17.11.2010 um 17:21 Uhr
Geschrieben von Voegi
Blick zurück nach vorn (V)
In Leverkusen
Dass man den Rekordmeister nie abschreiben darf und immer damit rechnen muss, dass die Münchner ein verloren scheinendes Spiel noch drehen, ist bekannt. Doch wann schafften es die Bayern in einem Bundesligaspiel zuletzt, einen 0:3-Rückstand noch in einen Sieg zu verwandeln? Die Antwort mag überraschen. Sage und schreibe 22 Jahre ist es her, dass dem FCB dieses Kunststück gelang. Am letzten Spieltag der Saison 1987/88 lag man in Leverkusen nach 18 Minuten bereits mit 3:0 zurück und schien die Punkte im Haberland-Stadion zu lassen. Doch die Gäste, für die es an jenem 21. Mai 1988 praktisch um nichts mehr ging (Werder Bremen stand bereits als Meister fest) kämpften sich zurück. Nach dem 3:1-Treffer durch Lothar Matthäus gelang einem gewissen Uli Bayerschmidt in der 2. Halbzeit der Anschluss. Jürgen Wegmann war es schließlich vorbehalten, die Partie mit Ausgleichs- und Siegtreffer die endgültige Wende zu geben. In einem furiosen Spiel hatte man man die Ribbeck-Elf mit 4:3 geschlagen und damit ein weiteres Beispiel für das Phänomen der kuriosen Begegnungen an letzten Spieltagen geliefert.
Loddars Urknall
In den Folgejahren sollten die Begegnungen der beiden Mannschaften nicht mehr diesen Unterhaltungswert jenes Aufeinandertreffens aus dem Mai 1988 besitzen. Erst im November 1992 wartete das Duell Bayer gegen Bayern mit einer bemerkenswerten Dramaturgie auf. Bereits nach 11 Minuten gingen die Leverkusener, seinerzeit von Bayerns einstigem Interimscoach Reinhard Saftig trainiert, durch Heiko Scholz in Führung und konnten diese auch in die 2. Halbzeit retten. Was dann folgte, war ein einziger Sturmlauf der Bayern, auf deren Trainerbank damals niemand anders als der ehemalige Bayer-Coach Erick Ribbeck saß. Das unermüdliche Anrennen der Bayern wurde mit einem hochverdienten 4:2-Auswärtssieg belohnt. Der Höhepunkt dieses tristen Novembernachmittags lag jedoch zweifelsohne im 2:1-Führungstreffer durch Lothar Matthäus: Mehmet Scholl zwirbelte einen Eckstoß entgegen sonstiger Gewohnheit weit hinter die Sechzehnmeterlinie, wo Bayerns Mittelfeld-As wartete und den Ball volley und mit voller Wucht in Richtung Leverkusener Tor beförderte. Die Kugel flog wie an der Schnur gezogen an die Latte und prallte von da zum Entsetzen des verdutzten Bayer-Keepers Rüdiger Vollborn im Kasten ein. Ein grandioser Treffer, der von den Zuschauern der ARD-Sportschau später zum Tor des Jahres 1992 gewählt wurde. Es war Matthäus' erstes Pflichtspieltor für die Bayern nach seiner Rückkehr aus Italien und damit gleichzeitig ein Fingerzeig an all seine Kritiker, die zu diesem Zeitpunkt schwere Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit hegten.
Matthäus zieht ab – das Tor des Jahres 1992.
Zwei Klatschen in Folge
Leverkusen gegen Bayern – das waren oftmals berauschende und torreiche Begegnungen, die aber nicht immer zu Gunsten der Gäste ausgingen. So geschehen in der Spielzeit 1996/97, als die Bayern mit 2:5 unterlagen und in eine echte Krise schlidderten. Wiederum lagen die Bayern schnell mit 3:0 hinten. Und wiederum schien sich das Blatt doch noch zu wenden. Denn als Mario Basler Mitte der 2. Halbzeit den 3:2-Anschlusstreffer markierte, glaubten wohl die meisten Bayern-Anhänger noch an die komplette Wende. Doch der Held des Abends war an diesem 9. März 1997 kein Bayern-Akteur, sondern Leverkusens Markus Feldhoff, der insgesamt dreimal erfolgreich war und den Sieg mit seinen Treffern zum 4:2 und 5:2 quasi im Alleingang unter Dach und Fach brachte.
