31.03.2011 um 21:18 Uhr
Geschrieben von Voegi
Blick zurück nach vorn (IX)
Die Fohlen in München
Machen wir uns nichts vor: Das Duell zwischen dem FC Bayern und den Borussen aus Mönchengladbach ist längst nicht mehr der elektrisierender Klassiker, der er einmal war. Mit dem sportlichen Abstieg der Borussen hat das einst so prestigeträchtige Aufeinandertreffen der ehemaligen Erzrivalen deutlich an Reiz an und Spannung verloren. Und dennoch ist Bayern gegen Gladbach noch immer etwas ganz Besonderes. Grund genug zurückschauen auf unvergessliche Bayern-Heimspiele gegen Mönchengladbach in den letzten 25 Jahren:
Bald ein Vierteljahrhundert ist es nun her, dass die Borussen in München eine herbe, wenngleich nicht übermäßig schmerzhafte 6:0-Klatsche erlitten. Das 6:0 vom 26. April 1986 dürfte den Gladbachern nämlich deutlich weniger weh getan haben als den Bremern, die zeitgleich 1:2 in Stuttgart verloren und damit buchstäblich in letzter Sekunde die sicher geglaubte Meisterschale aus den Händen gaben. Nachdem wenige Tage zuvor Michael Kutzop den wohl legendärsten Elfmeter der Bundesliga-Geschichte an den Pfosten gesetzt und damit die vorzeitige Meisterentscheidung versäumt hatte, kam es am letzten Aprilwochenende des WM-Jahres zu einem denkwürdigen Herzschlagfinale. Die Spannung bezog der Showdown jedoch vorwiegend aus dem Geschehen im Stuttgarter Neckarstadion. Denn während Werder Bremen in der Schlussphase drauf und dran war, den meisterschaftssichernden Ausgleichstreffer zu erzielen, war das Spiel in München bereits nach einer knappen halben Stunde so gut wie entschieden. Lothar Matthäus traf schon nach wenigen Sekunden zur 1:0-Führung, die Dieter Hoeneß gut 20 Minuten später zum vorentscheidenden 2:0 ausbaute. Nach dem Seitenwechsel erzielten die Bayern noch weitere vier Treffer, waren gedanklich aber längst in Stuttgart und drückten den Gastgebern die Daumen.
Das Comeback des Tünn
Solch ein Kantersieg sollte den Münchnern bis heute gegen die Gladbacher nicht mehr gelingen. Die Ergebnisse fielen gleichwohl oftmals deutlich aus, so wie am 26. Oktober 1991, als die damals von Sören Lerby trainierte Bayern-Elf durch Tore von Mazinho (2) und Effenberg mit 3:0 gewann. So bemerkenswert Bundesligatore des Fehleinkaufs Mazinho auch gewesen sein mögen, so sehr fokussierte sich das Interesse an diesem Oktobernachmittag doch auf eine ganz andere Person. Harald "Toni" Schumacher gab nach über drei Jahren Abstinenz sein Comeback in der Bundesliga, und das ausgerechnet im Dress des FC Bayern. Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Raimond Aumann und Gerry Hillringhaus sprang der damals 37jährige Ex-Nationalkeeper für insgesamt acht Bundesligaspiele beim Rekordmeister ein und macht seine Sache insgesamt sehr gut.
Beim nächsten Aufeinandertreffen der beiden Teams im Olympiastadion ein knappes Jahr später stand wieder ein Torhüter im Mittelpunkt des Interesses. Als die Bayern kurz vor der Partie durch Thomas Helmer den vermeintlich siegbringenden 2:1-Treffer erzielten, setzte die Borussia in den Schlusssekunden noch einmal alles auf eine Karte und beorderte bei einem Eckball Keeper Dirk Heyne in den gegnerischen Strafraum. Es kam, wie es – aus Bayern-Sicht – kommen musste: Heyne nahm die Ecke per Dropkick ab, drosch den Ball an den Pfosten, von wo er Borussen-Stürmer Martin Max vor die Füße prallte, der problemlos zum 2:2 abstauben konnte. Ein mehr als ärgerlicher Punktverlust.
