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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
04.02.2011 um 14:05 Uhr
Geschrieben von Voegi
Blick zurück nach vorn (VIII)
Beim Effzeh

Wenn es an diesem Samstag für unsere Jungs nach Köln geht, ist wieder einmal Zittern angesagt. Denn der Effzeh hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem veritablen Angstgegner entwickelt. Besonders in heimischen Gefilden (ob nun im Olympiastadion oder in der Allianz-Arena) fällt uns das Siegen gegen den Domstadtclub inzwischen fast traditionell schwer. Der letzte Bundesligasieg gegen die Kölner auf eigenem Platz datiert denn auch aus der Steinzeit, genauer gesagt vom 23. März 2002. Da tun wir uns in Müngersdorf schon ein wenig leichter, wie die Rückschau auf unsere Gastspiele in Köln seit Mitte der 90er Jahre beweist:

Das Ende einer Flaute

Der Name Jürgen Klinsmann löst bei vielen Bayern-Anhänger bekanntlich ein argwöhnisches Naserümpfen aus, wird sein Trainerintermezzo an der Säbener Straße doch gemeinhin als misslungenes Projekt eingeordnet. Seine Verdienste als Spieler sind dagegen unumstritten – auch und gerade für den FC Bayern. In den Spielzeiten, die er die Schuhe für den Rekordmeister schnürte, schoss er in 65 Bundesligapartien respektable 31 Treffer und war entscheidend am Meistertitel der Saison 96/97 beteiligt. Dabei begann diese Spielzeit für Klinsmann alles andere als glücklich. Zwar hatte er nach vier Spieltagen bereits zwei Treffer auf seinem Torekonto, erlebte dann aber die für Stürmer so schmerzliche und nervige Torflaute. Erst am 10. Spieltag netzte Klinsmann beim Gastspiel in Köln wieder ein. Bedanken durfte er sich dafür nicht zuletzt beim Kölner Keeper, der völlig ohne Grund die Torlinie verlassen hatte und dem Bayern-Angreifer so die Möglichkeit zum Lob-Kopfball bot, die dieser natürlich nicht ausschlagen konnte. Dass der damalige Kölner Schlussmann den gleichen Nachnamen trug wie unser derzeitiger Keeper, ist jedoch eine – hoffentlich – nicht aussagekräftige Randnotiz. Fest steht lediglich, dass Michael Kraft an diesem Herbstnachmittag noch drei weitere Male hinter sich greifen musste. Doch nur noch einmal war Jürgen Klinsmann dafür verantwortlich. Mehmet Scholl per Foulelfmeter und Marcel Witeczek in der Schlussminute sorgten schließlich für einen verdienten, aber nicht ungefährdeten 4:2 Auswärtssieg.

Auch im Folgejahr blieben die Bayern siegreich. Das 3:1 vom 20. September 1997 täuschte dabei aber über den Spielverlauf hinweg. Tatsächlich nämlich waren die Gastgeber über die komplette Spieldauer die spielbestimmende Mannschaft und scheiterten letztlich an der Cleverness des Gegners, dessen Torhüter mal wieder blendend aufgelegt war. Oliver Kahn fischte eine Kugel nach der anderen raus und war damit der Garant für den durchaus schmeichelhaften Auswärtstriumph. Überschwängliche Freude kam bei den Bayern gleichwohl nicht auf. Lothar Matthäus musste nach einer halben Stunde mit einer schweren Knieverletzung ausgewechselt werden und fiel in der Folge mehrere Monate aus.

In den folgenden zwei Spielzeiten nahm sich der Effzeh eine kleine (wohlverdiente) Bundesliga-Auszeit, so dass es erst im Oktober 2000 zu dem nächsten Aufeinandertreffen der einstigen Erzrivalen kam. Die Bayern siegten dank Treffern von Elber und – man höre und staune – Roque Santa Cruz mit 2:1. Wäre ihnen in der Schlussminute noch ein weiteres Tor gelungen, hätte man durchaus von einer Blaupause des letzten Duells in Müngersdorf sprechen können. Denn wiedermal war der Effzeh die klar überlegene Mannschaft, die an den Torwartkünsten des gegnerischen Schlussmannes verzweifelte.

