10.01.2011 um 17:28 Uhr
Geschrieben von Taktiker
Das Mittel der Außenseiter
Mit dem heutigen Beitrag beginne ich eine kleine Serie rund um das Thema Pressing. In den ersten Teilen gebe ich eine kurze Einführung in die Spielweise mit Abwehr-, Mittelfeld- und Angriffspressing. Danach folgt noch ein gesonderter Teil, der sich mit den Stärken und Schwächen des am meisten beachteten Angriffspressing befassen wird. Zuletzt werde ich noch berichten, wie die meiner Meinung nach optimale Einführung eines Pressingsystems im Amateurfußball auszusehen hat und für diesen Bereich einige Übungen bereitstellen.
Das Abwehrpressing – Mittel der Außenseiter
Definition Pressing:
"Intensives ballorientiertes Verschieben zur Erzeugung von Überzahlsituationen in Ballnähe mit dem Ziel der kontrollierten Ballrückgewinnung."
Landläufige Definitionen des Begriffs "Pressing" vergessen häufig den Umstand, dass nicht nur das zuletzt so populäre Angriffspressing unter den Begriff fällt, sondern auch die weitaus weniger verbreiteten Begriffe des Abwehr- und Mittelfeldpressings. Obwohl diese Pressingarten mittlerweile zum europäischen Standard gehören und auch in den oberen Amateurligen weit verbreitet sind, findet man kaum etwas über diese milderen Formen des Pressings.
Deswegen werde ich in dieser Reihe rund um das Thema "Pressing" alle drei Arten genauer beleuchten, vor allem aber auch zum Thema Angriffspressing, da dieses in Zukunft die größten Entwicklungsmöglichkeiten sowohl für Profi- als auch für Amateurmannschaften birgt.
Heute jedoch geht es zu Beginn der Reihe um das Abwehrpressing, die, wie der Name schon sagt, defensivste und abwartendste Form des Pressings.
Auch wenn es vielen nicht bewusst ist, so verwendet doch beinahe jede Mannschaft in der Bundesliga eine der drei Arten des Pressings. Während die Phasen des Angriffspressings meistens begrenzt sind, können Abwehr- und Mittelfeldpressing das ganze Spiel über problemlos ausgeführt werden. Beim Abwehrpressing ist die Grundintention, dass der Gegner den Ball ruhig laufen lassen darf, ein Vordringen in die gefährlichen Zonen jedoch verhindert werden muss. Deswegen spielen Mannschaften im Abwehrpressing stets aus einer organisierten und kompakten Defensive heraus.
Das Abwehrpressing ist eine abwartende, defensive Art des Pressings. Angewandt wird es häufig von Außenseitern und technisch bzw. konditionell unterlegenen Mannschaften. Die kompakte Defensive erlaubt es den Mannschaften, mit relativ geringem Kraftaufwand gefährliche Situationen vor dem eigenen Tor zu verhindern und den Gegner zu "zermürben".
Allerdings kann das Abwehrpressing auch die verteidigende Mannschaft zermürben. Stures Hin- und Herschieben zum Ball, ständiges Hinterherlaufen und vor allem das stetige Reagieren können Körper und Geist auslaugen. Mit längerer Spieldauer vergeht deshalb auch, gerade im Amateurbereich, die Lust ständig wieder neu zu verschieben, was zu Flüchtigkeitsfehlern und damit Lücken in der Defensive führt.
Einfach zu vermeidende Fehler
Per Definition steht trotz des anfänglichen Reagierens die Ballgewinnung im Mittelpunkt. Allerdings erst ab einem bestimmten Zeitpunkt. Wichtig ist, wie bei allen Pressingarten, den Rückweg zuzustellen. So wird verhindert, dass man unnötige Kraft in Pressingaktionen steckt, diese dann aber leichtfertig vergeudet wird, weil der Gegner sich durch einen einfachen Quer- oder Rückpass retten kann.
Diese "Anfängerfehler" kann man gerade im Amateurbereich sehr häufig beobachten und sie machen leichtfertig die geleistete Vorarbeit zunichte. Deswegen ist es als pressende Mannschaft eminent wichtig, Rückwege zuzustellen und einfache Querpässe zu verhindern.
