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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
Von: Schnumbi
18.04.2015 | 6361 Aufrufe | 17 Kommentare | 7 Bewertungen Ø 5.9
Ausgabe XIX
Das Bayrische Quartett
Dr. Müller-Wohlfahrt - Spezial

Doktor Müller-Wohlfahrt, der Arzt den die Promis vertrauen, tritt zurück - und nicht nur er. Nein, sein ganzer Stab inklusive der Physio-Abteilung quittiert den Dienst beim deutschen Rekordmeister. Wohl gemerkt es geht hier um den Vereinsarzt und man hat das Gefühl die Erde steht heute still. Da verkommen Meldungen wie, "Labbadia neuer Trainer in Hamburg" oder "Klopp wirft am Saisonende hin", mal schnell zur Nebensächlichkeit. Müller-Wohlfahrts Ruf eilt ihm weit voraus und das nicht nur in Deutschland. Olympiasieger, Promis und die, die es sich leisten können, begeben sich in die heilenden Hände des Gurus, wie er von Kollegen oft genannt wurde. Auch die Bayernstars vertrauten ihm ihre Waden und Oberschenkel an. Jahrzehntelang gab es selten Kritik. Ganz im Gegenteil er wurde von allen Seiten für seine goldenen Hände gelobt. Seit knapp 1,5 Jahren ist nun Pep Guardiola Trainer an der Säbener-Straße und just seit dieser Zeit scheint es, als habe der Doc seine heilenden Hände verloren und seit Donnerstagabend hat der FC Bayern seinen Vereinsarzt verloren.

Um das Thema Dr.Müller-Wohlfahrt etwas näher zu beleuchten, habe ich heute wie immer eine bunt gemischte Runde für euch eingeladen. Da wäre zu einem Michael Wollny (Redakteur und Blogger von Eurosport). Weiter geht es mit Patrick unserem Community-Chef von SPOX.com. Als Gast, um das Ganze mal von außen zu beleuchten, begrüße ich Christian. Er ist für den Blog-Pokal auf SPOX.com verantwortlich und hin und wieder auf MeinSportRadio.de zu hören. Und als letzten begrüße ich Gerhard, euch besser bekannt als SPOX-User PinkFloyd.

Was ging euch bei dieser Meldung durch den Kopf?

Patrick: Ich war perplex, wollte es gar nicht so recht wahrhaben. Von Schock zu sprechen, wäre zu viel. Aber die Nachricht hat schon richtig reingehauen und ist ein klares Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Müller-Wohlfahrt ist ein fester Bestandteil des Vereins, das ist alles andere als eine Fußnote.

Gerhard: Dass da irgendwas richtig HEFTIGES passiert sein muss - wer so lange im Verein ist, der haut nicht von heute auf morgen ab! Schon gar nicht dann, wenn 8 Stammspieler verletzt/krank sind und man sich in der wichtigsten Phase der Saison befindet. Allenfalls zum Ende der Saison - aber nicht von heute auf morgen nach einer derben Niederlage! Da muss was passiert sein, was wir Außenstehenden im vollen Umfang nie erfahren werden

Michael: Als ich die Nachricht über unsere App aufs Smartphone bekommen habe, ist mir eigentlich nur ein einziger Gedanke durch die Synapsen geschossen: WHAT?! Was zum Henker hat Pep denn jetzt angestellt? Man wusste ja sofort um die Sprengkraft einer solchen Entwicklung.

Christian: Emotional war ich sicher nicht so tief betroffen wie meine Vorredner. Aber überrascht hat mich die Meldung doch sehr. Wie lange war er nun Vereinsarzt? Mit Hoeneß ist er die längste Konstante beim FC Bayern. Wenn so etwas von heute auf morgen endet dann müssen die Gräben mittlerweile sehr tief sein.

Müller-Wohlfahrt ist seit knapp 40 Jahren, mit kurzer Unterbrechung während der Klinsmann-Ära, beim FC Bayern eine feste Institution. Geht man dann einfach so, ohne vorher das Gespräch mit dem Arbeitgeber gesucht zu haben?

