24.09.2012 um 15:11 Uhr
Geschrieben von funkbarrio
Der Prinz im Prinzenpark 2/4
Das Fernsehen steigt ein
1991 investiert der Pay-TV-Sender „Canal ". Zunächst ist er Mehrheitsteilhaber, 2001 dann alleiniger Eigentümer. Der Grund ist simpel: Man besitzt die Übertragungsrechte der Ligue1 und Olympique Marseille ist der große Verein an der Spitze. Der Sender möchte seinem Produkt wieder neues Leben einhauchen und einen Gegner auf Augenhöhe aufbauen. An der Spitze des Clubs steht nun Michel Denisot, früherer Journalist und Medienmanager, der bis dato nur einen kleinen Verein in seinem Heimatort „geleitet" hat. In den Folgejahren wird der PSG ein paar der finanziell ruhigsten Jahre erleben. „Komischerweise" ist es die Zeit in der plötzlich die TV-Rechte erstmals in die Höhe schießen. Das Geld fließt und namhafte Spieler wie David Ginola, George Weah, Bernard Lama, Rai, Patrice Loko oder Youri Djorkaeff werden über die nächsten Jahr verpflichtet. Nicht ohne Erfolg wird man doch 1994 zum zweiten Mal Meister, gewinnt zweimal den Pokal und 1996 den Europapokal der Pokalsieger gegen Rapid Wien. Die Spieler des Erfolgs, die zum PSG kamen und sich erst einen Namen gemacht haben wechseln, dafür werden Spieler gekauft, die bereits einen Namen haben. Wie so oft in einem solchen Fall kippt der Erfolg. Man spielt zwar oben mit, aber die Titel bleiben praktisch aus.
"Historische PSG-Tore"
Zum Jahrtausendwechsel will man es nochmal wissen und investiert weit über 50 Millionen Euro in Nicolas Anelka (den man wenige Jahre zuvor für ein paar Hunderttausend Euro noch gen Arsenal hatte ziehen lassen müssen), Stéphane Dalmat, Peter Luccin, u.a. Mit dieser Millionentruppe voller Talente und Charaktere und einem Luis Fernàndez auf der Bank gelingt nicht viel außer einem denkwürdigen 7:2-Triumphs über Rosenborg Trondheim in der Champions League. Allein 2003 macht man einen Verlust von 65 Mio Euro. Man schafft es zwar laut dem Portal Easybourse.com kontinuierlich die Verluste bis 2006 auf „nur noch" 13,45 Mio zurückzuschrauben, aber Erfolge bleiben weiterhin aus. Canal will aussteigen, Katar sendet erste Signale, der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoe poltert. Er nennt den katarischen Investment –Fond „exotisch" und bezweifelt die „Kapitalquelle" wie Le Monde berichtet. Canal will trotzdem verkaufen und hofft auf 80 Mio Euro für den Hauptstadt-Club.
„Ausländisches" Geld hält Einzug
Im Endeffekt erhalten die Investoren der Colony Capital, von Butler Capital Partners und Morgan Stanley den Zuschlag – für 41 Mio Euro und nach Begleichung der Schulden durch den Fernsehsender. Somit ist der Verein bereits 5 Jahre vor der Übernahme durch die „Qatar Investment Authority" (QIA) in ausländischen Händen. Die Gründe hierfür sind wieder einmal recht einfach und haben mit dem Verein und Fußball nicht viel zu tun. Als Investment-Fond im Bereich Immobilien sind es vor allem die Gebäude und hier natürlich der Prinzenpark und die angestrebte Großrenovierung im Hinblick auf die EM 2016, die den amerikanischen Fond anziehen. In den Folgejahren macht der Verein in den Bilanzen wieder Verluste und auf dem Platz sieht es meist auch nicht nach Gewinn aus. Eine Lösung muss her, selbst der damalige Präsident Nicolas Sarkozy ist als Edelfan betroffen. Und Sarkozy wäre nicht Sarkozy, wenn er dieses Problem neben der Euro-Rettung, der Libyen-Lösung und anderen „kleinen" Herausforderungen der Welt nicht selbst in die Hand nehmen und eine befreundete „exotische Kapitalquelle" um Hilfe beten würde.
Salam aleikum, mon ami!
Die „Kapitalquelle", die oft im traditionellem weißem Kaftan, mit weißer Kopfbedeckung und dem schwarzen Kopfring zu sehen ist, ist der katarische Kronprinz Tamim bin Hamad al-Thani. Wenn er Anzug trägt sieht man ihn mit Seitenscheitel, schwarzem Haar und den fast schon obligatorischen Oberlippenbart. Er ist gerade mal 32 Jahre alt, wirkt leicht wie 42 und ist designierter Nachfolger des katarischen Emirs Hamad bin Khalifa Al Thani. Er ist der starke Mann hinter dem Emir und als Vorstandsvorsitzende der „Qatar Investment Authority". Er ist der Mann, der den Wunsch seines Vaters ausführt und die Investitionswut vorantreibt. Mit Übernahmen, seien sie freundlich oder feindlich, kennt sich die Familie auch Mitte der 90er Jahre bereits aus, übernimmt doch Kronprinz Hamad bin Khalifa Al Thani mit Unterstützung der Familie die Kontrolle des Landes als sein eigener Vater gerade auf Auslandsreise ist. Es ist 1995 und der Startschuss der Marketing-Kampagne fällt. Es geht um die Steigerung der Bekanntheit und des Einflusses in der Region, um den Balanceakt eines der reichsten Länder der Welt mitten in einer der potentiell unruhigsten Regionen der Welt zu sein.