Noch etwas allgemeines: Pressingaktionen sollten immer als direkte Anschlussaktion an den Pass eines Gegners erfolgen. Der Passempfänger darf keine Zeit am Ball bekommen, denn die pressende Mannschaft geht immer ein Risiko ein, also darf der Passempfänger den Ball gar nicht erst kontrollieren, sondern muss gleich unter massivem Zeit- und Gegnerdruck stehen.
Wo wird gepresst?
Im Allgemeinen gibt es zwei Möglichkeiten, ein effektives und durchdachtes Abwehrpressing durchzuführen. Hierbei ist vor allem die gezielte Kontrolle des Raums von Bedeutung, es werden bewusst Räume offen gelassen, in die dann Pässe gespielt werden dürfen. Diese Pässe in die dafür vorgesehenen Räume sind gleichzeitig das Signal zum Pressing. Der Ort des Pressings bestimmt sich vor allem aus der Frage:
Möchte ich den Gegner nach innen oder außen drängen?
In Amateurmannschaften wird häufig nach außen offen gelassen, da hier die Außenlinie zur Hilfe kommt. Allerdings muss man sich im Klaren sein, dass ein schneller und zielgerichteter Konter von der Außenbahn wesentlich schwerer einzuleiten ist als durch die Zentrale. Deswegen sind inzwischen viele Profitrainer der Ansicht, dass ein gezieltes lenken in die Mitte sinnvoller ist, um einen sicheren Ballgewinn zu erzielen und schnellstmöglich einen Konter einzuleiten.
Nachdem der gegnerische defensive Mittelfeldspieler den provozierten Pass gespielt hat, schiebt die grüne Mannschaft schnell nach, verstellt Passwege und Rückzugsräume.
Nach Ballgewinn bzw. Fehler der roten Mannschaft beginnt das eigene Aufbauspiel, gelegentlich ist auch ein schneller Konter möglich. Beim eigenen Ballbesitz kommt es auf die Grundintention an. Ein effektives Konterspiel kann nur erfolgen, wenn der Ball im Spiel gehalten wird und schnell der Weg in die Tiefe gesucht wird. Wer eine Führung verteidigen oder ein Remis halten will, der ist auch mit Ausbällen oder Freistößen aus ungefährlichen Positionen zufrieden, entsprechend verändert sich jeweils die Art und Weise des Abwehrpressings.
Im 2. Teil wird das Abwehrpressing nach innen und die Vorreiterrolle der Nationalmannschaft beschrieben.
Das Abwehrpressing – Mittel der Außenseiter
Definition Pressing:
"Intensives ballorientiertes Verschieben zur Erzeugung von Überzahlsituationen in Ballnähe mit dem Ziel der kontrollierten Ballrückgewinnung."
Landläufige Definitionen des Begriffs "Pressing" vergessen häufig den Umstand, dass nicht nur das zuletzt so populäre Angriffspressing unter den Begriff fällt, sondern auch die weitaus weniger verbreiteten Begriffe des Abwehr- und Mittelfeldpressings. Obwohl diese Pressingarten mittlerweile zum europäischen Standard gehören und auch in den oberen Amateurligen weit verbreitet sind, findet man kaum etwas über diese milderen Formen des Pressings.
Deswegen werde ich in dieser Reihe rund um das Thema "Pressing" alle drei Arten genauer beleuchten, vor allem aber auch zum Thema Angriffspressing, da dieses in Zukunft die größten Entwicklungsmöglichkeiten sowohl für Profi- als auch für Amateurmannschaften birgt.
Heute jedoch geht es zu Beginn der Reihe um das Abwehrpressing, die, wie der Name schon sagt, defensivste und abwartendste Form des Pressings.
Auch wenn es vielen nicht bewusst ist, so verwendet doch beinahe jede Mannschaft in der Bundesliga eine der drei Arten des Pressings. Während die Phasen des Angriffspressings meistens begrenzt sind, können Abwehr- und Mittelfeldpressing das ganze Spiel über problemlos ausgeführt werden. Beim Abwehrpressing ist die Grundintention, dass der Gegner den Ball ruhig laufen lassen darf, ein Vordringen in die gefährlichen Zonen jedoch verhindert werden muss. Deswegen spielen Mannschaften im Abwehrpressing stets aus einer organisierten und kompakten Defensive heraus.
