29.10.2010 um 19:04 Uhr
Geschrieben von possessionplay
Das Phänomen Thomas Müller
Thomas Müller ist der Shootingstar der letzten Saison. Hiermit will ich versuchen, den Spielertyp des Thomas Müller zu erklären und damit auch seinen Erfolg.
Seine fußballerischen Fähigkeiten und Eigenschaften:
Thomas Müller setzt sich immer voll ein und gibt alles. Einige beäugen ihn aber kritisch, sagen, er sei technisch nicht besonders gut, spiele keine überragenden Pässe. Aber er hat andere Stärken. Zum einen ist er technisch durchaus beschlagen, auch ist sein guter Antritt hervorzuheben. Dann ist seine enorme Laufstärke und vor allem auch Laufbereitschaft eine wichtige Eigenschaft von ihm und ohne sie könnte er viele seiner Funktionen gar nicht (in diesem Maße) erfüllen. Müller arbeitet also für die Mannschaft und das extrem viel und effektiv. Neben seiner Laufstärke sollte mal vor allem seine Spielintelligenz, Auffassungsgabe und Antizipationsfähigkeiten nennen, die sicherlich zu seinen größten Stärken gehören. Müller kann das Spiel lesen, er ahnt Situationen voraus und weiß, wo der Ball hinkommt. Er beobachtet das Spiel und kann dann schnell die richtigen Entscheidungen treffen, auf neue Situationen reagieren. Seine Laufwege sind geradezu genial, er schafft Räume und kommt aus dem Raum, er ist schwer zu greifen (auch durch sein Laufpensum). Das Ganze spielt allerdings schon in seine Rolle hinein, mit der ich mich jetzt befassen möchte. Eins noch: Müller ist manchmal auch ein „Glückspilz" – wie manche sagen. Dann holt er aus Zweikämpfen, die schon verloren sind, noch einen Ballgewinn oder einen Freistoß heraus: Das Glück des Tüchtigen.
Seine Rolle bei Bayern:
Im „sensiblen Öko-System" FC Bayern nimmt Müller eine der zentralen Rollen ein (wenn nicht sogar DIE zentrale Rolle). Müller spielt bei Bayern im „Wunschsystem mit Robbery" auf der Position hinter dem Mittelstürmer, also zentral in der offensiven Dreierreihe. Müller ist eine falsche Neun, eine Schattenspitze, ein schleichender Akteur, der immer wieder Räume schafft. Das ist ein ganz zentraler Punkt an seinem System. Vor allem für die Außenspieler Ribery und Robben ist er ein sehr wichtiges Element: Manchmal bietet er sich dem ballführenden Außen in diagonal offensiver Position als Anspielstation, damit diese vom Doppeln durch die Gegner befreit werden. Manchmal nimmt er selbst deren Position ein, damit die Außenspieler in die Räume, die er geöffnet hat, hineinstoßen können. Hier ein Beispiel vom 7:0 der letzten Saison gegen Hannover:
Robben und Müller 1
Robben und Müller 2
Robben und Müller 3
Robben und Müller 4
Dazu muss man sagen, dass es Müller im Zentrum natürlich zu Gute kommt, wenn die Außen immer vom Gegner gedoppelt werden.
Aber Müller ist ja unsere Schattenspitze (ich bin übrigens Bayern-Fan) und deswegen arbeitet er nicht nur für Außen, sondern stößt auch selbst immer wieder in Räume hinein. Seine Laufwege sind wirklich klasse, er weiß genau, wo der Ball hinkommen wird und dringt aus der Tiefe immer wieder in den Strafraum ein, zum Beispiel beim 3:1-Sieg in Wolfsburg, ebenfalls in der letzten Rückrunde:
Schattenspitze Müller 1
Schattenspitze Müller 2
Gegen den gleichen Gegner ging es in dieser Saison am ersten Spieltag: Hier kann man auch sehen, dass für Müller unser MS sehr wichtig ist, da jener ihm Räume öffnet (der Stürmer soll bei van Gaals Bayern ja nicht in erster Linie Tore machen):
Müller und Olic 1
Müller und Olic 2
Wir sehen also, dass Müllers Spiel facettenreich und unberechenbar ist, er ist unglaublich dynamisch und bewegt sich viel und sorgt in der gegnerischen Defensive für Lücken und Verwirrung, weicht mit auf die Flügel aus und rochiert mit den Außen. Mit der Zeit hat er aber weitere Variationen in sein Spiel aufgenommen, so zum Beispiel seine starken Pässe in den Rückraum (perfekt zu sehen bei der WM: 1:0 gegen Australien durch Podolski) oder seine Halbfeld-Flanken, die sich im Verlauf der letzten Monate erheblich verbessert haben.