Das kleine Emirat Katar, mit einer Grundfläche von 11.500 m2 etwas größer als Korsika und mit 1,7 Mio Einwohnern (davon gerade mal 200.000 Katari) weniger bevölkerungsstark als das Paris innerhalb des Périphérique, liegt in unmittelbarer Nähe zu Saudi-Arabien, dem Irak und dem Iran. Und um die Abhängigkeit zu den endlichen Rohstoffreserven zu verkleinern und die Geschäftsfelder zu diversifizieren fangen die Investitionen an. So gründet der neue Emir 1996 den mittlerweile weltweit bekannten Nachrichtensender „Al Jazeera". Heute - nicht zuletzt dank dem 11. September 2001, Osama Bin Laden und dem "Arabischen Frühling"- gehört der Sender zu den einflussreichsten Medien der arabischen Welt. Gerade die Revolutionen des letzten Jahres zeigen aber das dünne Eis auf dem sich das Emirat bewegt. So befürwortet man die Umstürze und stellt sich auf die Seite des Westens, eigene Demokratisierungsschritte verhindert man jedoch durch Großzügigkeiten für das eigene Volk. Wie der ORF betont handelt es sich allerdings immer noch um ein "autokratisches Land, in dem sich der Emir an die Macht geputscht hat und das Wort Menschenrechte ein Fremdwort ist". Doch fließende Milliarden lassen Politiker jeder Couleur schnell mal beide Augen zudrücken. Nicht nur die Augen französischer Politiker, sondern auch u.a. amerikanischer Volksvertreter. So erlaubte der Emir - immer mit einem Blick auf das Kuwait von 1991- im Jahr 2003 den Amerikanern den Eintritt in sein Land. Mittlerweile beherbergt er den größten Luftwaffenstützpunkt der USA außerhalb der Vereinigten Staaten. Eine weitere westliche Annährung, die einigen Nachbarländern ähnlich wie die Position zum "Arabischen Frühling nicht so recht gefällt.
Teil 3: Katar, Geld, Kreativität
1991 investiert der Pay-TV-Sender „Canal ". Zunächst ist er Mehrheitsteilhaber, 2001 dann alleiniger Eigentümer. Der Grund ist simpel: Man besitzt die Übertragungsrechte der Ligue1 und Olympique Marseille ist der große Verein an der Spitze. Der Sender möchte seinem Produkt wieder neues Leben einhauchen und einen Gegner auf Augenhöhe aufbauen. An der Spitze des Clubs steht nun Michel Denisot, früherer Journalist und Medienmanager, der bis dato nur einen kleinen Verein in seinem Heimatort „geleitet" hat. In den Folgejahren wird der PSG ein paar der finanziell ruhigsten Jahre erleben. „Komischerweise" ist es die Zeit in der plötzlich die TV-Rechte erstmals in die Höhe schießen. Das Geld fließt und namhafte Spieler wie David Ginola, George Weah, Bernard Lama, Rai, Patrice Loko oder Youri Djorkaeff werden über die nächsten Jahr verpflichtet. Nicht ohne Erfolg wird man doch 1994 zum zweiten Mal Meister, gewinnt zweimal den Pokal und 1996 den Europapokal der Pokalsieger gegen Rapid Wien. Die Spieler des Erfolgs, die zum PSG kamen und sich erst einen Namen gemacht haben wechseln, dafür werden Spieler gekauft, die bereits einen Namen haben. Wie so oft in einem solchen Fall kippt der Erfolg. Man spielt zwar oben mit, aber die Titel bleiben praktisch aus.
"Historische PSG-Tore"
Zum Jahrtausendwechsel will man es nochmal wissen und investiert weit über 50 Millionen Euro in Nicolas Anelka (den man wenige Jahre zuvor für ein paar Hunderttausend Euro noch gen Arsenal hatte ziehen lassen müssen), Stéphane Dalmat, Peter Luccin, u.a. Mit dieser Millionentruppe voller Talente und Charaktere und einem Luis Fernàndez auf der Bank gelingt nicht viel außer einem denkwürdigen 7:2-Triumphs über Rosenborg Trondheim in der Champions League. Allein 2003 macht man einen Verlust von 65 Mio Euro. Man schafft es zwar laut dem Portal Easybourse.com kontinuierlich die Verluste bis 2006 auf „nur noch" 13,45 Mio zurückzuschrauben, aber Erfolge bleiben weiterhin aus. Canal will aussteigen, Katar sendet erste Signale, der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoe poltert. Er nennt den katarischen Investment –Fond „exotisch" und bezweifelt die „Kapitalquelle" wie Le Monde berichtet. Canal will trotzdem verkaufen und hofft auf 80 Mio Euro für den Hauptstadt-Club.