Gerhard: Wenn ein Gespräch stattgefunden haben sollte, dann war es bereits zu spät. Oder der Gesprächspartner auf Seiten des FC Bayern hatte allenfalls die Qualifikation für nen Greenkeeper - wenn überhaupt, eher Balljunge. Wie schon oben erwähnt, wenn MW sofort geht und nicht erst am Ende der Saison, dann lag da einiges im Argen.

Christian: So geht man natürlich nicht um. Und so schätze ich Müller Wohlfahrt auch nicht ein. Das zeigt nur wie ausweglos die Lage dieses mal scheint. Das war keine Kurzschluss Reaktion sondern wohl das Ergebnis eines wochenlangen Disput.

Patrick: Ich gehe fest davon aus, dass es in den vergangenen Wochen viele Gespräche gegeben hat, in denen sich der Konflikt immer weiter aufgeschaukelt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich um eine spontane Entscheidung aus dem Bauch heraus handelt. Dass sich die Bayern-Führung überrascht zeigt und nichts davon gewusst hat oder haben will, irritiert, ist aber womöglich ein Zeichen mangelnder interner Kommunikation.

Michael: Dieser Umstand hat die Sprengkraft der Entscheidung noch deutlich verschärft. Für mich ist das ein Beleg für zwei Dinge: Einerseits für die enorme emotionale Überladung in diesem Konflikt zwischen Guardiola und Müller-Wohlfahrt, andererseits für einen Bruch im jahrzehntelangen Vertrauensverhältnis zwischen dem Doc und Karl-Heinz Rummenigge. Dass Mull den FC Bayern ohne jegliche Vorwarnung über eine eigenen Pressemitteilung vor vollendete Tatsachen stellt, ist natürlich ein Affront und die endgültige Eskalation über einen längeren Zeitraum schwelender Differenzen. Konkreter: Ich denke, Mull hatte jetzt endgültig die Schnauze voll.

Zu lesen war, dass es in Porto nach der 1:3-Niederlage, nach dem Spiel in der Kabine zwischen dem Doc und Rummenigge zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen sein. Streitpunkt sei die langsame Genesung der Verletzten. Die Niederlage in Porto aber auf das Ärzteteam abzuwälzen wäre zu einfach, oder?

Michael: Wir wissen nicht um den Wortlaut des Disputs. Aber dass er stattgefunden hat, daran bestehen kaum mehr Zweifel. Falls man den medizinischen Stab tatsächlich unmissverständlich für das 1:3 verantwortlich gemacht haben sollte, wäre das eine alberne Schuldzuweisung. Brisanter als die Unterstellung ansich, finde ich aber die Quelle. Falls der Vorwurf tatsächlich von Rummenigge kam, hätte er sich damit klar hinter Guardiola gegen Müller-Wohlfahrt positioniert. Und das so kurz nach Schlusspfiff? Diese Lunte muss länger gebrannt, Rummenigge nicht erst in Porto seine Meinung über Müller-Wohlfahrt geändert haben. Das würde dann auch die radikale Zäsur des Docs erklären.

Christian: Trotz der vielen verletzten Leistungsträger stand dort ein Team mit mehreren Weltmeistern, Champions League Siegern etc. am Platz. Wenn intern wirklich jemand dem Doktor die Schuld an der Niederlage gab fehlt es in der Führungsetage des FC Bayern an einer Menge Selbstreflexion. Ich kann mir das eigentlich gar nicht vorstellen.

Patrick: Natürlich, darüber braucht man im Grunde gar nicht zu diskutieren. Die Leistung in Porto war ganz einfach miserabel. Da braucht man keine anderen Schuldigen zu suchen als Mannschaft und Trainer.

Gerhard: Rummenigge ist nicht gerade als fähige Führungskraft bekannt - er ist zwar noch nicht so senil wie Beckenbauer, aber Feinfühligkeit oder gar taktische Wortwahl sind leider bei ihm nicht zu den Vorzügen zu zählen. MW war in diesem Moment in Porto wohl der einfachste Sündenbock - letztendlich hat aber die Mannschaft in allen Positionen versagt und Pep hat als Trainer auch nach der Halbzeit keinerlei Antwort auf das Desaster gehabt. Mit Sicherheit war nicht MW schuld an der Niederlage. Fehlende Besonnenheit und Souveränität von Rummenigge (vielleicht auch von Pep) haben dem Verein mehr geschadet, als man im Moment auch nur erahnen kann!