In der Folgespielzeit sannen die Bayern dann auf Revanche. Und schnell sah es so aus, als würde ihnen dieses Vorhaben auch glücken. Nach Treffern von Elber und Jancker lag man kurz vor der Pause nicht nur mit 2:0 in Front – man spielte auch in Überzahl, da Christian Wörns Mitte der Halbzeit des Feldes verwiesen worden war. Alles, aber auch wirklich sprach für einen klaren Auswärtssieg. Doch es kam anders. Jan Heintze gelang noch vor dem Pausenpfiff der Anschlusstreffer. Und Ulf Kirsten drehte die Partie im zweiten Spielabschnitt mit einem lupenreinen Hattrick. Zwei seiner drei Treffer gegen eine vollständig indisponierte Bayern-Abwehr gelangen ihm dabei in den Schlussminuten. Eine mehr als unnötige Niederlage, die sinnbildlich für eine verkorkste Bayern-Saison stand.
Magaths Waterloo
Ein vergleichbares Desaster erlebten die Münchener auch zu Beginn der Saison 2004/2005 bei der 1:4-Niederlage in Leverkusen. Diesmal waren es Berbatov und Franca, die eine abermals chaotische und desorientierte Bayern-Defensive in ihre Einzelteile zerlegten. Schnell wurden Zweifel an Bayern-Coach Felix Magath laut, der erst zu Saisonbeginn das Zepter an der Säbener Straße übernommen hatte. Doch in der Folge wurde das Bayern-Spiel strukturierter und ansehnlicher. Und so reiste man in der Folgesaison als Titelverteidiger nach Leverkusen und konnte diesmal seiner Favoritenstellung gerecht werden. Beim 5:2-Sieg am 13. August 2005 waren die Münchener den Gastgebern in allen Belangen überlegen und zelebrierten dabei phasenweise echten Zauberfußball. Bester Mann an diesem Nachmittag war übrigens Ali Karimi, der mit seinem Gala-Auftritt Hoffnung nährte, er könne sich in München zum Weltstar entwickeln. Eine Erwartungshaltung, der er in der Folge nicht ansatzweise gerecht wurde.
Ein Jahr darauf präsentierten sich die Bayern deutlich geschwächt in der BayArena. Die Abgänge von Michael Ballack und Zé Roberto waren nicht spurlos an der Magath-Elf vorübergangen. So lag der Titelverteidiger nach dem 11. Spieltag der Saison 2006/2007 nur auf Rang fünf, sechs Punkte hinter Spitzenreiter Werder Bremen. Ein Sieg in Leverkusen war also Pflicht, um wieder Tuchfühlung zur Spitze aufzunehmen. Die Bayern führten schnell mit 1:0. Doch die Gastgeber konnten das Spiel in der 2. Halbzeit noch einmal drehen und lagen zehn Minuten vor Abpfiff mit 2:1 in Führung. Da es aber irgendwie eine Art ungeschriebenes Gesetz zu geben scheint, nach dem Gastspiele der Bayern in Leverkusen regelmäßig mit unvorhergesehen Wendungen verbunden sind, kämpfte sich der FCB noch einmal ins Spiel zurück. Am Ende stand – wohl auch zur eigenen Überraschung – ein kaum mehr für möglich gehaltener 3:2-Auswärtssieg.
