Stadion an der Schleissheimerstrasse
06.11.2008 um 18:59 Uhr
Geschrieben von FlorianBogner
Der Hobbypublicviewer
Ich war ja gestern mal wieder hier in München im Stadion.
Nicht in diesem Sitzschalen-Colosseum mit der grandios-lausigen Stimmung im Vorort draußen, nein, im echten Stadion. Der Kneipe. Und da waren ja dann auch sog. "Fans", vornehmlich von diesem "Verein", der da aus München kommt und Champions League kickt. Und irgendwie hat mich das nicht abgeholt. Da in der Kneipe. Mit den anderen.
Keine Frage: das Bier war wie immer lecker und auch das Langos Zidane, dieses köstliche pizzaähnliche Dingens mit Frischkäse, Speck und Käse, dazu die Stadion-Pommes, das kann was. Aber die anderen um mich rum. Die können's nicht. Irgendjemand ist ja im Laufe der letzten Jahre darauf gekommen, dass Fußballschauen im Rudel voll trendy und hip ist und dass man das ja jetzt auf jeden Fall und immer tun muss. Auch wenn das Spiel auf Sat 1 und damit im eigenen Wohnzimmer läuft. Woanders ist besser. Bloß bitte nicht bei mir. Oder im Stadion, mit mir.
Da sitzt man also, im schlechten Winkel zur Leinwand, weil die anderen wieder schneller waren mit Reservieren, weil die ja nicht arbeiten, zumindest nicht so wie ich, und dann sitzt man da und will kucken und trinken, aber man kann nicht. Man hat nämlich schnell mal ne Frikadelle am Ohr und schiebt Hass. Nicht auf das Gebolze da oben auf der Leinwand, nein, auf die Nebenmänner und ihr unsägliches Bedürfnis, sich mitzuteilen.
Da sitzt dann als der Typ Hobbypublicviewer, bis oben hin in Schal und Trikot getüncht und banalisiert vor sich hin. Erkennt einen Wimpel an der Wand vom UEFA-Cup-Finale Bordeaux gegen Bayern und bückt sich ab, dass da damals noch in zwei Finalspielen gespielt wurde. Kennt der ja nicht.
Der kennt Fußball ja erst seit der WM vor zwei Jahren, als wir alle schwarz-rot-geil waren, vor allem das ganze Drumherum und vor allem die Ische mit dem Deutschland-Trikot, die er damals im "Fanpark" neben dem "Merch-Stand" bei einem Anheuser-Bier klar gemacht hat. Dann isst man Schnitzel, die Königsdisziplin im Stadion, und ist doch nur Bratwurst.
Ich habe mich gestern kurz mal gefreut, dass das Spiel (Florenz-Bayern) so schäbig war, weil er, der Hobbypublicviewer dann bestimmt das nächste Mal nicht wieder kommt. Wird er aber. Er kuckt ja eh nicht hin. Da wird lieber drüber philosophiert, wie gut die Stimmung an der Anfield Road ja bekanntlich ist. Oder beim Eishockey. Ist auch egal, ist sowieso alles das gleiche. Da ist Stimmung, da ist Ramba-Zamba, da ist der Hobbypublicviewer.
Ich bin da nicht. Ich bin im Stadion und will doch nur meine Ruhe. Der Hobbypublicviewer will das nicht. Er will Entertainment und ist dabei selber so unerträglich. So laut, so euphorisiert, so daneben.
Ein Gutes hat die Sache: Er trinkt und ist damit der beste Freund des Wirtes. Und der Wirt ist in Ordnung. Weil er nicht publicviewt, sondern manchmal mit mir ganz alleine ein Spiel kuckt. Ohne Drama, ohne Reden, ohne den Hobbypublicviewer.
Nicht in diesem Sitzschalen-Colosseum mit der grandios-lausigen Stimmung im Vorort draußen, nein, im echten Stadion. Der Kneipe. Und da waren ja dann auch sog. "Fans", vornehmlich von diesem "Verein", der da aus München kommt und Champions League kickt. Und irgendwie hat mich das nicht abgeholt. Da in der Kneipe. Mit den anderen.
Keine Frage: das Bier war wie immer lecker und auch das Langos Zidane, dieses köstliche pizzaähnliche Dingens mit Frischkäse, Speck und Käse, dazu die Stadion-Pommes, das kann was. Aber die anderen um mich rum. Die können's nicht. Irgendjemand ist ja im Laufe der letzten Jahre darauf gekommen, dass Fußballschauen im Rudel voll trendy und hip ist und dass man das ja jetzt auf jeden Fall und immer tun muss. Auch wenn das Spiel auf Sat 1 und damit im eigenen Wohnzimmer läuft. Woanders ist besser. Bloß bitte nicht bei mir. Oder im Stadion, mit mir.
Da sitzt man also, im schlechten Winkel zur Leinwand, weil die anderen wieder schneller waren mit Reservieren, weil die ja nicht arbeiten, zumindest nicht so wie ich, und dann sitzt man da und will kucken und trinken, aber man kann nicht. Man hat nämlich schnell mal ne Frikadelle am Ohr und schiebt Hass. Nicht auf das Gebolze da oben auf der Leinwand, nein, auf die Nebenmänner und ihr unsägliches Bedürfnis, sich mitzuteilen.
Da sitzt dann als der Typ Hobbypublicviewer, bis oben hin in Schal und Trikot getüncht und banalisiert vor sich hin. Erkennt einen Wimpel an der Wand vom UEFA-Cup-Finale Bordeaux gegen Bayern und bückt sich ab, dass da damals noch in zwei Finalspielen gespielt wurde. Kennt der ja nicht.
