13.01.2011 um 18:10 Uhr
Geschrieben von Voegi
Blick zurück nach vorn (VII)
Bayerns Rückrundenstarts
Mit dem Spiel in Wolfsburg starten die Bayern an diesem Samstag in eine Rückrunde, die – geht es nach den Wünschen von uns Fans – zur großen Aufholjagd werden soll. 51 Punkte müssen dabei schon rausspringen – mindestens! Was einen Auftaktsieg bei den Wölfen zwangsläufig macht. Aber wie sind die Bayern in den letzten zehn Jahren so in die Rückrunde bzw. in das neue Jahr gestartet? Ein Blick zurück auf die Auftaktpartien der letzten Dekade:
Die Rückrunde der glorreichen Saison 2000/2001 begann für die Bayern mit einem souveränen 3:1-Auswärtssieg bei der Berliner Hertha, die damals – man glaubt es kaum – noch erstklassig war. Dank eines überragenden Stefan Effenberg und eines skurrilen Sitztores unseres "Torjägers" Roque Santa Cruz konnte man die begehrten drei Punkte aus der Hauptstadt mitnehmen. Das Spiel fand seinerzeit noch im alten Jahr statt. Der Auftakt in das Fußballjahr 2001 verlief dagegen deutlich holpriger. Zwar schlug man den VfL Bochum vor heimischer Kulisse mit 3:2 – der Sieg jedoch muss, auch wenn dies Uli Hoeneß die Zornesröte ins Gesicht treiben dürfte, als durchaus glücklich bezeichnet werden. Denn nach zweimaliger Führung, die die Bochumer jeweils ausgleichen konnten, sah es kurz vor Abpfiff nach einem ernüchternden Remis aus. Stefan Effenberg jedoch chippte den Ball wenige Sekunden vor Schluss an Keeper van Duijnhoven vorbei ins Netz und setzte damit ein unverkennbares Signal für den Rest der Spielzeit: Mit Bayern müsste man immer rechnen – bis zur letzten Sekunde.
Das Desaster von Schalke
Ein Jahr später herrschte dagegen Tristesse beim Rekordmeister. Die 1:5-Pleite auf Schalke zu Beginn des Fußballjahres 2002 läutete einer der größten Bayern-Krisen der letzten zehn Jahre ein, in die auch das peinliche 1:2 bei St. Pauli fallen sollte. Die Rückrunde hatte jedoch auch in dieser Spielzeit noch im alten Jahr begonnen – mit einem ernüchternden 0:0 im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Mit der darauffolgenden Klatsche gegen Schalke blieben die Bayern seinerzeit sieben Spiele in Folge sieglos. Eine solche Negativserie hat es bis heute zum Glück nicht noch einmal gegeben.
In der Saison 2002/2003 begann die Rückrunde – wie an sich üblich – im neuen Jahr. Wie in der Folgesaison starteten die Bayern zu Hause gegen Mönchengladbach. Im offiziellen Rückrundeneröffnungsmatch, welches gleichwohl erst am Sonntagabend stattfand, schlug man die Gäste vom Niederrhein mit 3:0. Owen Hargreaves gelang dabei mit einem fulminanten 16-Meter-Schuss das erste Bundesligator seiner Karriere. Den Schlusspunkt setzte Giovane Elber mit einem madjeresken Hackentreffer, der von den Zuschauern der ARD-Sportschau zum Tor des Monats Januar 2003 gekürt wurde.
Makaay & Lizarazu
Für gewöhnlich werden Trainer nicht müde zu betonen, welch Weichenstellung ein Auftaktmach mitunter bedeuten kann. Oftmals ist dies ein Fall für das Phrasenschwein. Manchmal aber ist eben doch etwas Wahres dran. Wie das Beispiel des Rückrundenauftakts der Saison 2003/2004 beweist. Beim Auswärtsspiel in Frankfurt gingen die Bayern bereits nach wenigen Sekunden durch einen Treffer von Roy Makaay in Führung, versäumten es in der Folge aber, den Vorsprung auszubauen. Kurz vor der Pause verschuldete Bixente Lizarazu einen unnötigen Elfmeter, den Skela zum 1:1-Ausgleich in die Maschen setzte. In der 2. Halbzeit taten sich die Bayern schwer und spielten sich kaum noch klare Möglichkeiten heraus. Am Ende blieb es – wie so oft in der Rückrunde 2003/2004 – bei einem unbefriedigenden Unentschieden, das letztlich nur einem wirklich weiter half: dem späteren Meister Werder Bremen.