Zuletzt jedoch boten die Begegnungen der beiden Teams in BayArena nicht mehr diese mitreißende Dramaturgie der Vergangenheit. 2007 gewannen Ribéry & Co. in Leverkusen mit 1:0, in der Saison darauf gewann man gar mit 2:0. In der vergangenen Spielzeit endete das Aufeinandertreffen mit einem schmucklosen 1:1-Remis. Und dennoch verheißt Bayer gegen Bayern immer eine Menge Spannung und Dramatik. Vielleicht also erleben wir auch dieses Mal ein mitreißendes Match, wenngleich für die Bayern nur das Ergebnis von Bedeutung sein dürfte…
Dass man den Rekordmeister nie abschreiben darf und immer damit rechnen muss, dass die Münchner ein verloren scheinendes Spiel noch drehen, ist bekannt. Doch wann schafften es die Bayern in einem Bundesligaspiel zuletzt, einen 0:3-Rückstand noch in einen Sieg zu verwandeln? Die Antwort mag überraschen. Sage und schreibe 22 Jahre ist es her, dass dem FCB dieses Kunststück gelang. Am letzten Spieltag der Saison 1987/88 lag man in Leverkusen nach 18 Minuten bereits mit 3:0 zurück und schien die Punkte im Haberland-Stadion zu lassen. Doch die Gäste, für die es an jenem 21. Mai 1988 praktisch um nichts mehr ging (Werder Bremen stand bereits als Meister fest) kämpften sich zurück. Nach dem 3:1-Treffer durch Lothar Matthäus gelang einem gewissen Uli Bayerschmidt in der 2. Halbzeit der Anschluss. Jürgen Wegmann war es schließlich vorbehalten, die Partie mit Ausgleichs- und Siegtreffer die endgültige Wende zu geben. In einem furiosen Spiel hatte man man die Ribbeck-Elf mit 4:3 geschlagen und damit ein weiteres Beispiel für das Phänomen der kuriosen Begegnungen an letzten Spieltagen geliefert.
Loddars Urknall
In den Folgejahren sollten die Begegnungen der beiden Mannschaften nicht mehr diesen Unterhaltungswert jenes Aufeinandertreffens aus dem Mai 1988 besitzen. Erst im November 1992 wartete das Duell Bayer gegen Bayern mit einer bemerkenswerten Dramaturgie auf. Bereits nach 11 Minuten gingen die Leverkusener, seinerzeit von Bayerns einstigem Interimscoach Reinhard Saftig trainiert, durch Heiko Scholz in Führung und konnten diese auch in die 2. Halbzeit retten. Was dann folgte, war ein einziger Sturmlauf der Bayern, auf deren Trainerbank damals niemand anders als der ehemalige Bayer-Coach Erick Ribbeck saß. Das unermüdliche Anrennen der Bayern wurde mit einem hochverdienten 4:2-Auswärtssieg belohnt. Der Höhepunkt dieses tristen Novembernachmittags lag jedoch zweifelsohne im 2:1-Führungstreffer durch Lothar Matthäus: Mehmet Scholl zwirbelte einen Eckstoß entgegen sonstiger Gewohnheit weit hinter die Sechzehnmeterlinie, wo Bayerns Mittelfeld-As wartete und den Ball volley und mit voller Wucht in Richtung Leverkusener Tor beförderte. Die Kugel flog wie an der Schnur gezogen an die Latte und prallte von da zum Entsetzen des verdutzten Bayer-Keepers Rüdiger Vollborn im Kasten ein. Ein grandioser Treffer, der von den Zuschauern der ARD-Sportschau später zum Tor des Jahres 1992 gewählt wurde. Es war Matthäus' erstes Pflichtspieltor für die Bayern nach seiner Rückkehr aus Italien und damit gleichzeitig ein Fingerzeig an all seine Kritiker, die zu diesem Zeitpunkt schwere Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit hegten.
Matthäus zieht ab – das Tor des Jahres 1992.
Zwei Klatschen in Folge
Leverkusen gegen Bayern – das waren oftmals berauschende und torreiche Begegnungen, die aber nicht immer zu Gunsten der Gäste ausgingen. So geschehen in der Spielzeit 1996/97, als die Bayern mit 2:5 unterlagen und in eine echte Krise schlidderten. Wiederum lagen die Bayern schnell mit 3:0 hinten. Und wiederum schien sich das Blatt doch noch zu wenden. Denn als Mario Basler Mitte der 2. Halbzeit den 3:2-Anschlusstreffer markierte, glaubten wohl die meisten Bayern-Anhänger noch an die komplette Wende. Doch der Held des Abends war an diesem 9. März 1997 kein Bayern-Akteur, sondern Leverkusens Markus Feldhoff, der insgesamt dreimal erfolgreich war und den Sieg mit seinen Treffern zum 4:2 und 5:2 quasi im Alleingang unter Dach und Fach brachte.
