In der Arena Auf Schalke

Der 18. Januar 2003 markiert gewiss keinen Meilenstein in der Vereinshistorie des FC Bayern. Und dennoch geschah an jenem Winterabend Außergewöhnliches: Die Münchener siegten zum ersten Mal in der Arena Auf Schalke. Überschwängliche Freude kam ob dieses Auswärtserfolges gleichwohl nicht auf. Es war das Abschiedsspiel des einstigen Bayern-Spielers Olaf Thon, der an jenem 18. Januar die Bühne der Profi-Fußballer endgültig verließ. Das Resultat war dementsprechend zweitrangig. Es sollte jedoch der letzte Sieg der Bayern in Gelsenkirchen bis zum März 2008 bleiben.

So schien die 2001 eingeweihte Mehrzweck-Arena der Schalker zunächst kein gutes Pflaster für den FC Bayern zu sein. Gleich beim ersten Auftritt setzte es eine deftige 1:5-Pleite, bei der sich die gesamte Mannschaft des amtierenden Meisters – allen voran Innenverteidiger Thomas Linke – in beklagenswerter Verfassung präsentierte. Der Auftakt in das Fußballjahr 2002 war gründlich misslungen – weitere herbe Niederlagen, darunter das peinliche 1:2 in St. Pauli, sollten folgen. Die Münchener schlidderten in eine schwere Krise und belegten am Ende der Spielzeit einen angesichts der eigenen Ansprüche enttäuschenden dritten Platz.

Zu Null

Die nächsten Gastspiele auf Schalke bescherten den Bayern weitere Pleiten, die jedoch deutlich glimpflicher als jenes schmerzhafte 1:5 im Januar 2002 ausfielen. Die 0:1-Niederlage am 34. Spieltag der Saison 2002/2003 ließ sich sogar leicht verschmerzen. Bereits drei Wochen zuvor hatte man nämlich die Meisterschaft mit einem 2:0-Sieg in Wolfsburg unter Dach und Fach gebracht und spielte fortan nur noch für die Galerie. Das einzige sportliche Ziel lag nunmehr darin, Giovane Elber in Szene zu setzen, um ihn zum Torschützenkönig zu machen. Das Vorhaben gelang – wenn auch mit einem kleinen Schönheitsfehler. Da Elber in Schalke nicht mehr erfolgreich war, musste er sich die Krone mit seinem Bochumer Konkurrenten Thomas Christiansen teilen.

Torerfolge bildeten bei Bayern-Gastspielen auf Schalke ohnehin die Ausnahme. Beim nächsten Aufeinandertreffen im November des gleichen Jahres verlor man 0:2 und vertröstete sich auf eine Revanche in der Folgespielzeit. Doch auch in der Saison 2004/2005 sollte man auf Schalke weder Tore noch Punkte mitnehmen können. Es setzte eine schmerzhafte 0:1-Niederlage, die bei den Gastgebern Hoffnungen auf den ersten Liga-Titel der Vereinsgeschichte näherte. Schalke führte die Tabelle neun Spieltage vor Schluss mit drei Punkten Vorsprung auf den Rivalen von der Isar an. Vieles sprach also dafür, dass die Schalker ihr Trauma aus dem Jahre 2001 würden überwinden und endlich die begehrte Meisterschale an die Ruhr holen können. Doch es kam bekanntlich anders. Die Bayern legten eine beeindruckende Serie von neun Siegen am Stück hin und sicherten sich mit sage und schreibe 14 Punkten Vorsprung den Meistertitel.

Nah dran

Trotz dieser Dominanz sollte der erste Pflichtspiel-Auswärtssieg auf Schalke weiter auf sich warten lassen. Im Oktober 2005 war man jedoch erstmalig ganz nah dran, drei Punkte aus der Arena mit nach Hause zu bringen. Roque Santa Cruz gelang eines seiner selten Tore, das den Gästen eine 1:0-Führung bis in die Nachspielzeit hinein bescherte. Doch Michael Weiners fragwürdiger Elfmeterpfiff und die erfolgreiche Strafstoßausführung des „gefoulten" Larsen verhinderten den so sehnlich begehrten Triumph.

Wiederum musste man sich auf die nächste Chance vertrösten, wiederum reichte es dann aber nur zu einem Remis. Diesmal jedoch unter anderen Vorzeichen. Schalke führte nach einer bärenstarken ersten Halbzeit durch Treffer von Löwenkrands und Kobiashvili bis kurz vor dem Pausenpfiff mit 2:0 und sah schon wie der sichere Sieger aus. Doch Ottls glücklicher Anschluss- und Makaays Ausgleichstreffer kurz nach dem Wiederanpfiff verhinderten eine weitere schmerzliche Pleite in der Arena.

Endlich

Am 1. März 2008 war es dann aber endlich soweit. Bayern München siegte in einem Bundesligaspiel in der Arena Auf Schalke. Nicht ruhmreich, aber doch verdient. Die Hitzfeld-Elf brillierte an diesem 22. Spieltag nicht mit dem traumhaften Kombinationsfußball, wie man ihn sonst von Ribéry & Co. gewohnt war, sondern beschränkte sich auf das Wesentliche: Kämpfen, laufen und arbeiten. Und genau diese Mischung erwies sich letztlich als der Schlüssel zum Erfolg. So genügte Kloses frühe Abstaubertor zum kaum mehr für möglich gehaltenen Premierensieg.

Achte Monate später wiederholte man das Kunststück und siegte wiederum auf Schalke. Diesmal mit 2:1, diesmal aber auch glücklich und eher unverdient. Schalke erspielte sich nämlich an eine Unmenge an Großchancen, scheiterte aber schließlich doch am eigenen Unvermögen. Und nachdem sich die Arena in den ersten Jahren zu einer Art zweitem Betzenberg zu entwickeln schien, in die man die Punkte Breitners Vorschlag entsprechend schon vorab hinschicken konnte, wird sie nun mehr und mehr zu einer Lieblingsstätte der Bayern. Denn auch beim nächsten und bislang letzten Gastspiel auf Schalke blieb man siegreich. Am 3. April diesen Jahres siegten die Münchener durch einen Doppelschlag von Ríbéry und Müller mit 2:1. Dabei geriet die 2. Halbzeit nach Altintops Platzverweis zu einer kleinen Abwehrschlacht, die die Bayern aufgrund Schalker Einfallslosigkeit aber vergleichsweise locker für sich entscheiden konnten.

Die Arena Auf Schalke ist für den FC Bayern also wahrlich kein Ort des Schreckens mehr. Auch im Pokal blieb man dieses Jahr erfolgreich, nachdem es im Halbfinale 2002 noch eine bittere 0:2-Niederlage gesetzt hatte. Es bleibt also abzuwarten, ob man die jüngste Erfolgsserie auf Schalke auch an diesem Samstag wird fortsetzen können. Ein Sieg wäre in jedem Fall eminent wichtig.


Der Garant des Pokalerfolgs aus dem März wird diesmal fehlen.