Novizen in München

Zum ersten Mal in seiner bald 47jährigen Bundesliga-Geschichte empfängt der FC Bayern am kommenden Samstag den FC Augsburg im heimischen Stadion. Für die meisten Bayern-Fans eine klare Sache. Drei Punkte sind fest eingeplant. Doch wie haben sich die Bayern eigentlich zuletzt gegen Bundesliga-Neulinge vor heimischer Kulisse geschlagen? Wir blicken zurück:

Saison 2008/2009 1899 Hoffenheim 2:1 (5.12.2008)
Es war das wohl hochklassigste Match einer Spielzeit, die die Bayern-Offiziellen nur allzu gerne aus ihrem Gedächtnis streichen würden. Als an jenem Freitagabend der Tabellenführer aus dem Kraichgau sein Debüt in der Allianz-Arena gab, schaute nicht nur ganz Fußball-Deutschland nach München. Fernsehstationen aus aller Welt übertrugen das Topspiel des 16. Spieltags in der festen Erwartung, einem sporthistorischen Moment beiwohnen zu können. Denn in der Tat sah an diesem 5. Dezember vieles danach aus, als würde die Rangnick-Elf eine Revolution im deutschen Profi-Fußball anzetteln können. Der kleine Provinz-Club Hoffenheim (dank Dietmar Hopps Mäzenatentum freilich mit nicht ganz unprovinzieller Budgetierung) machte sich auf, dem großen FC Bayern den Rang abzulaufen. Nach den herausragenden Leistungen der Vorwochen, die den Hoffenheimern eine 3-Punkte-Führung eingebracht hatten, glaubten nicht wenige, dass ihnen auch in der Allianz-Arena ein Sieg gelingen sollte. In der temporeichen ersten Halbzeit, die beiden Teams einige vielversprechende Möglichkeiten einbrachte, fielen zunächst keine Tore, ehe Torjäger Vedad Ibisevic wenige Minuten nach Wiederanpfiff die Führung für die Gäste erzielte. Die Bayern reagierten mit wütenden Gegenangriffen und großem kämpferischen Engagement. Logische Konsequenz, der Ausgleichstreffer durch Philipp Lahm, dessen abgefälschter 20-Meter-Schuss für Keeper Haas unhaltbar im Hoffenheimer Kasten einschlug. Weitere Tore sollten zunächst nicht fallen, so dass alle Beteiligten von einem insgesamt gerechten Unentschieden ausgingen. Bis sich Hoffenheims Linksverteidiger Andreas Ibertsberger einen haarsträubender Fehler erlaubte und den Ball vor die Füße von Luca Toni legte, der sich diese Chance natürlich nicht entgehen ließ. 2:1 – in letzter Minute. Für viele noch heute eines der besten und emotionalsten Bundesligaspiele der letzten Jahre, das Jürgen Klinsmann letztlich aber doch nicht vor dem Scheitern beim FC Bayern bewahren sollte.

Saison 2004/2005 FSV Mainz 4:2 (27.11.2004)
Ball paradox im Olympiastadion. Sehen Bayern-Heimspiele für gewöhnlich so aus, dass sich der Gast mit elf Mann am eigenen Strafraum verschanzt, während die Münchener – mal mehr, mal weniger erfolgreich – versuchen eine Lücke zu finden, bot sich den Zuschauern am 27. November 2004 ein anderes, fast surreales Szenario. Der Bundesliga-Neuling aus Mainz verzichtete auf jedwede Angsthasen-Taktik und spielte gemäß dem Credo ihres offensivfreudigen Trainers Klopp munter drauf los. Schon in den ersten zehn Minuten erspielten sich die Gäste so zahlreiche Möglichkeiten, ohne jedoch den begehrten Torerfolg für sich feiern zu können. Stattdessen präsentierten sich die Bayern im Stile einer Auswärtsmannschaft, die ihre Konterchancen eiskalt zu nutzen wusste. So stand es bereits zur Pause 3:0, wobei alle Tore durch Gegenangriffe herausgespielt wurden. Nach dem Seitenwechsel beruhigte sich das Geschehen. Den Gastgebern gelang nur noch ein Treffer (Kopfballtor Ballack); der Heimsieg geriet dabei nicht mehr in Gefahr.

