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14.06.2012 um 00:36 Uhr
Geschrieben von Voegi
Deutschland - Holland
Das verflixte 2. Turnierspiel. Gomez mit hartnäckigem Dekubitus. ZDF-Übertragung. Boateng gedanklich schon auf dem Hotelzimmer. Schweini noch beim Elfmeterschießen...
Kurzum: Die Ausgangsposition für das Spiel gegen Holland hätte kaum schlechter sein können. Diverse Tierorakel, vom Regenwurm im Zoo von Wanne-Eickel über sibirische Riesenamböben bis hin zu Mehmet Scholls Galle, prophezeiten dementsprechend eine deutsche Niederlage. Es sollte gleichwohl anders kommen:
2:1 gegen Holland. Ein sicheres Zeichen, dass wir uns den Europameistertitel holen werden. Denn: Wann immer wir die Niederländer in einem großen Turnier mit 2:1 schlagen konnten, haben wir das Turnier am Ende auch gewonnen. Immer. Also beide Male.
Die Partie ließ sich dabei nicht unbedingt vielversprechend an, wirkte das Offensivspiel zunächst doch so pomadig wie Marios Olaseku. Auch Özils Pfostenschuss konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Deutschen in der Anfangsviertelstunde schwer taten und mangels Anspielstationen nur wenige gelungene Angriffe zu Stande brachten. Die Defensive musste gleichzeitig eine Großchance von van Persie verkraften, zeigte sich in der Folge aber wiederum äußerst stabil und ließ kaum Möglichkeiten für die Oranje-Elf zu.
Das starke Defensivspiel erwies sich dabei erneut als Schlüssel zum Erfolg. Denn dank der soliden Abwehrreihe um den wiedermals gut aufgelegten Hummels und den starken Badstuber gewann die deutsche Elf zusehends an Sicherheit und traute sich auch im Spiel nach vorne mehr zu. Die Führung durch Mario Gomez kam gleichwohl ein bisschen überraschend, war aber umso sehenswerter herausgespielt: Den diabetesverdächtigen Zuckerpass von Schweini nutzte Gomez zu einem 6,0-würdigen Axel, um sich dann mit trockenem Schuss den inneren Mehmet Scholl von der Seele zu ballern. Ein Weltklasse-Tor.
Die Deutschen dominierten in der Folge das Geschehen und ließen den Gegner dank konsequentem Zweikampfverhalten kaum mehr richtig ins Spiel. Da nützten dann auch die hohen Ballbesitzanteile nichts - die Niederländer präsentierten sich fortan gleichsam genervt wie lustlos und hatten offensichtlich kein Mittel parat, um die bissigeren Deutschen in Schach zu halten.
Die Offensivaktionen der Deutschen waren dabei jetzt durchweg gefährlich. Das Tor zum 2:0 muss - trotz der erneut schönen Vorarbeit von Schweini - aber vor allem als echte Glanzleistung von Gomez betrachtet werden. Vielleicht nicht ganz unhaltbar, aber trotzdem wunderschön. Zumindest aus deutscher Sicht. Ein Bilderbuch-Schlenzer und gleichzeitig ein beeindruckender Fingerzeig an alle Kritiker.
Die womöglich größte Chance besaß gleichwohl Torungeheuer Badstuber, der die Kugel aus kürzester Entfernung nur Stekelenburgs Magengrube traf. So wäre es beinah Schweini vorbehalten gewesen, mit dem 3:0 die Vorentscheidung zu erzielen. Sein abgefälschter Freistoß fand jedoch nicht den Weg in den Kasten. Es blieb daher bei der alles in allem absolut verdienten 2:0-Führung der Deutschen, die vor allem taktisch zu beeindrucken wussten und sich in der Defensive praktisch keine Fehler erlaubten.
Sah also ziemlich dufte aus. Eine optimale Ausgangsposition für den zweiten Spielabschnitt, der verhältnismäßig ruhig startete. Die Holländer, jetzt mit van der Vaart und Huntelaar, deuteten zwar an, nun mehr nach vorne unternehmen zu wollen. Sie drückten auch ein wenig, ohne dass dabei viel heraus kam. Eben das alte Verstopfungsproblem.
Die deutsche Mannschaft deutete hier und da wieder ihre Gefährlichkeit an, der ganz große Offensivschwung war aber erwartungsgemäß erst einmal raus. Von den Holländern kam gleichwohl nicht so viel, als dass einem als Deutschland-Fan wirklich bange wurde. Der Anschlusstreffer durch van Persie fiel entsprechend überraschend. Hummels, der sich vom Arsenal-Stürmer düpieren ließ, sah hier ausnahmweise mal nicht gut aus
Von jetzt an war Zittern angesagt. Die Holländer hofften wohl, noch durch einen Elfmeter zum Ausgleich zu kommen - und wechselten Arjen Robben aus, dessen Meinung über die Auswechslung zweifelsfrei an seiner Oberlippe abzulesen war. Doch auch mit Kujt für Robben zeigten sich die Holländer nicht durchschlagkräftiger. Hier und da kam noch ein wenig Gefahr für Neuers Kasten auf. Insgesamt aber schaukelte die Löw-Elf das Ergebnis mit einer ordentlichen Portion Cleverness und einem guten Schuss Willen sicher über die Zeit. So blieb es am Ende mit dem 2:1 bei einem Ergebnis, das den Spielverlauf durchaus treffend wiedergibt.