Effes großer Tag
Eine Niederlage hatten die Bayern gegen die Fohlen aber in der Bundesliga bis dahin nicht hinnehmen müssen. Diese weiße Weste verloren die Münchener erst drei Jahre später. Am 14. Oktober 1995 war es soweit: Borussia Mönchengladbach gewann in München mit 2:1. Und ausgerechnet ein ehemaliger (und späterer) Bayern-Akteur hatten an diesem Erfolg entscheidenden Anteil. Stefan Effenberg, der bereits von 1990 bis 1992 in München gespielt hatte, schoss das 1:0 für die Gäste und überzeugte mit einem starken Auftritt im Olympiastadion. Das 2:0 erzielte Andreas Herzog mit einem Eigentor und besiegelte damit die erste Bayern-Heimniederlage gegen die Borussen, an der auch Jean-Pierre Papins später Anschlusstreffer nichts mehr zu verändern vermochte.
Ausgerechnet Effe führte die Borussia zum bislang einzigen Sieg bei den Bayern.
Ein weiterer Drei-Punkte-Erfolg bei den Bayern blieb den Borussen bis zum heutigen Zeitpunkt verwehrt. In den folgenden elf Bundesliga-Heimspielen behielten zumeist die Bayern die Oberhand. Zwei Remis stehen insgesamt neun Siege gegenüber. Das spektakulärste Match ereignete sich dabei wohl am 1. Mai 1999, als die Gastgeber nicht nur durch einen von Toni Polster verwandelten Elfmeter in Rückstand gingen, sondern fortan in Unterzahl agieren mussten. Oliver Kahn ärgerte sich über den Rückstand offenkundig so sehr, dass er den Ball in Richtung Marienplatz ballerte und von Schiri Lutz Wagner mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde. Für Kahn war es der erste von insgesamt zwei Platzverweisen seiner Bundesligakarriere (den zweiten erhielt er zwei Jahre später nach seiner legendären Volleyball-Einlage in Rostock). Die dezimierten Bayern drehten gegen den designierten Absteiger vom Niederrhein nun richtig auf, erzielten den Ausgleich und ließen sich auch durch den zwischenzeitlichen Führungstreffer der Gäste nicht aufhalten. Alexander Zickler war es schließlich, der die Bayern mit einem Doppelpack zum Sieg und, da Leverkusen zeitglich gegen Hertha patzte, praktisch zur Meisterschaft schoss.
Badstubers Premiere
Zur Eröffnung der Spielzeit 2005/2006 gelang den Bayern gegen die Borussen ein ähnliches Kunststück. Wieder agierten die Gastgeber lange Zeit in Unterzahl (Neuzugang Valerien Ismael holte sich in seinem ersten Match eine Gelb-Rote Karte ab) und wieder siegte man am Ende souverän (3:0). Zuletzt taten sich die Bayern zu Hause gegen die Borussen deutlich schwerer. 2006 kam man nicht über ein 1:1 hinaus. 2009 reichte es unter dem frischgebackenen Interimscoach Jupp Heynckes nur zu einem knapp 2:1. Ein Ergebnis, das man im Dezember desselben Jahres wiederholen konnte. Die van Gaal-Elf siegte damals durch das erste (und bislang einzige) Bundesligator von Holger Badstuber wiederum mit 2:1 gegen die Borussen.
Ein Trend ist also nicht zu übersehen: Wenn Bayern und Gladbach aufeinandertreffen, sind Auswärtssiege die absolute Ausnahme. In den letzten 25 Jahren konnte in der Bundesliga nur vier Mal die Gastmannschaft das Feld als Sieger verlassen. Nur ein Auswärtssieg geht dabei auf das Konto der Borussen. Wollen wir aus Bayern-Sicht darauf hoffen, dass es so bleibt.
