26.10.2011 um 16:41 Uhr
Geschrieben von Voegi
Blick zurück nach vorn (XIII)
Wenn der Club kommt
Wenn’s für den FC Bayern gegen den Club geht, sind Dramatik und Spannung vorprogrammiert – jedenfalls in den meisten Fällen. So hat das Bayern-Derby immer wieder für große Unterhaltung und unvergessliche Anekdoten gesorgt.
Ein Turban schreibt Geschichte
Das wohl spektakulärste Match der beiden Teams fand jedoch nicht in der Bundesliga statt. Im Pokalfinale der Saison 1981/82 traf der FC Bayern auf den Club und sah sich zur Halbzeit mit einem ernüchternden 0:2-Rückstand konfrontiert. Nach Reinhold Hintermaiers fulminantem 30m-Tor war es Werner Dressel, der die Führung zum vermeintlich vorentscheiden 2:0 ausbaute. Doch was nach dem Seitenwechsel folgte, war ein einziger wütender Sturmlauf der Münchener, deren Aufholjagd als eine der großen epischen Schlachten in die Vereinshistorie eingehen sollte. Personifiziert wurde der unbändige Kampfgeist dabei durch Stürmer Dieter Hoeneß, der trotz Kopfverletzung mit dem längst legendären Turban weiterspielte und kurz vor Schluss das allesentscheidende 4:2 erzielte. Mit dem Kopf wohlgemerkt.
Ganz so aufregend sollten die kommenden Gastspiele der Nürnberger in Münchener dagegen nicht geraten. Gleich zweimal jedoch wurde ein Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften überschattet durch die ewige Gretchen-Frage des Fußballs: Tor oder nicht? Beim 2:1-Sieg der Münchener am 21. September 1985 schob Sören Lerby den Ball in der 24. Minute an Club-Keeper Roland Grüner vorbei Richtung Tor, wo er dann auf oder aber hinter der Linie von Thomas Brunner weggekratzt wurde. Drin oder nicht – die Fernsehbilder gaben keinen eindeutigen Aufschluss.
Das Phantom-Tor
Völlig unzweifelhaft war die Situation dagegen knapp neun Jahre später. Wieder war der Club in München zu Gast und wieder sorgte ein vermeintliches Tor für Aufregung. Doch diesmal bedurfte es keines Fernsehbeweises, um die Angelegenheit aufzuklären. Denn nur in den Augen des Schiedsrichtergespannes um Referee Osmers und Assistent Jablonski hatte Thomas Helmer den Ball im Tor untergebracht. Tatsächlich war die Kugel weit davon entfernt, die Torlinie zu überqueren. Das erste Phantom-Tor der Bundesliga-Geschichte sorgte dabei nicht nur für langwierige Diskussionen um schiedsrichterliche Inkompetenz und die Einführung des Videobeweises, sondern zog auch ein Wiederholungsspiel nach sich. Der DFB schlachtete ausnahmsweise die Heilige Kuh der Tatsachenentscheidung und beraumte auf Protest der Nürnberger eine Neuauflage der Partie an, die die Münchener klar mit 5:0 für sich entscheiden konnten.
Dass es überhaupt zu einer Wiederholung kommen konnte, ist Raimond Aumann zu verdanken. Hätte der Bayern-Keeper nicht den Elfmeter von Manfred Schwabl gehalten und wäre die ursprüngliche Partie somit 2:2 (statt 2:1) ausgegangen, hätte der Club wahrscheinlich auf seinen Einspruch verzichtet. Das Remis wäre in die Wertung eingegangen und Bayern wäre – bei gleichem Ausgang der weiteren Spiele – nicht Meister geworden. Und der Club nicht abgestiegen.