Nichtsdestotrotz, es ist extrem auffällig, dass im Vergleich zum Vorjahr die Verletzungen nochmals zugenommen haben, gerade was die muskulären Probleme betrifft. Auch die Prognosen, wie lange Spieler ausfallen, sind oft diffus und meist um ein Vielfaches höher als prognostiziert. Wo könnte hier das Problem liegen?

Patrick: Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung. Über medizinische Vorgänge zu spekulieren, verbietet sich meines Erachtens für einen Laien. Das Einzige was mir dazu einfällt, ist, dass die Mannschaft eben auch nicht mehr die jüngste ist. Aber darin einen Grund zu sehen, ist natürlich auch Spekulation.

Michael: Es gibt kein Problem. Es geht hier um den menschlichen Körper. Und obwohl Müller-Wohlfahrt als Wunderheiler gilt, habe ich ihn noch nicht über Wasser laufen sehen. Der FC Bayern hatte in der Vorsaison alle Rekord gebrochen, wurde mit aberwitzigem Abstand Meister, holte den DFB-Pokal und kam ins Halbfinale der Champions League. Danach ging es direkt zur WM. Und im Anschluss in eine erneute Knochensaison, in der der FC Bayern verdammt noch mal auf allen Hochzeiten als letzter von der Tanzfläche zu steppen hat. Und ganz nebenbei jettet man noch zu PR-Terminen in die USA und den arabischen Raum. Die Heilungsprozesse sind heutzutage ohnehin schon unmenschlich und für Laien eigentlich kaum mehr erklärbar. Ich finde es problematisch hier immer noch schnellere und kürze Zeiträume für die Rekonvaleszenz zu erwarten. Für mich liegt das Problem nicht darin, dass die Ärzte an Grenzen stoßen, sondern dass der Sport in seiner Extrembelastung Grenzen überschreitet. Wohin soll das führen? Zum Tapen von Knochenbrüchen noch auf dem Platz?

Gerhard: Alleine die Fragestellung stellt die Kompetenz von MW in Frage. Da ich MW auch von der medizinischen Seite her kenne, kann ich nur sagen, dass sämtliche Presseberichte bzw. Kommentare hier auf Spox, dass er vielleicht mit 72 schon zu alt ist, dass seine Methoden überholt sind, usw. kompletter Unsinn sind. MW hat ein herrausragendes Team um sich, er behandelt nicht jeden selber! Klar, auf dem Platz sieht man ihn natürlich immer, wenn einer unserer Spieler verletzt ist. Aber die Behandlung selber ist auf das gesamte Team verteilt. Ein Arzt kann sicherlich eine Prognose abgeben - aber letztendlich liegt es ausschließlich am Heilungsprozess des jeweiligen Spielers, wann er wieder eingesetzt werden kann. Muskuläre Probleme haben rein gar nichts mit dem behandelnden Arzt, sondern ausschließlich mit dem Training bzw. mit dem Zeitpunkt, wo der Patient wieder (frühzeitig) ins Training einsteigt zu tun. Dass die Verletzungen zugenommen haben ist richtig - aber die Spieler sind auch älter geworden und damit verletzungsanfälliger!

Christian: Das ist kein Problem des FC Bayern sondern ein Problem des ganzen internationalen Fußballs. Verletzungen nehmen zu, weil die Belastung mehr und mehr zunimmt. Es ist nicht unbedingt die Anzahl der Spiele, vielmehr ist es die Intensität die überhaupt nicht mehr mit früher zu vergleichen ist. Hier ist auch der Verband mehr gefragt die Spieler zu schützen auch wenn das für "uns" Fans bedeutet dass es längere Pausen im Sommer und Winter nötig sind. Der Körper braucht irgendwann eine Pause und notfalls holt er sich diese dann auch.

Der FC Bayern hat heute via Pressemitteilung auf die aktuelle Situation in sachlicher und nüchterner Form reagiert. Aufgrund der bevorstehenden Aufgaben eine angemessene Reaktion oder zu wenig für so einen Paukenschlag. Medienvertreter waren merklich sauer, da keine Fragen zu diesem Thema zugelassen waren.