Machen wir uns nichts vor: Das Duell zwischen dem FC Bayern und den Borussen aus Mönchengladbach ist längst nicht mehr der elektrisierender Klassiker, der er einmal war. Mit dem sportlichen Abstieg der Borussen hat das einst so prestigeträchtige Aufeinandertreffen der ehemaligen Erzrivalen deutlich an Reiz an und Spannung verloren. Und dennoch ist Bayern gegen Gladbach noch immer etwas ganz Besonderes. Grund genug zurückschauen auf unvergessliche Bayern-Heimspiele gegen Mönchengladbach in den letzten 25 Jahren:
Bald ein Vierteljahrhundert ist es nun her, dass die Borussen in München eine herbe, wenngleich nicht übermäßig schmerzhafte 6:0-Klatsche erlitten. Das 6:0 vom 26. April 1986 dürfte den Gladbachern nämlich deutlich weniger weh getan haben als den Bremern, die zeitgleich 1:2 in Stuttgart verloren und damit buchstäblich in letzter Sekunde die sicher geglaubte Meisterschale aus den Händen gaben. Nachdem wenige Tage zuvor Michael Kutzop den wohl legendärsten Elfmeter der Bundesliga-Geschichte an den Pfosten gesetzt und damit die vorzeitige Meisterentscheidung versäumt hatte, kam es am letzten Aprilwochenende des WM-Jahres zu einem denkwürdigen Herzschlagfinale. Die Spannung bezog der Showdown jedoch vorwiegend aus dem Geschehen im Stuttgarter Neckarstadion. Denn während Werder Bremen in der Schlussphase drauf und dran war, den meisterschaftssichernden Ausgleichstreffer zu erzielen, war das Spiel in München bereits nach einer knappen halben Stunde so gut wie entschieden. Lothar Matthäus traf schon nach wenigen Sekunden zur 1:0-Führung, die Dieter Hoeneß gut 20 Minuten später zum vorentscheidenden 2:0 ausbaute. Nach dem Seitenwechsel erzielten die Bayern noch weitere vier Treffer, waren gedanklich aber längst in Stuttgart und drückten den Gastgebern die Daumen.
Das Comeback des Tünn
Solch ein Kantersieg sollte den Münchnern bis heute gegen die Gladbacher nicht mehr gelingen. Die Ergebnisse fielen gleichwohl oftmals deutlich aus, so wie am 26. Oktober 1991, als die damals von Sören Lerby trainierte Bayern-Elf durch Tore von Mazinho (2) und Effenberg mit 3:0 gewann. So bemerkenswert Bundesligatore des Fehleinkaufs Mazinho auch gewesen sein mögen, so sehr fokussierte sich das Interesse an diesem Oktobernachmittag doch auf eine ganz andere Person. Harald "Toni" Schumacher gab nach über drei Jahren Abstinenz sein Comeback in der Bundesliga, und das ausgerechnet im Dress des FC Bayern. Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Raimond Aumann und Gerry Hillringhaus sprang der damals 37jährige Ex-Nationalkeeper für insgesamt acht Bundesligaspiele beim Rekordmeister ein und macht seine Sache insgesamt sehr gut.
Beim nächsten Aufeinandertreffen der beiden Teams im Olympiastadion ein knappes Jahr später stand wieder ein Torhüter im Mittelpunkt des Interesses. Als die Bayern kurz vor der Partie durch Thomas Helmer den vermeintlich siegbringenden 2:1-Treffer erzielten, setzte die Borussia in den Schlusssekunden noch einmal alles auf eine Karte und beorderte bei einem Eckball Keeper Dirk Heyne in den gegnerischen Strafraum. Es kam, wie es – aus Bayern-Sicht – kommen musste: Heyne nahm die Ecke per Dropkick ab, drosch den Ball an den Pfosten, von wo er Borussen-Stürmer Martin Max vor die Füße prallte, der problemlos zum 2:2 abstauben konnte. Ein mehr als ärgerlicher Punktverlust.
Effes großer Tag
Eine Niederlage hatten die Bayern gegen die Fohlen aber in der Bundesliga bis dahin nicht hinnehmen müssen. Diese weiße Weste verloren die Münchener erst drei Jahre später. Am 14. Oktober 1995 war es soweit: Borussia Mönchengladbach gewann in München mit 2:1. Und ausgerechnet ein ehemaliger (und späterer) Bayern-Akteur hatten an diesem Erfolg entscheidenden Anteil. Stefan Effenberg, der bereits von 1990 bis 1992 in München gespielt hatte, schoss das 1:0 für die Gäste und überzeugte mit einem starken Auftritt im Olympiastadion. Das 2:0 erzielte Andreas Herzog mit einem Eigentor und besiegelte damit die erste Bayern-Heimniederlage gegen die Borussen, an der auch Jean-Pierre Papins später Anschlusstreffer nichts mehr zu verändern vermochte.
Ausgerechnet Effe führte die Borussia zum bislang einzigen Sieg bei den Bayern.
