24.09.2012 um 15:12 Uhr
Geschrieben von funkbarrio
Der Prinz im Prinzenpark 3/4
Zwei Jahre später macht man Ernst und gründet die „Qatar Investment Authority" (QIA). Neben der Unabhängigkeit in Bezug auf Rohstoffe erhöht man in Anbetracht der betroffenen Firmen auch den weltweiten Einfluss. Unter den Investitionen findet man u.a. die Londoner Börse, die Barclays Bank, Crédit Suisse, Volkswagen, Porsche, der europäische Luft- und Raumfahrt- sowie Rüstungskonzern EADS, Royal Dutch Shell, das Londoner Einkaufshaus Harrod’s, das Modehaus Valentino, verschiedenste Luxus-Hotels, die französische Mediengruppe Lagardère, Miramax Films, die beiden oft kritisierten „Umwelt"-Unternehmen Veolia und Suez, Hochtief, Siemens und viele mehr. Besonders die zuletzt genannten sind in Anbetracht der Milliardeninvestitionen für die WM 2022 nicht uninteressant und zeigen, dass hinter den Anlagen durchaus auch ein monetärer Plan steht. Prallgefüllte Geldtaschen sind besonders in Zeiten der Krise praktisch und in der Wirtschaft willkommen. Schon bald nimmt man so den Fußball und PSG ins Visier. Der Vorstoß aus dem Jahre 2006 wird abgeschmettert, doch ein halbes Jahrzehnt später ist die Welt insbesondere in Finanzkreisen nicht mehr so wählerisch.
Aleikum Salam, Nicolas!
Das französische Fußball-Magazin „So foot" berichtet von einem unbestätigten Treffen zwischen Sarkozy, Kronprinz Tamim bin Hamad al-Thani und einem gewissen Michel Platini, seines Zeichen UEFA-Präsident. Es findet am 23. November 2010 im Elysée-Palast. Interessanterweise soll Sarkozy dem französischen Funktionär Katar als WM-Ausrichtungsland und auf der anderen Seite dem Gast aus Katar eine Investition bei PSG schmackhaft gemacht haben. Viel Spekulation, prompte Dementis, aber ein Bild für die Götter. Im Endeffekt hätte Sarkozy Erfolg auf der ganzen Linie gehabt, da Platini für die WM 2022 im Katar stimmte und QIA sich PSG einverleibte. Der UEFA-Präsident wurde laut seinem Sprecher natürlich niemals um etwas gebeten. Viel mehr will er mit seiner Stimme die „einmalige Chance, die WM und den Fußball in dieser Region der Welt zu etablieren" unterstützen.
Weiters spekulierten laut Deutschlandradio die französischen Medien über eventuelle Zusammenhänge zwischen der Steuerbefreiung katarischer Investments und Kataris in Frankreich und dem „Okay" für die NATO-Luftschläge gegen Libyen. Zudem soll der Emir laut dem österreichischen ORF die 300 Mio Euro Lösegeld für die bulgarischen Krankenschwestern an Libyen gezahlt haben - dem ersten außenpolitischen Coup Sarkozys. Zuvor hatter er bereits den Emir als ersten ausländischen Staatschef seiner Präsidentschaft zu Gast und so seine Wertschätzung gezeigt. Aufgrund der zahlreichen Investitionen im Land - u.a. einem umstrittenen 50-Millionen-Euro-Fond für wirtschaftliche Projekte, die überwiegend von arabisch-stämmigen Bürgern der französischen Problemvororte - fragt der ORF nicht zu unrecht: "Kauft Katar Frankreich auf?" Zu der wieder einmal brisanten Konstellation bleibt noch hinzuzufügen, dass mittlerweile Laurent Platini, Anwalt und nebenbei Sohn des ehemaligen Weltstars, für „Qatar Sport Investments" (QSI) als Europachef arbeitet. Zufälle, Schicksal oder Vetternwirtschaft – wer weiß das schon so genau?
There’s no business like football business
Privatessen und Absprachen hin oder her, der Katar ist wieder im Geschäft. Kurz nach dem vermeintlichen Geschäftsessen setzt das Land bereits einen Fuß in die Tür des globalen Fußball-Business. Die „Qatar Foundation" kauft zum ersten Mal in 111 Vereinsjahren die Brust des FC Barcelona. Der katalanische Club erhält bis 2016 die Summe von insgesamt 170 Mio Euro. Die Welt soll schließlich wissen, dass man Bildungs- und Wissenschaftsprojekte fördert und es im Katar eine karitative Organisation gibt. Am 31. Mai 2011 ist es schließlich soweit. QIA erhält den Zuschlag für 70 % PSG-Anteile, nicht mal ein Jahr später gehört der Verein zu 100 % dem Investment-Fond. Im Endeffekt verliert Colony Capital mit dem PSG rund 70 Mio Euro. Schlimmer noch: Der Großauftrag für die Stadionrenovierung mit anschließender 60jähriger(!) Verwaltung ist praktisch weg. Mit 2014 will der neue Eigentümer auch im Prinzenpark das Zepter übernehmen. Weitreichende Renovierungen sind für nach 2016 geplant.