„Ausländisches" Geld hält Einzug
Im Endeffekt erhalten die Investoren der Colony Capital, von Butler Capital Partners und Morgan Stanley den Zuschlag – für 41 Mio Euro und nach Begleichung der Schulden durch den Fernsehsender. Somit ist der Verein bereits 5 Jahre vor der Übernahme durch die „Qatar Investment Authority" (QIA) in ausländischen Händen. Die Gründe hierfür sind wieder einmal recht einfach und haben mit dem Verein und Fußball nicht viel zu tun. Als Investment-Fond im Bereich Immobilien sind es vor allem die Gebäude und hier natürlich der Prinzenpark und die angestrebte Großrenovierung im Hinblick auf die EM 2016, die den amerikanischen Fond anziehen. In den Folgejahren macht der Verein in den Bilanzen wieder Verluste und auf dem Platz sieht es meist auch nicht nach Gewinn aus. Eine Lösung muss her, selbst der damalige Präsident Nicolas Sarkozy ist als Edelfan betroffen. Und Sarkozy wäre nicht Sarkozy, wenn er dieses Problem neben der Euro-Rettung, der Libyen-Lösung und anderen „kleinen" Herausforderungen der Welt nicht selbst in die Hand nehmen und eine befreundete „exotische Kapitalquelle" um Hilfe beten würde.
Salam aleikum, mon ami!
Die „Kapitalquelle", die oft im traditionellem weißem Kaftan, mit weißer Kopfbedeckung und dem schwarzen Kopfring zu sehen ist, ist der katarische Kronprinz Tamim bin Hamad al-Thani. Wenn er Anzug trägt sieht man ihn mit Seitenscheitel, schwarzem Haar und den fast schon obligatorischen Oberlippenbart. Er ist gerade mal 32 Jahre alt, wirkt leicht wie 42 und ist designierter Nachfolger des katarischen Emirs Hamad bin Khalifa Al Thani. Er ist der starke Mann hinter dem Emir und als Vorstandsvorsitzende der „Qatar Investment Authority". Er ist der Mann, der den Wunsch seines Vaters ausführt und die Investitionswut vorantreibt. Mit Übernahmen, seien sie freundlich oder feindlich, kennt sich die Familie auch Mitte der 90er Jahre bereits aus, übernimmt doch Kronprinz Hamad bin Khalifa Al Thani mit Unterstützung der Familie die Kontrolle des Landes als sein eigener Vater gerade auf Auslandsreise ist. Es ist 1995 und der Startschuss der Marketing-Kampagne fällt. Es geht um die Steigerung der Bekanntheit und des Einflusses in der Region, um den Balanceakt eines der reichsten Länder der Welt mitten in einer der potentiell unruhigsten Regionen der Welt zu sein.
Das kleine Emirat Katar, mit einer Grundfläche von 11.500 m2 etwas größer als Korsika und mit 1,7 Mio Einwohnern (davon gerade mal 200.000 Katari) weniger bevölkerungsstark als das Paris innerhalb des Périphérique, liegt in unmittelbarer Nähe zu Saudi-Arabien, dem Irak und dem Iran. Und um die Abhängigkeit zu den endlichen Rohstoffreserven zu verkleinern und die Geschäftsfelder zu diversifizieren fangen die Investitionen an. So gründet der neue Emir 1996 den mittlerweile weltweit bekannten Nachrichtensender „Al Jazeera". Heute - nicht zuletzt dank dem 11. September 2001, Osama Bin Laden und dem "Arabischen Frühling"- gehört der Sender zu den einflussreichsten Medien der arabischen Welt. Gerade die Revolutionen des letzten Jahres zeigen aber das dünne Eis auf dem sich das Emirat bewegt. So befürwortet man die Umstürze und stellt sich auf die Seite des Westens, eigene Demokratisierungsschritte verhindert man jedoch durch Großzügigkeiten für das eigene Volk. Wie der ORF betont handelt es sich allerdings immer noch um ein "autokratisches Land, in dem sich der Emir an die Macht geputscht hat und das Wort Menschenrechte ein Fremdwort ist". Doch fließende Milliarden lassen Politiker jeder Couleur schnell mal beide Augen zudrücken. Nicht nur die Augen französischer Politiker, sondern auch u.a. amerikanischer Volksvertreter. So erlaubte der Emir - immer mit einem Blick auf das Kuwait von 1991- im Jahr 2003 den Amerikanern den Eintritt in sein Land. Mittlerweile beherbergt er den größten Luftwaffenstützpunkt der USA außerhalb der Vereinigten Staaten. Eine weitere westliche Annährung, die einigen Nachbarländern ähnlich wie die Position zum "Arabischen Frühling nicht so recht gefällt.
Teil 3: Katar, Geld, Kreativität
Aufrufe: 4158 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 7 | Erstellt:24.09.2012
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