Mic & Mac
Unvergesslich ist für viele Bayern-Fans aber auch das Gastspiel der Nürnberger vom 1. Spieltag der Saison 1989/90, der als die Geburtsstunde des magischen Duos „Mic & Mac" gilt, die sich jedoch sehr bald als enttäuschende Fehlinvestitionen erweisen sollten. Doch am 29. Juli trumpften die beiden Neuzugänge erst einmal groß auf und entschieden die Partie gegen den Club quasi im Alleingang:
Nach McInnallys Führungstreffer und dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Christian Hausmann war es wiederum der Schotte, der die Bayern kurz nach Wiederanpfiff erneut in Front brachte. Als Frank Türr wenige Minuten vor Schluss den Ausgleich für die Gäste markierte, sah alles nach einem für die Bayern ernüchternden Remis aus. Bis Radmilo Mihajlovic wenige Sekunden vor Ende mit einem sehenswerten Lupfer zum 3:2-Endstand traf. Ein mitreißendes Match, das Hoffnungen auf eine glorreiche Zukunft von Mic & Mac nährte. Doch weder McInally, der es nur auf zehn Treffer im Bayern-Dress brachte, noch Mihajlovic (lediglich vier Tore in 34 BL-Spielen für den FC Bayern) konnten die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen.
Das Traumduo: Mic & Mac.
Letzte Pleite anno 92
Nachdem die Bayern fast 24 Jahre lang ohne Heimniederlage gegen die Nürnberger geblieben waren, kassierte man am 28. März 1992 schließlich wieder einmal eine Pleite gegen den Club auf heimischem Platz. Christian Wück und zweimal Sergio Zarate trafen für die Gäste gegen den großen FC Bayern, für den nur Mazinho erfolgreich war, zum letztlich hochverdienten 3:1-Auswärtssieg. Es sollte bis heute der letzte für die Franken bleiben.
Spannung und Dramatik waren in der Folge indes nur selten angesagt, wenn der Club zu einem Gastspiel an die Isar reiste. Für großen Unterhaltungswert sorgte allein der 6:3-Sieg der Münchener am letzten Spieltag der Spielzeit 2004/2005. In einem furiosen Match trafen Roy Makaay und Sebastian Deisler jeweils doppelt und hatten damit großen Anteil daran, dass Bayerns letztes Bundesligaspiel im Olympiastadion den meisten Fans stets unvergesslich bleiben wird.
In der Allianz-Arena taten sich die Bayern dagegen oftmals schwer, wenn es gegen den Club ging. Das erste Heimspiel gegen die Nürnberger gewann man mit Mühe und Not 2:1 und kam im darauffolgenden Heimmatch gegen die Franken gar nicht über ein 0:0 hinaus. Ausschlaggebend dafür war nicht zuletzt ein hanebüchener Fehlversuch von Roy Makaay, der aus fünf Metern am leeren Tor vorbeisemmelte.
Zuletzt jedoch siegte der FC Bayern souverän mit 3:0. Torschützen beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams in der Allianz-Arena waren Philipp Lahm per Foulelfmeter und Mario Gomez per Doppelpack. Gomez leistete sich dabei zudem den Luxus, einen Strafstoß in den Belgrader Nachthimmel von München zu setzen.
Bleibt zu hoffen, dass die Bayern am kommenden Samstag von solcherlei Missgeschicken verschont bleiben und einen hoffentlich souveränen Heimsieg einfahren.
Meine Erwartungen für das Derby am Samstag könnt Ihr dem Liga-Globus in der 25. Ausgabe des Sportradio360 entnehmen!
Wenn’s für den FC Bayern gegen den Club geht, sind Dramatik und Spannung vorprogrammiert – jedenfalls in den meisten Fällen. So hat das Bayern-Derby immer wieder für große Unterhaltung und unvergessliche Anekdoten gesorgt.