Um den alten Eigentümer und seine Interessen aus dem Verein zu kriegen soll man, laut dem Magazin „Le Point", für die bleibenden 30 % mehr bezahlt haben als für die ersten 70%. Nachdem QIA sich um verschiedene Vereine bemüht hatte und unter anderem den Glazers von Manchester United rund 1,5 Milliarden Euro für den Club geboten hatte, hat der Kronprinz endlich „seinen" Verein. „Exotisch" sind jetzt höchstens die Summen. Und auch das nur für Außenstehende. An der Spitze des Vereins steht nun Nasser Al-Khelaifi, ein ehemaliger Tennisspieler, der es bis auf Platz 995 der Weltrangliste „geschafft" hat und ein Intimus des Kronprinzen ist. Neben seiner Tätigkeit als PSG-Präsident sitzt er dem Tennisverband Katars vor und interessanterweise auch Al Jazeera Sport.
Kreative Quersubventionierung
Und genau an diesem Punkt fängt die Kreativität in Bezug auf Financial Fairplay und „Return on Investment" an. Interessant ist dies nämlich besonders seit der Gründung der französischen Filiale namens BeIN Sport, die sich in diesem Sommer die Rechte der Ligue 1 sowie u.a. auch die Champions League-Rechte bis 2015 sichern konnte. Rechte, die zuvor bei Canal lagen. An der Spitze des neuen Senders sitzt Charles Biétry, der ein Vorgänger Al-Khelaifis als PSG-Präsident ist. Man kennt sich halt. Zurzeit bringt die Rechtvergabe den Vereinen aber nicht wirklich mehr ein, profitierte doch Al Jazeera von der Angst französischer Klubs eines Monopols von Canal , nachdem sich Orange aus dem Bieterverfahren frühzeitig verabschiedet hatte. Diese Konstellation macht die hohen Investitionen ohne Rücksicht auf das drohende Financial Fairplay ein wenig verständlicher. Die erste kreative Idee ist auf den ersten Blick recht simpel: Wir subventionieren den Verein einfach quer, indem wir die Einnahmen durch TV-Gelder vergrößern. Auch andere Vereine profitieren von höheren Einnahmen und können selber in bessere Spieler investieren. Darüberhinaus wird die Ligue 1 für den Rechtebesitzer durch Stars interessanter. „Stars" ist das nächste Stichwort für unseren Kreativitätskurs aus Doha, denn mit Zlatan Ibrahimovic ist bekannterweise einer der größten Stars auf dem Fußball-Planeten zum PSG gewechselt und kassiert ein, dem Empfinden der französischen Sportministerin Roselyn Bachelot nach, „skandalöses und ekliges" Gehalt. In der Tat könnten die 14 Millionen Euro Nettoverdienst, die ihm vertraglich zugesichert sind, für Paris Saint-Germain wie mittlerweile allgemein bekannt noch etwas saftiger ausfallen. Und hier kommt die Kreativität wieder zum tragen.
Teil 4: Schlupflöcher, Probleme, Erfolge
Aleikum Salam, Nicolas!
Das französische Fußball-Magazin „So foot" berichtet von einem unbestätigten Treffen zwischen Sarkozy, Kronprinz Tamim bin Hamad al-Thani und einem gewissen Michel Platini, seines Zeichen UEFA-Präsident. Es findet am 23. November 2010 im Elysée-Palast. Interessanterweise soll Sarkozy dem französischen Funktionär Katar als WM-Ausrichtungsland und auf der anderen Seite dem Gast aus Katar eine Investition bei PSG schmackhaft gemacht haben. Viel Spekulation, prompte Dementis, aber ein Bild für die Götter. Im Endeffekt hätte Sarkozy Erfolg auf der ganzen Linie gehabt, da Platini für die WM 2022 im Katar stimmte und QIA sich PSG einverleibte. Der UEFA-Präsident wurde laut seinem Sprecher natürlich niemals um etwas gebeten. Viel mehr will er mit seiner Stimme die „einmalige Chance, die WM und den Fußball in dieser Region der Welt zu etablieren" unterstützen.
Weiters spekulierten laut Deutschlandradio die französischen Medien über eventuelle Zusammenhänge zwischen der Steuerbefreiung katarischer Investments und Kataris in Frankreich und dem „Okay" für die NATO-Luftschläge gegen Libyen. Zudem soll der Emir laut dem österreichischen ORF die 300 Mio Euro Lösegeld für die bulgarischen Krankenschwestern an Libyen gezahlt haben - dem ersten außenpolitischen Coup Sarkozys. Zuvor hatter er bereits den Emir als ersten ausländischen Staatschef seiner Präsidentschaft zu Gast und so seine Wertschätzung gezeigt. Aufgrund der zahlreichen Investitionen im Land - u.a. einem umstrittenen 50-Millionen-Euro-Fond für wirtschaftliche Projekte, die überwiegend von arabisch-stämmigen Bürgern der französischen Problemvororte - fragt der ORF nicht zu unrecht: "Kauft Katar Frankreich auf?" Zu der wieder einmal brisanten Konstellation bleibt noch hinzuzufügen, dass mittlerweile Laurent Platini, Anwalt und nebenbei Sohn des ehemaligen Weltstars, für „Qatar Sport Investments" (QSI) als Europachef arbeitet. Zufälle, Schicksal oder Vetternwirtschaft – wer weiß das schon so genau?