Gerhard: Die Reaktion des FCB war einfach nur peinlich, umso gespannter bin ich, was MW demnächst bekannt geben wird. Der FCB hat reagiert wie ein 6-jähriges Kind, dem man im Sandkasten die Schaufel geklaut hat. Entweder man sagt: Für uns ist die Sache noch nicht durch, daher bitte ich Sie Abstand von jeglichen Frage zu MW zu nehmen (wenn es denn so sein sollte), oder man hat die Eier zu sagen, was wirklich passiert ist! Spätestens wenn MW seine Version schildert, kommt es ja eh raus. Derzeit muss ich leider der Headline von ntv mehr als Recht geben: Der FC Bayern ist wieder hollywoodreif!

Christian: Der Verein muss jetzt aufpassen dass aus dieser Situation nicht noch mehr Leute Schaden nehmen. Also einzelne Spieler oder der Trainer. Denn die Medien werden es breit treten, darauf ist Verlass. Dort sind vor allem Sammer und Rummenigge gefragt die nun zeigen können wie sehr sie in Hoeneß Fußstapfen schon gewachsen sind. Ich bin mir sicher mit Hoeneß wäre in dieser Angelegenheit vieles anders gelaufen.

Patrick: Tja, was soll man dazu auch sagen. Jetzt sollte man erstmal versuchen, die Wogen intern zu glätten. Insgesamt eine schwierige Situation. Die Außendarstellung ist so oder so alles andere als optimal, was die Angelegenheit betrifft.

Michael: Die beste Äußerung zur dieser Maulkorb-Strategie kam von Sky-Kollege Uli Köhler. Sinngemäß hatte er moniert, dass wir Journalisten zu solch einem Sachverhalt Fragen stellen, weil eben auch viele Menschen die Antworten interessieren würden. Dass der FC Bayern alle Schotten dicht macht und nach der Maxime handelt Es kann nicht sein, was nicht sein darf, ist einerseits strategisch verständlich. Aber es hat auch einen Nachteil: In der Gerüchteküche brodeln scharf gewürzte Spekulationen auf größter Flamme. Das müsste nicht sein. Und der FC Bayern hat diese Angst vor der Wahrheit auch gar nicht nötig. Denn die Wahrheit wird relativ schnell verarbeitet. Gerüchte dagegen halten sich in einer gefährlichen Eigendynamik ewig.

Welche Rolle spielt in diesem Fall die Personalie Pep Guardiola. Immerhin gab es des Öfteren Differenzen, was die Thematik Behandlung der Spieler angeht, gerade wenn man an den Fall Thiago erinnert.

Michael: Natürlich liegt hier der Ursprung des Konflikts. Der offene Streit in der Affäre um Thiago ließ in diesem Zwist tief blicken. Ich will aber nicht darüber spekulieren, was gewesen war, gewesen ist oder gewesen sein könnte. Klar ist aber, dass unterschiedliche Ansichten über DIE richtige Behandlungsmethode Kern der Meinungsverschiedenheiten sind. Müller-Wohlfahrt präferiert sanftere Indikationen, die den Spieler schonen, aber hier und da auch die Genesungsdauer verlängern. Guardiola ist hingegen Befürworter des sogenannten Fit-Spritzens, speziell mit Cortison. Das geht wohl schneller, erhöht aber auch den Verschleiß. Hier ist zwischen dem Trainer und dem Doc wohl ein medizinischer Glaubenskrieg ausgebrochen.

Patrick: Ich kann mich dazu auch nur auf die bestehenden Gerüchte und Mutmaßungen berufen, nach denen Guardiola und MüWo nicht gut miteinander ausgekommen sind und Pep ihm wohl einige Vorwürfe gemacht hat. Sollte es so sein, befremdet es mich. An den fachlichen Qualitäten von MüWo gibt es doch wohl keinen ernsthaften Zweifel.

Gerhard: Pep ist ein Angestellter des FC Bayern München mit einem befristeten Vertrag. MW ist seit 38 Jahren dabei und hat bereits 21 Trainer überlebt. Es obliegt ausschließlich dem Vorstand bzw. den jeweiligen Vorgesetzten derartige Streiterein oder auch Eitelkeiten zum Wohle des Vereins zu lösen. Unter Uli Hoeness wäre so ein Kindergartentheater niemals passiert! Daher sollte die Personalie Pep eigentlich überhaupt keine Rolle spielen! Doch Pep ist ein Machtmensch, der jetzt scheinbar seine eigene Machtposition über den sportlichen Erfolg stellt und dazu noch von Rummenigge unterstützt wird - eigentlich an Peinlichkeit nicht zu überbieten.

