stattdessen Lothar Matthäus kurz vor der Pause nach einer Tätlichkeit in die Kabine.
Schlimmer als der ausgebliebene Platzverweis war für die Bremer allerdings die schwere Verletzung Rudi Völlers, der nach Augenthalers Foulspiel für ein knappes halbes Jahr pausieren musste. Der Hass der Hanseaten fokussierte sich fortan auf den Bayern-Kapitän und damit letztlich auch auf die gesamte Mannschaft des amtieren Meisters. Die große Pointe sollte allerdings ausbleiben: Zwar gab Rudi Völler ausgerechnet im Rückspiel gegen die Bayern das Comeback und holte nach seiner Einwechslung auch den vermeintlich meisterschaftsentscheidenden Elfmeter raus. Doch Michael Kutzop setze den Ball bekanntlich an den Pfosten und versäumte es so, Völler & Co. vorzeitig zum Meister zu machen. Stattdessen sollte die Schale letztlich in einem der wohl dramatischsten Meisterschaftsfernduelle an die Isar gehen. Das Spiel vom 23. November konnten die Bayern übrigens trotz personeller Unterzahl mit 3:1 für sich entscheiden.
Pannen-Olli
Es sollte einer der wenigen Bayern-Heimspielsiege gegen Werder bleiben, die mit einer unvergesslichen Dramaturgie aufwarteten. Denn zumeist waren die Siege der Bayern gegen den Rivalen aus Bremen eher unspektakulär. Sollte Werder dagegen auf fremden Platz die Oberhand behalten, war der Spielverlauf häufig unterhaltsam und mitunter auch dramatisch. So wie am 30. November 1991, dem ersten Rückrundenspieltag einer von vorne bis hinten verkorksten Bayern-Saison, an deren Ende ein vollständig enttäuschender 10. Tabellenplatz stehen sollte. Wie so oft in dieser frustrierenden Spielzeit verloren die Bayern auch diesem 20. Spieltag wieder mal ein Heimspiel. Doch von dem spektakulären 3:4 ist den meisten Fußball-Fans wohl weniger der kuriose Spielverlauf in Erinnerung geblieben als vielmehr die Entstehung des 2:3-Anschlusstreffers der Bayern.
Es war so etwas wie die Geburtsminute des Pannen-Olli. Werder-Keeper Oliver Reck eilte schon vor dem 30. November der Ruf voraus, seine großklassigen Towartleistungen gerne mit tolpatschigen Slapstick-Einlagen zu mischen. Doch was sich in der 67. Minute im Münchener Olympiastadion zutrug, hatte man so bis dahin auch von Oliver Reck noch nicht gesehen: Nach einem Eckstoß der Bayern, in dessen Zuge der Ball kreuz und quer durch den Bremer Strafraum sprang, prallte die Kugel letztlich von der Latte an die Stirn des verdutzen Oliver Reck und von da schließlich in das eigene Tor. Eine skurrile und unfreiwillig komische Einlage, wie sie Slapstick-Großmeister Didi Hallervorden sicher nicht besser hätte choreografieren können. Dem Gastgeber blieb das Lachen aber gleichwohl im Halse stecken: Nach der 3:4-Heimpleite fand man sich auf Tabellenplatz 12 wieder und hatte nur noch drei Punkte Abstand auf einen Abstiegsplatz.
Die Demütigung
Auch in der folgenden Bremer Meistersaison 92/93 behielten die Hanseaten mit 3:1 im Münchener Olympiastadion die Oberhand. Diesmal blieb das Geschehen aber eher unspektakulär. 1:3 war dann auch das Resultat beim Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften in der bislang letzten Meisterspielzeit der Werderaner. Der Auswärtssieg der Bremer vom 8. Mai 2004 dürfte den Werder-Fans aber wohl ewig in Erinnerung bleiben. Es war nicht nur eine furiose Darbietung der Schaaf-Elf, die bereits zur Pause nach Treffern von Klasnic, der einen schweren Kahn-Patzer zum Führungstor ausnutzte, Micoud und Ailton mit 3:0 führte. Mit dem Sieg war den Bremern die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Sie konnten im Olympiastadion vor den Augen des ärgsten Widersachers den großen Triumph feiern – für Hoeneß & Co. mehr als nur eine Demütigung.
Neun Jahre zuvor trug sich im Olympiastadion ein Meisterschaftsfinale unter ganz anderen Vorzeichen zu. Die Trapattoni-Elf hatte längst alle Hoffnungen um den Meistertitel begraben müssen, konnte aber selbst gleichwohl in die Meisterschaftsentscheidung eingreifen. Denn während der Tabellenzweite aus Dortmund zu Hause gegen den HSV antreten musste, stand für den Tabellenführer aus Bremen der schwere Gang zu den Bayern an. Ein zu schwerer Gang – Bayern siegte durch Treffer von Zickler (2) und Ziege 3:1 und verdarb dem zukünftigen Trainer Otto Rehhagel den Meistertitel.