Fazit
Überzeugt hat auch diesmal wieder die deutsche Abwehr um die beiden Innerverteidiger, die stets ein gutes Auge bewiesen und im Zweikampfverhalten zumeist sehr klug agierten. Philipp Lahm machte seine Sache heute deutlich besser, eroberte viele wichtige Bälle und schaltete sich vermehrt ins Offensivspiel ein. Auch Schweini zeigte sich klar verbessert, nicht nur wegen seiner beiden sehenswerten Torvorlagen. Das offensive Mittelfeld fiel indes ein wenig ab. Müller kämpfte viel, agierte aber oftmals unglücklich. Poldi tauchte irgendwann zu Beginn der zweiten Hälfte komplett ab. Und Özil machte seine Sache als Mittelfeldmotor zwar gut, setzte aber nicht die ganz großen Akzente.
Man of the Match
Ohne jeden Zweifel: Mario Gomez. Nicht auch, aber vor allem wegen seiner beiden Tore - die perfekte Antwort auf all die Kritiken der letzten Tage und ein deutliches Zeichen, dass er entgegen aller Unkenrufe eben doch ein Weltklassestürmer ist. Zudem mit mehr Engagement im Spiel nach hinten. Eine ganz starke Leistung.
Einziger Wermutstropfen: Trotz Siegen gegen Portugal und Holland ist der Viertelfinaleinzug noch immer nicht sicher. Wenn es ganz dumm läuft, können die Deutschen noch in der Vorrunde ausscheiden. Eigentlich ein schlechter Witz, aber eben doch möglich. Doch angesichts dieser Leistung praktisch nicht vorstellbar.
Kurzum: Die Ausgangsposition für das Spiel gegen Holland hätte kaum schlechter sein können. Diverse Tierorakel, vom Regenwurm im Zoo von Wanne-Eickel über sibirische Riesenamböben bis hin zu Mehmet Scholls Galle, prophezeiten dementsprechend eine deutsche Niederlage. Es sollte gleichwohl anders kommen:
2:1 gegen Holland. Ein sicheres Zeichen, dass wir uns den Europameistertitel holen werden. Denn: Wann immer wir die Niederländer in einem großen Turnier mit 2:1 schlagen konnten, haben wir das Turnier am Ende auch gewonnen. Immer. Also beide Male.
Die Partie ließ sich dabei nicht unbedingt vielversprechend an, wirkte das Offensivspiel zunächst doch so pomadig wie Marios Olaseku. Auch Özils Pfostenschuss konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Deutschen in der Anfangsviertelstunde schwer taten und mangels Anspielstationen nur wenige gelungene Angriffe zu Stande brachten. Die Defensive musste gleichzeitig eine Großchance von van Persie verkraften, zeigte sich in der Folge aber wiederum äußerst stabil und ließ kaum Möglichkeiten für die Oranje-Elf zu.
Das starke Defensivspiel erwies sich dabei erneut als Schlüssel zum Erfolg. Denn dank der soliden Abwehrreihe um den wiedermals gut aufgelegten Hummels und den starken Badstuber gewann die deutsche Elf zusehends an Sicherheit und traute sich auch im Spiel nach vorne mehr zu. Die Führung durch Mario Gomez kam gleichwohl ein bisschen überraschend, war aber umso sehenswerter herausgespielt: Den diabetesverdächtigen Zuckerpass von Schweini nutzte Gomez zu einem 6,0-würdigen Axel, um sich dann mit trockenem Schuss den inneren Mehmet Scholl von der Seele zu ballern. Ein Weltklasse-Tor.
Die Deutschen dominierten in der Folge das Geschehen und ließen den Gegner dank konsequentem Zweikampfverhalten kaum mehr richtig ins Spiel. Da nützten dann auch die hohen Ballbesitzanteile nichts - die Niederländer präsentierten sich fortan gleichsam genervt wie lustlos und hatten offensichtlich kein Mittel parat, um die bissigeren Deutschen in Schach zu halten.
Die Offensivaktionen der Deutschen waren dabei jetzt durchweg gefährlich. Das Tor zum 2:0 muss - trotz der erneut schönen Vorarbeit von Schweini - aber vor allem als echte Glanzleistung von Gomez betrachtet werden. Vielleicht nicht ganz unhaltbar, aber trotzdem wunderschön. Zumindest aus deutscher Sicht. Ein Bilderbuch-Schlenzer und gleichzeitig ein beeindruckender Fingerzeig an alle Kritiker.
