Wenn Freiburg kommt oder: Premiere garantiert

Wenn es in der Bundesliga noch so etwas wie eine Insel der Glückseligen gibt, dann wird man sie wohl in Freiburg finden. Beim Sportclub gehen die Uhren anders, heißt es. Und tatsächlich stellt der Verein aus dem Schwarzwald für viele noch immer den Gegenentwurf zum profitorientierten und mitunter kalten Fußballbusiness dar. Doch auch der SC Freiburg ist inzwischen erwachsen geworden – im wahrsten Sinne des Wortes: Denn vor nunmehr gut 18 Jahren spielte der SCF erstmalig auf der Bühne der 1. Bundesliga vor.

In München ging alles los

Am 7. August 1993 war es soweit. Um 15.30 Uhr pfiff Karl-Josef Assenmacher das erste Bundesligaspiel mit Freiburger Beteiligung an. Gegner war niemand anders als der Rekordmeister aus München, dem der DFB zum Saisonauftakt das vermeintlich leichte Los eines Heimspiels gegen einen Aufsteiger beschert hatte. Und zunächst sah vieles nach einem Schongang für den FC Bayern aus: Bereits nach 24 Minuten lag man 3:0 in Führung und drohte, den unerfahrenen Gast mit einer herben Klatsche nach Hause zu schicken. Doch die Bayern, für die Adolfo Valencia die ersten beiden seiner insgesamt elf Bundesligatore erzielte, schalteten in der Folge zwei Gänge zurück und fingen sich noch vor der Pause ein Gegentor. Oliver Freund war es vorbehalten, den ersten Bundesligatreffer der Freiburger Bundesligageschichte zu erzielen. In der 2. Halbzeit, in der die Gäste mehr und mehr die Spielkontrolle übernahmen, fielen darauf keine weiteren Tore mehr. Es blieb beim für den FC Bayern durchaus schmeichelhaften 3:1.


Adolfo Valencia "El Tren" – traf zuerst gegen den Sportclub.

Seit jenem 7. August 1993 haben Gastspiele des Sportclub in München regelmäßig Premierencharakter. Wann immer die Schwarzwälder bei den Bayern zu Gast sind, gibt es ein weiteres Novum zu notieren – und sei es, wie beim 2:2 am 25. Februar 1995, auch nur das erste Bundesligator eines gewissen Axel Sundermann. Aber auch Jürgen Klinsmann profitierte vom Premierenphänomen eines Freiburger Gastspiels: Als der Nationalspieler im Sommer 1995 an die Isar wechselte, tat er sich beim großen FC Bayern zunächst schwer. Erst am 5. Spieltag platzte endlich der Knoten – beim Heimspiel gegen den SC Freiburg. Bereits nach 11 Minuten staubte Klinsmann zum 1:0 ab und erzielte damit das erste seiner insgesamt 31 Bundesligatore für den FC Bayern. Quasi mit dem Schlusspfiff erhöhte der spätere Bayern-Trainer noch auf 2:0: Dietmar Hamann hatte Freiburgs Keeper Jörg Schmadtke den Ball bei dessen Strafraumausflug abgeluchst und nach sehenswerter Pirouette in den Strafraum geschlagen, wo Klinsmann ihn dank einer akrobatischen Streckeinlage mit letzter Kraft ins Tor köpfte. Ein einmaliges Tor.

Der Tritt und eine Premiere

Das nächste Heimspiel gegen den Sportclub nahm für Klinsmann indes einen ungleich unerfreulicheren Verlauf. Nicht nur, dass ihm (wie der gesamten Mannschaft) beim 0:0 ein Torerfolg vorenthalten blieb, geriet Klinsmann in das Kreuzfeuer von Kritik und Spott, als er seiner Verärgerung über Coach Trapattoni mit dem längst legendären Tonnentritt Ausdruck verlieh. Auslöser für Klinsmanns Ausraster war abermals eine Premiere: Er musste Platz machen für den eingewechselten Carsten Lakies, der an jenem Samstagnachmittag das erste einer insgesamt vier Bundesligaspiele bestritt.