Christian: Dort kann man viel spekulieren, Fakten kann jedoch niemand präsentieren. Vielleicht ist die Mentalität mit Verletzungen in Spanien auch eine andere. Dort werden Spieler oftmals so behandelt dass diese schnellstmöglich wieder einsetzbar sind. Ob das in Einzelfällen wirklich das richtige ist wird selten hinterfragt. Wenn man nur überlegt wie oft Messi in den letzten Jahren immer wieder "fit gespritzt" wurde.

In den Netzwerken sind die Reaktionen auf den Rücktritt unseres Vereinsarztes gespalten. Da gibt es die Traditionalisten und Hardliner, die auf die Werte des Vereins verweisen und die Meinung vertreten Pep hätte zu viel Macht. Und dann gibt es noch die andere Seite, die eine Chance für Veränderungen sieht. Es wird gemunkelt, dass die Behandlungsmethoden von Müller-Wohlfahrt nicht mehr zeitgemäß sind und andere Vereine hier besser aufgestellt sind. Auf welcher Seite seht ihr euch?

Patrick: Auf keiner. Ob MüWos Methoden zeitgemäß sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich finde es schlichtweg traurig und ungemein schade, dass es eine Trennung unter diesen Umständen gibt. Das ist ein kommunikatives und menschliches Desaster, das man unbedingt hätte verhindern müssen.

Christian: Ich bin kein Doktor von daher werde ich hier nicht über Müller-Wohlfahrts Behandlungsarten urteilen. Ich bin schon froh wenn ich bei Erkältungen den Pfefferminztee finde. Zum Thema zu viel Macht Pep Guardiola: Sollte es nun zu einer reihenweisen Einstellung spanischer Ärzte und Physios kommen, ist diese Frage mehr als berechtigt.

Gerhard: Die Behandlungsmethoden von MW sind weltweit nach wie vor führend. Es gibt nicht einen Verein, der über eine bessere medizinische Betreuung bisher verfügt hat. Oder wie soll man es sich erklären, dass die absoluten Topstars (egal von welchem Verein und egal welche Sportart) sich sicherheitshalber von ihm bzw. seinem Team behandeln lassen und nicht vom Onkel Vereinsdoktor? Ob Pep zu viel Macht hat, das kann und will ich nicht beurteilen - ein Machtmensch ist er auf alle Fälle, ob er sie bei Bayern auch so bekommt, darüber kann man nur spekulieren, auch wenn es derzeit so aussieht.

Michael: Ich kann mich hier nicht positionieren, da mir medizinische Kenntnisse fehlen. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir aber, dass die Methoden von Müller-Wohlfahrt so schlecht und angeblich überholt nicht sein können, wenn sich bei ihm Superstars aus allen Bereichen des Lebens die Klinke in die Hand geben. So auch ein Usain Bolt, der seinen Olympiasieg auch Müller-Wohlfahrt gewidmet hatte. Das Problem ist aber, dass sich Müller-Wohlfahrt als Arzt der alten Schule noch dem hippokratischen Eid verpflichtet fühlt, da er ihn auch noch seinerzeit hatte leisten müssen. Und trotz des extremen Erwartungsdrucks im Profi-Sport, speziell im Profi-Fußball, wird er sich auch noch daran gebunden fühlen. Für ihn ist der Patient vor allem noch Mensch, während er im Profi-Sport zum Investitionskapital geworden ist, aus dem man das Bestmögliche herausholen muss. Das gilt nicht nur für Guardiola, in dieser Pflicht stehen alle Weltklassetrainer. Wer solche Top-Vereine trainiert, für den ist Geduld bei der Genesung von absoluten Leistungsträgern eine Qual. Müller-Wohlfahrts alternative Methoden erforderten aber wohl etwas mehr Geduld als radikalere. Schlecht sind sie deshalb aber nicht. Vielleicht sogar eher das Gegenteil.

Was könnte die Trennung für solche Spieler wie Ribéry und Robben bedeuten? Immerhin hatte Robben seinen Vertrag wegen Müller-Wohlfahrt verlängert.