There’s no business like football business
Privatessen und Absprachen hin oder her, der Katar ist wieder im Geschäft. Kurz nach dem vermeintlichen Geschäftsessen setzt das Land bereits einen Fuß in die Tür des globalen Fußball-Business. Die „Qatar Foundation" kauft zum ersten Mal in 111 Vereinsjahren die Brust des FC Barcelona. Der katalanische Club erhält bis 2016 die Summe von insgesamt 170 Mio Euro. Die Welt soll schließlich wissen, dass man Bildungs- und Wissenschaftsprojekte fördert und es im Katar eine karitative Organisation gibt. Am 31. Mai 2011 ist es schließlich soweit. QIA erhält den Zuschlag für 70 % PSG-Anteile, nicht mal ein Jahr später gehört der Verein zu 100 % dem Investment-Fond. Im Endeffekt verliert Colony Capital mit dem PSG rund 70 Mio Euro. Schlimmer noch: Der Großauftrag für die Stadionrenovierung mit anschließender 60jähriger(!) Verwaltung ist praktisch weg. Mit 2014 will der neue Eigentümer auch im Prinzenpark das Zepter übernehmen. Weitreichende Renovierungen sind für nach 2016 geplant.
Um den alten Eigentümer und seine Interessen aus dem Verein zu kriegen soll man, laut dem Magazin „Le Point", für die bleibenden 30 % mehr bezahlt haben als für die ersten 70%. Nachdem QIA sich um verschiedene Vereine bemüht hatte und unter anderem den Glazers von Manchester United rund 1,5 Milliarden Euro für den Club geboten hatte, hat der Kronprinz endlich „seinen" Verein. „Exotisch" sind jetzt höchstens die Summen. Und auch das nur für Außenstehende. An der Spitze des Vereins steht nun Nasser Al-Khelaifi, ein ehemaliger Tennisspieler, der es bis auf Platz 995 der Weltrangliste „geschafft" hat und ein Intimus des Kronprinzen ist. Neben seiner Tätigkeit als PSG-Präsident sitzt er dem Tennisverband Katars vor und interessanterweise auch Al Jazeera Sport.
Kreative Quersubventionierung
Und genau an diesem Punkt fängt die Kreativität in Bezug auf Financial Fairplay und „Return on Investment" an. Interessant ist dies nämlich besonders seit der Gründung der französischen Filiale namens BeIN Sport, die sich in diesem Sommer die Rechte der Ligue 1 sowie u.a. auch die Champions League-Rechte bis 2015 sichern konnte. Rechte, die zuvor bei Canal lagen. An der Spitze des neuen Senders sitzt Charles Biétry, der ein Vorgänger Al-Khelaifis als PSG-Präsident ist. Man kennt sich halt. Zurzeit bringt die Rechtvergabe den Vereinen aber nicht wirklich mehr ein, profitierte doch Al Jazeera von der Angst französischer Klubs eines Monopols von Canal , nachdem sich Orange aus dem Bieterverfahren frühzeitig verabschiedet hatte. Diese Konstellation macht die hohen Investitionen ohne Rücksicht auf das drohende Financial Fairplay ein wenig verständlicher. Die erste kreative Idee ist auf den ersten Blick recht simpel: Wir subventionieren den Verein einfach quer, indem wir die Einnahmen durch TV-Gelder vergrößern. Auch andere Vereine profitieren von höheren Einnahmen und können selber in bessere Spieler investieren. Darüberhinaus wird die Ligue 1 für den Rechtebesitzer durch Stars interessanter. „Stars" ist das nächste Stichwort für unseren Kreativitätskurs aus Doha, denn mit Zlatan Ibrahimovic ist bekannterweise einer der größten Stars auf dem Fußball-Planeten zum PSG gewechselt und kassiert ein, dem Empfinden der französischen Sportministerin Roselyn Bachelot nach, „skandalöses und ekliges" Gehalt. In der Tat könnten die 14 Millionen Euro Nettoverdienst, die ihm vertraglich zugesichert sind, für Paris Saint-Germain wie mittlerweile allgemein bekannt noch etwas saftiger ausfallen. Und hier kommt die Kreativität wieder zum tragen.
Teil 4: Schlupflöcher, Probleme, Erfolge
Aufrufe: 3443 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 10 | Erstellt:24.09.2012
ø 9.9
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
02.10.2012 | 11:00 Uhr
0
bastilip : klasse
wirklich n klasse artikel. von vorne bis hinter aller erste sahne!
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik