25.10.2010 um 17:33 Uhr
Geschrieben von Voegi
Blick zurück nach vorn (IV)
Gegen Werder – im Pokal
Fisch oder Weißwurst – man würde es sich wohl zu einfach machen, verwiese man zu Erklärung der Rivalität zwischen Werder und dem FCB allein auf die unterschiedlichen kulinarischen Vorlieben von Nord und Süd. Die Konkurrenz der beiden Vereine, die mitunter auch über das Maß eines gesunden sportlichen Wettkampfs hinausging, nahm Mitte der 80er Jahre ihren Ausgang. Damals lieferten sich die beiden Mannschaften einen erbitterten Kampf um die Vormachtstellung im deutschen Fußball, der sich in einem einzigen Schuss manifestieren sollte: Michael Kutzops an den Pfosten gesetzter Elfmeter, der den Bayern 1986 den Weg zur nicht mehr für möglich gehaltenen Meisterschaft ebnete, ist Bayern- und Werder-Fans bis heute in lebendiger Erinnerung geblieben.
Zwei Jahre später aber dann war es soweit: Die Rehhagel-Elf besiegte den Titelverteidiger aus München im Weserstadion mit 3:1 und errang in der Folge den ersten Meistertitel nach 23 Jahren. Es sollte aber weitere fünf Jahre dauern, ehe sich die beiden Rivalen wieder ein Duell um die Krone im deutschen Fußball liefern sollten. In der Spielzeit 1992/93 waren es wieder die Bremer, die den Münchnern einen Schritt voraus waren und nicht zuletzt dank zweier Siege im direkten Aufeinandertreffen am Ende die Schale hochhalten durften. Dieses Kunststück gelang den Hanseaten bis heute nur noch ein weiteres Mal. Mit einem demoralisierenden 3:1-Sieg im Olympiastadion sicherte sich die Schaaf-Elf 2004 die bis dato letzte Meisterschaft.
Doch der bloße Blick auf die Meisterschaftsduelle genügt nicht, um die hartnäckige Rivalität der beiden Clubs nachvollziehen zu können. Ein Gutteil der Differenzen zwischen beiden Vereine lässt sich dagegen auf die Intimfeindschaft der ehemaligen Manager Lemke und Hoeneß zurückführen, wenngleich die Vorstandsetagen heute auf friedlicher, zuweilen gar freundschaftlicher Ebene kommunizieren. Zumal eben doch noch immer der sportliche Wettstreit im Vordergrund stehen sollte. Und der hat in Bundesliga sowohl dramatische als auch kuriose Formen angenommen. Stellvertretend dafür seien nur Olli Recks Slapstick-Eigentor im Olympiastadion anno 91 und das – für Bayern-Fans – traumatische 5:2 im September 2008 genannt.
5 mal Klein gegen Groß
Doch auch im Pokal standen sich die beiden Erzrivalen mehrfach gegenüber. Insgesamt elfmal trafen die beiden Vereine dabei aufeinander. Eines der wohl bemerkenswerten Matches trug sich dabei am 13. August 1994 in München zu. Das 2:1 gegen die Rehhagel-Elf feierten die Gastgeber an diesem Samstagnachmittag wie den Gewinn des Pokals. Denn es war die zweite Mannschaft des Rekordmeisters, der im Duell gegen den Erstligisten die große Sensation der ersten Pokalrunde gelang. Vor rund 2000 Zuschauern an der Grünwalder Straße lagen die kleinen Bayern durch einen Treffer von Radlspeck und ein Eigentor Ulli Borowkas lange Zeit mit 2:0 in Führung. Bremens Anschlusstreffer durch Stürmer Bestschastnykh kam zu spät. Der haushohe Favorit hatte sich bis auf die Knochen blamiert.
Bereits in der Folgesaison bot sich für den gedemütigten Erstligisten die Chance zur Revanche. Wie es das Schicksal respektive die Glücksfee so will, wurden den kleinen Bayern wieder die großen Bremer zugelost. Diesmal jedoch blieb die große Überraschung aus, wenngleich sich die Gäste auch diesmal wieder sehr schwer taten. Das Tor zum erlösenden 1:0 für die Bremer fiel erst zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit – wieder war Bremens Russe erfolgreich. Und da man sich im Leben bekanntlich dreimal sieht bzw. weil dreimal eben Bremer Recht ist, trafen die beiden Teams noch einmal im Pokal aufeinander. Im Viertelfinale der Pokalsaison 2004/05 siegten die Bremer diesmal ungefährdet mit 3:0. Torschützen waren die späteren Bayern-Akteure Tim Borowski, der doppelt erfolgreich war, und Valerien Ismael mit einem Foulelfmeter.
Das Duell Klein gegen Groß gab es zwischen den beiden Clubs aber auch mit umgekehrten Vorzeichen. In der 1. Runde des Pokalwettbewerbs 93/94 mussten die großen Bayern bei den kleinen Bremern ran. Der deutliche 5:1-Sieg täuscht dabei darüber hinweg, dass sich die Gäste von der Isar lange Zeit schwer taten. Eine Neuauflage dieser Paarung ergab sich dann für die erste Runde des Pokals 2002/03. Auch diesmal hatten die Bayern lange Zeit Probleme, das Spiel zu dominieren. Nach einer enttäuschenden ersten Halbzeit siegte man aber dank der Treffer von Elber, Pizarro und Ballack letztlich klar mit 3:0.
Insgesamt sechs Mal standen sich die Profiabteilungen der beiden Clubs im Pokal gegenüber. Das erste Mal im Dezember 1973 im Bremer Weserstadion. Die Bayern siegten, wie auch beim zweiten Aufeinandertreffen im Februar 1982, mit 2:1. Von da an sollten es geschlagene 14 Jahre dauern, ehe Bremen I und Bayern I im Pokal wieder einander zugelost wurden. Im Achtelfinale des Pokalwettbewerbs 96/97 schlugen die Bayern die Gäste aus Bremen mit 3:1. Nach Marco Bodes frühem Führungstreffer trafen Jürgen Klinsmann (2) und Christian Ziege.
Finalduelle
Seit dem trafen die beiden Profiteams nur noch in Endspielen aufeinander. 1999 unterlagen die Münchner im Elfmeterschießen mit 5:6. Nach der schmerzlichen Niederlage von Barcelona verlor man auch das zweite Finale dieser Saison. Statt des avisierten Triples blieb am Ende nur die Meisterschaft. Ausgerechnet die beiden Leitwölfe, Stefan Effenberg und Lothar Matthäus, versagten an jenem 12. Juni 1999 und machten Frank Rost, der aus seiner Aversion gegenüber den Bayern nie einen Hehl gemacht hatte, zum Held des Abends. Für Bayern-Fans ein gleichsam frustrierendes wie ärgerliches Fußballspiel.
Doch bereits in der Folgesaison bot sich die Gelegenheit zur Revanche. Wieder trafen die beiden Mannschaften im Finale aufeinander. Diesmal aber behielten die Bayern die Oberhand und boten bei dem 3:0-Erfolg eine der besten Leistungen der Ära Hitzfeld. Elber, Sergio und Scholl trafen allesamt erst nach dem Pausenpfiff. Die Münchener dominierten Spielgeschehen und Gegner jedoch über die gesamte Spielzeit und zelebrierten dabei phasenweise wahren Feinkost-Fußball.
Dieses Jahr nun standen sich Bayern und Werder bekanntlich wieder in einem Finale gegenüber. Und wie im Endspiel anno 2000 gelang dem Rekordmeister wiederum eine Weltklasse-Leistung. Dank eines abermals überragenden Arjen Robben ließ man den Hanseaten am Abend des 15. Mai praktisch keine Chance und siegte am Ende auch in der Höhe verdient mit 4:0.
Nun also ist vorerst Schluss mit den Endspiel-Duellen. Glücksfee Steffi Jones hatten die beiden Mannschaften bereits in der 2. Runde zueinander gelost. Ein neues Kapitel in der inzwischen längst traditionellen Rivalität zwischen Bayern und Bremen wird aufgeschlagen...
Finale 2010: Ribéry trifft zum 3:0 – diesmal muss es auch ohne ihn klappen.
Fisch oder Weißwurst – man würde es sich wohl zu einfach machen, verwiese man zu Erklärung der Rivalität zwischen Werder und dem FCB allein auf die unterschiedlichen kulinarischen Vorlieben von Nord und Süd. Die Konkurrenz der beiden Vereine, die mitunter auch über das Maß eines gesunden sportlichen Wettkampfs hinausging, nahm Mitte der 80er Jahre ihren Ausgang. Damals lieferten sich die beiden Mannschaften einen erbitterten Kampf um die Vormachtstellung im deutschen Fußball, der sich in einem einzigen Schuss manifestieren sollte: Michael Kutzops an den Pfosten gesetzter Elfmeter, der den Bayern 1986 den Weg zur nicht mehr für möglich gehaltenen Meisterschaft ebnete, ist Bayern- und Werder-Fans bis heute in lebendiger Erinnerung geblieben.