Patrick: Na aber hoffentlich nicht nur wegen MüWo. Ich hoffe doch sehr, dass beide mehr an den FCB bindet als der Mannschaftsarzt. Alles andere wäre ja ein Jammer. Trotzdem: Bayern verliert mit dem Abgang von MüWo ein wichtiges Plus - nicht nur im Hinblick auf Ribery und Robben.

Michael: Diese Aussage von Robben war eine symbolische Danksagung und sollte nicht überinterpretiert werden. Fußball-Profis haben vor dem Gedanken an die ärztliche Betreuung eine Handvoll anderer Prioritäten für eine Vertragsverlängerung. Natürlich wäre so ein Vorgehen nun zwar brisant, aber: In Deutschland herrscht freie Arztwahl. Die Spieler könnten theoretisch auch weiterhin eigenverantwortlich zu Mull gehen. Praktisch sieht die Sache natürlich anders aus. Aber abschließend zwei Dinge: Erstens gibt es noch andere hochqualifizierte Sportmediziner, die sich der FC Bayern leisten kann und bei Bedarf auch wird. Und zweitens könnte es sein, dass das gar nicht nötig ist. Ich halte eine Rückkehr von Müller-Wohlfahrt nicht für ausgeschlossen, falls es möglich sein sollte, dass sich drei erwachsene Männer mal bei vier Flaschen Wein an einen Tisch setzen und über ihr Verhältnis reflektieren.

Gerhard: Da beide Spieler schon ein gewisses Alter erreicht haben, wo (wie sich gerade leider zeigt) Verletzungen nicht nur häufiger vorkommen, sondern auch die Regenerationsphase deutlich länger ist, stellt sich diese Situation für die beiden echt schwierig da! Im Extremfall kann das bedeuten, dass beide künftig noch länger ausfallen werden und dass das Glas in Robbens Körper zurück kehrt. Besonders spannend wird es aber, wenn zum Beispiel Robben auf eine Behandlung durch den neuen Vereinsarzt verzichtet und stattdessen weiter die Praxis von MW in Anspruch nimmt (was durchaus passieren kann) - dann hat Pep gleich seinen nächsten Machtkampf!

Christian: Den Spitznamen "Gläserner Robben" erhielt er ja schon zu Zeiten in Spanien. Das er nochmal dieses Niveau erreichte und nun mehrere Jahre nahezu verletzungsfrei war ist sicher auch ein Verdienst des Ärztestabs. Von daher wird Robben das Ausscheiden Müller-Wohlfahrts sicher sehr bedauern

KOMMENTARE
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PinkFloyd
18.04.2015 | 14:44 Uhr
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PinkFloyd : 
18.04.2015 | 14:44 Uhr
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PinkFloyd : 
Merk hat es eben trefffend gesagt - ein Ärzteteam ist schwieriger zu finden als ein Trainer! Nach Klinsmann die zweite Pleite die Rummenigge gebaut hat - ganz großes Kino!!! Und Sammer labert gerade eine Scheiße - unglaublich!
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ibi11
MODERATOR
18.04.2015 | 14:29 Uhr
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ibi11 : 
18.04.2015 | 14:29 Uhr
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ibi11 : 
Na wenn Pink schon höchstselbst Werbung macht muss auch ich mal meine Nase hier rein stecken

Da ich, wie man ja nur unschwer erkennen kann, nicht den allergrößten Bezug zu den Bayern hab, kann ich mir auch nur schwer einen Reim darauf machen.

Was ich allerdings finde ist dass da nicht sehr souverän gehandelt worden ist. So eine Geschichte empfinde ich als Außenstehehder doch eher als untypisch für den großen FC Bayern.

