Das Pokalfinale 1986
Dankbarkeit? Nein, danke!
Beim Stichwort "Herzschlagfinale" denkt man als Bayern-Fan unweigerlich an den Meistertitel 2001 zurück. Jubelszenen auf Schalke. Ein indirekter Freistoß in Hamburg. Lähmendes Entsetzen auf Schalke. Oliver Kahns Tanz mit der Eckfahne. Pures Adrenalin.
Doch bis zu dem 19. Mai 2001 galt die Meisterschaft aus dem Jahre 1986 als das Nonplusultra an nervlicher Belastung, gefolgt von grenzenloser Begeisterung: Als Michael Kutzop seinen inzwischen legendären Elfmeter an den rechten Außenpfosten setzte und damit die Meisterschaftsentscheidung auf den letzten Spieltag vertagte, kündigte sich ein Herzschlagfinale an, wie es die Bundesliga zuvor noch nicht erlebt hatte.
Während die Bayern im heimischen Olympiastadion die Borussia aus Mönchengladbach empfing, musste der Konkurrent aus Bremen im Stuttgarter Neckarstadion gegen den VfB ran. Die Münchener erledigten ihre Aufgabe souverän. Nach der frühen Führung durch Lothar Matthäus dominierte man die Fohlen fast nach Belieben und siegte am Ende verdient mit 6:0. Doch das eigene Heimspiel interessierte Spieler und Zuschauer an diesem Samstagnachmittag des 26. April spätestens nach dem beruhigenden 2:0 durch Dieter Hoeneß herzlich wenig. Alle Aufmerksamkeit galt den mitgeführten Transistorradios, die den Spielverlauf der Partie zwischen dem VfB und Werder Bremen ins Münchener Olympiastadion übertrugen. Alle Hoffnung galt dem VfB, der mit einem Heimsieg den FC Bayern zum Meister machen sollte.
Die Hoffnung wurde nicht enttäuscht: Nach 22 Minuten führte der VfB durch Karl Allgöwer mit 1:0, der nach der Pause sogar auf 2:0 erhöhte. Beide Treffer lösten im Münchener Rund Begeisterungsstürme aus, die nur durch die Skepsis, ob die Stuttgarter diese Führung auch würden über die Zeit bringen können, getrübt wurde. Und als zehn Minuten vor Schluss das 3:0 vermeldet wurde, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Doch wie die Schalker 15 Jahre später waren auch die Bayern einer Fehlmeldung aufgesessen. Ein Tor zum 3:0 war in Stuttgart nie gefallen. Vielmehr gelang Manni Burgsmüller in der 79. Minute der Ausgleich und nährte damit die Befürchtung der Bayern-Fans, dass es am Ende doch nicht reichen sollte.
Alle Sorgen und Befürchtungen lösten sich um 17.20 Jahr jedoch dann in Wohlgefallen auf. Dem VfB gelang es, die knappe Führung über die Zeit zu bringen und dem FC Bayern damit am letzten Spieltag den kaum mehr für möglich gehaltenen Meistertitel zu bescheren. Ein großes Danke, VfB durchströmte unausgesprochen das Olympiastadion. Für solch eine (uneigennützige) Schützenhilfe musste man sich bedanken. Nur wie?
Die beste Gelegenheit bot sich bereits eine Woche darauf, als der FC Bayern im Pokalfinale von Berlin eben just auf diesen VfB traf, der ihn wenige Tage zuvor zum Meister gemacht hatte. Was hätte näher gelegen, als sich mit einem Pokalsieg zu revanchieren und dem VfB den Vortritt zu lassen? Doch Dankbarkeit ist im Fußball bekanntlich ein höchst vergängliches Gut. Und so besann man sich beim FC Bayern dann doch wieder auf die sportlichen Ambitionen und verzichtete darauf, den Stuttgartern den Pokal zu überlassen.
An jenem sonnig-warmen Frühlingssamstag des 3. Mai schaute ganz Fußball-Deutschland nach Berlin. Allerdings nicht mit der Selbstverständlichkeit, in der wir heutzutage das Pokalendspiel mit der Spree-Metropole verbinden. Denn im Jahr zuvor war das Finale des Pokalwettbewerbs erstmalig im Berliner Olympiastadion ausgetragen worden. Von einer festen Tradition konnte Mitte der 80er Jahre also noch keine Rede sein. Für die Münchener weckte der Schauplatz Berlin zudem keine guten Erinnerungen, hatte man die Berliner Premiere 1985 doch mit einem enttäuschenden 1:2 gegen Bayer 05 Uerdingen gründlich in den bayrischen Sand gesetzt.
Doch im Jahr 1986 sollte alles anders, besser werden. Die Bayern, die an diesem wieder einmal in den modisch fragwürdigen hellblauen Hosen aufliefen, hatten sich einiges vorgenommen und wollten dieses Mal den Pokal unbedingt mit an die Isar nehmen. Von Beginn an präsentierte man sich als die überlegene Mannschaft, die das Spielgeschehen sowohl spielerisch als auch taktisch dominierte. Die Führung war gleichwohl ein wenig glücklich: Roland Wohlfarths Schuss aus 18 Metern lenkte VfB-Verteidiger Karlheinz Förster unhaltbar für Keeper Jäger zum 1:0 ab. Eben jener Roland Wohlfarth war es dann auch, der die Bayern-Führung wenige Minuten später per Kopf auf 2:0 erhöhte.