Zwei Jahre später aber dann war es soweit: Die Rehhagel-Elf besiegte den Titelverteidiger aus München im Weserstadion mit 3:1 und errang in der Folge den ersten Meistertitel nach 23 Jahren. Es sollte aber weitere fünf Jahre dauern, ehe sich die beiden Rivalen wieder ein Duell um die Krone im deutschen Fußball liefern sollten. In der Spielzeit 1992/93 waren es wieder die Bremer, die den Münchnern einen Schritt voraus waren und nicht zuletzt dank zweier Siege im direkten Aufeinandertreffen am Ende die Schale hochhalten durften. Dieses Kunststück gelang den Hanseaten bis heute nur noch ein weiteres Mal. Mit einem demoralisierenden 3:1-Sieg im Olympiastadion sicherte sich die Schaaf-Elf 2004 die bis dato letzte Meisterschaft.
Doch der bloße Blick auf die Meisterschaftsduelle genügt nicht, um die hartnäckige Rivalität der beiden Clubs nachvollziehen zu können. Ein Gutteil der Differenzen zwischen beiden Vereine lässt sich dagegen auf die Intimfeindschaft der ehemaligen Manager Lemke und Hoeneß zurückführen, wenngleich die Vorstandsetagen heute auf friedlicher, zuweilen gar freundschaftlicher Ebene kommunizieren. Zumal eben doch noch immer der sportliche Wettstreit im Vordergrund stehen sollte. Und der hat in Bundesliga sowohl dramatische als auch kuriose Formen angenommen. Stellvertretend dafür seien nur Olli Recks Slapstick-Eigentor im Olympiastadion anno 91 und das – für Bayern-Fans – traumatische 5:2 im September 2008 genannt.
5 mal Klein gegen Groß
Doch auch im Pokal standen sich die beiden Erzrivalen mehrfach gegenüber. Insgesamt elfmal trafen die beiden Vereine dabei aufeinander. Eines der wohl bemerkenswerten Matches trug sich dabei am 13. August 1994 in München zu. Das 2:1 gegen die Rehhagel-Elf feierten die Gastgeber an diesem Samstagnachmittag wie den Gewinn des Pokals. Denn es war die zweite Mannschaft des Rekordmeisters, der im Duell gegen den Erstligisten die große Sensation der ersten Pokalrunde gelang. Vor rund 2000 Zuschauern an der Grünwalder Straße lagen die kleinen Bayern durch einen Treffer von Radlspeck und ein Eigentor Ulli Borowkas lange Zeit mit 2:0 in Führung. Bremens Anschlusstreffer durch Stürmer Bestschastnykh kam zu spät. Der haushohe Favorit hatte sich bis auf die Knochen blamiert.
Bereits in der Folgesaison bot sich für den gedemütigten Erstligisten die Chance zur Revanche. Wie es das Schicksal respektive die Glücksfee so will, wurden den kleinen Bayern wieder die großen Bremer zugelost. Diesmal jedoch blieb die große Überraschung aus, wenngleich sich die Gäste auch diesmal wieder sehr schwer taten. Das Tor zum erlösenden 1:0 für die Bremer fiel erst zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit – wieder war Bremens Russe erfolgreich. Und da man sich im Leben bekanntlich dreimal sieht bzw. weil dreimal eben Bremer Recht ist, trafen die beiden Teams noch einmal im Pokal aufeinander. Im Viertelfinale der Pokalsaison 2004/05 siegten die Bremer diesmal ungefährdet mit 3:0. Torschützen waren die späteren Bayern-Akteure Tim Borowski, der doppelt erfolgreich war, und Valerien Ismael mit einem Foulelfmeter.
Das Duell Klein gegen Groß gab es zwischen den beiden Clubs aber auch mit umgekehrten Vorzeichen. In der 1. Runde des Pokalwettbewerbs 93/94 mussten die großen Bayern bei den kleinen Bremern ran. Der deutliche 5:1-Sieg täuscht dabei darüber hinweg, dass sich die Gäste von der Isar lange Zeit schwer taten. Eine Neuauflage dieser Paarung ergab sich dann für die erste Runde des Pokals 2002/03. Auch diesmal hatten die Bayern lange Zeit Probleme, das Spiel zu dominieren. Nach einer enttäuschenden ersten Halbzeit siegte man aber dank der Treffer von Elber, Pizarro und Ballack letztlich klar mit 3:0.