Ein weiterer Drei-Punkte-Erfolg bei den Bayern blieb den Borussen bis zum heutigen Zeitpunkt verwehrt. In den folgenden elf Bundesliga-Heimspielen behielten zumeist die Bayern die Oberhand. Zwei Remis stehen insgesamt neun Siege gegenüber. Das spektakulärste Match ereignete sich dabei wohl am 1. Mai 1999, als die Gastgeber nicht nur durch einen von Toni Polster verwandelten Elfmeter in Rückstand gingen, sondern fortan in Unterzahl agieren mussten. Oliver Kahn ärgerte sich über den Rückstand offenkundig so sehr, dass er den Ball in Richtung Marienplatz ballerte und von Schiri Lutz Wagner mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde. Für Kahn war es der erste von insgesamt zwei Platzverweisen seiner Bundesligakarriere (den zweiten erhielt er zwei Jahre später nach seiner legendären Volleyball-Einlage in Rostock). Die dezimierten Bayern drehten gegen den designierten Absteiger vom Niederrhein nun richtig auf, erzielten den Ausgleich und ließen sich auch durch den zwischenzeitlichen Führungstreffer der Gäste nicht aufhalten. Alexander Zickler war es schließlich, der die Bayern mit einem Doppelpack zum Sieg und, da Leverkusen zeitglich gegen Hertha patzte, praktisch zur Meisterschaft schoss.
Badstubers Premiere
Zur Eröffnung der Spielzeit 2005/2006 gelang den Bayern gegen die Borussen ein ähnliches Kunststück. Wieder agierten die Gastgeber lange Zeit in Unterzahl (Neuzugang Valerien Ismael holte sich in seinem ersten Match eine Gelb-Rote Karte ab) und wieder siegte man am Ende souverän (3:0). Zuletzt taten sich die Bayern zu Hause gegen die Borussen deutlich schwerer. 2006 kam man nicht über ein 1:1 hinaus. 2009 reichte es unter dem frischgebackenen Interimscoach Jupp Heynckes nur zu einem knapp 2:1. Ein Ergebnis, das man im Dezember desselben Jahres wiederholen konnte. Die van Gaal-Elf siegte damals durch das erste (und bislang einzige) Bundesligator von Holger Badstuber wiederum mit 2:1 gegen die Borussen.
Ein Trend ist also nicht zu übersehen: Wenn Bayern und Gladbach aufeinandertreffen, sind Auswärtssiege die absolute Ausnahme. In den letzten 25 Jahren konnte in der Bundesliga nur vier Mal die Gastmannschaft das Feld als Sieger verlassen. Nur ein Auswärtssieg geht dabei auf das Konto der Borussen. Wollen wir aus Bayern-Sicht darauf hoffen, dass es so bleibt.
Aufrufe: 7901 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 9 | Erstellt:31.03.2011
ø 9.0
KOMMENTARE
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01.04.2011 | 22:01 Uhr
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HardVanHintje :
wat nen käsegesicht
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01.04.2011 | 07:17 Uhr
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Ja, die guten alten Zeiten, als man nach dem Spiel der Roten gegen die Fohlen mehr oder weniger wußte, wer in dieser Saison die Schale gen Himmel heben wird... Tempi passati!
War aber auch in den letzten Jahren, obwohl wir immer in der Tabelle deutlich vor Gladbach lagen, oft ein enges Match... Mal schauen, was am Sa passieren wird.
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01.04.2011 | 07:06 Uhr
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Goleo06 :
Wieder mal ein sehr schöner Appetizer von dir.
Freu mich schon schon wie Bolle auf das Spiel nach der Länderspielpause. Hoffentlich schaffe ich es rechtzeitig nach Hause.
Denen die es live verfolgen können wünsche ich viel Spaß. Und macht mal ordentlich Stimmung.
3 Punkte sind Pflicht!
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31.03.2011 | 21:34 Uhr
-1
fcbm007 :
sehr starker Blick zurück nach vorne freu mich, dieses Spiel mit einigen aus dieser Gruppe live verfolgen zu können und den überlegenen Sieg gegen Gladbach, anschließend ordentlich feiern zu können
Spoxchef, Alex Marx, wird unser Sieg wohl weniger schmecken und ich hoffe er kneift nicht mit uns hinterher mitzufeiern^^
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