Die womöglich größte Chance besaß gleichwohl Torungeheuer Badstuber, der die Kugel aus kürzester Entfernung nur Stekelenburgs Magengrube traf. So wäre es beinah Schweini vorbehalten gewesen, mit dem 3:0 die Vorentscheidung zu erzielen. Sein abgefälschter Freistoß fand jedoch nicht den Weg in den Kasten. Es blieb daher bei der alles in allem absolut verdienten 2:0-Führung der Deutschen, die vor allem taktisch zu beeindrucken wussten und sich in der Defensive praktisch keine Fehler erlaubten.
Sah also ziemlich dufte aus. Eine optimale Ausgangsposition für den zweiten Spielabschnitt, der verhältnismäßig ruhig startete. Die Holländer, jetzt mit van der Vaart und Huntelaar, deuteten zwar an, nun mehr nach vorne unternehmen zu wollen. Sie drückten auch ein wenig, ohne dass dabei viel heraus kam. Eben das alte Verstopfungsproblem.
Die deutsche Mannschaft deutete hier und da wieder ihre Gefährlichkeit an, der ganz große Offensivschwung war aber erwartungsgemäß erst einmal raus. Von den Holländern kam gleichwohl nicht so viel, als dass einem als Deutschland-Fan wirklich bange wurde. Der Anschlusstreffer durch van Persie fiel entsprechend überraschend. Hummels, der sich vom Arsenal-Stürmer düpieren ließ, sah hier ausnahmweise mal nicht gut aus
Von jetzt an war Zittern angesagt. Die Holländer hofften wohl, noch durch einen Elfmeter zum Ausgleich zu kommen - und wechselten Arjen Robben aus, dessen Meinung über die Auswechslung zweifelsfrei an seiner Oberlippe abzulesen war. Doch auch mit Kujt für Robben zeigten sich die Holländer nicht durchschlagkräftiger. Hier und da kam noch ein wenig Gefahr für Neuers Kasten auf. Insgesamt aber schaukelte die Löw-Elf das Ergebnis mit einer ordentlichen Portion Cleverness und einem guten Schuss Willen sicher über die Zeit. So blieb es am Ende mit dem 2:1 bei einem Ergebnis, das den Spielverlauf durchaus treffend wiedergibt.
Fazit
Überzeugt hat auch diesmal wieder die deutsche Abwehr um die beiden Innerverteidiger, die stets ein gutes Auge bewiesen und im Zweikampfverhalten zumeist sehr klug agierten. Philipp Lahm machte seine Sache heute deutlich besser, eroberte viele wichtige Bälle und schaltete sich vermehrt ins Offensivspiel ein. Auch Schweini zeigte sich klar verbessert, nicht nur wegen seiner beiden sehenswerten Torvorlagen. Das offensive Mittelfeld fiel indes ein wenig ab. Müller kämpfte viel, agierte aber oftmals unglücklich. Poldi tauchte irgendwann zu Beginn der zweiten Hälfte komplett ab. Und Özil machte seine Sache als Mittelfeldmotor zwar gut, setzte aber nicht die ganz großen Akzente.
Man of the Match
Ohne jeden Zweifel: Mario Gomez. Nicht auch, aber vor allem wegen seiner beiden Tore - die perfekte Antwort auf all die Kritiken der letzten Tage und ein deutliches Zeichen, dass er entgegen aller Unkenrufe eben doch ein Weltklassestürmer ist. Zudem mit mehr Engagement im Spiel nach hinten. Eine ganz starke Leistung.
Einziger Wermutstropfen: Trotz Siegen gegen Portugal und Holland ist der Viertelfinaleinzug noch immer nicht sicher. Wenn es ganz dumm läuft, können die Deutschen noch in der Vorrunde ausscheiden. Eigentlich ein schlechter Witz, aber eben doch möglich. Doch angesichts dieser Leistung praktisch nicht vorstellbar.
Aufrufe: 2525 | Kommentare: 16 | Bewertungen: 10 | Erstellt:14.06.2012
ø 7.9
KOMMENTARE
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14.06.2012 | 02:44 Uhr
-2
Aber stempelt mich nich unbedingt als Heuchler ab.....
Bleibt so gut.......
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14.06.2012 | 01:14 Uhr
-2
Einzig das du Poldi nicht erwähnt hast, weil er auch nicht erwähneswert war, aber unser Spiel mit 10 Mann trotzdem geprägt hat.... hätte Erwähnung finden können!
Er hat wohl schon mit dem Englisch lernen begonnen.... und zwei Dingen gleichzeitig....
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14.06.2012 | 01:08 Uhr
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Fast alles.
Ich habe in den 15 Minuten vor dem Anschlusstreffer der Holländer eine bärenstarke deutsche Mannschaft gesehen.
Das Gegenpressing hat super funktioniert und führte zu sehr vielen schnellen Ballgewinnen und einer gefühlten Übermacht die dem Überzahlspiel beim Eishockey nahe kam.
Da hätten wir den Sack zumachen müssen, wie man so schön sagt. So wurde es nochmal spannend und ich hatte am Ende des Tages richtig getippt
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Die Häme für die Gomez Kritiker verkneife ich mir mal und genieße den Moment.
Hummels, Schweinsteiger und eben Doppeltorschütze waren für mich die Spieler des Spiels.