Insgesamt sechs Mal standen sich die Profiabteilungen der beiden Clubs im Pokal gegenüber. Das erste Mal im Dezember 1973 im Bremer Weserstadion. Die Bayern siegten, wie auch beim zweiten Aufeinandertreffen im Februar 1982, mit 2:1. Von da an sollten es geschlagene 14 Jahre dauern, ehe Bremen I und Bayern I im Pokal wieder einander zugelost wurden. Im Achtelfinale des Pokalwettbewerbs 96/97 schlugen die Bayern die Gäste aus Bremen mit 3:1. Nach Marco Bodes frühem Führungstreffer trafen Jürgen Klinsmann (2) und Christian Ziege.
Finalduelle
Seit dem trafen die beiden Profiteams nur noch in Endspielen aufeinander. 1999 unterlagen die Münchner im Elfmeterschießen mit 5:6. Nach der schmerzlichen Niederlage von Barcelona verlor man auch das zweite Finale dieser Saison. Statt des avisierten Triples blieb am Ende nur die Meisterschaft. Ausgerechnet die beiden Leitwölfe, Stefan Effenberg und Lothar Matthäus, versagten an jenem 12. Juni 1999 und machten Frank Rost, der aus seiner Aversion gegenüber den Bayern nie einen Hehl gemacht hatte, zum Held des Abends. Für Bayern-Fans ein gleichsam frustrierendes wie ärgerliches Fußballspiel.
Doch bereits in der Folgesaison bot sich die Gelegenheit zur Revanche. Wieder trafen die beiden Mannschaften im Finale aufeinander. Diesmal aber behielten die Bayern die Oberhand und boten bei dem 3:0-Erfolg eine der besten Leistungen der Ära Hitzfeld. Elber, Sergio und Scholl trafen allesamt erst nach dem Pausenpfiff. Die Münchener dominierten Spielgeschehen und Gegner jedoch über die gesamte Spielzeit und zelebrierten dabei phasenweise wahren Feinkost-Fußball.
Dieses Jahr nun standen sich Bayern und Werder bekanntlich wieder in einem Finale gegenüber. Und wie im Endspiel anno 2000 gelang dem Rekordmeister wiederum eine Weltklasse-Leistung. Dank eines abermals überragenden Arjen Robben ließ man den Hanseaten am Abend des 15. Mai praktisch keine Chance und siegte am Ende auch in der Höhe verdient mit 4:0.
Nun also ist vorerst Schluss mit den Endspiel-Duellen. Glücksfee Steffi Jones hatten die beiden Mannschaften bereits in der 2. Runde zueinander gelost. Ein neues Kapitel in der inzwischen längst traditionellen Rivalität zwischen Bayern und Bremen wird aufgeschlagen...
Finale 2010: Ribéry trifft zum 3:0 – diesmal muss es auch ohne ihn klappen.
Aufrufe: 4686 | Kommentare: 18 | Bewertungen: 7 | Erstellt:25.10.2010
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KOMMENTARE
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25.10.2010 | 19:25 Uhr
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fcbm007 :
bin auch auf Morgen gespannt und sehe eigentlich "schwarz" für uns... ja, Heute sehe ich es mal negativ... hoffe das hilft mal und die gewinnen, aber das gibt eine Klatsche gegen die Bremer.. Pokal adeeeee
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25.10.2010 | 18:30 Uhr
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Skim :
Muss mich Ulifan anschließen Schöne Zusammenstellung der Spiele.Gegen Bremen möchte ich aber eig generell nie Pokalspiele bestreiten. Das sind so Wundertüten. Wenns sein muss packen die für 5 Minuten vor Schluss ihre Offensivkraft aus und hauen dann 2-3 Bälle ins Netz. Kommen eigentlich ziemlich ungünstig für uns.
Mit einem Sieg würden wir aber den leichten Aufwärtstrend bestätigen.
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25.10.2010 | 18:21 Uhr
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UliFan :
@ FlippsNachdem ich morgen auch drin bin, beruhigt mich das sehr .
Dann lohnt sich das frieren wenigstens
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25.10.2010 | 18:18 Uhr
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Flipps :
Mit mir im Stadion haben wir noch nie ein Pokalspiel verloren. Die Serie wird halten
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25.10.2010 | 18:07 Uhr
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UliFan :
Schöne Vor-/Rückschau, 10 P Eigentlich ist es schade, dass es schon in der 2.Runde zu so einer Partie kommt. Ich bin gespannt was morgen schwächer ist: unsere Offensive oder die Bremer Defensive ^^
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