Der kennt Fußball ja erst seit der WM vor zwei Jahren, als wir alle schwarz-rot-geil waren, vor allem das ganze Drumherum und vor allem die Ische mit dem Deutschland-Trikot, die er damals im "Fanpark" neben dem "Merch-Stand" bei einem Anheuser-Bier klar gemacht hat. Dann isst man Schnitzel, die Königsdisziplin im Stadion, und ist doch nur Bratwurst.
Ich habe mich gestern kurz mal gefreut, dass das Spiel (Florenz-Bayern) so schäbig war, weil er, der Hobbypublicviewer dann bestimmt das nächste Mal nicht wieder kommt. Wird er aber. Er kuckt ja eh nicht hin. Da wird lieber drüber philosophiert, wie gut die Stimmung an der Anfield Road ja bekanntlich ist. Oder beim Eishockey. Ist auch egal, ist sowieso alles das gleiche. Da ist Stimmung, da ist Ramba-Zamba, da ist der Hobbypublicviewer.
Ich bin da nicht. Ich bin im Stadion und will doch nur meine Ruhe. Der Hobbypublicviewer will das nicht. Er will Entertainment und ist dabei selber so unerträglich. So laut, so euphorisiert, so daneben.
Ein Gutes hat die Sache: Er trinkt und ist damit der beste Freund des Wirtes. Und der Wirt ist in Ordnung. Weil er nicht publicviewt, sondern manchmal mit mir ganz alleine ein Spiel kuckt. Ohne Drama, ohne Reden, ohne den Hobbypublicviewer.
Aufrufe: 2076 | Kommentare: 13 | Bewertungen: 20 | Erstellt:06.11.2008
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KOMMENTARE
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07.11.2008 | 14:20 Uhr
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KingK :
Das ist genau der Grund warum ich Champions League und wichtige Spiele in der Bundesliga nie mit bestimmten Freunden gucke...
Die wollen dann inner Halbzeit lieber ps3 zocken oder Musik anmachen oder umschalten und während des Spiels ist man froh, wenn sie überhaupt wissen, welche Mannschaft welche Trikotfarbe hat...
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07.11.2008 | 14:07 Uhr
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Posy :
Du triffst den Nagel auf den Kopf... aber ein bissl was für die Lesbarkeit würde dem Blog echt gut tun.Deswegen... 9/10
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Notfalls in die Dönerbude um die Ecke ausweichen... klappt allerdings nur wenn nicht gerade ein türkischer Spieler oder gar Mannschaft involviert ist. Gut... Schnitzelessen ist dann nicht drin, aber was solls? Man will ja schliesslich Fussball schauen. xD
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EDIT: Nochmal Glück gehabt... 10/10 :)
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07.11.2008 | 13:26 Uhr
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Siled :
Klasse Blog.
Wegen solchen leuten bin ich beim Hinspiel Athen-Bremen aus einer Kneipe mit Leinwand in eine Kneipe gegangen in der 2 Gäste (mich mitgezählt) und der Barkeeper waren...da gabs zwar nur nen Stinknormalen Röhren TV und mein Kumpel und der Barkeeper haben sich nen Dreck um Fußball geschert aber die haben dann wenigstens nicht dämliche Kommentare gestreut wie die "Wer spielt heute eigentlich...ach egal. Hauptsache Saufen und dumm labern" Leute in der ersten Bar!
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07.11.2008 | 13:20 Uhr
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fantaschti : trifft meine gefühlslage zu 100%
dank solcher fussballfans wurde mir der spaß an em und wm etwas genommen. den sogenannten fans ist es nämlich wurst, ob ihr team ("sind wir die roten oder die blauen?") gewinnt oder verliert. hauptsache man kann auf der fanmeile oder auf irgendwelchen hauptstraßen rumkrakelen.
Also meine Lehren zur Fußball-WM/EM...
1.) Schaue im Experten-Kreis zu Hause.
Wenn 1. nicht klappt, oder es Dich rauszieht....
2.) TRINKE noch mehr als zu Hause!!
3.) je niedriger die Kaschemme umso mehr Fachverstand und umso weniger Möchte-Gern-Fans. Deswegen - Fußballvereine am Stadtrand mit riesigen unlizensierten Leinwänden und niedrigsten Bierpreisen.
4.) Stadion stürmen - ist auch einer meiner Münchner-Lieblingsläden, aber eben nur bei Spielen wie Cottbus-Hannover oder Schalke - Köln, da kann der Knappe seinen Tränen ungestört freien Lauf lassen. Glück auf.
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07.11.2008 | 11:15 Uhr
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auf jeden fall hast du's genau getroffen!
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07.11.2008 | 10:49 Uhr
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Schmibu :
Schöner Blog, stimmt eigentlich alles.Wir schauen im Freundeskreis auch öfters Spiele zusammen, aber das ist dann ok, da das wirkliche Fachsimpeln im Vordergrund steht. Ausnahmen sind dann z.B. EM-Finale, dann muss ich mich wirklich auf mich selber konzentrieren, denn das Ganze drumherum (Schnittchen, Laber, Kinder,etc.) würde mich wahnsinnig machen. So lebe ich diese 90 Minuten in meiner eigenen Welt, damit ich nicht vollkommen durchdrehe. Danach kann ich mir dann gepflegt einen trinken
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danke!!!