Zurechtgeschnitten

In der Saison 2001/2002 sah dies ganz anders aus. Da siegten die Münchener in Köln durch zwei Tore des im Sommer verpflichteten Claudio Pizarro souverän und hochverdient mit 2:0. Doch das Ergebnis interessierte diesmal kaum jemanden, richtete sich die allgemeine Aufmerksamkeit doch auf einen skurrilen Fauxpas, wie man ihn so von einem hochprofessionellen Verein wie dem FC Bayern nicht erwartet hätte. Fahrlässigerweise hatte man nur die rot-blauen Heimtrikots eingepackt und wohl darauf vertraut, der Schiedsrichter würde sich an dem kümmerlichen Kontrast zwischen Bordeaux- und Stoppschild-Rot nicht stören. Referee Lutz-Michael Fröhlich erfüllte die in ihn gesetzten Hoffnungen jedoch nicht und verweigerte dem frechen Vorhaben seine Zustimmung. Da die weißen Ausweichjerseys der Gastgeber nicht direkt zu beschaffen waren, griffen die Bayern schließlich zu unorthodoxen Methoden. Kurzerhand wurden die weißen Trainingsleibchen zurechtgeschnitten und über die rot-blauen Trikots gestreift. Ein akzeptabler Kontrast war hergestellt mit dem kleinen Makel, dass die durch die Leibchen verdeckten Rückennummern für den Zuschauer nicht mehr erkennbar waren. Welche Rückennummer Steffen Hofmann bei seinem einzigen Bundesliga-Einsatz trug, gibt seit dem Anlass zu Mythen und Legendenbildung. Das Fazit des Auswärtsauftrittes in Köln vom 27. Oktober 2001 fiel dementsprechend ungewöhnlich aus: Trotz eines lockeren 2:0-Sieges hatte man sich auf ganzer Linie blamiert.

Mit der Dreierkette in Köln

Weit weniger spektakulär waren die Umstände beim nächsten Gastspiel der Münchener in Köln. Am 1. Mai 2004 siegt man knapp mit 2:1, nachdem man in der 1. Halbzeit noch den Ausgleich durch eine perfide Podolski-Bogenlampe hinnehmen musste. Das gleiche Resultat stand auch 2005/2006 zu Buche. Lucio und Michael Ballack kehrten die 1:0-Führung des Effzeh durch Matthias Scherz noch in einen knappen Auswärtssieg um.

Weitere drei Jahre gingen ins Land, ehe die beiden Mannschaften wieder in Müngersdorf aufeinandertrafen. Der Effzeh nahm sich erneut eine zweijährige Erstligapause und empfing im September 2008 als Aufsteiger die Gäste aus München, die seit zwei Monaten von dem Mann trainiert wurden, der zwölf Jahre zuvor an selbiger Stelle seine Torflaute überwunden hatte. Die Klinsmann-Elf, die an diesem Spieltag mit einer Dreierabwehrkette agierte, tat sich zunächst sehr schwer und konnte erst im zweiten Spielabschnitt die entscheidenden Akzente setzen. Zweimal Luca Toni und einmal der Exil-Kölner Podolski stellten den am Ende deutlichen 3:0-Sieg der Bayern sicher.

Im März des vergangenen Jahres waren die Bayern nun zum bislang letzten Mal in Köln zu Gast. Wieder machte Lukas Podolski sein Tor – diesmal aber traf Kölns verlorener Sohn zur 1:0-Führung für die Gastgeber, die sein Spezi Bastian Schweinsteiger noch ausgleichen konnte. Es blieb bei dem für die Bayern kaum befriedigenden 1:1-Unentschieden, das eine altbekannte Erkenntnis untermauerte: Gegen den Effzeh tun wir uns immer schwer. Doch in Köln waren wir zumeist siegreich. Diesmal hoffentlich auch.


Trifft Poldi wieder?
Aufrufe: 4167 | Kommentare: 3 | Bewertungen: 6 | Erstellt:04.02.2011
ø 8.3
KOMMENTARE
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hipiccolo
06.02.2011 | 15:04 Uhr
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hipiccolo : 
06.02.2011 | 15:04 Uhr
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hipiccolo : 
Vielleicht hätte man bei 05/06 noch dabei schreiben können, das Ballacks Tor irregulär war. Ballack hätte vom Platz fliegen müssen wegen Tätlichkeit.
Und das Lucio in der Schlussphase die Sportart verwechselt hat und den Ball mit der Hand wie im Volleyball aus dem Strafraum gedrescht hat.
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panther24
05.02.2011 | 11:10 Uhr
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panther24 : 
05.02.2011 | 11:10 Uhr
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panther24 : 
schöner blog,sehr informativ
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Skim
04.02.2011 | 14:17 Uhr
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Skim : 
04.02.2011 | 14:17 Uhr
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Skim : 
Wie immer sehr schöne Rückschau

Kann mich noch sehr gut an das Spiel unter Klinsmann erinnern. Wie die Köln Fans abgefeiert haben, dass Podolski trifft. Einmalig.
Generell ist die Atmosphäre im Rhein-Energie Stadion einfach super.

Hoffe auf einen Sieg. Wie ist mir fast egal.
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