18.10.2012 um 11:37 Uhr
Geschrieben von Voegi
Blick zurück nach vorn (XXI)
Gegen Düsseldorf
Am Samstag heißt es nach langer Zeit wieder einmal: Fortuna gegen Bayern – ein Spiel mit Geschichte…
Probsts Sternstunde
Ziemlich genau 16 Jahre ist es nun her, dass der FC Bayern zuletzt zu einem Bundesliga-Gastspiel bei der Fortuna antrat. Am 26. Oktober 1996 gewann man in Düsseldorf durch Treffer von Didi Hamann und Mehmet Scholl mit 2:0. Zehn Monate zuvor waren die Münchener ebenfalls mit diesem Ergebnis im Rheinstadion erfolgreich. Doch im Dezember 1995 tat man sich ungleich schwerer. Gegen wie eine entfesselte aufspielende Fortuna sah der Rekordmeister über weite Strecken kein Land und musste sich beim eigenen Torhüter bedanken, dass man nicht frühzeitig in Rückstand geriet und später nicht den Ausgleichstreffer kassierte. Ebener jener Keeper hieß an diesem 9. Dezember aber weder Oliver Kahn noch Sven Scheuer, sondern Michael Probst. Der seinerzeit bereits 33jährige Probst, der zu Saisonbeginn für die Regionalligamannschaft verpflichtet worden war und eigentlich als EDV-Experte bei der Kommunalverwaltung tätig war, vertrat diesem Tag die verletzten Stammkeeper und absolvierte das Spiel seines Lebens: Zahlreiche erstklassige Möglichkeiten von Mill, Buncol & Co. machte der sympathische Schnauzbartträger mit sensationellen Reflexen zunichte und avancierte so zum unumstrittenen Man of the Match.
Pro(b)st
Für Michael Probst sollte es gleichwohl einer seiner wenigen Bundesliga-Auftritte bleiben. Genau genommen waren es letztlich nur zwei. Sein zweites Bundesliga-Spiel bestritt Probst ausgerechnet im Rückspiel, als die Fortuna im Olympiastadion zu Gast war. Die Bayern, die drei Tage zuvor den UEFA-Cup-Titel in Bordeaux einfahren konnten, hatten sich offensichtlich ein bisschen zu viel von eben diesem Bordeaux genehmigt. Womöglich war es aber auch nur das obligatorische Weißbier. Zur Halbzeitpause lagen die Gastgeber jedenfalls in dem für sie bedeutungslosen Spiel mit 0:2 zurück und präsentierten sich in desolater Verfassung. Aushilfscoach Augenthaler, der den „indisponierten" Franz Beckenbauer vertrat, entschied sich denn auch, zum zweiten Spielabschnitt zu wechseln. Und zwar gleich vier Mal. Doch das war auch damals schon nicht erlaubt, was Augenthaler aber aus Verwirrung über die neuen Wechselstatuten verkannte, und neben Andreas Herzog, Marcel Witeczek und Alexander Zickler auch den Ersatz-Torhüter brachte. Der an diesem Nachmittag wieder einmal Michael Probst hieß. Und auch diesmal hielt Probst das Tor der Bayern, die durch zwei Klinsmann-Treffer noch zum Ausgleich kamen, sauber. Die Fortuna verzichtete in der Folge auf einen Protest. Michael Probst indes kam zu keinen weiteren Bundesliga-Einsätzen und ist damit der einzige Bayern-Torhüter ohne Gegentor in der Bundesliga.
Die Freude über den UEFA-Cup-Sieg 1996 war mindestens so groß wie der spätere Alkoholkonsum.
Kantersiege
Zeitweilig gehörte die Fortuna zu den absoluten Lieblingsgegnern der Bayern, jedenfalls wenn man sich im Münchener Olympiastadion traf. Gleich mehrfach schickte man die Düsseldorfer mit herben Packungen zurück an den Rhein: 6:0 (1980), 7:0 (1982), 6:0 (1985) – gerade in den 80er Jahren schenkte man den Fortunen gerne einen ein. Im Rheinstadion jedoch kassierten die Bayern manch deftige Niederlage. In schmerzhafter Erinnerung ist dabei vor allem eine 1:7-Pleite vom 9. Dezember 1978. Allofs, Seel & Co. spielten die Bayern-Abwehr an diesem Tag mehrfach schwindelig und brachten Bayern-Keeper Maier zur Weißglut. In den 80er Jahren folgten dann mit einem 4:1 und einem 4:0 weitere klaren Niederlagen der Münchener in Düsseldorf.