Sei´s drum, eine gute Runde danke dafür
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Maxi_FCB
18.04.2015 | 13:44 Uhr
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Maxi_FCB : 
18.04.2015 | 13:44 Uhr
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Maxi_FCB : 
Schöne Runde erstmal, danke dafür

Ich weiß allerdings nicht, ob dieses Thema unbedingt 3000 Kommentare auf spox, sowie ein eigenes bayerisches Quartett benötigt hätte
Es wird eine Hysterie veranstaltet und eine Stimmung gegen einen der besten Trainer der Welt gemacht, wegen eines Vereinsarztes, der zwar sicher mehr als das war, bei dem aber angesichts des Alters ohnehin absehbar war, dass er keine 10 Jahre mehr weitermachen würde.
Nicht, dass man mich falsch verstehe: Ich nehme das nicht mit Schulterzucken zur Kenntnis. Zumal Peps ausufernde Macht auch von mir moniert wird und auch schon wurde (vgl einige alte Blogs).
Aber mich bedrückt die spielerische Nicht-Leistung im Dragao sowie das mögliche ausgesprochen peinliche Ausscheiden gegen Porto momentan mehr als Mulls-Rücktritt.
Das lenkt den Fokus falsch.

Mull ist sicher einer der renommiertesten Sportmediziner der Welt.
Auf seiner Visitenkarte stehen eine Menge Stars sowie, dass er einen Glasmann wie Robben wieder einigermaßen auf die Kette bekommen hat.
Aber es gibt auch Dinge, die mich etwas nachdenklich stimmen: Benatia fällt in absoluter Regelmäßigkeit alle zwei Wochen wegen Problemen am Oberschenkel aus. Eine Problematik, die ihn in Rom nie derart beschäftigt hat.
Bei Ribery war dereinst eine kleine Stauchung sowie ein Ausfall von einer Woche diagnostiziert worden - er fällt seit einem knappen Monat aus.
Es ist schon seltsam.
Ich maße mir nicht an, das Mull zuzuschreiben, aber ich mag es auch nicht Pep ankreiden, schließlich hatte er mit seiner Trainingsmethodik in Barcelona nie Probleme.
Auch die Belastung taugt nur bedingt als Erklärung, schließlich ist unsere Verletztenmisere absolut beispiellos unter Europas Top-Klubs - und die reißen teilweise 10-15 Spiele mehr ab pro Saison.

Alles in allem bin ich nach einer kurzen Phase der Verärgerung unschlüssig, was ich von dem ganzen Vorgang zu halten habe. Aber was ich erstmal ganz sicher weiß: Ich will das 2:0 am Dienstag. Das hat Vorrang.
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Voegi
MODERATOR
18.04.2015 | 12:43 Uhr
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Voegi : 
18.04.2015 | 12:43 Uhr
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Voegi : 
schöne ausgabe zu einem brisanten thema.
war gerne mit dabei.
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RoyRudolphusAnton
18.04.2015 | 11:27 Uhr
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18.04.2015 | 11:27 Uhr
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"Für mich liegt das Problem nicht darin, dass die Ärzte an Grenzen stoßen, sondern dass der Sport in seiner Extrembelastung Grenzen überschreitet".

Wahre Worte von Michael, wie ich finde. Ergänzt man sie um die Tatsache, dass viele Schlüsselspieler des FC Bayern über 30 sind, kommen häufigere (und vielleicht auch längere) Ausfallzeiten eigentlich nicht überraschend. Dass sich das Lazarett momentan derart geballt füllt, könnte genau die Würze, sein, die das Gericht letztlich verdorben hat. An den Behandlungsmethoden - oder gar der Kompetenz - einer Doktoren-Koryphäe wie Müller-Wohlfahrt kann das m.E. nicht liegen.

Wir wissen viel zu wenig über die Hintergründe und Verwicklungen, um das Ganze abschließend beurteilen zu können. Dennoch eine sehr interessante Runde, danke dafür!

Einigen kann man sich wohl darauf, dass Mulls (72) Ende beim FC Bayern logischerweise eher früher als später auf der Agenda gestanden hätte. Die Art und Weise der Trennung wirkt da höchst unglücklich.
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PinkFloyd
18.04.2015 | 11:12 Uhr
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PinkFloyd : 
18.04.2015 | 11:12 Uhr
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PinkFloyd : 
Mal gespannt, wie das Echo ausfällt... da wir alle gestern Abend geschrieben haben darf jeder, der einen Rechtschreibefehler findet, ihn behalten
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Schnumbi
18.04.2015 | 10:59 Uhr
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Schnumbi : 
18.04.2015 | 10:59 Uhr
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Schnumbi : 
Vielen Dank an alle die so kurzfristig sich die Zeit genommen haben.

Viel Spaß und hoffentlich auf eine gute Diskussion.
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