Im Folgenden gibt es noch eine fiktive Spielsituation, in der man sieht, wie Müller als Wandspieler auch Räume für den Stürmer schaffen kann:
Wandspieler Müller
Müller bietet sich an, lässt prallen, der 8er kann schnell in die Tiefe passen.
Vor allem ist er für Schweinsteiger aber Wandspieler, um zusätzliche Anspielmöglichkeiten zu kreieren.
Als zentrale Figur des Bayern-Systems hat Müller natürlich auch eine zentrale Bedeutung für die Defensivarbeit. Zunächst einmal initiiert er zusammen mit dem Mittelstürmer das Pressing, welches nur diese beiden bei Bayern wirklich aggressiv weit vorne betreiben. In seiner Defensivarbeit arbeitet er vor allem für die beiden 8er, indem er den Gegner attackiert und so vor Schweinsteiger und van Bommel aufräumt. Durch sein ständiges Bewegen im Offensivspiel arbeitet er so auch nach hinten und entlastet auch hier die 8er, die so, da Müller (und auch die Außenspieler) extrem viele Gegner binden, das Spiel ohne viel Gegnerdruck besser lenken und aufbauen können.
Fazit:
Müller spielt bei Bayern eine Rolle, die man so zuvor noch nicht kannte. Müller ist sehr spielintelligent, läuft enorm viel und reißt Lücken für die Außenspieler, dringt selbst als Schattenstürmer immer wieder in den Sechzehner vor und macht vor allem für die beiden 8er im Mittelfeld enorm viel defensive Arbeit.
Das Geniale dabei ist seine Position, die schwer zu definieren ist. Er ist ein Schattenspieler, schwer zu fassen und genauso schwer einzuordnen. Er spielt zwischen den Linien als Mischung aus OM und HS, gleichzeitig ist er aber ein DM (ein DM vor den ZMs), da er Schweinsteiger und van Bommel entlastet und damit beim Spielaufbau/Ballzirkulation hilft. Es ist schon paradox, wenn man dann bedenkt, dass er als HS und als wichtigste und zentrale Figur im Offensivspiel eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste Defensivaufgabe bekleidet (wenn die 8er nämlich nicht entlastet werden, gibt es keine Ballzirkulation und keine Dominanz wie teilweise gegen Mainz oder auch Dortmund). Irgendwie ist das natürlich auch genial.
ENDGÜLTIGES FAZIT: „Müller spielt immer"
Schaubild
Das ist mein allererster Blog, also bitte nicht zerreißen. Kritik und Anregungen sind immer gerne gesehen.
Thomas Müller setzt sich immer voll ein und gibt alles. Einige beäugen ihn aber kritisch, sagen, er sei technisch nicht besonders gut, spiele keine überragenden Pässe. Aber er hat andere Stärken. Zum einen ist er technisch durchaus beschlagen, auch ist sein guter Antritt hervorzuheben. Dann ist seine enorme Laufstärke und vor allem auch Laufbereitschaft eine wichtige Eigenschaft von ihm und ohne sie könnte er viele seiner Funktionen gar nicht (in diesem Maße) erfüllen. Müller arbeitet also für die Mannschaft und das extrem viel und effektiv. Neben seiner Laufstärke sollte mal vor allem seine Spielintelligenz, Auffassungsgabe und Antizipationsfähigkeiten nennen, die sicherlich zu seinen größten Stärken gehören. Müller kann das Spiel lesen, er ahnt Situationen voraus und weiß, wo der Ball hinkommt. Er beobachtet das Spiel und kann dann schnell die richtigen Entscheidungen treffen, auf neue Situationen reagieren. Seine Laufwege sind geradezu genial, er schafft Räume und kommt aus dem Raum, er ist schwer zu greifen (auch durch sein Laufpensum). Das Ganze spielt allerdings schon in seine Rolle hinein, mit der ich mich jetzt befassen möchte. Eins noch: Müller ist manchmal auch ein „Glückspilz" – wie manche sagen. Dann holt er aus Zweikämpfen, die schon verloren sind, noch einen Ballgewinn oder einen Freistoß heraus: Das Glück des Tüchtigen.