Elf Tore im Juni
Eines der wohl denkwürdigsten Spiele der Bundesliga-Geschichte trug sich indes am 7. Juni 1975 im Rheinstadion zu. Die Bayern, die zehn Tage zuvor den Europapokal der Landesmeister gegen Leeds United gewonnen hatten, zeigten sich zunächst in prächtiger Torlaune und führten zur Pause unter anderem durch drei Müller-Tore mit 4:2. Nach dem Seitenwechsel stellte die Bayern-Defensive aber komplett den Dienst ein. Folge waren insgesamt vier weitere Gegentreffer an einem brütend heißen Juni-Nachmittag und eine bemerkenswerte 6:5-Niederlage.
Lerbys Katastrophentruppe
Doch nicht immer waren die Aufeinandertreffen der beiden Teams derart torreich. In den ersten vier Partien zu Beginn der 90er Jahre fielen insgesamt nur fünf Treffer. Zu Hause blieben die Münchener dabei gleich zweimal in Folge ohne eigenen Treffer. Der Knoten löste sich erst wieder beim Gastspiel der Fortuna im Dezember 1991, als die Bayern einen 0:1-Rückstand noch in einen 3:1-Heimieg verwandeln konnten. Seinerzeit befand sich die von Sören Lerby trainierte Mannschaft in einer großen Krise und geriet zeitweilig sogar in Abstiegsgefahr. Das 3:1, beim dem übrigens ein gewisser Toni Schumacher das Bayern-Tor hütete, verschaffte da zumindest ein bisschen Luft.
Pokal-Geschichten
3:1 lautete auch das Resultat, als die Fortuna die Bayern im September 1995 zum Zweitrundenmatch im DFB-Pokal empfing – allerdings aus Sicht der Gastgeber, die früh durch Darko Pancev in Führung gingen. Thomas Helmer konnte eine Viertelstunde vor Schluss zwar zum 1:1 ausgleichen. Doch Richard Cyron und Thomas Seeliger besiegelten letztlich das frühe Pokal-Aus der Bayern. Bereits im November 1986 hatten die Fortunen die Münchener einmal aus dem Pokal gekegelt. Beim 3:0-Sieg erzielten Ralf Dusend, Manfred Bockenfeld und der heutige Hertha-Manager Michael Preetz die Treffer für die Gastgeber. Das letzte Pokalaufeinandertreffen der beiden Vereine lag zu diesem Zeitpunkt bereits über 15 Jahre zurück. Am 12. Mai 1971 gewannen die Bayern das Gastspiel im Flinger Broich mit 1:0. Torschütze war selbstredend natürlich der große Gerd Müller. Gegen Fortuna Düsseldorf holten die Bayern übrigens auch den ersten DFB-Pokal-Sieg ihrer Geschichte: Am 29. Dezember 1957 schlug man die Niederrheiner durch einen Treffer von Rudi Jobst mit 1:0 und sicherte sich nach der Meisterschaft 1932 den zweiten großen Titel der Vereinshistorie.
Wenn es am kommenden Samstag für die Bayern nach 16 wieder mal nach Düsseldorf geht, stehen diesmal (noch) nicht die Titel im Vordergrund. Aber vielleicht doch ein Ligarekord. Acht Siege zu Beginn – das hat bislang noch keiner geschafft. Gelingt uns dieses Kunststück in Düsseldorf?
