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01.03.2012 um 11:11 Uhr
Geschrieben von Zac
DFB-Nachtritt: vs. Frankreich
So wirklich zum Lachen hat den deutschen Fans der Humor der Franzosen am gestrigen Abend im Bremer Weserstadion wohl nicht gebracht. Mit der Trockenheit ihrer Burgunder-Weine sicherten sich „Les Bleus" nicht ganz unverdient einen 2:1-Erfolg. "Nein?" Doch!" Ohhhh!" Zum Choleriker à la Louis de Funes wurden dabei wenn überhaupt die deutschen Fans. Seit langer Zeit schallten Pfiffe gegen das DFB-Team von den Rängen. Was zu diesem Zeitpunkt immerhin mal ein seltenes Zeichen war, dass überhaupt Publikum anwesend war. Humor haben wir Deutschen übrigens auch bewiesen: Löw mit seiner Startelf-Nominierung von Aogo, und Aogo mit seiner Interpretation eines Linksverteidigers. Oscarverdächtig – wenn auch nur eindeutig in der Kategorie Nebenrolle. Aber der Reihe nach.
Vorweg: So ganz hart sollte man das Team jetzt auch nicht übers Knie brechen. Schließlich war es nur ein Freundschaftsspiel. Sicherlich hat ein DFB-Spiel – egal welcher Art – immer noch einen höheren Stellenwert als ein Spiel eines Bundesligisten beim "Million-Dollar-Baby"-Vorbereitungs-Cup in Dubai. Dafür spielt das Nationalteam einfach zu selten zusammen. Aber klar ist auch: In einem Testspiel darf getestet werden. Und das wurde und musste notgedrungen auch getan werden. Lahm, Schweinsteiger, Podolski, Mertesacker, Götze – eine Reihe von (potenziellen) Stammspielern fiel aus. Also bekamen andere ihre Chance: Aogo ("Nein?" "Doch!" "Ohhhh!"), Kroos, Schürrle, Hummels, Reus. Klose erhielt im offenen Stümer-Tête-à-Tête erstmal den Vorzug vor Gomez, zur Halbzeit wurde gewechselt. Boateng fing rechts in der Viererkette an.
Das von Beginn an intensiv geführte und von Taktik geprägte Spiel war im Umkehrschluss kein wirklicher Leckerbissen – vor allem in den ersten 20 Minuten nicht. Die Franzosen führen derzeit einen Umbruch im Team durch, was vor allem in der Defensive an diesem Abend schon beachtlich funktionieren sollte. Gegenbeispiel: Die Hintermannschaft des DFB-Teams in der 21. Minute. Eine schöne Debuchy-Valbuena-Kombination fand ihr „très chique"(s) Ende bei Franzosen-Knipser Giroud, der leise
Was folgte war eine Drangperiode unserer Nationalmannschaft, die man ihr bei aller Kritik nicht absprechen darf. Klose hielt es nach dem Motto „Hart aber haltbar" (33.), Badstuber überspitzte es mit dem Winkel und nickte nur an den Pfosten (34.), dann nochmal das Duell Klose gegen "Ügo" Lloris (41.). Özil und Khedira scheiterten in der Nachspielzeit der ersten Hälfte noch knapp oder an den Gebeinen der gegnerischen Defensivabteilung. Was auch immer Chancenwucher auf französisch heißt: in der Kabine der „Equipe" wird es sicher für Lacher gesorgt haben. Der deutsche Anhänger neigte eher zur de-Funes-Cholerik.
In der Halbzeit wurde dann erwartungsgemäß das Wechselkarussell in Gang gesetzt. Höwedes rein, Gomez rein, ein Müller kam schon vor der Pause. Nun ist es ja oft so, dass zahlreiche Wechsel so ein bisschen die klare Linie im Spiel erschweren. So war es auch diesmal. Es passierte nur noch sehr wenig, vor allem im deutschen Spiel war nichts mehr von dem Run der Endphase der ersten Hälfte zu sehen. Und so passierte es nach einem Angriff der Franzosen erneut über die linke DFB-Abwehrseite: Debuchy marschierte an Aogo vorbei und flankte in die Mitte, wo ein deutsch-französisches Gemisch den Ball über die Linie würgte. Zum Kotzen. Malouda war wohl als letzter Feldspieler dran, Wiese bekommt aus kürzester Distanz nur noch die Fingerspitzen an den Ball. Drin. Ein Hauch von Slapstick im deutschen Fünfer – zum Lachen brachte es die wenigsten DFB-Anhänger. Deutschland verteidigte (leider) wie für eine Heimmannschaft im Bremer Weserstadion üblich. Mag auch an den neuen grünen Trikots gelegen haben. Ist ja auch ein Statement vom DFB, dass wir in Bremen im Auswärts-Jersey auflaufen. Und die Franzosen dafür in Weiß. "Quelle malheur!"