Das Abwehrpressing ist eine abwartende, defensive Art des Pressings. Angewandt wird es häufig von Außenseitern und technisch bzw. konditionell unterlegenen Mannschaften. Die kompakte Defensive erlaubt es den Mannschaften, mit relativ geringem Kraftaufwand gefährliche Situationen vor dem eigenen Tor zu verhindern und den Gegner zu "zermürben".
Allerdings kann das Abwehrpressing auch die verteidigende Mannschaft zermürben. Stures Hin- und Herschieben zum Ball, ständiges Hinterherlaufen und vor allem das stetige Reagieren können Körper und Geist auslaugen. Mit längerer Spieldauer vergeht deshalb auch, gerade im Amateurbereich, die Lust ständig wieder neu zu verschieben, was zu Flüchtigkeitsfehlern und damit Lücken in der Defensive führt.
Einfach zu vermeidende Fehler
Per Definition steht trotz des anfänglichen Reagierens die Ballgewinnung im Mittelpunkt. Allerdings erst ab einem bestimmten Zeitpunkt. Wichtig ist, wie bei allen Pressingarten, den Rückweg zuzustellen. So wird verhindert, dass man unnötige Kraft in Pressingaktionen steckt, diese dann aber leichtfertig vergeudet wird, weil der Gegner sich durch einen einfachen Quer- oder Rückpass retten kann.
Diese "Anfängerfehler" kann man gerade im Amateurbereich sehr häufig beobachten und sie machen leichtfertig die geleistete Vorarbeit zunichte. Deswegen ist es als pressende Mannschaft eminent wichtig, Rückwege zuzustellen und einfache Querpässe zu verhindern.
Noch etwas allgemeines: Pressingaktionen sollten immer als direkte Anschlussaktion an den Pass eines Gegners erfolgen. Der Passempfänger darf keine Zeit am Ball bekommen, denn die pressende Mannschaft geht immer ein Risiko ein, also darf der Passempfänger den Ball gar nicht erst kontrollieren, sondern muss gleich unter massivem Zeit- und Gegnerdruck stehen.
Wo wird gepresst?
Im Allgemeinen gibt es zwei Möglichkeiten, ein effektives und durchdachtes Abwehrpressing durchzuführen. Hierbei ist vor allem die gezielte Kontrolle des Raums von Bedeutung, es werden bewusst Räume offen gelassen, in die dann Pässe gespielt werden dürfen. Diese Pässe in die dafür vorgesehenen Räume sind gleichzeitig das Signal zum Pressing. Der Ort des Pressings bestimmt sich vor allem aus der Frage:
Möchte ich den Gegner nach innen oder außen drängen?
In Amateurmannschaften wird häufig nach außen offen gelassen, da hier die Außenlinie zur Hilfe kommt. Allerdings muss man sich im Klaren sein, dass ein schneller und zielgerichteter Konter von der Außenbahn wesentlich schwerer einzuleiten ist als durch die Zentrale. Deswegen sind inzwischen viele Profitrainer der Ansicht, dass ein gezieltes lenken in die Mitte sinnvoller ist, um einen sicheren Ballgewinn zu erzielen und schnellstmöglich einen Konter einzuleiten.
Nachdem der gegnerische defensive Mittelfeldspieler den provozierten Pass gespielt hat, schiebt die grüne Mannschaft schnell nach, verstellt Passwege und Rückzugsräume.
Nach Ballgewinn bzw. Fehler der roten Mannschaft beginnt das eigene Aufbauspiel, gelegentlich ist auch ein schneller Konter möglich. Beim eigenen Ballbesitz kommt es auf die Grundintention an. Ein effektives Konterspiel kann nur erfolgen, wenn der Ball im Spiel gehalten wird und schnell der Weg in die Tiefe gesucht wird. Wer eine Führung verteidigen oder ein Remis halten will, der ist auch mit Ausbällen oder Freistößen aus ungefährlichen Positionen zufrieden, entsprechend verändert sich jeweils die Art und Weise des Abwehrpressings.
Im 2. Teil wird das Abwehrpressing nach innen und die Vorreiterrolle der Nationalmannschaft beschrieben.
Aufrufe: 13605 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 12 | Erstellt:10.01.2011
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10.01.2011 | 17:34 Uhr
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Taktiker :
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