Auch im Folgejahr stand Lizarazu zum Rückrundenauftakt im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Nach einem halben Jahr bei Olympique Marseille gab der verlorene Sohn beim 3:0 gegen den HSV sein Comeback, musste aber bereits nach acht Minuten verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Für die Highlights mussten an jenem Januarabend im verschneiten Olympiastadion andere Akteure sorgen. Zum Beispiel Roy Makaay, dessen grandioser Lupfer über HSV-Keeper Pieckenhagen zum 3:0-Endstand alle Bayern-Fans in Verzückung versetzte.
Ein vergleichbares spielerisches Glanzlicht wurde den Anhänger beim 3:1-Sieg in Mönchengladbach zum Start der Rückrunde 2005/2006 vorenthalten. Dafür wurden die Zuschauer Zeuge eines einmaligen Naturschauspiels: ein Freistoßtor des FC Bayern, das bis auf weitere das einzige seiner Art bleiben sollte. Michael Ballack entschied sich in der 54. Minute, den Ball kompromisslos auf den Kasten zu hauen, in der Hoffnung, dass er – durch den Gegner abgefälscht – unhaltbar für Borussen-Keeper Keller im Gladbacher Gehäuse einschlagen würde. Die Hoffnung erfüllte sich.
Magath zum Letzten
Für alle Statistikfreunde: Felix Magaths letztes Auswärtsspiel als Bayern-Trainer trug sich am 26. Januar 2007 in Dortmund zu. Bei 2:3-Niederlage gegen den BVB lag man zur Pause zwar mit 2:1 vorne, scheiterte aber an der starken Offensive der erstmalig von Kurzzeitcoach Jürgen Röber trainierten Borussen um Alexander Frei und an eigenen Abwehrschwäche.
In der Folgesaison lief es für den FC Bayern dank Ribéry, Toni & Hitzfeld ungleich besser. Mit geradezu spielerischer Leichtigkeit errang man souverän den Meistertitel. Der Start in die Rückserie gestaltete sich hingegen schwierig. Beim späteren Absteiger aus Rostock führte man zur Pause mit 2:0, ließ im zweiten Spielabschnitt aber jedwede Ordnung vermissen und konnte am Ende froh sein, das Feld noch als Sieger zu verlassen.
Das Fußballjahr 2009 begann für den FC Bayern äußerst verheißungsvoll. Im Pokal-Achtelfinale deklassierte man den VfB Stuttgart mit 5:1 und nährte Hoffnungen auf eine berauschende Rückserie. Bereits drei Tage später kehrte man auf den Boden der Tatsachen zurück. In Hamburg setzte es eine unglückliche 0:1-Niederlage. Unglücklich war der Punktverlust nicht zuletzt deshalb, weil Schiri Kircher einem Toni-Treffer aus unerfindlichen Gründen die Anerkennung versagte.
Im letzten Jahr nun starteten die Bayern mit einem unspektakulären, aber doch höchst verdienten 2:0-Sieg gegen die TSG aus Hoffenheim. Torschütze zum 2:0 war übrigens ein gewisser Miroslav Klose, der bis zum damaligen Zeitpunkt sage und schreibe zehn Monate ohne Bundesliga-Tor geblieben war. Bis zum heutigen Tag sollten allerdings nur zwei weitere Treffer folgen.
Die Bilanz der letzten Rückrundenauftakte fällt also durchaus durchwachsen aus. Oftmals war der Ausgang des Startmatches wegweisend für den weiteren Verlauf der Rückserie. Bleibt also – in unserem Sinne – zu hoffen, dass die Bayern drei Punkte aus Wolfsburg mitnehmen – als Start der großen Aufholjagd?!