Saison 2000/2001 Energie Cottbus 2:0 (10.3.2001)
Auch wenn Bayern-Fans nicht gerne an Niederlagen zurückdenken, dürfte ihnen doch wohl vor allem das erste Gastspiel in Cottbus in Erinnerung sein. Dieses endete nicht nur mit einer schmerzhaften 1:0-Niederlage, sondern war insbesondere geprägt von den Hasstiraden einiger Cottbusser Zuschauer, die – aufgeheizt durch die Daum-Affäre – Uli Hoeneß in einer Art und Weise bepöbelten, wie man sie so nur von Nachmittagstalkshows im Privatfernsehen kennt. Im Rückspiel konnten die Bayern, nach einer peinlichen 3:0-Schlappe in Lyon kurz zuvor von ihrem Manager noch als scampifutternde Weichlinge verhöhnt, Revanche nehmen. Mehmet Scholl und Stefan Effenberg stellten mit ihren Treffern den erwarteten, aber doch so wichtigen 2:0-Heimsieg sicher.

Saison 1999/2000 SSV Ulm 4:0 (8.4.2000)
Genauso unspektakulär wie das einjährige Bundesliga-Intermezzo der Ulmer gestaltete sich auch ihr Gastspiel in München. Mit 4:0 unterlag man deutlich, ohne jemals eine echte Chance gehabt zu haben, Punkte aus dem Olympiastadion mitnehmen zu können. So bleibt wohl nur der erste und einzige BL-Treffer des Kurzzeit-Bayern Slawomir Wojciechowski in Erinnerung, der nach Vorlage von Mehmet Scholl zum 4:0-Endstand traf.

Saison 1999/2000 SpVgg Unterhaching 1:0 (28.8.2000)
In der gleichen Spielzeit hatte der FC Bayern schon einmal zu Hause gegen einen Liga-Novizen antreten dürfen. Die Partie gegen den SpVgg Unterhaching besaß jedoch einen Unterhaltungswert, der eine nähere Befassung überflüssig macht. Allein die Tatsache, dass Roque Santa Cruz an diesem Augustnachmittag den ersten seiner gerade einmal 31 BL-Treffer für den FC Bayern erzielte, scheint aus heutiger Sicht noch bemerkenswert.

Saison 1997/1998 VfL Wolfsburg 5:2 (9.8.1997)
Dass Heimspiele gegen Bundesliga-Neulinge eine gute Gelegenheit für Premierentore sind, zeigte sich auch am 3. Spieltag der Saison 1997/1998.Denn beim ansehnlichen 5:2-Sieg der Münchener gegen Aufsteiger Wolfsburg schoss der an die Isar gewechselte Giovane Elber die ersten beiden seiner 92 BL-Tore für die Bayern. Gegen die desolaten Wolfsburger war das an diesem Tage jedoch auch nicht sonderlich schwierig. Selbst Ruggiero Rizzitelli kam zweimal nicht am gegnerischen Kasten vorbei…

Saison 1993/1994 VfB Leipzig 3:0 (1.9.1993)
Dass der VfB Leipzig einmal erstklassig gewesen ist, dürften wohl selbst die Sachsen inzwischen vergessen haben. Zu kläglich war die Bilanz des VfB, der auch in München chancenlos blieb und am Ende sang- und klanglos in die 2. Liga abstieg.

Saison 1993/1994 SC Freiburg 3:1 (7.8.1993)
Doch zurück zu den Premierentoren: Adolfo „El Tren" Valencia schoss seine ersten beiden Bundesliga-Tore wie jeder Bayern-Stürmer, der etwas auf sich hält, gegen einen Neuling. Herhalten musste in seinem Falle der Sportclub aus Freiburg, dem Markus Schupp den ersten der drei Gegentreffer einschenkte.

Die letzten acht Heimspiele gegen Neulinge im Oberhaus konnte der FC Bayern also allesamt mehr oder weniger souverän für sich entscheiden. Nicht verschweigen wollen wir, dass die beiden vorangegangen Premierenduelle ziemlich in die Hose gingen. In der Saison 1991/1992 verlor man beide Partien gegen die neuen Teams aus Ost-Deutschland. Sowohl Hansa Rostock als auch Dynamo Dresden fügten den Münchnern jeweils eine herbe 1:2-Heimpleite bei…