Ihre Enttäuschung verpackte die geisterspiel-ähnliche Kulisse im Spukschloss "Weserstein" in Pfiffe. Hörte man durchaus selten in der jüngeren Vergangenheit gegen das DFB-Team. Vielleicht wollte man damit aber auch nur die Offensivreihe der Deutschen aus ihrem komatösen Versuch eines geordneten Offensivspiels wecken. Aber es hätte wohl eines Defibrillators bedurft, um dieser wieder ein bisschen Leben einzuhauchen. Immerhin: Es gelang noch der
Und was bleibt nun? Auf jeden Fall die Erkenntnis, das (zum Glück) nur ein Testspiel gespielt wurde. Da die Begegnung aber nach langer Zeit die erste des DFB-Teams war, war die Vorfreude aber doch höher als sonst, was die Enttäuschung auch gleichzeitig etwas größer macht. Die Hintermannschaft wackelte das ein oder andere Mal böse. Auch Löw kritisierte nach dem Spiel ungewohnt offen die Fehler, nannte die Kinder dabei auch stets beim Namen. "Die Abwehr stand diverse Male zu tief, die Abstände waren zwischen den Mannschaftsteilen zu groß", sagte er sinngemäß. Und er machte auch den Eindruck, sich das eigentlich etwas anders vorgestellt zu haben: "Im Laufe des Spiels entwickelte Frankreich auch eine spielerische Überlegenheit." Genauso war es.
Logisch: Vor dem Spiel machte Löw schon keinen Hehl daraus, dass das Zusammensein der Mannschaft über diese Länderspieltage fast wichtiger sei als das Training. Also eher Sommerlager statt Bootcamp. Das Team habe sich schließlich länger nicht gesehen. Da die Nominierung des EM-Kaders aber unweigerlich naht, sollte die Partie auch nicht als unwichtig abgestempelt werden. Ein Dennis Aogo hat gegenüber Konkurrent Schmelzer beispielsweise keine Pluspunkte sammeln können. Ein solcher Eindruck könnte am Ende entscheidend sein.
Hinsichtlich der deutschen Leistungsfähigkeit bei der EM möchte aber keine größeren Schlüsse ziehen. Wenn die verletzten Leistungsträger wieder an Bord sind und das Team intensiv trainiert, brauchen wir in Fußball-Deutschland nicht tief stapeln, was die EM-Chancen angeht. Vielleicht ist ja diesmal der große Wurf drin. "Nein?", mag da der Franzose nach dem gestrigen Spiel fragen. "Doch!", wäre meine Antwort. Darauf ein gemeinsames "Ohhhhhhhhh!"
Aufrufe: 4735 | Kommentare: 15 | Bewertungen: 5 | Erstellt:01.03.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
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01.03.2012 | 11:46 Uhr
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An Deiner Analyse missfällt mir, dass Du Dich populistisch auf einen Spieler einschießt.
Das machen schon die Kommentatoren und sollten wir hier nicht nötig haben.
Wie gesagt ich kann die Leistung nicht beurteilen, denke aber, dass es die Niederlage gestern nicht nur an einem Spieler gelegen hat.
Täusche ich mich da?
Nein!, Doch!, Ohhh!
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01.03.2012 | 11:30 Uhr
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Schnumbi :
sehr fein. nun haben wir getestet und sind kein bischen schlauer, außer dass wir nicht gegen die nachbarn gewinnen können.vorallem war ich farbenblind. habe immer nach den weissen trikots geschaut. das letzte mal als wir grün trugen verloren wir 1:5 gegen england.
bleibt zu hoffen, dass es im sommer besser wird, zumindest vom ergebnis her
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01.03.2012 | 11:23 Uhr
-1
taneu :
Testspiel. Kein Grund zum Pfeifen. Auch nicht im Walde. Das wird schon. Und Spanien putzen wir 10:0
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Du täuschst dich nicht. Ich habe ihn nur besonders hervorgehoben, weil der Kampf um den Linksverteidiger-Posten noch am ehesten die Personalie ist, bei der etwas Nachhaltigeres passiert sein könnte. Also gestern. Weil der Aogo nicht mehr viele Chancen bekommen wird. Weil wir nicht mehr viele Spiele haben. Und Aogo auch wirklich schlecht war.
Nichtsdestotrotz hab ich die DFB-Abwehr mit der von Bremen verglichen. Ich hab gedacht, dass klar wird, dass sie dann komplett schwach war. Oder nicht? Oder vielleicht hast du auch Recht? Ohhh!