Kurz nach der Pause vergeigte Lothar Matthäus in alter Tradition einen Strafstoß, der - wie die Fernsehbilder bewiesen - aber nicht hätte gegeben werden können. Große Spannung kam im Berliner Olympiastadion gleichwohl nicht auf, da der wie aufgedreht agierende Michael Rummenigge innerhalb weniger Minuten gleich zwei maßgenaue Pflügler-Flanken verwandelte und die Bayern damit uneinholbar in Führung schoss. Die beiden Tore für den VfB durch Buchwald und Klinsmann waren dann genau wie Roland Wohlfarths dritter Treffer nur noch für die Statistik relevant.
Mit 5:2 gelang dem FC Bayern einer der deutlichsten Erfolge in einem Pokalfinale, der keinerlei Zeichen von Dankbarkeit für die Meisterschaftshilfe trug.
Das 2:1 gegen Werder Bremen hatte für den VfB aber doch einen schönen Nebeneffekt. Denn durch die Meisterschaft des FC Bayern, der im Folgejahr im Europapokal der Landesmeister antrat, rückten die Stuttgarter automatisch als deutscher Vertreter im Europapokal der Pokalsieger auf. Zu großen Heldentaten zeigte man sich in diesem Wettbewerb nicht in der Lage. Bereits im Achtelfinale schied man nach einer bitteren 3:5-Heimpleite gegen Torpedo Moskau aus. Die Bayern ihrerseits schafften es hingegen ins Endspiel des Europapokalwettbewerbs, in dem man gegen den FC Porto letztlich den Kürzeren zog. Aber das ist freilich eine andere Geschichte.
Doch bis zu dem 19. Mai 2001 galt die Meisterschaft aus dem Jahre 1986 als das Nonplusultra an nervlicher Belastung, gefolgt von grenzenloser Begeisterung: Als Michael Kutzop seinen inzwischen legendären Elfmeter an den rechten Außenpfosten setzte und damit die Meisterschaftsentscheidung auf den letzten Spieltag vertagte, kündigte sich ein Herzschlagfinale an, wie es die Bundesliga zuvor noch nicht erlebt hatte.
Während die Bayern im heimischen Olympiastadion die Borussia aus Mönchengladbach empfing, musste der Konkurrent aus Bremen im Stuttgarter Neckarstadion gegen den VfB ran. Die Münchener erledigten ihre Aufgabe souverän. Nach der frühen Führung durch Lothar Matthäus dominierte man die Fohlen fast nach Belieben und siegte am Ende verdient mit 6:0. Doch das eigene Heimspiel interessierte Spieler und Zuschauer an diesem Samstagnachmittag des 26. April spätestens nach dem beruhigenden 2:0 durch Dieter Hoeneß herzlich wenig. Alle Aufmerksamkeit galt den mitgeführten Transistorradios, die den Spielverlauf der Partie zwischen dem VfB und Werder Bremen ins Münchener Olympiastadion übertrugen. Alle Hoffnung galt dem VfB, der mit einem Heimsieg den FC Bayern zum Meister machen sollte.
Die Hoffnung wurde nicht enttäuscht: Nach 22 Minuten führte der VfB durch Karl Allgöwer mit 1:0, der nach der Pause sogar auf 2:0 erhöhte. Beide Treffer lösten im Münchener Rund Begeisterungsstürme aus, die nur durch die Skepsis, ob die Stuttgarter diese Führung auch würden über die Zeit bringen können, getrübt wurde. Und als zehn Minuten vor Schluss das 3:0 vermeldet wurde, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Doch wie die Schalker 15 Jahre später waren auch die Bayern einer Fehlmeldung aufgesessen. Ein Tor zum 3:0 war in Stuttgart nie gefallen. Vielmehr gelang Manni Burgsmüller in der 79. Minute der Ausgleich und nährte damit die Befürchtung der Bayern-Fans, dass es am Ende doch nicht reichen sollte.
Alle Sorgen und Befürchtungen lösten sich um 17.20 Jahr jedoch dann in Wohlgefallen auf. Dem VfB gelang es, die knappe Führung über die Zeit zu bringen und dem FC Bayern damit am letzten Spieltag den kaum mehr für möglich gehaltenen Meistertitel zu bescheren. Ein großes Danke, VfB durchströmte unausgesprochen das Olympiastadion. Für solch eine (uneigennützige) Schützenhilfe musste man sich bedanken. Nur wie?