Traf fünfmal zum Rückrundenauftakt: Roy Makaay – hier bei seinem Tor zum 3:1 in Gladbach, am 27.1.2006
Mit dem Spiel in Wolfsburg starten die Bayern an diesem Samstag in eine Rückrunde, die – geht es nach den Wünschen von uns Fans – zur großen Aufholjagd werden soll. 51 Punkte müssen dabei schon rausspringen – mindestens! Was einen Auftaktsieg bei den Wölfen zwangsläufig macht. Aber wie sind die Bayern in den letzten zehn Jahren so in die Rückrunde bzw. in das neue Jahr gestartet? Ein Blick zurück auf die Auftaktpartien der letzten Dekade:
Die Rückrunde der glorreichen Saison 2000/2001 begann für die Bayern mit einem souveränen 3:1-Auswärtssieg bei der Berliner Hertha, die damals – man glaubt es kaum – noch erstklassig war. Dank eines überragenden Stefan Effenberg und eines skurrilen Sitztores unseres "Torjägers" Roque Santa Cruz konnte man die begehrten drei Punkte aus der Hauptstadt mitnehmen. Das Spiel fand seinerzeit noch im alten Jahr statt. Der Auftakt in das Fußballjahr 2001 verlief dagegen deutlich holpriger. Zwar schlug man den VfL Bochum vor heimischer Kulisse mit 3:2 – der Sieg jedoch muss, auch wenn dies Uli Hoeneß die Zornesröte ins Gesicht treiben dürfte, als durchaus glücklich bezeichnet werden. Denn nach zweimaliger Führung, die die Bochumer jeweils ausgleichen konnten, sah es kurz vor Abpfiff nach einem ernüchternden Remis aus. Stefan Effenberg jedoch chippte den Ball wenige Sekunden vor Schluss an Keeper van Duijnhoven vorbei ins Netz und setzte damit ein unverkennbares Signal für den Rest der Spielzeit: Mit Bayern müsste man immer rechnen – bis zur letzten Sekunde.
Das Desaster von Schalke
Ein Jahr später herrschte dagegen Tristesse beim Rekordmeister. Die 1:5-Pleite auf Schalke zu Beginn des Fußballjahres 2002 läutete einer der größten Bayern-Krisen der letzten zehn Jahre ein, in die auch das peinliche 1:2 bei St. Pauli fallen sollte. Die Rückrunde hatte jedoch auch in dieser Spielzeit noch im alten Jahr begonnen – mit einem ernüchternden 0:0 im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Mit der darauffolgenden Klatsche gegen Schalke blieben die Bayern seinerzeit sieben Spiele in Folge sieglos. Eine solche Negativserie hat es bis heute zum Glück nicht noch einmal gegeben.
In der Saison 2002/2003 begann die Rückrunde – wie an sich üblich – im neuen Jahr. Wie in der Folgesaison starteten die Bayern zu Hause gegen Mönchengladbach. Im offiziellen Rückrundeneröffnungsmatch, welches gleichwohl erst am Sonntagabend stattfand, schlug man die Gäste vom Niederrhein mit 3:0. Owen Hargreaves gelang dabei mit einem fulminanten 16-Meter-Schuss das erste Bundesligator seiner Karriere. Den Schlusspunkt setzte Giovane Elber mit einem madjeresken Hackentreffer, der von den Zuschauern der ARD-Sportschau zum Tor des Monats Januar 2003 gekürt wurde.
Makaay & Lizarazu
Für gewöhnlich werden Trainer nicht müde zu betonen, welch Weichenstellung ein Auftaktmach mitunter bedeuten kann. Oftmals ist dies ein Fall für das Phrasenschwein. Manchmal aber ist eben doch etwas Wahres dran. Wie das Beispiel des Rückrundenauftakts der Saison 2003/2004 beweist. Beim Auswärtsspiel in Frankfurt gingen die Bayern bereits nach wenigen Sekunden durch einen Treffer von Roy Makaay in Führung, versäumten es in der Folge aber, den Vorsprung auszubauen. Kurz vor der Pause verschuldete Bixente Lizarazu einen unnötigen Elfmeter, den Skela zum 1:1-Ausgleich in die Maschen setzte. In der 2. Halbzeit taten sich die Bayern schwer und spielten sich kaum noch klare Möglichkeiten heraus. Am Ende blieb es – wie so oft in der Rückrunde 2003/2004 – bei einem unbefriedigenden Unentschieden, das letztlich nur einem wirklich weiter half: dem späteren Meister Werder Bremen.