Am Samstag heißt es nach langer Zeit wieder einmal: Fortuna gegen Bayern – ein Spiel mit Geschichte…
Probsts Sternstunde
Ziemlich genau 16 Jahre ist es nun her, dass der FC Bayern zuletzt zu einem Bundesliga-Gastspiel bei der Fortuna antrat. Am 26. Oktober 1996 gewann man in Düsseldorf durch Treffer von Didi Hamann und Mehmet Scholl mit 2:0. Zehn Monate zuvor waren die Münchener ebenfalls mit diesem Ergebnis im Rheinstadion erfolgreich. Doch im Dezember 1995 tat man sich ungleich schwerer. Gegen wie eine entfesselte aufspielende Fortuna sah der Rekordmeister über weite Strecken kein Land und musste sich beim eigenen Torhüter bedanken, dass man nicht frühzeitig in Rückstand geriet und später nicht den Ausgleichstreffer kassierte. Ebener jener Keeper hieß an diesem 9. Dezember aber weder Oliver Kahn noch Sven Scheuer, sondern Michael Probst. Der seinerzeit bereits 33jährige Probst, der zu Saisonbeginn für die Regionalligamannschaft verpflichtet worden war und eigentlich als EDV-Experte bei der Kommunalverwaltung tätig war, vertrat diesem Tag die verletzten Stammkeeper und absolvierte das Spiel seines Lebens: Zahlreiche erstklassige Möglichkeiten von Mill, Buncol & Co. machte der sympathische Schnauzbartträger mit sensationellen Reflexen zunichte und avancierte so zum unumstrittenen Man of the Match.
Pro(b)st
Für Michael Probst sollte es gleichwohl einer seiner wenigen Bundesliga-Auftritte bleiben. Genau genommen waren es letztlich nur zwei. Sein zweites Bundesliga-Spiel bestritt Probst ausgerechnet im Rückspiel, als die Fortuna im Olympiastadion zu Gast war. Die Bayern, die drei Tage zuvor den UEFA-Cup-Titel in Bordeaux einfahren konnten, hatten sich offensichtlich ein bisschen zu viel von eben diesem Bordeaux genehmigt. Womöglich war es aber auch nur das obligatorische Weißbier. Zur Halbzeitpause lagen die Gastgeber jedenfalls in dem für sie bedeutungslosen Spiel mit 0:2 zurück und präsentierten sich in desolater Verfassung. Aushilfscoach Augenthaler, der den „indisponierten" Franz Beckenbauer vertrat, entschied sich denn auch, zum zweiten Spielabschnitt zu wechseln. Und zwar gleich vier Mal. Doch das war auch damals schon nicht erlaubt, was Augenthaler aber aus Verwirrung über die neuen Wechselstatuten verkannte, und neben Andreas Herzog, Marcel Witeczek und Alexander Zickler auch den Ersatz-Torhüter brachte. Der an diesem Nachmittag wieder einmal Michael Probst hieß. Und auch diesmal hielt Probst das Tor der Bayern, die durch zwei Klinsmann-Treffer noch zum Ausgleich kamen, sauber. Die Fortuna verzichtete in der Folge auf einen Protest. Michael Probst indes kam zu keinen weiteren Bundesliga-Einsätzen und ist damit der einzige Bayern-Torhüter ohne Gegentor in der Bundesliga.
Kantersiege
Zeitweilig gehörte die Fortuna zu den absoluten Lieblingsgegnern der Bayern, jedenfalls wenn man sich im Münchener Olympiastadion traf. Gleich mehrfach schickte man die Düsseldorfer mit herben Packungen zurück an den Rhein: 6:0 (1980), 7:0 (1982), 6:0 (1985) – gerade in den 80er Jahren schenkte man den Fortunen gerne einen ein. Im Rheinstadion jedoch kassierten die Bayern manch deftige Niederlage. In schmerzhafter Erinnerung ist dabei vor allem eine 1:7-Pleite vom 9. Dezember 1978. Allofs, Seel & Co. spielten die Bayern-Abwehr an diesem Tag mehrfach schwindelig und brachten Bayern-Keeper Maier zur Weißglut. In den 80er Jahren folgten dann mit einem 4:1 und einem 4:0 weitere klaren Niederlagen der Münchener in Düsseldorf.
Elf Tore im Juni
Eines der wohl denkwürdigsten Spiele der Bundesliga-Geschichte trug sich indes am 7. Juni 1975 im Rheinstadion zu. Die Bayern, die zehn Tage zuvor den Europapokal der Landesmeister gegen Leeds United gewonnen hatten, zeigten sich zunächst in prächtiger Torlaune und führten zur Pause unter anderem durch drei Müller-Tore mit 4:2. Nach dem Seitenwechsel stellte die Bayern-Defensive aber komplett den Dienst ein. Folge waren insgesamt vier weitere Gegentreffer an einem brütend heißen Juni-Nachmittag und eine bemerkenswerte 6:5-Niederlage.