Nach Freiburgs Abstieg und der unmittelbaren Rückkehr ins Oberhaus waren die Breisgauer im März 1999 das nächste Mal bei den Bayern zu Gast. In einem eher unspektakulären Match verloren die Gäste 0:2, auch weil Jörg Schwinkendorf, der verletzungsbedingt bis zu jenem Spiel ausgefallen war, in seiner Saisonpremiere ein Eigentor erzielte.

Loddar zum Letzten

Acht Monate später fiel das Ergebnis deutlich klarer aus. Trotz personeller Unterzahl (Markus Babbel war beim Spielstand von 3:1 mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen worden) konnte die Bayern noch drei weiterer Treffer erzielen und einen Kantersieg einfahren. Das 6:1 lieferte aber diesmal – abgesehen von Abder Ramdanes Debüt für Freiburg – keine Premiere, sondern bildete den Rahmen für eine Dernière: Lothar Matthäus schoss an jenem Samstag des 20. November 1999 mit einem wuchtigen 20m-Schuss das letzte Tor seiner Bundesligakarriere.

Bayerns erstes Freistoßtor des Jahres 2001 fiel – natürlich – beim Heimspiel gegen den SC Freiburg. Mehmet Scholl erzielte am 31. Spieltag das erlösende 1:0, ohne das der legendäre Meistertitel wohl nicht möglich gewesen wäre. Als die beiden Teams im September desselben Jahres erneut aufeinander trafen, lautete das Ergebnis wiederum 1:0 für die Gastgeber. Diesmal jedoch schien das Resultat so richtig niemanden zu interessieren. Zu nah waren noch die schrecklichen Eindrücke der Terroranschläge des 11. Septembers, als dass man sich wirklich auf Fußball hätte konzentrieren können. Und so geriet dieses Gastspiel der Freiburg zu einer ganz eigenen, traurigen Premiere: Einem Fußballspiel im Olympiastadion, das trotz eines Heimsieges kaum echte Begeisterung auszulösen vermochte.

Zum ersten Mal vom Punkt

Deutlich fröhlicher war die Stimmung da schon beim nächsten Duell im Mai 2004, wenngleich der letzte Spieltag der Saison 2003/2004 auch von Wehmut geprägt war. Publikumsliebling Bixente Lizarazu lief zum vorerst letzten Mal für den FC Bayern auf und durfte in seinem vermeintlichen Abschiedsmatch erstmals einen Elfmeter im laufenden Spiel ausführen. Er traf – und kehrte ein halbes Jahr später zum Rekordmeister zurück. Eine halbe Saison kickte er dabei auch mit Torsten Frings zusammen, der sein erstes Bundesligator für die Bayern am 6. Spieltag natürlich gegen den SC Freiburg erzielt hatte.

Arjen Robben schoss sein erstes Elfmetertor in der Bundesliga für den FC Bayern – wie sollte es auch anders sein – gegen den SC Freiburg. Beim 2:1 am 13. März 2010 erzielte Robben beide Treffer und war beim Siegtreffer vom Punkt aus erfolgreich. Anatoliy Tymoshchuk hat bislang noch kein Elfmetertor für den FC Bayern geschossen. Sein erstes Bundesligator gelang ihm jedoch natürlich gegen den SC Freiburg. Beim 4:2-Sieg in der vergangenen Saison erzielte er das Tor zum wichtigen 3:1 und zeigte in diesem Match seine bis dahin wohl beste Leistung im Dress der Bayern.

Am kommenden Samstag nun ist der Sportclub wieder in München zu Gast. Und wir dürfen gespannt sein, welche Premiere uns nun diesmal erwartet: Erzielt Jerome Boateng sein erstes Bundesligator? Verwandelt Holger Badstuber einen Foulelfmeter? Oder gelingt Danijel Pranjic der erste Hattrick seiner Karriere? Schaun mer mal…

Siehe auch das Blog von PeterKötzle.