Ein Turban schreibt Geschichte
Das wohl spektakulärste Match der beiden Teams fand jedoch nicht in der Bundesliga statt. Im Pokalfinale der Saison 1981/82 traf der FC Bayern auf den Club und sah sich zur Halbzeit mit einem ernüchternden 0:2-Rückstand konfrontiert. Nach Reinhold Hintermaiers fulminantem 30m-Tor war es Werner Dressel, der die Führung zum vermeintlich vorentscheiden 2:0 ausbaute. Doch was nach dem Seitenwechsel folgte, war ein einziger wütender Sturmlauf der Münchener, deren Aufholjagd als eine der großen epischen Schlachten in die Vereinshistorie eingehen sollte. Personifiziert wurde der unbändige Kampfgeist dabei durch Stürmer Dieter Hoeneß, der trotz Kopfverletzung mit dem längst legendären Turban weiterspielte und kurz vor Schluss das allesentscheidende 4:2 erzielte. Mit dem Kopf wohlgemerkt.
Ganz so aufregend sollten die kommenden Gastspiele der Nürnberger in Münchener dagegen nicht geraten. Gleich zweimal jedoch wurde ein Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften überschattet durch die ewige Gretchen-Frage des Fußballs: Tor oder nicht? Beim 2:1-Sieg der Münchener am 21. September 1985 schob Sören Lerby den Ball in der 24. Minute an Club-Keeper Roland Grüner vorbei Richtung Tor, wo er dann auf oder aber hinter der Linie von Thomas Brunner weggekratzt wurde. Drin oder nicht – die Fernsehbilder gaben keinen eindeutigen Aufschluss.
Das Phantom-Tor
Völlig unzweifelhaft war die Situation dagegen knapp neun Jahre später. Wieder war der Club in München zu Gast und wieder sorgte ein vermeintliches Tor für Aufregung. Doch diesmal bedurfte es keines Fernsehbeweises, um die Angelegenheit aufzuklären. Denn nur in den Augen des Schiedsrichtergespannes um Referee Osmers und Assistent Jablonski hatte Thomas Helmer den Ball im Tor untergebracht. Tatsächlich war die Kugel weit davon entfernt, die Torlinie zu überqueren. Das erste Phantom-Tor der Bundesliga-Geschichte sorgte dabei nicht nur für langwierige Diskussionen um schiedsrichterliche Inkompetenz und die Einführung des Videobeweises, sondern zog auch ein Wiederholungsspiel nach sich. Der DFB schlachtete ausnahmsweise die Heilige Kuh der Tatsachenentscheidung und beraumte auf Protest der Nürnberger eine Neuauflage der Partie an, die die Münchener klar mit 5:0 für sich entscheiden konnten.
Dass es überhaupt zu einer Wiederholung kommen konnte, ist Raimond Aumann zu verdanken. Hätte der Bayern-Keeper nicht den Elfmeter von Manfred Schwabl gehalten und wäre die ursprüngliche Partie somit 2:2 (statt 2:1) ausgegangen, hätte der Club wahrscheinlich auf seinen Einspruch verzichtet. Das Remis wäre in die Wertung eingegangen und Bayern wäre – bei gleichem Ausgang der weiteren Spiele – nicht Meister geworden. Und der Club nicht abgestiegen.
Mic & Mac
Unvergesslich ist für viele Bayern-Fans aber auch das Gastspiel der Nürnberger vom 1. Spieltag der Saison 1989/90, der als die Geburtsstunde des magischen Duos „Mic & Mac" gilt, die sich jedoch sehr bald als enttäuschende Fehlinvestitionen erweisen sollten. Doch am 29. Juli trumpften die beiden Neuzugänge erst einmal groß auf und entschieden die Partie gegen den Club quasi im Alleingang:
Nach McInnallys Führungstreffer und dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Christian Hausmann war es wiederum der Schotte, der die Bayern kurz nach Wiederanpfiff erneut in Front brachte. Als Frank Türr wenige Minuten vor Schluss den Ausgleich für die Gäste markierte, sah alles nach einem für die Bayern ernüchternden Remis aus. Bis Radmilo Mihajlovic wenige Sekunden vor Ende mit einem sehenswerten Lupfer zum 3:2-Endstand traf. Ein mitreißendes Match, das Hoffnungen auf eine glorreiche Zukunft von Mic & Mac nährte. Doch weder McInally, der es nur auf zehn Treffer im Bayern-Dress brachte, noch Mihajlovic (lediglich vier Tore in 34 BL-Spielen für den FC Bayern) konnten die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen.