In der Folgespielzeit sannen die Bayern dann auf Revanche. Und schnell sah es so aus, als würde ihnen dieses Vorhaben auch glücken. Nach Treffern von Elber und Jancker lag man kurz vor der Pause nicht nur mit 2:0 in Front – man spielte auch in Überzahl, da Christian Wörns Mitte der Halbzeit des Feldes verwiesen worden war. Alles, aber auch wirklich sprach für einen klaren Auswärtssieg. Doch es kam anders. Jan Heintze gelang noch vor dem Pausenpfiff der Anschlusstreffer. Und Ulf Kirsten drehte die Partie im zweiten Spielabschnitt mit einem lupenreinen Hattrick. Zwei seiner drei Treffer gegen eine vollständig indisponierte Bayern-Abwehr gelangen ihm dabei in den Schlussminuten. Eine mehr als unnötige Niederlage, die sinnbildlich für eine verkorkste Bayern-Saison stand.
Magaths Waterloo
Ein vergleichbares Desaster erlebten die Münchener auch zu Beginn der Saison 2004/2005 bei der 1:4-Niederlage in Leverkusen. Diesmal waren es Berbatov und Franca, die eine abermals chaotische und desorientierte Bayern-Defensive in ihre Einzelteile zerlegten. Schnell wurden Zweifel an Bayern-Coach Felix Magath laut, der erst zu Saisonbeginn das Zepter an der Säbener Straße übernommen hatte. Doch in der Folge wurde das Bayern-Spiel strukturierter und ansehnlicher. Und so reiste man in der Folgesaison als Titelverteidiger nach Leverkusen und konnte diesmal seiner Favoritenstellung gerecht werden. Beim 5:2-Sieg am 13. August 2005 waren die Münchener den Gastgebern in allen Belangen überlegen und zelebrierten dabei phasenweise echten Zauberfußball. Bester Mann an diesem Nachmittag war übrigens Ali Karimi, der mit seinem Gala-Auftritt Hoffnung nährte, er könne sich in München zum Weltstar entwickeln. Eine Erwartungshaltung, der er in der Folge nicht ansatzweise gerecht wurde.
Ein Jahr darauf präsentierten sich die Bayern deutlich geschwächt in der BayArena. Die Abgänge von Michael Ballack und Zé Roberto waren nicht spurlos an der Magath-Elf vorübergangen. So lag der Titelverteidiger nach dem 11. Spieltag der Saison 2006/2007 nur auf Rang fünf, sechs Punkte hinter Spitzenreiter Werder Bremen. Ein Sieg in Leverkusen war also Pflicht, um wieder Tuchfühlung zur Spitze aufzunehmen. Die Bayern führten schnell mit 1:0. Doch die Gastgeber konnten das Spiel in der 2. Halbzeit noch einmal drehen und lagen zehn Minuten vor Abpfiff mit 2:1 in Führung. Da es aber irgendwie eine Art ungeschriebenes Gesetz zu geben scheint, nach dem Gastspiele der Bayern in Leverkusen regelmäßig mit unvorhergesehen Wendungen verbunden sind, kämpfte sich der FCB noch einmal ins Spiel zurück. Am Ende stand – wohl auch zur eigenen Überraschung – ein kaum mehr für möglich gehaltener 3:2-Auswärtssieg.
Zuletzt jedoch boten die Begegnungen der beiden Teams in BayArena nicht mehr diese mitreißende Dramaturgie der Vergangenheit. 2007 gewannen Ribéry & Co. in Leverkusen mit 1:0, in der Saison darauf gewann man gar mit 2:0. In der vergangenen Spielzeit endete das Aufeinandertreffen mit einem schmucklosen 1:1-Remis. Und dennoch verheißt Bayer gegen Bayern immer eine Menge Spannung und Dramatik. Vielleicht also erleben wir auch dieses Mal ein mitreißendes Match, wenngleich für die Bayern nur das Ergebnis von Bedeutung sein dürfte…
Aufrufe: 4383 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 8 | Erstellt:17.11.2010
ø 8.3
KOMMENTARE
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17.11.2010 | 17:59 Uhr
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Schöner Rückblick an die Spiele Lev : Fc B, und damit ein schöner Appetittmacher für Sa.
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