Immer wieder 3:1
Im Jahre 2000 war es ebenfalls ein 3:1 zwischen Bayern und Bremen, das die Meisterschaft entscheiden sollte – diesmal aber zu Gunsten der Bayern. Nach früheren Treffern von Jancker (2) und Sergio führten die Münchener schnell mit 3:0 und konzentrierten sich in der Folge, auch nach Marco Bodes Anschlusstreffer, auf die Meldungen, die sie aus dem nur wenige Kilometer entfernten Sportpark aus Unterhaching erreichten. Dort trat nämlich zeitgleich Tabellenführer Bayer Leverkusen an, um die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte unter Dach und Fach zu bringen. Doch aufgrund Michael Ballacks längst legendärem Eigentor und dem späten Kopfballtreffer von Ex-Bayern-Profi Oberleitner siegten die Hachinger mit 2:0 und ließen die Bayern-Fans in ganz Deutschland jubeln.
Gegen Werder erlebten die Fans der Bayern aber auch eine der schwärzesten Heimspielstunden der Vereinsgeschichte. Am 20. September 2008 setzte es, pünktlich zum Start des Oktoberfestes, eine herbe 2:5-Klatsche. Dabei führte Werder bereits nach 67 Minuten gegen eine vollkommen orientierungslose Bayern-Abwehr mit 5:0. Auch die zwei Treffer von Tim Borowski konnten nichts daran ändern, dass man diesen Tag als Bayern-Fan gerne vergessen würde.
In der zurückliegenden Saison musste Werder bereits am 2. Spieltag nach München reisen. Am Ende stand ein eher langweiliges 1:1, an das sich schon jetzt kaum jemand mehr erinnert. Hoffen wir, dass die Partie am Samstag für mehr Gesprächsstoff sorgen wird…
Die Geburtsminute des Pannen-Olli…
Aufrufe: 8913 | Kommentare: 14 | Bewertungen: 33 | Erstellt:07.09.2010
ø 9.5
KOMMENTARE
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08.09.2010 | 19:34 Uhr
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Tippe am Samstag aber auch eher auf ein unspektakuläres Heimspiel, das Bayern (hoffentlich) knapp gewinnen wird. Tippe auf ein 1:0 oder 2:1, was natürlich auch durch die Ausfälle von Merte und Pizarro auf Bremer Seite begünstigt wird. Was meint ihr?
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08.09.2010 | 18:35 Uhr
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PDZ :
Für mich immer eines der Spiele, auf die ich mich am meisten freue. Bei mir hat sich über die Jahre ein großer Respekt für Werder, ihrer Spielweise und ihrem wirtschaften aufgebaut. Ich würde nicht sagen, dass sie mir der Verein sympathisch ist, weil es da schon einige unschöne Vorfälle gab, aber ich habe lieber Werder in der CL als die Schulden- und Konzernkonkurrenz.
2
08.09.2010 | 11:08 Uhr
0
10 P.
2
07.09.2010 | 19:33 Uhr
0
YM89 :
toller blog, auch klasse geschrieben.voegi, bitte mehr davon - mich interessiert es doppelt weil 1985 z.b. deutlich vor meiner zeit war.
gruß YM
3
07.09.2010 | 18:52 Uhr
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UliFan :
Du zählst hier ja ganz schön viele Heimniederlagen gegen Bremen auf Das beunruhigt mich jetzt doch ^^
Aber schöner Blog natürlich
1
07.09.2010 | 17:32 Uhr
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Voegi :
richtig, war es! es war das erste spiel der saison 82/83 und der erste auftritt von jean-marie pfaff in der bundesliga. toller einstand! ^^
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07.09.2010 | 17:05 Uhr
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Bei Werder gegen Bayern hab ich neben dem Kutzop-Elfmeter immer noch den Reinders-Einwurf im Kopf, den sich Jean-Marie Pfaff (?) ins eigene Tor gelenkt hat, aber das war mMn in Bremen, oder?
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Soviel wir Bremer uns auch über die Bayern beschweren, ohne euch wäre es langweilig. Das ist das schöne an diesen Spielen man weiß nie was passiert, natürlich stehen unsere Chancen für Samstag wohl so schlecht wie lange nicht mehr, aber gegen Bayern ist wie Pokal, das hat seine eigenen Gesetzte. Mal ein Kantersieg für die einen, dann wieder ein sensationelles Spiel der anderen, kein Bundesliga-Duell begeistert so wie dieses.
Habe die Stille Hoffnung, dass wir es Samstag irgendwie schaffen, mein Tipp: 2:3