Das Traumduo: Mic & Mac.
Letzte Pleite anno 92
Nachdem die Bayern fast 24 Jahre lang ohne Heimniederlage gegen die Nürnberger geblieben waren, kassierte man am 28. März 1992 schließlich wieder einmal eine Pleite gegen den Club auf heimischem Platz. Christian Wück und zweimal Sergio Zarate trafen für die Gäste gegen den großen FC Bayern, für den nur Mazinho erfolgreich war, zum letztlich hochverdienten 3:1-Auswärtssieg. Es sollte bis heute der letzte für die Franken bleiben.
Spannung und Dramatik waren in der Folge indes nur selten angesagt, wenn der Club zu einem Gastspiel an die Isar reiste. Für großen Unterhaltungswert sorgte allein der 6:3-Sieg der Münchener am letzten Spieltag der Spielzeit 2004/2005. In einem furiosen Match trafen Roy Makaay und Sebastian Deisler jeweils doppelt und hatten damit großen Anteil daran, dass Bayerns letztes Bundesligaspiel im Olympiastadion den meisten Fans stets unvergesslich bleiben wird.
In der Allianz-Arena taten sich die Bayern dagegen oftmals schwer, wenn es gegen den Club ging. Das erste Heimspiel gegen die Nürnberger gewann man mit Mühe und Not 2:1 und kam im darauffolgenden Heimmatch gegen die Franken gar nicht über ein 0:0 hinaus. Ausschlaggebend dafür war nicht zuletzt ein hanebüchener Fehlversuch von Roy Makaay, der aus fünf Metern am leeren Tor vorbeisemmelte.
Zuletzt jedoch siegte der FC Bayern souverän mit 3:0. Torschützen beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams in der Allianz-Arena waren Philipp Lahm per Foulelfmeter und Mario Gomez per Doppelpack. Gomez leistete sich dabei zudem den Luxus, einen Strafstoß in den Belgrader Nachthimmel von München zu setzen.
Bleibt zu hoffen, dass die Bayern am kommenden Samstag von solcherlei Missgeschicken verschont bleiben und einen hoffentlich souveränen Heimsieg einfahren.
Meine Erwartungen für das Derby am Samstag könnt Ihr dem Liga-Globus in der 25. Ausgabe des Sportradio360 entnehmen!
Aufrufe: 5696 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 15 | Erstellt:26.10.2011
ø 9.1
KOMMENTARE
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29.10.2011 | 12:10 Uhr
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Pringle75 :
Schöne Vorschau mit netten Annekdoten aus der Vergangenheit! Allerdings würde mich mein fränkischer Kumpel dafür killen das Spiel als Bayerderby zu bezeichen. Trotzdem ein guter 10´er...
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28.10.2011 | 18:01 Uhr
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Voegi :
@ fcbmakeich war (leider) auch im stadion. es war mein erster besuch in der aa... und dann gleich ein 0:0.
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28.10.2011 | 12:19 Uhr
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Die Lerby Geschichte von 1985, ist mir gar nicht mehr präsent gewesen.
Mir!
Dem Statistikfreak vor dem Herrn!
Dem Ergebniskenner zurück bis zum 30 jährigen Krieg!
Hut ab Voegi! Meine Verehrung dem neuen Sensai!
Schöne Vorschau. Für mich als gebürtigen Franken, der ein ebenso gebürtiger Münchner Roter ist, sind die Spiele gegen die Glubberer immer verflucht wichtig!
Auf geht's ihr Roten!!!
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27.10.2011 | 10:57 Uhr
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Gnanag :
Kann ich mich nur anschließen. Eine tolle Vorschau, muss echt sagen, dass es mich schwer beeindruckt, was ihr da jedesmal an Qualität abliefert! Und da freut man sich gleich doppelt aufs Spiel!
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