Im „sensiblen Öko-System" FC Bayern nimmt Müller eine der zentralen Rollen ein (wenn nicht sogar DIE zentrale Rolle). Müller spielt bei Bayern im „Wunschsystem mit Robbery" auf der Position hinter dem Mittelstürmer, also zentral in der offensiven Dreierreihe. Müller ist eine falsche Neun, eine Schattenspitze, ein schleichender Akteur, der immer wieder Räume schafft. Das ist ein ganz zentraler Punkt an seinem System. Vor allem für die Außenspieler Ribery und Robben ist er ein sehr wichtiges Element: Manchmal bietet er sich dem ballführenden Außen in diagonal offensiver Position als Anspielstation, damit diese vom Doppeln durch die Gegner befreit werden. Manchmal nimmt er selbst deren Position ein, damit die Außenspieler in die Räume, die er geöffnet hat, hineinstoßen können. Hier ein Beispiel vom 7:0 der letzten Saison gegen Hannover:
Robben und Müller 1
Robben und Müller 2
Robben und Müller 3
Robben und Müller 4
Dazu muss man sagen, dass es Müller im Zentrum natürlich zu Gute kommt, wenn die Außen immer vom Gegner gedoppelt werden.
Aber Müller ist ja unsere Schattenspitze (ich bin übrigens Bayern-Fan) und deswegen arbeitet er nicht nur für Außen, sondern stößt auch selbst immer wieder in Räume hinein. Seine Laufwege sind wirklich klasse, er weiß genau, wo der Ball hinkommen wird und dringt aus der Tiefe immer wieder in den Strafraum ein, zum Beispiel beim 3:1-Sieg in Wolfsburg, ebenfalls in der letzten Rückrunde:
Schattenspitze Müller 1
Schattenspitze Müller 2
Gegen den gleichen Gegner ging es in dieser Saison am ersten Spieltag: Hier kann man auch sehen, dass für Müller unser MS sehr wichtig ist, da jener ihm Räume öffnet (der Stürmer soll bei van Gaals Bayern ja nicht in erster Linie Tore machen):
Müller und Olic 1
Müller und Olic 2
Wir sehen also, dass Müllers Spiel facettenreich und unberechenbar ist, er ist unglaublich dynamisch und bewegt sich viel und sorgt in der gegnerischen Defensive für Lücken und Verwirrung, weicht mit auf die Flügel aus und rochiert mit den Außen. Mit der Zeit hat er aber weitere Variationen in sein Spiel aufgenommen, so zum Beispiel seine starken Pässe in den Rückraum (perfekt zu sehen bei der WM: 1:0 gegen Australien durch Podolski) oder seine Halbfeld-Flanken, die sich im Verlauf der letzten Monate erheblich verbessert haben.
Im Folgenden gibt es noch eine fiktive Spielsituation, in der man sieht, wie Müller als Wandspieler auch Räume für den Stürmer schaffen kann:
Wandspieler Müller
Müller bietet sich an, lässt prallen, der 8er kann schnell in die Tiefe passen.
Vor allem ist er für Schweinsteiger aber Wandspieler, um zusätzliche Anspielmöglichkeiten zu kreieren.
Als zentrale Figur des Bayern-Systems hat Müller natürlich auch eine zentrale Bedeutung für die Defensivarbeit. Zunächst einmal initiiert er zusammen mit dem Mittelstürmer das Pressing, welches nur diese beiden bei Bayern wirklich aggressiv weit vorne betreiben. In seiner Defensivarbeit arbeitet er vor allem für die beiden 8er, indem er den Gegner attackiert und so vor Schweinsteiger und van Bommel aufräumt. Durch sein ständiges Bewegen im Offensivspiel arbeitet er so auch nach hinten und entlastet auch hier die 8er, die so, da Müller (und auch die Außenspieler) extrem viele Gegner binden, das Spiel ohne viel Gegnerdruck besser lenken und aufbauen können.
Fazit:
Müller spielt bei Bayern eine Rolle, die man so zuvor noch nicht kannte. Müller ist sehr spielintelligent, läuft enorm viel und reißt Lücken für die Außenspieler, dringt selbst als Schattenstürmer immer wieder in den Sechzehner vor und macht vor allem für die beiden 8er im Mittelfeld enorm viel defensive Arbeit.