Lerbys Katastrophentruppe
Doch nicht immer waren die Aufeinandertreffen der beiden Teams derart torreich. In den ersten vier Partien zu Beginn der 90er Jahre fielen insgesamt nur fünf Treffer. Zu Hause blieben die Münchener dabei gleich zweimal in Folge ohne eigenen Treffer. Der Knoten löste sich erst wieder beim Gastspiel der Fortuna im Dezember 1991, als die Bayern einen 0:1-Rückstand noch in einen 3:1-Heimieg verwandeln konnten. Seinerzeit befand sich die von Sören Lerby trainierte Mannschaft in einer großen Krise und geriet zeitweilig sogar in Abstiegsgefahr. Das 3:1, beim dem übrigens ein gewisser Toni Schumacher das Bayern-Tor hütete, verschaffte da zumindest ein bisschen Luft.
Pokal-Geschichten
3:1 lautete auch das Resultat, als die Fortuna die Bayern im September 1995 zum Zweitrundenmatch im DFB-Pokal empfing – allerdings aus Sicht der Gastgeber, die früh durch Darko Pancev in Führung gingen. Thomas Helmer konnte eine Viertelstunde vor Schluss zwar zum 1:1 ausgleichen. Doch Richard Cyron und Thomas Seeliger besiegelten letztlich das frühe Pokal-Aus der Bayern. Bereits im November 1986 hatten die Fortunen die Münchener einmal aus dem Pokal gekegelt. Beim 3:0-Sieg erzielten Ralf Dusend, Manfred Bockenfeld und der heutige Hertha-Manager Michael Preetz die Treffer für die Gastgeber. Das letzte Pokalaufeinandertreffen der beiden Vereine lag zu diesem Zeitpunkt bereits über 15 Jahre zurück. Am 12. Mai 1971 gewannen die Bayern das Gastspiel im Flinger Broich mit 1:0. Torschütze war selbstredend natürlich der große Gerd Müller. Gegen Fortuna Düsseldorf holten die Bayern übrigens auch den ersten DFB-Pokal-Sieg ihrer Geschichte: Am 29. Dezember 1957 schlug man die Niederrheiner durch einen Treffer von Rudi Jobst mit 1:0 und sicherte sich nach der Meisterschaft 1932 den zweiten großen Titel der Vereinshistorie.
Wenn es am kommenden Samstag für die Bayern nach 16 wieder mal nach Düsseldorf geht, stehen diesmal (noch) nicht die Titel im Vordergrund. Aber vielleicht doch ein Ligarekord. Acht Siege zu Beginn – das hat bislang noch keiner geschafft. Gelingt uns dieses Kunststück in Düsseldorf?
Aufrufe: 5930 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 3 | Erstellt:18.10.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
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18.10.2012 | 14:12 Uhr
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Schnumbi :
@ Bulle: Tja der FCB geht nun mal vor. und nur weil ich online bin heißt das nicht das ich hier ständig unterwegs bin
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18.10.2012 | 14:01 Uhr
-2
Ich kann nur sagen, das ich die Toten Hosen immer mochte und das nicht nur wegen diesen einen Song da. Ich freue mich wirklich dass so ein Verein es wieder zurück in die Buli geschafft hat. Für das Spiel am Samstag. Naja wer weiß. Ich sag mal so gut wie Borisov ist die Fortuna auch. Wer weiß, wer weiß...so ein 0:0 wie letztes Jahr in Freiburg könnte ich mir vorstellen. Auch wenn ich ein anderes Ergebnis befürchte
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Daß Probst zwei Bundesligaspiele absolviert hat und auch noch beide gegen Fortuna Düsseldorf, war mir entgangen.
Was macht der eigentlich am Samstag?
Erinnern kann ich mich tatsächlich nur an die 0:3-Pokalpleite und an dieses Vier-Wechsel-Spiel.