Auch im Folgejahr stand Lizarazu zum Rückrundenauftakt im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Nach einem halben Jahr bei Olympique Marseille gab der verlorene Sohn beim 3:0 gegen den HSV sein Comeback, musste aber bereits nach acht Minuten verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Für die Highlights mussten an jenem Januarabend im verschneiten Olympiastadion andere Akteure sorgen. Zum Beispiel Roy Makaay, dessen grandioser Lupfer über HSV-Keeper Pieckenhagen zum 3:0-Endstand alle Bayern-Fans in Verzückung versetzte.
Ein vergleichbares spielerisches Glanzlicht wurde den Anhänger beim 3:1-Sieg in Mönchengladbach zum Start der Rückrunde 2005/2006 vorenthalten. Dafür wurden die Zuschauer Zeuge eines einmaligen Naturschauspiels: ein Freistoßtor des FC Bayern, das bis auf weitere das einzige seiner Art bleiben sollte. Michael Ballack entschied sich in der 54. Minute, den Ball kompromisslos auf den Kasten zu hauen, in der Hoffnung, dass er – durch den Gegner abgefälscht – unhaltbar für Borussen-Keeper Keller im Gladbacher Gehäuse einschlagen würde. Die Hoffnung erfüllte sich.
Magath zum Letzten
Für alle Statistikfreunde: Felix Magaths letztes Auswärtsspiel als Bayern-Trainer trug sich am 26. Januar 2007 in Dortmund zu. Bei 2:3-Niederlage gegen den BVB lag man zur Pause zwar mit 2:1 vorne, scheiterte aber an der starken Offensive der erstmalig von Kurzzeitcoach Jürgen Röber trainierten Borussen um Alexander Frei und an eigenen Abwehrschwäche.
In der Folgesaison lief es für den FC Bayern dank Ribéry, Toni & Hitzfeld ungleich besser. Mit geradezu spielerischer Leichtigkeit errang man souverän den Meistertitel. Der Start in die Rückserie gestaltete sich hingegen schwierig. Beim späteren Absteiger aus Rostock führte man zur Pause mit 2:0, ließ im zweiten Spielabschnitt aber jedwede Ordnung vermissen und konnte am Ende froh sein, das Feld noch als Sieger zu verlassen.
Das Fußballjahr 2009 begann für den FC Bayern äußerst verheißungsvoll. Im Pokal-Achtelfinale deklassierte man den VfB Stuttgart mit 5:1 und nährte Hoffnungen auf eine berauschende Rückserie. Bereits drei Tage später kehrte man auf den Boden der Tatsachen zurück. In Hamburg setzte es eine unglückliche 0:1-Niederlage. Unglücklich war der Punktverlust nicht zuletzt deshalb, weil Schiri Kircher einem Toni-Treffer aus unerfindlichen Gründen die Anerkennung versagte.
Im letzten Jahr nun starteten die Bayern mit einem unspektakulären, aber doch höchst verdienten 2:0-Sieg gegen die TSG aus Hoffenheim. Torschütze zum 2:0 war übrigens ein gewisser Miroslav Klose, der bis zum damaligen Zeitpunkt sage und schreibe zehn Monate ohne Bundesliga-Tor geblieben war. Bis zum heutigen Tag sollten allerdings nur zwei weitere Treffer folgen.
Die Bilanz der letzten Rückrundenauftakte fällt also durchaus durchwachsen aus. Oftmals war der Ausgang des Startmatches wegweisend für den weiteren Verlauf der Rückserie. Bleibt also – in unserem Sinne – zu hoffen, dass die Bayern drei Punkte aus Wolfsburg mitnehmen – als Start der großen Aufholjagd?!
Traf fünfmal zum Rückrundenauftakt: Roy Makaay – hier bei seinem Tor zum 3:1 in Gladbach, am 27.1.2006
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errinere mich noch als wäre es gestern