Das Geniale dabei ist seine Position, die schwer zu definieren ist. Er ist ein Schattenspieler, schwer zu fassen und genauso schwer einzuordnen. Er spielt zwischen den Linien als Mischung aus OM und HS, gleichzeitig ist er aber ein DM (ein DM vor den ZMs), da er Schweinsteiger und van Bommel entlastet und damit beim Spielaufbau/Ballzirkulation hilft. Es ist schon paradox, wenn man dann bedenkt, dass er als HS und als wichtigste und zentrale Figur im Offensivspiel eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste Defensivaufgabe bekleidet (wenn die 8er nämlich nicht entlastet werden, gibt es keine Ballzirkulation und keine Dominanz wie teilweise gegen Mainz oder auch Dortmund). Irgendwie ist das natürlich auch genial.
ENDGÜLTIGES FAZIT: „Müller spielt immer"
Schaubild
Das ist mein allererster Blog, also bitte nicht zerreißen. Kritik und Anregungen sind immer gerne gesehen.
Aufrufe: 11397 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 10 | Erstellt:29.10.2010
ø 8.2
KOMMENTARE
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01.11.2010 | 22:17 Uhr
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mrpink27 :
Ja der Müller ist schon ein mehr als guter Spieler.Wobei ich mit dem Begriff "falsche Neun" aufpassen würde. Denn ein Mittelstürmer ist eine falsche Neun wenn er sich aus seiner Position fallen lässt und dann kein MS mehr vorhanden ist. Müller hat dagegen immer einen Stürmer (9er) vor sich, er ist vielleicht eine hängende Spitze oder wie du schreibst ein Schattenspieler. Wobei ich den Begriff noch nie definiert gesehen habe (Ein Spieler im Schatten der Abwehr, im Schatten seiner selbst ????).
Nun gut. Bei der N11 fallen mir vor allem die Positionswechsel mit özil auf. Wirklch eine starke Kombo. Bei den Bayern sucht er auch immer wieder die Lücken und bringt Bewegung in die Abwehr, nur aus anderer Position.
Bei den Bayern bleiben Rib und Rob außen und gehen mit dem Ball in die Mitte. In der N11 können Müller und özil schon im Spielaufbau wechseln.
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30.10.2010 | 18:26 Uhr
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Taktiker :
Sehr ordentlicher Blog, zu einem wirklich interessanten Thema. Ich denke die folgenden Worte von Dir beschreiben Müller am besten:"Neben seiner Laufstärke sollte mal vor allem seine Spielintelligenz, Auffassungsgabe und Antizipationsfähigkeiten nennen, die sicherlich zu seinen größten Stärken gehören. Müller kann das Spiel lesen, er ahnt Situationen voraus und weiß, wo der Ball hinkommt. Er beobachtet das Spiel und kann dann schnell die richtigen Entscheidungen treffen, auf neue Situationen reagieren."
Das ist eine ziemlich perfekte Definition Müllers. Zu erwähnen wäre vielleicht noch gewesen, dass Müller vor allem durch sein Spiel ohne Ball glänzt, mit dem Ball am Fuß meistens sogar recht unglücklich wirkt, auch wenn sich das schon enorm verbessert hat.
Deine Grafiken sind im Ansatz auch gut, eine kurze Erklärung zu den Bildern wäre hilfreich und angebracht, ein Einbinden in den Blog bei der Vielzahl an Bildern wohl kaum möglich.
Also ich finde den Blog äußerst gelungen,. auch wenn es hier und da in der Darstellung noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt.
Einen 10er gibts von mir, und herzlich Willkommen in der Taktikecke.
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30.10.2010 | 12:35 Uhr
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Jo, danke, ich denke, wenn ich es beim nächsten blog nicht hinkriege, bin ich einfach zu blöd.
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30.10.2010 | 11:05 Uhr
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Persönlich hätte ich mich mehr auf die Rolle Müllers in der Defensive fixiert und besonders seine Art und Weise den Gegner zu attackieren geschildert, aber ist vermutlich Geschmackssache.
Von mir gab es 10/10 Punkten.
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29.10.2010 | 21:21 Uhr
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fcbm007 :
hoffe das hilft dir weiter http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/How-To--Blog,50671.html
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29.10.2010 | 21:01 Uhr
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possessionplay : Bilder
Wie kann man eigentlich Bilder, die man hochgeladen hat, direkt in den Text einfügen?
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Statistik
ich habe mich hier vor allem auf bayern bezogen
Schattenspieler:
er kommt aus der tiefe, aus dem raum, den die abwehr nicht direkt bewachen kann und er teilweise "unbemerkt" wie aus dem schatten kommt.