Die beste Gelegenheit bot sich bereits eine Woche darauf, als der FC Bayern im Pokalfinale von Berlin eben just auf diesen VfB traf, der ihn wenige Tage zuvor zum Meister gemacht hatte. Was hätte näher gelegen, als sich mit einem Pokalsieg zu revanchieren und dem VfB den Vortritt zu lassen? Doch Dankbarkeit ist im Fußball bekanntlich ein höchst vergängliches Gut. Und so besann man sich beim FC Bayern dann doch wieder auf die sportlichen Ambitionen und verzichtete darauf, den Stuttgartern den Pokal zu überlassen.
An jenem sonnig-warmen Frühlingssamstag des 3. Mai schaute ganz Fußball-Deutschland nach Berlin. Allerdings nicht mit der Selbstverständlichkeit, in der wir heutzutage das Pokalendspiel mit der Spree-Metropole verbinden. Denn im Jahr zuvor war das Finale des Pokalwettbewerbs erstmalig im Berliner Olympiastadion ausgetragen worden. Von einer festen Tradition konnte Mitte der 80er Jahre also noch keine Rede sein. Für die Münchener weckte der Schauplatz Berlin zudem keine guten Erinnerungen, hatte man die Berliner Premiere 1985 doch mit einem enttäuschenden 1:2 gegen Bayer 05 Uerdingen gründlich in den bayrischen Sand gesetzt.
Doch im Jahr 1986 sollte alles anders, besser werden. Die Bayern, die an diesem wieder einmal in den modisch fragwürdigen hellblauen Hosen aufliefen, hatten sich einiges vorgenommen und wollten dieses Mal den Pokal unbedingt mit an die Isar nehmen. Von Beginn an präsentierte man sich als die überlegene Mannschaft, die das Spielgeschehen sowohl spielerisch als auch taktisch dominierte. Die Führung war gleichwohl ein wenig glücklich: Roland Wohlfarths Schuss aus 18 Metern lenkte VfB-Verteidiger Karlheinz Förster unhaltbar für Keeper Jäger zum 1:0 ab. Eben jener Roland Wohlfarth war es dann auch, der die Bayern-Führung wenige Minuten später per Kopf auf 2:0 erhöhte.
Kurz nach der Pause vergeigte Lothar Matthäus in alter Tradition einen Strafstoß, der - wie die Fernsehbilder bewiesen - aber nicht hätte gegeben werden können. Große Spannung kam im Berliner Olympiastadion gleichwohl nicht auf, da der wie aufgedreht agierende Michael Rummenigge innerhalb weniger Minuten gleich zwei maßgenaue Pflügler-Flanken verwandelte und die Bayern damit uneinholbar in Führung schoss. Die beiden Tore für den VfB durch Buchwald und Klinsmann waren dann genau wie Roland Wohlfarths dritter Treffer nur noch für die Statistik relevant.
Mit 5:2 gelang dem FC Bayern einer der deutlichsten Erfolge in einem Pokalfinale, der keinerlei Zeichen von Dankbarkeit für die Meisterschaftshilfe trug.
Das 2:1 gegen Werder Bremen hatte für den VfB aber doch einen schönen Nebeneffekt. Denn durch die Meisterschaft des FC Bayern, der im Folgejahr im Europapokal der Landesmeister antrat, rückten die Stuttgarter automatisch als deutscher Vertreter im Europapokal der Pokalsieger auf. Zu großen Heldentaten zeigte man sich in diesem Wettbewerb nicht in der Lage. Bereits im Achtelfinale schied man nach einer bitteren 3:5-Heimpleite gegen Torpedo Moskau aus. Die Bayern ihrerseits schafften es hingegen ins Endspiel des Europapokalwettbewerbs, in dem man gegen den FC Porto letztlich den Kürzeren zog. Aber das ist freilich eine andere Geschichte.
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KOMMENTARE
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30.05.2013 | 21:40 Uhr
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PraiseTheSun :
Sehr guter und kompakter Rückblick. Zwei Jährchen vor meiner Zeit, aber für so etwas gibt es ja Spox. :)
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30.05.2013 | 21:20 Uhr
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giovane :
schööön!und jep, 5:2 dürfte am samstag abwegig sein. wie soll stuttgart 2 tore schiessen?
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30.05.2013 | 21:16 Uhr
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Ich kann mich zwar an das Pokalendspiel kaum erinnern, aber an das Endspiel gegen Porto umso besser....ich trank gerade das erste Weißbier meines Lebens, und war das erstemal quasi "Public Viewing" in einer offiziellen Kneipe die das Spiel übertrug.... als ein gewisser Rabah Madjer die Kugel mit der Hacke....
Naja, das Schöne ist, ich bin dabei geblieben, bis heute, bis Wembley.....
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29.05.2013 | 14:31 Uhr
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BTW: das beste an den textmarkerblauen Hosen war, dass sie von den Frisuren und Pornobalken abgelenkt haben . Was ich an den Buxen neben der hotpants-Länge übrigens noch schlimmer finde, sind die an der Grenze zwischen neon- und uringelb liegenden drei Streifen.
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29.05.2013 | 12:02 Uhr
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28.05.2013 | 20:31 Uhr
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Schnumbi :
schöner rückblick voegi. ich erinner mich noch sehr genau an alle spiele. ein 5:2 wird es am samstag aber denke ich nicht geben
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